2014 ist übrigens nicht nur Weltkriegsausbruchsgedenkjahr, sondern auch der 150. Geburtstag von Richard Strauss muss in annum mit bedacht und maßvoll abgefeiert werden. Kürzlich las ich, dass Strauss in seinen Anmerkungen zur Berliner Erstaufführung von Also sprach Zarathustra erklärte, er habe mit dieser Tondichtung eine Vorstellung von der Evolution der menschlichen Rasse geben wollen, von den Ursprüngen über verschiedene Phasen ihrer Entwicklung bis zu Nietzsches Übermenschen, und ich fragte mich, ob Stanley Kubrick diese Äußerung gekannt haben mochte – im Film 2001. A Space Odyssee erklingt, wie jeder weiß, die Zarathustra-Eingangsfanfare, basierend auf den Tönen c'-g'-c'', sowohl zu Beginn als auch am Schluss in voller Pracht und markiert zwei Evolutionssprünge der Gattung: den Beginn des Denkens (genauer: des Werkzeugbenutzens) beim Affen sowie die Geburt des mysteriösen Sternenkindes, einer höhren Art Mensch. In Stephan Sperls Buch "Die Semantisierung der Musik im filmischen Werk Stanley Kubricks" las ich nun, dass der Regisseur seinen späteren Produzenten Jan Harlan gebeten habe, ihm für den Film eine "großartige, majestätische Musik" zu suchen, "die schnell zu einem Ende kommen" müsse, und Harlan habe den Zarathustra-Beginn vorgeschlagen. Es scheint bei Kubrick also eher Intuition gewesen zu sein. Gleichwohl passt jene Fanfare, die bei Strauss einen Sonnenaufgang beschwört – näherhin den Entschluss Zarathustras, aus seiner Berghöhle zu den Menschen hinabzusteigen (ihnen also aufzugehen) – sehr gut zur Geburt des Menschen und noch mehr zu der des kleinen Übermenschen am Ende dieses rätselhaft-großartigen Films.
Beitrag erschien am 27. Januar auf: michael-klonovsky.de
Kommentare zum Artikel
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Ja, so ist es. Strauß war der letzte der Giganten, auch wenn nicht alles, was danach noch kam, zum Genre der Katzenmusik gerechnet werden darf. Schließlich haben wir da noch Pfitzner, Casella und Reger.
Das Maß der Feiern für Richard Strauss darf durchaus etwas bdeutungsvoller ausfallen. Er ist der größte Komponist des 20. Jahrhunderts! Woran läßt sich das messen? An seinem Werk, das a l l e
Sparten der Musik umfasst. Sein überragendes Opernwerk, die symphonischen Dichtungen, seine Solo-Konzerte, seine Kammermusik und sein bedeutendes Liedgut wird nach wie vor auf allen Opern- und Konzertbühnen der Welt gespielt und fasziniert nach wie vor ein großes Publikum.
Besonders muss erinnert und mitgefeiert werden seine enge Zusammenarbeit mit einem der größten Dichter der Zeit, Hugo von Hofmannsthal, von der der Briefwechsel der beiden ein lebendiges und bleibendes literarisches Zeugnis ist. Diese Zusammenarbeit war und ist ein Glücksfall, der in der Welt der Musik und der Dichtung einzig dasteht.