Verbalfäkalienbefall

Jeder, der sich im Internet und in den sozialen Medien bewegt, kennt diese Sonderform der kritischen Interaktion, die sich auf Grund einer angenommenen Anonymität in Beleidigungen und Verbalterrorismus ergeht.

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Es kann wirklich jeden erwischen, der ein Blog betreibt, einen Facebookaccount hat oder an anderer Stelle öffentlich publiziert. Die Redaktion von Christ und Welt hat – neben einigen sachlichen kritischen Reaktionen auf einen Beitrag der Redaktionsleiterin Christiane Florin – auch ein paar trollige Verbalentgleisungen, deren Niveau gegen -∞ auf der nach unten offenen Trollskala gehen, veröffentlicht.

Es kann nur eine Antwort darauf geben:

Klare Abgrenzung und (in sozialen Medien) kommentarlose Blockierung. Nicht reagieren. Trolle nicht füttern.

Wir sind hier nicht die Therapeuten der Nation. Es gibt gute Leute, die ihr Geld mit therapeutischen Angeboten verdienen. Diese können viel besser und professioneller mit derartigen Aggressionen umgehen, sie ableiten und Lösungen mit dem Patienten erarbeiten.

Das allerdings sollte uns nicht davon abhalten, den inhaltlichen Diskurs in aller gebotenen Schärfe zu führen. Und in diesem Punkt muß ich mal meinen Hut vor Frau Florin ziehen, der ich ja gerne mal widerspreche. Es gehört schon etwas dazu, sowohl die sachlich- inhaltliche Kritik als auch die Verbalfäkalien auf der eigenen Seite zu veröffentlichen. So weit so gut. Doch etwas irritiert mich dann doch.

Die Redaktion schreibt:

Uns hat überrascht, mit welchen Worten Christentum und Abendland verteidigt werden. Aber urteilen Sie selbst

Sorry, die Überraschung überrascht mich nun wiederrum. Wer die vergangenen 15 Jahre nicht in irgendeinem (publizistischen) Elfenbeinturm verbracht hat, müßte eigentlich wissen, wie sehr das Niveau der Diskussionen u.a. zu kirchlich, gesellschaftlich und politisch relevanten Themen in den Keller gegangen ist. Das ist vor allem im Internet so, aber nicht nur dort. Der allgemeine Zwang zu politischer Korrektheit bringt hier seine sonderbaren Blüten hervor. Denkscheren im Kopf produizieren Gedankenabfälle. Und wohin damit?

Es wird zu untersuchen sein, inwieweit dieses Faktum gerade mit dem mehr oder weniger deutlich sinkendem Bildungsniveau, sowie mit einem allgemein als sinkend erscheinendem Niveau der Manieren und alltäglichen Umgangsformen – nicht nur im Internet – in einem inneren Zusammenhang steht.

Vielleicht könnte sich Christ & Welt mal damit beschäftigen. Wie sehen denn eigentlich die alltäglichen Umgangsformen aus? Was hat sich verändert? Ist “cool” eigentlich immer so toll? Eines kann ich garantieren: Die trolligsten Verbalterroristen sind vermutlich ultramegasupercool. Allerdings gilt dies überwiegend für ihre Selbstwahrnehmung und allenfalls noch innerhalb ihrer eigenen Peergroup.  Die Bezeichnungen, die mir einfallen, wenn ich die Fremdwahrnehmung beschreiben müßte, wären justiziabel. Aber: Urteilen Sie selbst.

Beitrag erschien auch auf: katholon.de

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