Sechs Kandidaten, eine Bilanz: Zweiter Teil

Gestern hat das Tagebuch die Kandidaten Alexander van der Bellen, Irmgard Griss und Norbert Hofer analysiert. Heute tut es das – samt einer abschließenden Zusammenfassung – mit Rudolf Hundstorfer, Andreas Khol und Richard Lugner.

Veröffentlicht:
von

Es ist dabei ein Zufall, dass die in diesem Tagebucheintrag bewerteten Kandidaten bei den meisten Umfragen – trotz zum Teil knapper Abstände – in der hinteren Hälfte liegen. Die Aufteilung war vielmehr alphabetisch erfolgt. (Wobei ich Van der Bellen halt beim „B“ und nicht beim „V“ eingeordnet habe. Es hätte ja auch niemand Otto von Habsburg beim „V“ gesucht, obwohl er als meist deutscher Staatsbürger das Adelsprädikat eigentlich führen durfte.)

Rudolf Hundstorfer

Das Positive: 

  • + Von der Optik und Gestik her ist Hundstorfer fast der Inbegriff eines Präsidenten, dessen Bild man sich an der Wand jedes Amtes vorstellen kann.
  • + Bis vor kurzem war es unvorstellbar, dass ein SPÖ-Kandidat mehr Geld für das Bundesheer verlangt. Umso positiver, dass er das jetzt tut. (Hundstorfer sagt freilich ebensowenig wie andere, wem das fürs Heer dringendst benötigte Geld eigentlich weggenommen werden soll).

Das Negative:

  • - Der 2012 in einem Hundstorfer-Interview gefallene Satz „Ich war ja auch beim Bundesheer, es war eine unnötige Zeit für mich“, zeigt freilich alles andere als eine große Liebe oder Beziehung zum Heer.
  • - Er trägt die Hauptverantwortung für die sozialdemokratische Reformverweigerung beim Themenkreis Pension und gesetzliches Antrittsalter. Er hat statt echter Reformen immer nur ein paar statistisch-kosmetische Tricks realisiert. Zwar geht die Reformverweigerung unter seinem Nachfolger voll weiter, aber Hundstorfer ist zum Symbol der größten ökonomischen Zeitbombe geworden, die das Land in absehbarer Zeit zerreißen wird.
  • - Hundstorfer hat sich in diesem Wahlkampf mehr denn jeder andere Kandidat als braver und gehorsamer Parteisoldat entpuppt. Damit scheint er nicht gerade die benötigte eigenständige Persönlichkeit zu sein, die in einer Krisenzeit die Stärke hätte, die fundamentalen Interessen Österreichs durchzusetzen. Stärkster Beweis für das Fehlen einer geistigen Eigenständigkeit Hundstorfers: Er hat weder vor der 180-Grad-Wende von Parteichef Faymann in Sachen Völkerwanderung auch nur die leiseste Distanz zur offiziellen Linie der Partei gezeigt noch danach. Er ist vielmehr immer hundertprozentig brav der jeweiligen Faymann-Linie gefolgt.
  • - Er stellt heute noch die Demonstrationen gegen die schwarz-blaue Regierungsbildung im Jahr 2000 als etwas sehr Positives dar. Das deutet auf geringe Lernfähigkeit hin.
  • - Er hat keinerlei öffentlich hörbare Kritik am Beschluss der SPÖ-Parteijugend geäußert, Versammlungen der FPÖ zu stören. Er hat sich aber maßlos erregt, als ein paar „Identitäre“ eine Veranstaltung der Hochschülerschaft gestört haben.
  • - Er hat öffentlich Kritik an der Balkankonferenz von Innen- und Außenminister wegen der Nichteinladung Griechenlands geäußert – obwohl sicher ist, dass durch eine Teilnahme Griechenland die bisher weitaus wirkungsvollste Maßnahme zum Schutz Österreichs verhindert worden wäre.
  • - Er ist in der soziologischen Zielgruppenansprache einzig auf das traditionelle SPÖ-Wählerklientel konzentriert, das primär aus Pensionisten und Wiener Gemeindebediensteten besteht.
  • - Er hat die sich als katastrophal starker Immigrationsmagnet auswirkende Mindestsicherung gegen jeden Kürzungsversuch verteidigt.
  • - Er wäre abgesehen von Franz Jonas der erste Nichtakademiker als Präsident. Das ist zwar sicher kein Ausschließungsgrund, aber auch keine sonderliche Empfehlung. Jonas hat ja zu den eher peinlichen Staatsoberhäuptern gezählt, dessen politische Höhepunkte die Aufrufe zu Wanderungen am Nationalfeiertag gewesen sind.
  • - Hundstorfer kann keine Fremdsprache in brauchbarem Ausmaß, was bei den vielen internationalen Kontakten eines Bundespräsidenten eine Katastrophe wäre.
  • - In der Kampagne wurde für ihn ein eher der politischen Rechten zugeordnetes Wort plakatiert: „Sicherheit“ (womit Hundstorfer ähnlich wie Van der Bellen mit dem Wort „Heimat“ eine Rechtsverschiebung versucht). Er hat aber dieses Wort nie inhaltlich aufzuladen verstanden.
  • - Hundstorfer hat in der Kampagne unmotiviert gewirkt.
  • - Er hat im Wahlkampf unkorrekten Missbrauch öffentlicher Veranstaltungen betrieben, etwa als er beim Wien-Marathon die Teilnehmer offiziell begrüßte, obwohl er keinerlei offizielle Funktion mehr hat.
  • - Er hat sich nach Auslaufen seiner Ministerbezüge um 13.000 Euro monatlich bei seinem Unterstützer-Verein anstellen lassen. Diese Gehaltshöhe spricht allem sozialdemokratischen Arme-Leute-Gerede Hohn. 

Vollständiger Beitrag erschienen auf andreas-unterberger.at

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Diederich Heßling

Österreich hat gewählt. Und die Österreicher haben gut gewählt.
Hauptsächlich wohl die Arbeiter und die Männer allgemein.
Frauen meinen sich ja heute immer bei Geschlechtsgenossen besser aufgehoben...auch wenn dies in die Geschichte als größter Trugschluß eingehen wird, siehe z.B. Merkel und Clinton.

Daß die mit Matura gesegneten lieber ins Unglück rennen verblüfft nur auf den ersten Blick. Sie sind doch diejenigen die die Gehirnwäsche am längsten ertragen mußten...

Eigentlich könnte man jetzt zur Tagesordnung übergehen. Der Präsident ist mit sehr deutlicher Mehrheit gewählt.
Wer jetzt meint, man solle diese Wahl doch in 4 Wochen korrigieren hat ein merkwürdiges Demokratieverständnis.

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang