Staatliche versus private Wohlfahrt

Das Bewusstsein: da wird sich schon jemand drum kümmern, da gibt es doch gewiss irgendeine staatliche Stelle, die dafür verantwortlich ist, was geht mich das Ganze an - ist fast schon allgegenwärtig.

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Unfreiwillig deutlich zeigte das im Jahr 2010 der NDR-Mann Christoph Lütgert in seiner KIK-Story im GEZ-finanzierten Fernsehen.

Ebenso unfreiwillig vom Gebührenzahler finanziert, flog er mit seinem Team zwei Mal nach Bangladesch, um dort festzustellen, dass die Arbeitsbedingungen in den Nähereien dort, die unter anderem auch für den deutschen Textildiscounter „KIK“ arbeiteten, weder deutschem Standard noch deutschen Tarifverträgen entsprach.

Als Höhepunkt und absoluten Skandal gelang es ihm dann noch, ein Foto von einem völlig abgemagerten Jungen zu schießen.

Zuhause angekommen, nutze er einen der wenigen öffentlichen Auftritte des KIK-Gründers Stefan Heinig um diesen in einer eher privaten Situation zu überfallen; ihm Kameras, Mikrofon, gleißendes, grelles Licht und eben dieses Foto vors Gesicht zu halten:

"Seine Cousine sorgt für ihn, sie arbeitet für KIK", sagt der NDR-Mann zu Heinig. "Und sie kann die Behandlungskosten für das Kind nicht bezahlen, weil sie so wenig verdient."

Gemeint war damit eine aufwendige Krebstherapie - der kleine Junge auf dem Foto war auf den Tod an Krebs erkrankt.

Ganz abgesehen von dem faden Beigeschmack, den es immer wieder bei mir hinterlässt, wenn ein deutscher Fernsehmann mit dem ganz persönlichen Leid und dem nahen Tod eines Kindes Aufmerksamkeit erregen will - denn eine wirkliche Hilfe, wirkliche „Wohlfahrt“ - wollte oder konnte er dem kleinen Mann nicht angedeihen lassen; bleibt doch eine entscheide Frage offen:

Wäre denn der Fernsehmann Lütgert, selbst mit seinen üppigen Gehalt beim NDR, überhaupt in der Lage (und willens?) für einen seiner Familienangehörigen eine Jahre währende Krebstherapie zu bezahlen? 40 bis 100.000 € pro Jahr kommen da rasch zusammen.

Für eine Näherin in Deutschland übrigens kann man die Frage sofort beantworten: unmöglich - unerschwinglich.

Darüber aber muss der „Skandalreporter“ überhaupt nicht nachdenken:

Klar – in Deutschland hat so etwas gefälligst die Krankenkasse zu bezahlen. Egal, was der Patient für ein Einkommen hat. Damit hat ein Christoph Lütgert doch nichts zu tun.

Ebenso wie mit der ersten, zweiten und dritten überbetriebliche Ausbildung eines „schwer Vermittelbaren“ – einer Drogentherapie oder den Krankenhauskosten nach Abenteuerurlaub oder Komasaufen.

Was kümmert das die Eltern, Familienangehörige – was geht sie das an?

Was würde es für einen Effekt haben, wenn die Eltern von Koma-Säufer-Kindern auch tatsächlich für die daraus entstehenden Kosten zur Kasse gebeten werden?

Zumindest doch die Erkenntnis, wie teuer so was ist. Und: dass sie das möglichst kein zweiten Mal bezahlen wollen. Dass man eventuell doch einmal reden sollte mit den lieben Kleinen.

Sie hätten etwas daraus gelernt: Verantwortung zu übernehmen, hilft manchmal den eigenen Geldbeutel schützen.

Staatliche Wohlfahrt stellt nämlich die Idee der privaten, „echten Wohlfahrt“ total auf den Kopf!

Am Anfang steht nicht mehr die Frage: Wen können, wen müssen wir davon überzeugen, Geld für diese edle Sache zu geben?

Das Geld nimmt man seinen Bürgern einfach weg. Und wenn es dann nicht reicht, entscheidet man im Bundestag durch „Handaufheben“, welche Steuern man diesmal erhöht!

Die Frage ist allein: ist es wünschenswert? Ist es für einen guten (meist gut gemeinten) Zweck?

Wenn diese Fragen bejaht werden, kann und darf es am Geld nicht mehr scheitern!

Dann gibt es kein halten mehr. Dann erleben wir eine Sozialpolitik außer Rand und Band – wie aktuell zu beobachten.

Erst wenn dann am Jahresende alle Wohltaten für Deutschland und die Welt vollbracht worden sind, dann schaut man ganz vorsichtig in die Bücher, was das alles denn so gekostet hat. Damit man weiß, was man im nächsten Jahr einplanen muss.

Und dann muss das Geld eben irgendwie beschafft werden. Über Steuer- und Abgabenerhöhungen! Bei den eigene Bürgern oder halt, indem man sich neues Geld leiht. In dem sicheren Wissen, es nie im Leben zurückzahlen zu können.

Dumm nur, wenn die Banken dieses Geld gerade eben aus dem Nichts geschaffen haben. Indem sie Papierscheine bunt bedrucken. Oder einfacher noch: Indem sie auf dem Darlehenskontoauszug des Staates mal eben noch zwei bis drei Nullen hinten angefügt haben. Und schon sind wir alle wieder liquid?

In Anlehnung an einen der ersten Sätze in der lateinischen Bibelübersetzung „Fiat Lux“ (es werde Licht) nennt man dieses, aus dem Nichts geschaffene Geld auch nicht zu Unrecht „Fiatgeld“.

Was aber im Grunde schon einer bitteren Gotteslästerung gleicht: das ist nun wahrhaftig kein Schöpfungsakt im biblischen Sinne – nicht einmal ein Akt der „Wertschöpfung“, wie schon weiter oben festzustellen war.

Man ist schon bei all den Schulden froh, wenn man die Zinsen dafür bezahlen kann und betet dafür, dass selbige nicht steigen.

Obwohl da keine echte Gefahr besteht: bestimmen doch dieselben nationalen, europäischen und internationalen Zentralbanken den „Leitzins“, die von den Regierungen im wahrsten Sinne des Wortes die „Lizenz zum Gelddrucken“ bekommen haben. Und welcher Wirt, der bei sich selbst bitter in der Kreide steht, wird sich schon selbst eine Mahnung mit horrenden Zinsforderungen schicken?

Jedes Unternehmen, jede Familie, ja selbst die von der Kanzlerin viel beschworene „schwäbische Hausfrau“ – sie alle gingen in kürzester Zeit jämmerlich zugrunde, sollte sie jemals so wirtschaften.

Nur: für den deutschen Staat soll das der richtige Weg sein – alternativlos! Ist er das wirklich? Ich glaube: nein!

Die Gesetze des Marktes gelten auch hier so unbarmherzig wie Naturgesetze– es dauert nur etwas  länger und wird teurer, bis der Insolvenzfall eintritt. Schulden sind immer endlich – einmal ist der Zahltag da: in drei, zehn oder auch in 15 Jahren.

In der ehemaligen Sowjetunion hat es 80 Jahre gedauert, in der DDR immerhin noch 40! Keiner weiß, wann er kommt  - dass er kommt – der Staatsbankrott - ist sicher. Wenn wir so weitermachen.

Und Beispiele aus der Geschichte gibt es zuhauf.

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