Trotz aller Tragödien: Auswanderer sind keine Flüchtlinge

Skrupellos schlachteten deutsche und europäische Medien das Bild des ertrunkenen Kindes für ihre Propaganda aus. Das ist der vorläufige Tiefpunkt in der Berichterstattung zum allbeherrschende Thema dieses Jahres.

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Wenn ein Kind stirbt, ist dies eine Tragödie. Vor allem für dessen Eltern. Das Bild eines toten Kindes macht betroffen, traurig und wütend. Aus gutem Grund gilt das ungeschriebene Gesetz, dass die Redaktionen der Fernsehsender Zuschauern Bilder von sterbenden oder getöteten Menschen nicht zumuten. Schon gar nicht, wenn es sich dabei um kleine Kinder handelt. Doch von dieser Selbstverpflichtung wollten Medienverantwortliche in dieser Woche nichts mehr wissen. Zu gut passte das Foto eines toten kurdischen Jungen am Strand ihnen ins Konzept. Zwar wurden die Berichte, die mit dem unerträglichen Bild des kleinen toten Aylan aufmachten, mit belegter Stimme und traurigen Kulleraugen anmoderiert, doch ändert dies nichts an der Tatsache, dass mit Kalkül vorgegangen wurde. Der Fotografin, die das Foto schoss, mag man noch hehre Absichten unterstellen, als sie ihren verstörenden Schnappschuss an die großen Presseagenturen verkaufte. Sie habe den Schrei des toten Jungen hörbar machen wollen. Was allerdings dann folgte, war obszön. Skrupellos schlachteten deutsche und europäische Medien die Szene für ihre Propaganda aus. Der offensichtliche Missbrauch des Todes eines Kindes ist der vorläufige Tiefpunkt in der Berichterstattung zum allbeherrschende Thema dieses Jahres.

Nun endlich konnte man dem Flüchtlingsdebakel ein Gesicht geben, dessen Wirkung manch Medienschaffender selbstzufrieden mit jener des von Napalm-Verbrennungen gezeichneten Mädchens im Vietnamkrieg verglich. Es wurde das Pressefoto des Jahres 1972. Ganz sicher wird auch dem Foto des toten Aylan diese “Ehre” zuteil. Selbstverliebt scheint es der Branche einmal mehr lediglich darum zu gehen, maximale Aufmerksamkeit zu erzielen. Vor allem aber darum, das Thema Asyl- und Flüchtlingspolitik vollends von der sachlichen auf die emotionale Ebene zu befördern, um damit auch die letzten Diskussionen zu ersticken, die so dringend notwendig wären. Dafür war man sich nicht zu schade, rund um die schreckliche Tragödie eine anrührende Flüchtlingsgeschichte zu konstruieren, die es so nicht gab. Natürlich wurde der kleine Aylan wie auch sein nur wenig älterer Bruder und die Mutter Opfer der von Schleppern organisierten Überfahrt nach Griechenland. Diesen Teil der Geschichte erzählte man uns gerne. Doch unisono verschwiegen die deutschen Medien zunächst, dass die kurdische Familie zuvor bereits drei Jahre lang in der Türkei gelebt hatte, nachdem sie 2012 aus Syrien gekommen war. Sie waren also einmal Flüchtlinge – vor drei Jahren.

Unter dem Erdogan-Regime ist das Leben für Kurden in der Türkei ganz sicher nicht angenehm. Eine Flucht aus Sorge um Leib und Leben war die Überfahrt zur Insel Kos allerdings keinesfalls. Die kurdische Familie hoffte auf diese Weise, irgendwie zur Schwester des Vaters nach Kanada weiterreisen zu können, wo sie sich eine bessere Zukunft erwartete. Stattdessen wurde dem Zuschauer der Eindruck vermittelt, hier seien vier Flüchtlinge mit letzter Kraft dem syrischen Terror entkommen und dabei tragisch verunglückt. Was wie eine Bagatelle anmutet, ist eine brandgefährliche Strategie: Mit ihrer Desinformationspolitik stärken die deutschen Medien die radikalen Ränder der Gesellschaft. Ich finde es darüber hinaus jedoch unerträglich, dass von Schlepperbanden angeworbene Auswanderer auf eine Stufe mit Menschen wie meinem Vater gestellt werden, der über Nacht aus dem Iran vor einem grausamen Regime flüchten musste, weil er die “falsche” Religion hatte. Mein Vater floh zu Fuß über die Berge Pakistans, ohne zu wissen, was ihm dort drohte. Bootsreisende, die sich in der Hoffnung auf ein besseres Leben in die Hände der Schlepper-Mafia begeben und sich irgendwo in Europa absetzen lassen, sind keine Flüchtlinge. Daran ändert auch die furchtbare Tragödie von Bodrum nichts.

Zuerst erschienen auf meinungsfreiheit24.wordpress.com

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Clara West

Ich stimme Ihnen zu - und auch wieder nicht.

Das Foto des toten Aylan wird sicher Geschichte schreiben, ebenso wie der Falling Man, ebenso wie das Foto mit der kleinen Vietnamesin.

Ich stimme Ihnen auch zu, dass Schlepperbanden ihr Unwesen treiben und gerade jetzt in diesen Unruhezeiten Hochkonjunktur haben. Die Saison ist jetzt und jetzt macht man Kohle. Das ist so. Die Krisenherde rings um Europa laden geradezu dazu ein. Das Thema ist aber nicht neu, was jeder weiß, der z.B. gern nach Italien oder Spanien gereist ist. Die Flüchtlingsboote kamen auch vor den Krisen schon zu Hauf über's Mittelmeer geschwommen. Nur nahm man in der nördlichen Hemisphäre nur wenig bis keine Notiz davon - und wenn, dann waren höchstens die Italiener mit ihrer Rettungsaktion Mare Nostrum an allem schuld. So wie immer alle anderen Schuld sind. Die Griechen, weil sie sowieso korrupt sind, die Italiener wegen der Mafia, die Spanier wegen der Immobilienblase, die Afrikaner, weil....und und und....ach ja, die Iren noch wegen ihrer Steuersätze.

Nur uns trifft keine Schuld, nicht wahr? Wir schießen nicht selbst, wir lassen schießen. Wir lassen zu, dass die Drohnenkriege von Ramstein aus geflogen werden. Wir verdienen Milliarden mit Waffenlieferungen in alle Welt. Im ersten Halbjahr 2015 schon mehr als im Jahr 2014 insgesamt. Aber wie Pontius Pilatus waschen wir unsere Hände in Unschuld und pflegen unsere christlich-jüdische abendländische Kultur. Wir halten uns die Hände vors Gesicht, im Glauben, dass man uns dann nicht sieht. Aber in Wirklichkeit hat der Westen (und damit meine ich alle Beteiligten) massiv zur Destabilisierung des Mittelmeerraumes und der Anrainerländer beigetragen und damit dazu, dass nun Hunderttausende sich auf den Weg machen. Und dabei ist es völlig egal, ob es "Auswanderer" sind, oder "Flüchtlinge". Die deutsche Wirtschaft reibt sich schon die Hände, sind doch gut ausgebildete Leute dabei, denn bekanntermaßen geht nicht die Unterschicht, sondern die Mittel- und Oberschicht, also diejenigen, die in der Lage wären ihre Länder wieder aufbauen könnten.

Ich hatte das große Glück, in den Zeiten der deutschen Entspannungspolitik aufzuwachsen, in der Zeit, als man auf Abrüstung setzte und Verhandlungen mit "dem Feind" aufnahm, als die Nachrichten geprägt waren von OSZE und KSZE, in Zeiten von "Frieden schaffen ohne Waffen". Damals war der Feind noch der Kommunismus, aber wie von Zauberhand wurde dieser durch den Terrorismus ersetzt. Feindbilder sind nützlich.

Das hat sich geändert. Wir sind an diesen Kriegen beteiligt und haben Politiker an der Spitze, die das seit Jahren unterstützen - unabhängig von ihrer Couleur übrigens. Das betrifft die Schwarzen wie die Roten wie die Gelben wie die Grünen. Kunterbunt ist die Kriegstreibertruppe.

Ich weiß nicht, ob und wie massiv die kurdische Familie verfolgt wurde. Vielleicht waren ihre Ängste rein subjektiv. Aber reicht das nicht aus? Reicht es nicht, wenn man sich einfach nicht sicher fühlt? Ist die Tragödie dann weniger wert?

Was heißt Wirtschaftsflüchting? Ganz Südeuropa ist momentan unterwegs, um in anderen europäischen Ländern ihr Auskommen zu finden. So wie noch vor einigen Jahren im deutschen Fernsehen eine Auswanderersendung die nächste jagte und die Zahl der Auswanderer in Deutschland jährlich so um die 150TSD lag. Wirtschaftsflüchtlinge?

Ich freue mich, dass Ihr Vater es seinerzeit mit seiner Familie geschafft hat und Ihnen damit ein gutes Aufwachsen und gutes Leben ermöglicht wurde. Dennoch verstehe ich nicht, dass Sie so beleidigt sind, dass andere auf Schlepperbanden hereinfallen. Dieser Gedankengang will sich mir nicht erschließen.

Was vermisse ich?

Ich vermisse die öffentliche Empörung - und zwar gegen das Regime, gegen das Imperium und nicht gegen die Flüchtlinge. Die können nichts dafür, dass die Kommunen eine verfehlte Eingliederungspolitik betreiben. Aber während Otto Normal damit beschäftigt ist, auf Murat, Ali und Ayshe einzudreschen, nur weil sie angeblich "Wirtschaftsflüchtlinge" oder "Auswanderer" sind, reiben sich die Macher der Konfusion die Hände, weil niemand sie in ihrem Treiben unterbricht.

Gravatar: Song Mali

@Freigeist 08.09.2015 - 01:39

Man sollte -insb. schon sprachlich- den Mut haben, klar zwischen Hass saeenden Ideologien auf der einen Seite, und 'Weltanschauungen' oder "Religion" unterscheiden.

Haette es etwas veraendert, oder wuerde sich die Betrachtung aendern, wenn sich die Kackbraunen, die Stalin_isten, PolPot_isten, et al, als "Religion" bezeichnet ("verkleidet") haetten, oder so bezeichnet wuerden? Sicher nicht!

Wer, wie vorgenannte Terror- und Massenmordorganisationen, vor allem Kinder, Jugendliche sowie geistig wie entwicklungsreiflich Unterbelichtete in ein ideologisches Terror-, Moerder- und Versklavungsnetzwerk lockt, ggf. mittels bekannter Hirnwaschmethoden abfischt, bzw. zwingt, MUSS offen als das bezeichnet, sowie bekaempft werden, was diese halt "nur" sind; als Massenmord-, Terror- und Versklavungsvereinigungen.

Wer diesen Vereinigungen den -politischen, medialen wie gesellschaftlichen- Stempel "Weltanschauung" aufdruecken moechte, hat nicht nur nichts aus der Geschichte gelernt, sondern hofiert erneut -im Ausland wie in Europa- Unrechtsdiktaturen. Ich nenne es Terror-, Massenmord- und Versklavungsbeihilfe. Auch i.d. Form des Dulden wie Unterlassen der Gefahrenabwehr.

Gravatar: Song Mali

Nachtrag: Betrug bei Asyl- oder Fluchgrundantraegen, muessen zu einer zwangsweisen Abweisung inkl. folgender ad hoc Abschiebung fuehren. So auch zwingend bei Antragstellern, die im Ausland Verbrechen (insb. terroristischer Art, Volkermordteilnahmen, Mafia/Drogen), begangen oder versucht haben, die im europ. Inland(!) als solche juristisch verfolgt wuerden.
Eine Abweisung und ad hoc Abschiebung muss ebenfalls dann zwingend sein, wenn sich der Pedent (auch nach mgl. Anerkennung, stchw. 'Verwirkung'!) innerhalb Europas strafrechtlich relevante Delikte (inkl. sog. Vergehen) hat zu schulden kommen lassen.

Gravatar: Song Mali

Sie haben recht, Hr.Peymani; 'Auswanderer' sind keine Fluechtlinge. Die US of A und CAN etwa wurden -zumeist- nicht von Fluechtlingen besiedelt, und auch wenn es den Auswanderern daheim seinerzeit schlecht ging (bspw. Iren - Stchw.: Hungersnot, Kartoffelfaeule).

Nur, Menschen, die nach 'Irgendwo' hin auswanderten, und -historisch betrachtet- regelmaessig invasiv (siehe USA, CAN, viele Staaten der Amerikas, AUS, sowie die Urbevoelkerung und deren Kultur -nahezu komplett- verdraengend bis ausrottend), sieht man -in unserem Falle- regelmaessig dessen 'Auswanderungsdasein', bzw. ggf. doch gegebenen Asyl- oder tatsaechlichen Fluchtgrund, nicht zweifelsfrei an. Das bedeutet, dass das Recht auf Pruefung des Status unabdingbar ist.
Bei Ihrem Vater, Hr.Peymani, wurde geprueft und der Asyl- oder Fluchtgrund -ex lege- anerkannt.

Kurzum: Eine 'Auswanderung', z.Bsp. mit Ziel nach Europa/Deutschland, muss -vorab, etwa via Botschaften- rechtlich-administrativ klar geregelt werden (koennen).
Einer (geprueft) illegalen Auswanderer-Immigration, etwa nach Europa/Deutschland, muss mit einer gesicherten Ausweisung und Abschiebung (etwa auch in von Europa gesicherten, angemieteten Regionen in Afrika, Mittlerer Osten) bekaempft werden.
Sonst haben wir ein "Reusenprinzip", was auf Dauer eine Sozial- wie Rechtstaatsaufrechterhaltung verunmoeglicht. Im uebrigen den wirklich berechtigten Asyl- wie Schutzsuchende (siehe, Ihr Vater) Aufnahmechancen wie -kapazitaeten verunmoeglichte.

Das Verfahren der Pruefung zur mgl. Anerkennung von Asyl- wie Fluchtgruenden muss dazu jedoch -insb. zeitlich- deutlich verbessert werden, und bei Nichtanerkennung, bzw. Zeitablauf d. anerkannten Fluchtaufenthaltgrundes, die Abschiebung sowohl ermoeglicht wie auch umgesetzt werden.
Aber nochmals: Wenn und falls das Herkunftsland nicht aufnehmen will, oder gar "unbekannt" gemacht wurde, muessen sodann Sicherheitszonen in Afrika und Mittlerer Osten fuer eine solche (Not-)Abschiebung offen stehen.
Sonst wird das "Reusenprinzip", und erst recht bei dauerhaften, umfangreichen illegalen Auswanderermigrationen, die Einwandererstaaten, aus jedwedem Aspekt heraus, voellig ueberfordern.

Gravatar: Freigeist

Alle kleinen Jungs sind in diesem Alter Muttis kleiner Liebling. 15 Jahre später können sie schon bei der IS sein und Andersgläubigen den Kopf abschneiden. Wie war das noch mit der Verseuchung von Kindern durch Religion, so dass sie als Erwachsene ferngelenkt funktionieren?

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