Tradition und Gewalt an Frauen: Mehr als Steinigung

Wenn über einen Bericht der österreichischen Frauenministerin zur Gewalt gegen Frauen nur hinsichtlich des Aspektes der Steinigung berichtet wird, kann man schnell auf die Nase fallen. Augen auf bei der Medienschau!

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Ich gebe es zu, auch ich habe mich gestern zwischen Amüsieren und Empören bewegt, als ich über einen Bericht der österreichischen Frauenministerin gelesen habe, die sich offenbar darüber mokiert, dass Steinigungen nicht “gendergerecht” vollzogen würden. Zitiert wird dabei immer wieder die folgende Passage:

Schließlich weist auch die Durchführung der Steinigung selbst eindeutig Nachteile für Frauen auf, weil Männer nur bis zur Hüfte, Frauen hingegen bis zu den Schultern eingegraben werden. Dies ist bedeutend, weil im Falle des »Sich-Befreiens« der (oder des) Verurteilten eine Begnadigung durchgesetzt werden kann. Dies ist bei Männern somit weitaus wahrscheinlicher.

Die Empörung schlägt hoch, wird hier doch über eine geschlechtsspezifische Besonderheit einer in sich schon menschenverachtenden Mordmethode sinniert. Auch ich habe gestern gedacht – und auch auf Facebook geschrieben – ob unsere österreichischen Nachbarn keine anderen Sorgen haben. Und in der Tat würde, wenn ein Bericht über Steinigungen im Nahen Osten oder in Afrika mit den zitierten Worten quittiert würden, man annehmen, derjenige habe nicht alle Tassen im Schrank: Nachteile für Frauen bei Steinigungen? Hat irgendein Opfer etwa keine Nachteile? Man ist geneigt zurückzufragen, ob denn die Trefferfläche bei Männern nicht größer ist als bei tiefer eingegrabenen Frauen? Nein, ich stelle diese Frage nicht, sie ist zynisch angesichts der dahinter stehenden Menschenverachtung!

Das größere Problem scheint mir aber ein anderes zu sein: Die Broschüre des Frauenministeriums ist nämlich – bis auf diesen Aussetzer, und auch der erklärt sich aus dem Zusammenhang – gar nicht schlecht. In dem Papier geht es nämlich nicht um Steinigungen sondern ganz generell um Gewalt gegen Frauen. Und selbst wenn der Inhalt nicht gut wäre, müsste man nun noch auf eines aufmerksam machen: Das Papier stammt aus 2009! Wenn es jetzt “ausgegraben” wird, kann man schon etwas anderes unterstellen als echte Sorge um die rechte Darstellung des Themas.

Also, um inhaltlich zu werden: Die Broschüre behandelt Gewalt gegen Frauen im Hinblick auf Themen wie Weibliche Genitalverstümmelung (die nebenbei etwas ganz anderes und auch anders zu bewerten ist als die Beschneidung männlicher Kinder!), Zwangsheiraten, Ehrenmorde, die im Hinblick auf das Sexualleben überwiegend Frauen treffen, und die bereits erwähnten Steinigungen, bei denen die Hauptproblematik aber nicht in der oben beschriebenen Praxis liegt, sondern darin, dass Frauen überdurchschnittlich Opfer dieses Mordinstrumentes sind. Der beschriebene obige Aspekt ist nur ein kleiner, wenn auch miserabel formulierter, der aber auch in diesem Zusammenhang nicht ganz von der Hand zu weisen ist.

Thematisch ist die Broschüre also ein eigentlich mutiges Projekt: Die beschriebenen Zustände verweisen nämlich auf Gewalt gegen Frauen aufgrund der Kultur der Täter. So wird immer wieder darauf hingewiesen, dass es vor allem Länder mit islamischer Dominanz sind, in denen diese Verbrechen praktiziert und teilweise gesetzlich legitimiert werden, und dass es Migranten aus diesen Ländern sind, die diese Verbrechen auch in Österreich und generell in unserem Kulturkreis verüben. Das Dokument ist also nicht männerfeindlich, es ist sicher kein klassisches “Gender-Papier”, das eine Angleichung von Frauen und Männern propagiert. Es ist ein migrationskritisches Papier, das deutlich macht, welche Probleme man sich einhandelt, wenn man die Kultur der Herkunftsländer der Migranten nicht kritisch betrachtet.

So, und jetzt noch mal: Die Broschüre stammt aus 2009. Das macht die Formulierung des vielzitierten Satzes zur Steinigung nicht besser, aber man fragt sich, wie sie es in diesen Tagen in die Presse und in die Empörungsmaschinerie geschafft hat? Ich kenne mich in der österreichischen Innenpolitik nicht aus, in Deutschland würde ich vermuten, dass “interessierte Kreise” das Thema der kultur- und migrationsbedingten Gewalt unter der Decke halten wollen. Das ist nur ein Gedanke, dessen Richtigkeit ich allerdings nicht überprüfen kann, und da ausgerechnet die FPÖ das Thema derzeit ausschlachtet, liegt der auch nicht so nahe. Sei’s drum …

Ich habe jedenfalls wieder was gelernt: Nicht auf jeden Zug direkt aufspringen und kommentieren! Und schauen wir mal, was aus der Diskussion noch wird.

Das lesenswerte Originaldokument habe ich – nur falls es verschwinden sollte – hier abgelegt TraditionGewalt_2009_web

Zuerst erschienen auf papsttreuerblog.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Carolus

Hinweise auf islamische Dominanz? Migrationskritisch?
Da hab ich meine Bedenken. Denn das Wörtchen -islam- kommt im ganzen Dokument nur ein einziges Mal vor: Ehrenmorde gäbe es auch in nicht-islamischen Ländern.

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