„Schwulenkult und feministischer Geschlechterkampf“: Eine Kampfschrift?

Johannes Rogalla von Bieberstein hat mit seinem Buch „Schwulenkult und feministischer Geschlechterkampf“ Recht. Er nennt Ross und Reiter beim Gender Mainstreaming der Kirchen. Ob es aber hilft?

Veröffentlicht:
von

Es ist nicht weniger als eine Kulturrevolution, die mit dem Gender Mainstreaming und Bestrebungen für die völlige Gleichstellung von Homosexuellen angestrebt wird. Eine Minderheit schickt sich an, mit einem angeblichen Kampf gegen die Diskriminierung eine Mehrheit ihren Maßstäben zu unterwerfen. Diese Bestrebungen machen vor den Türen der Politik nicht Halt, werden dogmatisch und durch keine demokratische Legitimation gestützt verfolgt und finden sich nicht zuletzt auch in Entwicklungen der Kirche, Vorrreiter sind hier die EKD und die evangelischen Landeskirchen, wieder.

Das ist mittlerweile nicht mehr neu, und immerhin ist in der Zwischenzeit eine gesellschaftliche Diskussion darüber entbrannt, inwieweit man in der Mehrheit gewillt ist, dieses Spiel mit zu spielen. Konservative stehen dabei mehrheitlich auf dem Standpunkt, dass Gleichberechtigung nachvollziehbar gefordert werden kann, Diskriminierung nicht zulässig sein sollte, eine vollständige Gleichstellung von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und anderen sexuallen Spielarten aber ausgeschlossen wird. Das einfache  und nachvollziehbare Argument: Was nicht gleich ist, sollte auch nicht gesetzlich gleich gemacht werden. Dagegen treten Lobbyverbände und auch einige Kirchenvertreter – wiederum in der Mehrzahl aus der evangelischen Kirche – mit der Forderung nach einer „Ehe für alle“ und der vollständigen Gleichstellung aller Geschlechter – wobei man dabei von einer Vielzahl von Geschlechtern ausgeht, die bei Licht betrachtet aber lediglich sexuelle Orientierungen darstellen – an.

Wer sich zum Thema Gender Mainstreaming, unter dem diese Entwicklung U-Boot-artig in die Politik und die (Pseudo-) Forschung Einzug gehalten hat, intensiv und aus christlicher Sicht orientieren möchte, dem steht einiges an Literatur zur Verfügung, zum Beispiel Gabriele Kubys „Die globale sexuelle Revolution„. Wer es etwas leichter mag, der wird bei Birgit Kelles „GenderGaga“ fündig, in dem die ganze Bandbreite des Themas mit den Auswirkungen auf Politik, Gesellschaft und auch Kirche dargelegt wird – wobei ihr Schwerpunkt deutlich weniger auf den kirchlichen Perspektiven liegt, als bei Kuby. Dazu kommen noch neben anderer Literartur eine Vielzahl von Beiträgen, die man im Internet findet, geschicktes Googlen reicht, und mit denen man sich ein recht vollständiges Bild sowohl von den Protagonisten als auch den Positionen machen kann.

Eine thematische Eingrenzung des Themas nimmt Johannes Rogalla von Bieberstein in seinem Buch „Schwulenkult und feministischer Geschlechterkampf“ vor, indem er seinen Blick auf das Gender Mainstreaming mit einem Schwerpunkt auf kirchliche Entwicklungen fokussiert. Bieberstein, selbst pensionierter Bibliotheksdirektor, unternimmt es, die Vielzahl von Quellen und Aussagen zu Vertretern des Gender Mainstreamings, der Gleichstellung der Geschlechter und der zu beobachtenden gesellschaftlichen Tendenzen aufzuführen, und dabei ein besonderes Augenmerk auf die evangelische Kirche zu legen. Diese hatte bereits mit ihrem Engagement in die „Bibel in gerechter Sprache“, die bei näherem Hinsehen keine bessere oder modernere Übersetzung darstellt sondern eine gänzliche Neuinterpretation der Heiligen Schrift, die Nähe nicht nur zur Gleichberechtigung sondern auch Gleichstellung der Geschlechter deutlich gemacht.

Bieberstein nennt Ross und Reiter, verdeutlicht die Beziehungen von Kirchengremien mit feministischen sowie Schwulen- und Lesbenverbänden und macht deutlich, wie letztere nicht nur Einfluss auf die evangelische Kirche nehmen sondern auch durch die Einbindung beispielsweise in Kirchentage intergriert werden. Die Vielzahl von Quellen, die immer wieder, leider auch immer wieder mal gleich, zitiert werden, machen das Buch zu einer Fundgrube, allerdings führen sie auch dazu, dass es nicht eben leicht zu lesen ist. Auch die oft wiederholten Hinweise auf Verbindungen der Homosexuellen-Lobby mit Pädophilenvertretern sowie auf die marxistisch-klassenkämpferisch geprägten Geschlechterkämpfe von Lesbenvertretern gegen „das Patriarchat“, wirken am Ende eher bemüht. Nicht, dass diese Hinweise nicht ihre Berechtigung hätten, das beständige und wiederholte Hinweisen auf die immer gleichen Beziehungen zwischen diesen Gruppen, konterkariert aber das Bemühen, eine objektive Darstellung der Sachlage und der Zusammenhänge zu liefern. Auch die Zeitsprünge, die Bieberstein dabei den Lesern zumutet, sind eher verwirrend als erhellend.

Zu guter letzt sind neben den gut mit Quellen belegten gesellschaftlichen und evangelisch-landeskirchlichen Entwicklungen auch persönliche Einschätzungen, insbesondere zum promisken Lebensstil einer angeblichen Mehrheit von Homoxuellen, untergemischt, die leider nicht oder nur mit Einzelaussagen von Aktivisten in dieser Richtung belegt werden.

Das alles lässt das Fazit zu diesem Buch eher durchwachsen ausfallen. Als Nachschlagewerk ist es – auch aufgrund der guten Zusammenstellung von Literaturhinweisen und dem Namensverzeichnis – gut geeignet. Durch solches abschnittweises Lesen fallen auch die wiederholten Quelleneinführungen nicht ins Gewicht. Das „Durchlesen“ des Buches ist dagegen eher eine mühsame Angelegenheit – da gibt es bessere Werke, wie die oben bereits genannten.

Johannes Rogalla von Bieberstein hat Recht mit seinen Mahnungen vor einem „Schwulenkult“ und dem „feministischen Geschlechterkampfes“; Forderungen nach schwulen Ampelmännchen und Regenbogenzebrastreifen unterstreichen die Entwicklungsrichtung, die immer wieder abwegige Überraschungen bereit hält. Er hat Recht, wenn er darauf hinweist, dass die Sexualität, insbesondere sexuelle Minderheitenorientierungen, sich anschickt, unser Gesellschaftsbild zu prägen, und die gesellschaftliche Mehrheit der „Normalen“ im Bemühen, niemanden zu diskriminieren, dieser Entwicklung entweder gleichgültig oder machtlos gegenübersteht. Und er hat Recht, wenn er darauf hinweist, dass diese Entwicklungen nicht nur nicht demokratisch legitimiert sind sondern auch – in Politik und evangelischer Kirche gleichermaßen – autoritär durchgesetzt werden sollen. Ob das aber bei einem Leser, der die Kritik am Gender Mainstreaming nicht ohnehin schon teilt, zum Tragen kommen oder dort eher der Eindruck einer Kampfschrift gegen Gleichstellung vorherrschen wird? Ich habe Zweifel, ob diejenigen, die zum Nachdenken angeregt werden sollten, auf diese Art erreicht werden.

Johannes Rogalla von Biebersteins „Schwulenkult und feministischer Geschlechterkampf: Wie der „sex-positive“ Geschlechterkrieg Kirche und Gesellschaft verändert“ ist im April 2015 im ARES Verlag erschienen:

In Kürze: Schwulenkult und feministischer Geschlechterkampf

Zuerst erschienen auf papsttreuerblog.de

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Jürg Rückert

Es kommt wie es schon mal unter Nebukadnezar war:
Das Bild der Gottheit wurde aufgestellt ("Der Große Homo").
Auf Posaunenklang hin musste sich das zwangsweise versammelte Volk auf den Bauch werfen und anbeten.
Die 3 Jünglinge kamen in den Feuerofen.

Da wird der Analverkehr zur Ehre der Altäre erhoben, und wer keinen Weihrauch spendet wird abgeurteilt.

Gravatar: Dr. Bruno Köhler

Die EKD ist bekannt dafür, dass sie gerne überhastet auf Entwicklungen im Zeitgeist aufspringt. Ich erwähne da nur die Bewegung "Deutsche Christen" im Dritten Reich.

Bezüglich Gender Mainstreaming kann man aber nicht behaupten, dass es nicht schon genügend Leute gab, die seit über 10 Jahren fundierte Kritik daran üben. Diese wurden aber immer für übertrieben belächelt und abgewunken. Jetzt ist der Zug abgefahren.

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang