Sind Nationen Gott-gegebene Entitäten, für die ein transformatorischer Auftrag besteht?

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Gastbeitrag von Dr. Gottfried Sommer

Sind Nationen Gott-gegebene Entitäten, für die ein transformatorischer Auftrag besteht?

Schon diese Überschrift bewegt sich auf dem Boden eines Minenfeldes. Nation verbindet man mit Nationalismus und den wiederum mit Rassismus. Das war nicht immer so. Noch im 19. Jahrhundert wollte der christliche Hochkonservative Ernst Ludwig von Gerlach das christliche und nicht das rassische Element zum staatstragenden Prinzip erklären, zu einer Zeit, in welcher der Deutschland noch kein Nationalstaat, sondern ein territorialer Flickenteppich war. Für von Gerlach ging der Staat aus der von Gott eingesetzten Obrigkeit hervor. Längst verblichene Gedanken. Von Gerlach hatte Recht, als er den preußischen Staat, auf dem ja auch das II. Deutsche Reich fußte, am Nationalismus und am „Laster des Patriotismus“ zugrunde gehen sah. Er hatte andererseits Unrecht, in dem er nicht einschätzen konnte, daß er dem von Gott eingesetzten frommen Herrscher zu viel zumutete. König Friedrich Wilhelm IV., der „Bibelchrist auf Preußens Thron“ (H.-J. Schoeps) zerbrach unter der Last der Verantwortung. Fürst von Bismarck, im Umfeld der ostelbischen Erweckungsbewegung aufgewachsen, übernahm die Regentschaft und legte die Grundlage für die spätere nationale Überheblichkeit. Den hochkonservativen, ständisch denkenden Königstreuen fehlte das „Lex Rex“-Verständnis der Puritaner, welches zum Parlamentarismus führte, in welchem der Erste (Premier) der Diener (Minister) aller werden sollte.

Man muss nicht soweit gehen, um gemäß der „providential history“, die Vereinigten Staaten, welche ja aus unzähligen Volksgruppen gebildet wurden, als eine Musternation zu verstehen. Allerdings ist es unleugbar, dass sie das verkörpern (oder vielleicht auch nur lange Zeit verkörpert hatte), was die Bibel als „bedeutende Nation“ (gemäß Gen.12,2: Israel war nie besonders groß in Bezug auf Landesgröße oder Einwohnerzahl, wohl aber bedeutend) bezeichnet. Gegründet von den Nachkommen der „Pilgerväter“, basierend auf einem Wertesystem, das von biblischen Werten durchdrungen war und zum nationalen Erfolg beitrug.

Hatte Paulus recht, wenn er die Nationen in Apg 17:26 als gottgewollt, ja als seine Schöpfung bezeichnet? Damit soll in keiner Weise an die „Volk-Nomos“-Lehre der deutschtümelnden Theologen der Weimarer Zeit erinnert werden. Es ist das Zeugnis der Schrift, dass Nationen in Abraham gesegnet (Gen 18:18) und gemäß des Missionsbefehls belehrt, ja „zu Jüngern“ gemacht werden sollen (Mt 28:19-20). Jesus ist Licht nicht nur für einzelne, sondern auch das der Nationen (Apg 13:47 ELB). Die Kirchen- und Missionsgeschichte zeigt uns, welchen Einfluss das Evangelium auf Völker in ihrer Gesamtheit haben konnte. Norwegen verdankt seine Entstehung als selbstverwaltete Nation im Wesentlichen der pietistischen Erweckung um Hans Niels Hauge. Ein weites Feld. Bedenken wir nur, dass der Gedanke eines Selbstbestimmungsrechts der Völker von Johann Amos Comenius entwickelt wurde, der eine Heimstadt für seine verfolgte Gemeinde der böhmischen Brüder suchte und deshalb an den ungarischen Fürsten Rákoczy schrieb. War Comenius’ Ansinnen auch erfolglos, so berufen sich heute selbst die Kurden, die eben eine solche Nation werden wollen, auf dessen Worte.

Meiner Meinung nach ist eine Neubesinnung zu einem Begriff nötig, der heute so viele Gegner wie den sozialistischen Internationalismus, den Dschihadismus und den Globalismus hat und welchem auch neue imperiale Konstrukte feindlich gegenüber stehen.

Erschien zuerst unter www.hanniel.ch

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Freigeist

Da es Gott nicht gibt ist Ihre Frage lediglich Spät-Karnveval.

Gravatar: Muttis Liebling

Ja, doch, Nationen und Nationalismus, das hängt schon irgendwie zusammen.
Die Deutschen zum Beispiel dürfen gerne wieder Nazies, Rassistinnen, Rassisten, Nationalistinnen und Nationalisten, sein, so lange sie Feminazies von Gnaden der USA sind. Und genau das sind <a href="https://app.box.com/s/jy0fo7xzdtnypb75has0" rel="nofollow">die Deutschen mit ihrer mächtigsten Mutti der Welt. </a>

Sogar von deutschen Richterinnen am EuGHMR werden Sie nichts anderes <a href="http://www.freiewelt.net/sind-nationen-gott-gegebene-entitaeten-fuer-die-ein-transformatorischer-auftrag-besteht-10054758/#comments" rel="nofollow">lesen</a> oder <a href="https://www.youtube.com/watch?v=wQKYuYniVZg#t=7m8s" rel="nofollow">hören und sehen</a>. Im Gegenteil, die Feminazies fabulieren Ihnen im Falle Deutschlands etwas von "nationalen Eigenheiten", auf die "Rücksicht" genommen werden müsse.

Da vergeht jedem, der schon einmal etwas vom Grundgesetz gehört hat, Hören und Sehen.

Gravatar: Lisje Türelüre aus der Klappergasse.

Gott hat dem Menschen eine Ordnung mitgegeben, das ist die Ehe, dann die Familie und als übergeordnete Einheit das Volk.
Wer Völker zerstört und sie durch eine multikulturelle Gesellschaft ersetzt, handelt gegen eine göttliche Ordnung.
Die Argumentation ist ganz einfach:
1. Die Juden sind Gottes auserwähltes Volk, weil aus diesem Volk Jesus Christus, der Messias und Erlöser geboren werden sollte.
2. Wenn ich mir aus einer Menge eine Lieblingseinheit auswähle, setzt das - der Logik folgend - voraus, daß ich die Menge gutheiße, mag, für gut befinde usw.

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