Schwestern bis in den Tod

In Berlin hat ein Friedhof für lesbische Frauen eröffnet. Warum diese Abgrenzung?

Veröffentlicht:
von

„Liebe Gästinnen und Gäste, es wird möglich sein, auch nach dem Tod unter Schwestern zu sein“ – mit diesen Worten eröffnete am Sonntag der erste Friedhof nur für Lesben am Prenzlauer Berg in Berlin.

Vereint unter Lesben bis in den Tod, ohne störende Heten oder Männer, das ist jetzt möglich auf dem Georgen-Parochial-Friedhof, auf dem ab sofort 80 Grabstellen exklusiv bereitstehen für verstorbene Lesben. 15.000 Euro hatte man gesammelt, um das Areal herzurichten, sechs Präventivanmeldungen lagen zum Sonntag bereits vor. Frau hat schon mal reserviert. Gut, wenn man auf den Tod vorbereitet ist. Und zunächst der Gedanke, ja, warum nicht, schließlich werden Ehepaare auch nebeneinander begraben, wenn sie es wollen. Oder Familien in Familiengräbern. Ist ja zutiefst menschlich, dass man neben seinen Liebsten in ewiger Ruhe liegen möchte.

Ein seltsamer Widerspruch

Warum aber diese Abgrenzung, die angeblich keine sein soll, wie die Initiatorin in die TV-Kamera betont? Niemand hat Lesben jemals ausgeschlossen von dem Friedhof für Jederfrau. Keiner fragt auf dem Totenschein nach der sexuellen Orientierung. Ist nicht gerade die Unvermeidlichkeit des eigenen Todes die größte Verbindung, die wir Menschen haben, abseits von Hautfarbe, Religion und Geschlecht? Im Tod sind wir alle vereint. Asche zu Asche, Staub zu Staub, jetzt aber auch Lesben zu Lesben.

Man wolle nur nach dem Tod mit denen bestattet werden, die man kannte und die man geliebt habe, erklärt eine der Damen der Presse. Ach, geht das auf einem normalen Friedhof nicht? Liegen dort keine geliebten und bekannten Menschen? Es drängt sich die Frage auf: Haben Lesben nur lesbische Mitmenschen, die sie kennen und lieben? Keine Mutter, keinen Vater, keinen Bruder, keine Hetero-Schwester und auch keine nicht-lesbischen Freunde? Das sollte mich doch sehr wundern. Was ist mit den möglichen heterosexuellen Kindern von Lesben, dürfen die ins Familiengrab mit auf den Prenzlauer Berg, oder muss man ein dokumentiert lesbisches Leben vorweisen, um dort einen Platz zu bekommen? Was ist mit Bisexuellen und schwulen Männern, irgendwie sind sie ja doch Mitstreiter, Leidensgenossen der Ausgrenzung. Kein Platz für sie? Es wird komplizierter, je länger man darüber nachdenkt.

Also warum diese Abgrenzung, die in so seltsamem Widerspruch steht zu einer Bewegung, die doch darum kämpft, nicht diskriminiert und als normaler Teil der Gesellschaft betrachtet zu werden. Da kämpft man für gleiche Rechte und Normalität, um sich dann bis in den Tod selbst zu separieren auf Grund seiner sexuellen Orientierung? Ist es nicht ein Schritt in die falsche Richtung? Interessant ist auch die Frage, wie man einerseits dafür kämpfen kann, dass niemand auf Grund seiner sexuellen Orientierung diskriminiert werden darf – eine Forderung, der die Bewegung sogar Verfassungsrang geben möchte – gleichzeitig aber auf diesem Friedhof Menschen mit einer anderen sexuellen Orientierung als der lesbischen ausgrenzt. Das könnte noch spannend werden, sobald sich der erste Heteromann einen Platz einklagt auf der Reservierungsliste.

„Trägerinnenschaft“ für den Friedhof hat übrigens die Sappho-Frauenwohnstiftung übernommen, die sich selbst nach einer griechischen Dichterin von der Insel Lesbos benannt hat. Kann man dort seine Asche im Meer verstreuen lassen? Vielleicht ist das noch eine Export-Idee, wenn die 80 Plätze einmal voll sind. Es gibt ja auch Schalker Fans, die sich in Gelsenkirchen mit Blick auf die Veltins Arena bestatten lassen, ich weiß nur nicht, ob heimliche Dortmunder dort auch ihre letzte Ruhestätte bekommen. Werden wir demnächst vielleicht auch separate Männer-, Frauen-, Schwulen- und Vegetarierfriedhöfe haben? Und gibt es nicht auch muslimische Friedhöfe und jüdische? Gut, das sind Religionsgemeinschaften, der Vergleich hinkt ein bisschen, allerdings nur auf den ersten Blick. Denn der Eifer, mit dem hier Lesben eine Grenze zu männlichen und heterosexuellen Menschen ziehen, hat ja auch irgendwie religiöse Züge.

Spontan fällt mir der schwule Weihnachtsmarkt in Köln ein, der im Winter 2012 erstmals für Aufsehen sorgte und nicht wenige wegen seiner provokanten Dekoration verärgerte. Damals kam ich am Rande einer TV-Sendung ins Gespräch mit einem der Initiatoren dieses Weihnachtsmarktes.

Ich stellte die gleiche Frage: Warum grenzt ihr euch absichtlich ab, niemand hat euch doch den Zugang zu einem der vielen Weihnachtsmärkte der Stadt verweigert? Ihr hättet euch einfach mit euren Buden dazustellen können. Die entwaffnend ehrliche Antwort: Ja, hätten wir machen können, aber das hätte nicht so viel öffentliche Aufmerksamkeit gegeben. Es folgte eine Aufzählung, welche Zeitungen und TV-Sender schon da waren.

Opfer-Status in Erinnerung rufen

Auch auf dem Lesben-Friedhof in Berlin waren am Sonntag viele Medien zugegen. Und mit einem Hauch von Untergrund-Feeling aus den guten alten Kampfzeiten kam der mahnende Hinweis an die Presseleute, man möge doch bitte keine Einzelpersonen fotografieren, man wissen ja nicht, ob sie sicher seien. Ganz eindeutig, in der Ausgrenzung ist der Medienrummel deutlich größer als in der gelebten Normalität.

Man kann es positiv betrachten und eigentlich wäre es doch für euch ein Grund zum Freuen, liebe lesbischen Schwestern: Offenbar ist Homosexualität bereits derart in der Mitte der Gesellschaft angekommen, dass man die Ausgrenzung extra organisieren muss, um den eigenen Opfer-Status noch einmal in Erinnerung zu rufen.

Beitrag erschien zuerst auf: theeuroprean.de

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Thomas

Einen Friedhof für Schwule damit ihre Totenruhe nicht gestört wird... was hier gestört wurde ist mir bereits bekannt...

Gravatar: Helene

Woran sieht eigentlich der hier angeprangerte (böse) Ladenbesitzer, daß der Kunde homosexuell ist? Wenn jemand nicht im geschmackvollen Christopher-Street-Day-Kostüm auftritt, dürfte es doch sehr schwer sein, die sexuelle Orientierung an der Nasenspitze zu sehen.

Gravatar: Matha Kleiniger

Herr/Frau Spötter (in Wirklichkeit sind Sie natürlich ein Mann, weil nur Männer so aggressiv pro Homo-Lobby sind)

Männer haben in Lesbendiskos/bestimmten Lesbenkneipen Hausverbot! Das nenn ich mal Diskriminierung! Verstößt das nicht gegen das Diskriminierungsgesetz?

Anscheinend haben Sie noch nie versucht, in eine Lesbendisko/Lesbenkneipe rein zu kommen, sonst wüssten Sie das!

Ansonsten möchte ich hier wieder das schon Zitat von Theodor W. Adorno anbringen, dass mal wieder super passt:

""Totalität und Homosexualität gehören zusammen", denn das totalitäre Subjekt "negiert alles, was nicht nach seiner Art ist""
(Theodor W. Adorno (1951) Minima Moralia. Frankfurt a.M., zitiert nach Siegfried Gerlich, Sezession April 2014, S. 19)

Gravatar: Marcel Elsener

Ich zweifle nicht ernsthaft daran, dass bei diesem Geschäft juristisch alles korrekt gelaufen ist, werter Microhirn. Das habe ich in einem meiner Postings auch geschrieben. Korruption verwende ich hier nicht im verengten juristischen Sinne sondern in einem allgemeineren Sinne einer (unfairen) Vorteilsnahme von einigen wenigen zu Lasten anderer, welch letztere das aufgrund der herrschenden Machtverhältnisse ohne Widerspruch hinnehmen müssen.

Mir geht es somit nicht darum, das Augenmerk auf eine rechtlich strafbare Korruption zu lenken sondern auf die legale Korruption. Also Fälle, in denen bestimmte Organisationen/Einzelpersonen öffentliche Mittel legal für sich vereinnahmen können, weil sie entweder selbst so mächtig sind, dass sie die diesbezüglichen administrativen Entscheide (oder gar Gesetze) zu ihren Gunsten beeinflussen können, oder weil sie Günstlinge von mächtigen Organisationen sind, die einen entsprechenden Einfluss haben. Bei der Stiftung Sappho handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen Günstling, der vom Einfluss eines mächtigen feministischen Netzwerks, in dem Lesben wiederum sehr zentrale Machtpositionen belegen, profitiert. Es wäre zweifellos ein interessanter soziologischer Forschungsgegenstand, den Einfluss von solchen Netzwerken in der Politik einmal näher zu untersuchen. Da liegt aber jede Menge politischer Sprengstoff, deshalb wird es ein solches Forschungsprojekt nicht geben.

Als weiteres konkretes Beispiel habe ich Alice Schwarzer mit ihrem 'Frauenmediaturm' (eine gemeinnützige Stiftung) in Köln genannt, die eine Miete weit unter dem Marktwert bezahlt und obendrein diverse Räumlichkeiten dieses Turms an die Herausgeberin der Zeitschrift 'Emma' (wiederum Alice Schwarzer selbst, welch ein Zufall!) untervermietet. Hier könnte sogar tatsächlich ein justiziabler Tatbestand vorliegen, denn der Nutzungsvertrag zwischen der Stadt Köln und der Stiftung sieht m.W. vor, dass die Räumlichkeiten im Bayenturm nur für gemeinnützige Zwecke genutzt werden dürfen. Die Zeitschrift 'Emma' hingegen verfolgt keinen gemeinnützigen Zweck sondern ist ein wirtschaftliches Unternehmen; diese Untervermietung wäre somit gemäss Nutzungsvertrag unzulässig und stellte einen Vertragsbruch dar. Aber wenn die Stadt Köln nicht klagt, dann wird auch kein Gericht darüber entscheiden. Offenbar besitzt Frau Schwarzer genügend Einfluss bei den Stadtpolitikern, um so etwas von vornherein zu unterbinden. Somit ist alles schön proper und legalistisch, solange die Machtverhältnisse so bleiben, wie sie sind. Dass Frau Schwarzer mit ihrer gemeinnützigen Stiftung FrauenMediaTurm auch noch Bundessubventionen einstreicht, setzt dem ganzen noch die Krone auf.

Gegen den politischen Filz, der solche Machenschaften schützt und legalisiert, kann man rechtlich wenig ausrichten. Ähnlich wie in Kafkas Parabel sitzt dieser Politfilz vor der Tür zur Gerechtigkeit und lässt nur die hinein (nämlich die Günstlinge), die hinein dürfen; der Nichtgünstling wartet bis zum St. Nimmerleinstag und darf den ganzen Spass auch noch bezahlen. Dieses System ist zwar nicht im juristischen jedoch im ethischen Sinne korrupt; man mag meinetwegen auch heruntergewirtschaftet, amoralisch oder dekadent dazu sagen. Die Stiftungen Sappho und FrauenMediaTurm sind als isolierte Einzelfälle natürlich ganz kleine Fische, aber Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist. Im Endresultat summiert sich das dann zu exakt jener gigantischen Steuergeldverschwendung, die wir heute haben.

Gravatar: Karin Weber

Na sicher lügt die Systempresse und das Staatsfernsehen. Leider ist es so, dass die Systemmedien ihre Kommentarspalten zensieren, weswegen Freiewelt.net hier diese Möglichkeit zur freien Meinungsäußerung und damit öffentlichen Meinungsbildung im gesellschaftlichen Kontext übernimmt. Das ist in einer Demokratie eine wichtige Funktion, die eigentlich Auftrag einer seriösen Presse wäre. Aber Sie wissen ja selbst, wie es mit der Meinungsfreiheit hier gestellt ist .. in der Diktatur der Mitte.

Gravatar: Bert E. Wilhelm

Ach Herr Elsener,
Sie flechten immer schlicht den Begriff "Korruption" in Ihre Beiträge ein. Das reicht nicht. Sie müssen schon die Tatbestandsvoraussetzungen nennen und belegen, dass der Tatbestand im vorliegenden Fall vorsätzlich und schuldhaft erfüllt ist. Alles andere ist blauer Dunst.
P.S: Plötzlich doch sexistisch? Ursprünglich waren Sie dich mal ganz "neutral" dazu eingestellt.

Gravatar: MicroHirn

Hallo Marcel,

Ihrer Auffassung, dass es sich um eine sexistische Angelegenheit handelt, stimme ich durchaus zu.

Nur Korruption in einem strafbarem Sinne kann es nicht sein. Sie können selbstverständlich privatrechtlich jedem jederzeit Land unentgeltlich überlassen, auf Miete verzichten oder einen symbolischen Pacht-bzw. Mietpreis vereinbaren. Korruption (insbesondere im Zusammenhang mit Amtsträgern bekannt) betrifft die Vorteilsnahme- bzw. gewährung unter Umgehung definierter Normen (Gesetze, Pflichten ua.).
In diesem Fall 'Friedhof' könnte man möglicherweise fragen, ob eine Berechtigung bestand, das Land unentgeltlich zu überlassen oder ob nicht die Verpflichtung bestand ökonomisch besser zu wirtschaften, sprich Pacht-Mieteinnahmen zu erzielen. Hier käme dann der Verdacht der 'Untreue' ins Spiel. Obwohl natürlich auch bei der schlechten Verwaltung fremder Vermögensverhältnisse eine Grauzone besteht.
Persönlich gehe ich davon aus, das rechtlich alles in Ordnung ist, denn solche Dinge werden üblicherweise notariell erledigt. Und die Moral, tja, das ist wieder mal ein völlig anderes Kalenderblatt :-)

Gravatar: MicroHirn

Wesentlich ist nicht die Herkunft, sondern die Bewertung und Kommentierung dieser Beiträge.
Die Perspektive dürfte also eine andere sein, als bei herkömmlichen Berichterstattungen.

Gravatar: Marcel Elsener

Ich habe meine Quellen geliefert. Dort steht explizit, dass der Grund kostenlos zur Nutzung überlassen wurde. Ihre Quelle widerlegt meine Quellen nicht, denn von einer Miete ist dort keineswegs die Rede, lediglich von einem Mietvertrag. Sie interpretieren Dinge in den von Ihnen geposteten Artikel hinein, die dort so nicht stehen. Jeder Leser kann das nun selbst nachprüfen, nachdem wir unsere Quellen offengelegt haben.

Letzen Endes muss natürlich die betr. Kirchgemeinde darüber bestimmen, was mit dem Land passiert. Wie die Entscheidungsprozesse in diesem Fall funktionierten, weiss ich nicht. Vielleicht hat lediglich die Gemeindeleitung allein entschieden; vielleicht hat auch eine Kirchgemeindeversammlung stattgefunden, um das Geschäft zu verabschieden. Korruption kann nämlich auch demokratisch abgestützt sein, wodurch sich aber am Tatbestand der Korruption nichts ändert.

Immerhin hat der Gläubige die Möglichkeit aus dieser Gemeinde auszutreten und sich einer anderen Gemeinde zuzuwenden; z.B. einer evangelikalen Gemeinde, bei der bestimmt kein Kircheneigentum einer sexistisch agierenden Lesbenorganisation zur unentgeltlichen Nutzung überlassen wird.

Wenn der Staat sexistische Organisationen mit Steuergeldern unterstützt, dann ist ein Austritt leider nicht so leicht möglich - schon gar nicht, wenn der Sexismus inzwischen auch auf EU-Ebene gefördert wird.

Gravatar: Bert E. Wilhelm

@Marcel Elsener
Herr Elsener, Sie verrennen sich da in etwas. Unterstellt, ich betone unterstellt, es würde das kirchliche Grundstück unentgeltlich überlassen (wogegen aber Miete eindeutig spricht), handelte es sich bei der Überlassung dennoch nicht um Korruption. Bei dem lange verwilderten, an einen betriebenen Friedhof angrenzenden Stück Land dürfte es sich wohl kaum um Bauland handeln. Aber auch davon abgesehen, darf eine Kirchengemeinde selbstverständlich Grundstücke und Räume unentgeltlich für gemeinnützige oder kirchliche Zwecke zur Verfügung stellen. Dies geht ja auch aus dem Artikel hervor: Es wir die Friedhofskultur gefördert in einer Zeit, da viele Menschen dazu übergeben, sich nicht mehr in einer Erdbestattung beisetzen zu lassen. Dem wird mit dem neuen Stück Friedhof für Erdbestattungen entgegengewirkt.
Zu guter Letzt: Ich bin ganz froh, dass Nicht-Justiziables in unserem Land weiterhin nicht justiziabel bleibt.

Gravatar: Bert E. Wilhelm

Belustigend finde ich, dass hier von offenkundig Stammlesern der "Freien Welt" immer auf die lügende "System-Presse" dreingeschlagen wird.

P.S. Das Portal "Freie Welt" füllt seine Nachrichtenspalten zu 95 Prozent mit Artikeln aus der System-Presse, z.B. SZ, FAZ, FR, Welt, Focus, Spiegel, Bild, TAZ, Tagesspiegel etc pp.

Beste Grüße

Gravatar: Marcel Elsener

@Herr Wilhelm
In dem von Ihnen geposteten Artikel steht zwar 'angemietet' drin, aber nichts über die Konditionen. Die 'marktüblichen Konditionen' haben Sie einfach dazugedichtet, Herr Wilhelm. Weiter unten im Text steht sogar nur noch: 'Die Evangelische Kirche, die das Areal zur Verfügung stellte, wobei keine öffentlichen Gelder geflossen sind...'. Da steht überhaupt nichts mehr von einem Mietverhältnis. Für mich ist klar, dass die BZ und die Bild-Zeitung präziser berichten, während die Süddeutsche einfach im Schwammigen verbleibt, wodurch der Leser dumm gehalten wird. Offenbar ist die Bild-Zeitung besser als ihr Ruf.

Ein Vertrag zwischen der Sappho-Stiftung und der evangelischen Kirchgemeinde wurde zweifellos abgeschlossen und zwar bezüglich der zukünftig anfallenden Unterhaltskosten für den Lesben-Friedhof, aber eine Miete fliesst offensichtlich nicht.

Da die evangelische Kirche sich über Steuermittel finanziert, handelt es sich hier um eine öffentliche Angelegenheit. Ich bleibe dabei, dass es sich hier um Korruption handelt, auch wenn sie in diesem speziellen Fall wohl nicht justiziabel ist - wie so oft im staatlichen Günstlingswesen.

Gravatar: Karin Weber

Dann scheint es ja bei der Wahrheit ein regelrechtes Nord-Süd-Gefälle zu geben.

Eigentlich ist das egal, denn es widerspiegelt uns allen eindrucksvoll, wie diese Medien die Bürger rotzfrech belügen. Es ist dabei vollkommen egal, welche der beiden Zeitungen lügt. Entscheidend ist, dass sie lügen.

Gefühlsmäßig würde ich aber sagen, dass die Prantl-Prawda lügt. Frauen bekommen im feministischen Deutschland jeden Scheiß gefördert. Frauen müssen nur laut genug jammern, dann öffnet Fortuna ihr Füllhorn.

Gravatar: MicroHirn

Das ist ja gerade das Problem, Gertmarie. Ist es eine Eisscholle oder ein Eisberg?
Sie führen Einzelfälle auf, um Vorurteile zu belegen, die eine gesellschaftliche Relevanz besitzen sollen. Wie aber zeigen Sie, dass es sich tatsächlich so verhält?

Die rechtlichen und moralischen Maßstäbe gäbe es schon, die Frage wäre nur, was man als gültig zuläßt.

Gravatar: Marcel Elsener

P.S. Unabhängig davon, dass ich als liberaler Geist keine grundsätzliche politische Einwände gegen einen Lesbenfriedhof vorbringen kann, denke ich mir natürlich meinenTeil dabei. Unbestreitbar handelt die Sappho-Stiftung sexistisch; und selbstverständlich kann man diese dafür auch kritisieren.

Ich sehe es sogar als notwendig an, sexistisch handelnden Institutionen oder Personen ihren Sexismus vorzuwerfen. Sonst können die nämlich immer weiter 'Haltet den Dieb!' rufen, wenn sie irgendwen des Sexismus bezichtigen, während sie selbst keinen Deut besser sind. Auge um Auge, Zahn um Zahn.

Gravatar: Gertmarie Spötter

Warum pauschalisiere ich? Stets wird nach "Belegen" dann gerufen, wenn beklagt wird, es gebe sehr wohl noch Diskriminierung im Alltag. Bringt man dann Beispiele, "pauschaliert" man unzulässig. Im Grunde wird mit einer derartigen Argumentation die Debatte sofort abgewürgt.

Ich will es vielleicht einmal anders herum aufziehen: Es hat in früheren Jahrzehnten mehr oder weniger offene Zurücksetzungen, teils rechtlich, teils moralisch, von anderen "Gruppen" gegeben. Sei es in religiöser Hinsicht (Juden), sei es in allgemein-gesellschaftlicher (Ehebrecherinnen, Scheidungskinder oder uneheliche Kinder) oder in dezidiert geschlechtlicher Hinsicht (Schlüsselgewalt und Bestimmungsrecht des Ehemannes gegenüber der Ehefrau).

Diese althergebrachten Konventionen, die teils ebenso wie heute jene gegen homosexuelle Mitbürger/innen mit religiösen oder tradierten Vorstellungen begründet worden sind, konnten nur überwunden werden in einem langen Prozess. Vermutlich werden sie zwar auch Rassenhass nie gänzlich auslöschen so wenig wie Vorbehalte gegen Homosexuelle ("Toleranz statt Akzeptanz"), aber aus ethisch-moralischen Erwägungen ist es Bürgerpflicht, dafür einzutreten.

Die von mir genannten aktuellen Beispiele aus den jüngsten Monaten (Hotelier, Ladenbesitzer, die homosexuelle Kunden nicht bedienen wollen) bezeugen nicht nur einen Rückfall in Zeiten der Doppelmoral, sondern sind auch nur die Spitze eines Eisbergs. Daher ist es eben vonnöten, deutlich zu machen: Es gibt weder rechtliche noch moralische Maßstäbe, an denen sich die Beurteilung von hetero- und homosexuellen Menschen unterscheiden ließe.

Gravatar: Karin Weber

Bitte immer eine Quellenangabe als Beleg. Damit wären Ihre Aussagen überprüfbar, aber so sind das lediglich Aussagen ohne jeglichen Beleg.

Gravatar: MicroHirn

Sie pauschalisieren unzulässigerweise, um ihrem Gefühl der Diskriminierung Wirklichkeit zu verleihen, Gertmarie.

Wie stellen Sie sich denn ein gesellschaftliches Miteinander vor?

Gravatar: Bert E. Wilhelm

Herr Elsener,
Sie liegen leider Gottes völlig daneben. Die Stiftung, die den Friedhof betreibt, hat ihn zu marktüblichen Konditionen von der Kirchengemeinde angemietet. Es sind zudem keinerlei öffentliche Gelder geflossen. Diese Tatsache hätten Sie aus vielen verfügbaren Medien entnehmen können.
Schön, dass Sie ja mit diesem Wissen nun offenbar keinerlei Einwände mehr haben.
Beste Grüße

Gravatar: Gertmarie Spötter

Haha. Ein "kooperatives und neutrales Miteinander" zwischen Schwulen, Lesben und Normalen - da steckt schon im Satz die ganze Distanz, die aufgebaut wird. Die flackert ja auch immer wieder auf: Hoteliers, die keine Zimmer an homosexuelle Paare vermieten wollen; Ladenbesitzer, die an ihre Schaufenster schreiben wollen: "Homos unerwünscht!". Hier mussten zweimal Justiz und Regierung eingreifen. Sehr kooperativ und vor allem neutral. ;-)

Gravatar: MicroHirn

Gertmarie Spötter sagt:
15. April 2014 um 10:32

"Wundert mich nicht, was Sie nicht sehen. Sie haben sich ja schon des öfteren als weltfremd gezeigt."

Gertmarie, das ist doch wieder nur so ein Spruch von Ihnen. Weltfremd soll wohl das sein, was Sie nicht verstehen. Im allgemeinen kann man doch feststellen, dass es ein kooperatives und neutrales Miteinander zwischen Schwulen, Lesben und Normalen gibt.
Nur aus taktischen Gründen wird dann und wann mal wieder ein 'Feuerwerk' abgebrannt, um wieder in den Medien erscheinen zu können. Tun Sie doch nicht so, als wäre Ihnen das nicht auch schon aufgefallen.

Gravatar: Gertmarie Spötter

Wundert mich nicht, was Sie nicht sehen. Sie haben sich ja schon des öfteren als weltfremd gezeigt.

Gravatar: Bert E. Wilhelm

Bleiben Sie ruhig bei Ihrer "Sprache":

MicroHirn sagt:
14. April 2014 um 13:08
Also Frau Weber! Der ‘Friedhof der Muschitiere’ weckt aber jetzt grauslige Assoziationen zum Film ähnlichen Namens.
Hoffen wir mal auf dauerhafte Immobilität und lassen die Würmer ihr Werk vollrichten.
Eigentlich ganz praktisch, nichts tun und endlich dabei abnehmen.

Gravatar: Crono

@Bert E. Wilhelm sagt: ... Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Umgebung, ...
~~~
Mit Verlaub, ich bin der Gegenüberzeugung. Daft ich Herr B. E. Wilhelm?

Gravatar: Crono

Was Sie auch nicht sagen!?!, Herr B. E. Wilhelm.

Gravatar: MicroHirn

Gertmarie,

wie schon gesagt, diese Isolierung aufgrund sexueller Orientierung sehe ich nicht. Wie bitte soll man dies innerhalb einer Gesellschaft auch unterscheiden können? Aus strategischen Gründen und aus Gründen der Gruppenpsychologie sehe ich diese selbstgewählte Absonderung schon.
Ein Lesbenfriedhof ist ja nun geradezu ein klassisches Beispiel für eine solche gewählte Separation.

Gravatar: Andreas Schneider

Als kleiner Junge hatte ich heillosen Bammel, meine Mutter auf den Friedhof zu begleiten, wo sie sich der Pflege der Gräber unserer verstorbenen Verwandten annahm. Sie hat mir jedoch diese Angst recht schnell nehmen können: "Als die noch gelebt haben, hätten sie Dir mehr antun können als jetzt, wo sie unter der Erde liegen."

Im übertragenen Sinne sehe ich das hier nicht anders. Liegen sie einmal unter der Erde, spielen diese weltlichen Befindlichkeiten wohl nur noch eine untergeordnete Rolle.

Wenn die "Bewegung" ihren eigenen Heldenfriedhof haben will, dann sehe ich davon nicht so viel Abweichung wie z. B. einem "Soldatenfriedhof" o. ä. Letztere "Bewohner" haben sich ihre Ruhestätte zumeist ebenso wenig aussuchen können wie den allzu frühen Zeitpunkt Ihres Ablebens. Wenn Lesben ihre Glückseligkeit darin zu sehen glauben, dann lasst sie doch.

Gravatar: Marcel Elsener

Das eigentliche Problem besteht nicht darin, dass ein Lesbenfriedhof eingerichtet wurde sondern darin, dass die Evangelische Georgen-Parochialgemeinde das Land dafür unentgeltlich zur Verfügung gestellt hat. Immerhin wird diese Kirchgemeinde mit Kirchensteuereinnahmen finanziert; der Kirchensteuerzahler wird somit geprellt. Hätte die Lesbenorganisation das Land hingegen zu marktüblichen Konditionen gekauft oder gepachtet, gäbe es politisch nichts dagegen einzuwenden.

Die Frau Schwarzer zahlt für ihren Frauenmediaturm zu Köln auch keinen marktgerechten Mietpreis. Diese Praxis der Nutzung von öffentlichem Grund ohne adäquate Gegenleistung scheint in feministischen Geschäftsmodellen recht häufig vorzukommen. Es wäre sicher aufschlussreich, die Eigentumsverhältnisse der Frauenhäuser einmal bundesweit unter die Lupe zu nehmen, und inwieweit gegebenenfalls massiv verbilligte Mieten an den Eigentümer Staat bezahlt werden.

Die Überlassung von öffentlichem Eigentum an spezielle Interessengruppen zu deren alleiniger Nutzung und zu stark vergünstigten Konditionen nennt man andernorts schlichtweg Korruption. Aber das darf man im ‘Rechtsstaat’ BRD wahrscheinlich nicht so sehen.

Gravatar: MicroHirn

Sie können es nicht lassen, Herr Wilhelm, was? Immer abwertende Bemerkungen gegenüber der Person, weil Argumente fehlen. Machen Sie sich schlau, lesen Sie über Gruppenverhalten und Gruppenpsychologie, dann sehen wir weiter.

Gravatar: Gertmarie Spötter

MicroHirn,
das ist jetzt enttäuschend, aber eigentlich auch lustig. Ich stelle mir gerade Kneipen, Cafés, Restaurants, Discos vor mit lauter MicroHirnen und Birgit Kelles als Gästen. Alle rufen Sie mal lauter, mal leiser den homosexuellen Anwesenden zu: Wir tolerieren euch, aber wir akzeptieren euch nicht! Aber bleibt mal erst hier. - Das ist die Unterscheidung von Toleranz und Akzeptanz.

Und das ist sicherlich sehr angenehm für die Betroffenen. Und dann kommen Sie mal im Vorbeigehen daher und behaupten etwas von "absondern" einzelner Gruppen. Also war die Absonderung zuerst da? Wohl eher der Ausschluss. Den hat es doch rechtlich in vielerlei hinsichtlich immer gegeben, im Gefolge dessen oder als seine Ursache natürlich auch den gesellschaftlichen Ausschluss. Dass sich Menschen, die ausgesondert werden, zusammenschließen, ist eine natürliche Reaktion. Und ebenso natürlich ist, dass dieses Verhalten der Mehrheit, weil erlernt, weil geprägt, mal mehr, mal weniger unbewusst, auch heute noch beibehalten wird. Dieses Erlernen, Prägen können Sie im Übrigen in Bezug auf jede andere "Gruppe" erreichen, wenn es gesellschaftlich oder politisch opportun ist. Ob mit Blick auf sexuelle Orientierung, Rasse, Religion, Ethnie, politische Einstellung.

Entweder wissen Sie es nicht besser oder Sie schreiben auf Gedeih und Verderb wider Ihr Wissen an.

Gravatar: Bert E. Wilhelm

Vorzugeben, auf eine Argumentation einzugehen, wie Sie eben bei Frau Spötter, ist natürlich auch eine rhetorische Taktik. In Wirklichkeit setzen Sie sich aber mit den Argumenten nicht auseinander. Wie Rosa von Praunheim schon sagte: Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Umgebung, in der er lebt. Will heißen: Glauben Sie allen Ernstes, dass eine Absonderung der Minderheit von der Mehrheit stattfindet? Oder will eher, wie auch sonst, eine Mehrheit nicht wirklich viel mit einer Minderheit zu tun haben? Fragen Sie einmal bei einem der bekannten Service-Clubs nach, ob die älteren Herren dort erpicht darauf sind, als neues Mitglied einen homosexuellen Mann begrüßen zu dürfen. Da werden Sie eher in Gesichter schauen, die von ungläubig ist angewidert reichen. Ich hatte von Ihnen hierzu Tieferschürfendes erwartet (ein Scherz). Dass ausgerechnet Sie von Freund-Feind-Denkweise schreiben, ist allerdings ein Treppenwitz.

Gravatar: Bert E. Wilhelm

Ein bemerkenswert geistreicher Beitrag zu diesem Thema. Wie gehabt. ;-)

Gravatar: Helene

Die toten Lesben umarmen sich aber nicht und können somit auch niemand stören. - Ich stelle mir vor, wie es umgedreht wäre: Eine Kirche weigert sich, auf ihrem Friedhof einen Homosexuellen oder eine Lesbe zu beerdigen. DAS Geschrei könnte man bis weit über die Grenzen Deutschlands hinaus hören. Aber wenn die Lesben nichts von den anderen Leuten wissen wollen, ist es ein begrüßenswertes Privileg.
Frau Kelle hat völlig recht.

Gravatar: Helene

Ich stimme Ihnen zu, nur habe ich eine kleine korrigierende Anmerkung: Meines Wissens heißt der Friedhof nicht so, weil es dort so friedlich ist und alle ihren Frieden finden, sondern weil es ein "eingefriedeter" Raum war. Die volksetymologische Umdeutung kommt dem Empfinden natürlich nahe. So gehe auch ich gerade in persönlich stürmischen Zeiten gerne einmal über einen Friedhof und finde dort Ruhe.

Gravatar: patrick feldmann

Die totale Ideologie

Waren früher einmal die Menschen im Tod aller Unterschiedlichkeit beraubt und damit bereit zu einem höheren Frieden (nur so ergibt der Begriff "Friedhof" überhaupt Sinn), so wird der Ort biologischer Kompostierung heute zur Arena kleiner Bekenntnisse, um das Persönliche herauszustreichen. Vermutlich gräbt man diese Bekenntnisse (wie Fussballverein, Schwulsein, Fanclub der Deutschen Bank...) gerade in dieser Situation aus, da sie zeigen sollen "dass nicht alles umsonst war". Als Katholik würde ich dazu zynisch sagen: Wenn man mit so kleinen Münzen auftrumpfen will, dann war alles wirklich umsonst.
Diese Friedhöfe verdienen den Namen nicht, sie sind Schlachthöfe, Schauplätze verlängerter Zwangsneurosen und Aberglauben.

Birgitt Kelle führt es hier treffend aus: Es sind genau die, die immer vorgeben, alle Menschen gleicher machen zu wollen, die nun hier den finalen Grenzzaun ziehen zwischen denen, die sie für "akzeptable" und denen, die sie für "mindere" Menschen halten. Sie wollen unter sich sein.

Sprechen muss man über dieses lachhafte Phänomen, weil es Ausdruck einer intellektuellen und gesamtmenschlichen Verdunkelung ist und weil die Aussage, was mit den Toten geschieht, die Aussage deutlicher macht, wie es den Lebenden geschehen soll.
Die Ideologie (und nichts anderes ist dieses LBTPäd- "Spiel") verachtet den realen Menschen und gesteht ihm sein Menschenrecht nur insoweit zu als er ein potenziell Umerziehbarer ist.

Gravatar: MicroHirn

Also Frau Weber! Der 'Friedhof der Muschitiere' weckt aber jetzt grauslige Assoziationen zum Film ähnlichen Namens.
Hoffen wir mal auf dauerhafte Immobilität und lassen die Würmer ihr Werk vollrichten.
Eigentlich ganz praktisch, nichts tun und endlich dabei abnehmen.

Gravatar: MicroHirn

Gertmarie,

also ich kann nicht bestätigen, dass Schwule und Lesben nicht in Kneipen gingen, die nicht auch von Heteros besucht würden.
Absonderungen, also gruppenspezifisches Verhalten, ist zudem etwas völlig normales und hat nichts mit Diskriminierung zu tun. Es gibt Gründe unter sich sein zu wollen, ohne das dies auf eineFreund-Feind-Denkweise zurückzuführen wäre. Gleichwohl gibt es das natürlich auch, um gezielt Gruppensolidarität zu bewirken und als Instrumententarium einer Abschottung vor 'dem Feind da draußen', demonstrativ das Andersein zu betonen. Ich denke mal, einer solchen Betonung des Andersseins soll durch einen gesonderten Friedhof ein Denkmal gesetzt werden. Eine solche Separation wird natürlich gewissermaßen als absurd empfunden, was Frau Kelle ja auch durch ihre Fragen deutlich macht.

Gravatar: Melanie

Ist so ein Friedhof nicht ein klassisches Beispiel für Geschlechter-Apartheid? Nach der Devise 'wir sind anders sogar über den Tod hinaus'.

Gravatar: Karin Weber

Hahaha! Sind es nicht gerade Leute wie Sie, die ständig mit der Diskriminierungskeule um sich schlagen?

Und nun finden Sie es legitim, dass die Damen sich auf dem "Friedhof der Muschitiere" separieren. Das geht gar nicht, schließlich werden Heteros dadurch diskriminiert.

Sollte dort allerdings eines Tages auch Alice Schwarzer bestattet werden, dann käme das für mich z.B. nicht in Frage.

Gravatar: Gertmarie Spötter

Frau Kelle, es sei dann auch umgekehrt die Frage an Sie erlaubt. Gehen Sie in Lesben-Kneipen? Oder Ihr Mann in Schwulen-Kneipen? Wenn nein, fühlen Sie sich dort nicht wohl? Ihre vermutete Gegenfrage mag lauten: Warum gehen Lesben und Schwule nicht in Kneipen, in die heterosexuelle Menschen auch gehen? Nun, jetzt bemerken Sie vielleicht den Zirkelschluss Ihres Einwandes auch. Sie werden doch nicht müde zu betonen, dass Homosexualität Privatsache sei.

Würden Sie es mögen, wenn sich zwei Frauen innig umarmen am Nebentisch eines Lokals, oder zwei Männer küssen so wie es ein heterosexuelles Paar tut? Ich spreche, um es klar zu stellen, hier von solchen Szenen, wie sie auch unter Heterosexuellen in der Öffentlichkeit völlig akzeptiert sind. Nicht meine ich nicht enden wollende Zungenküsse in der Öffentlichkeit. Darüber kann man, ob Homo oder Hetero, streiten. Schwule Discos oder lesbische Cafés gibt es doch gerade deswegen, weil homosexuelle Menschen dort voll akzeptiert und nicht nur allenfalls toleriert werden (sprechen Sie, Frau Kelle nicht immer von diesem Unterschied?). Jedenfalls ist es sicherlich kein schönes Gefühl, als schwules Paar inmitten von heterosexuellen Discogängern nur geduldet zu werden.

Was ist, wenn sich die Lesben für den Friedhof in Berlin gerade aus diesen Gründen für die Separierung auch nach dem Tod entscheiden: Weil es selbstverständlich in der gelebten Realität auch immer noch diese Distanzen gibt, die Sie, Frau Kelle, sich eingestehen müssten. Steht der schwule Freund jubelnd an der Seitenlinie des Fußballplatzes? Grundsätzlich nein, weil sein Liebster in der "Hetero"-Mannschaft desavouiert würde. (Ich erinnere mich an den Aufschrei beim Hitzlsperger-Outing: Er möge doch seine sexuelle Orientierung für sich behalten, das interessiere die Öffentlichkeit doch nicht! Wenn dagegen ein Schweinsteiger mit seiner Freundin auf den DFB-Presseball geht, wird so etwas nicht gesagt.)

Vermutlich spielt ein Schwuler daher auch gleich in einem schwulen Fußball-Club (keine Öffentlichkeit). Und da haben Sie doch schon die nächste Separierung. Der schwule Fußballspieler möchte vielleicht gern, dass ihm sein Freund oder Lebenspartner zujubelt. Können Sie sich das im Ernst in einer Fußball-Bezirksliga in Schleswig-Holstein oder Sachsen vorstellen? Wohl nicht.

Frau Kelle, Sie verschließen die Augen davor, dass es bei aller rechtlichen Gleichstellung noch mannigfache Hürden zu überspringen gäbe, um sagen zu können: Es gibt zwischen Homos und Heteros keine Distanz mehr. Was bedeutet schon die juristische Gewissheit, dass ein Lebenspartner dasselbe Erbrecht besitzt wie ein Ehepartner, wenn zeitlebens solche gesellschaftlichen Konventionen weiterleben. Zu Ihrem Beispiel auf dem Kölner Weihnachtsmarkt: War es denn von dem Veranstalter unehrlich, die Absichten offenzulegen? Er hat doch im Grunde damit nur hingewiesen auf diese vielen kleinen Barrieren des Alltags. Da können Sie noch so oft behaupten, dass niemand etwas gegen Homosexuelle habe.

Gravatar: qed

Wenn das kein ultimativer Beweis ist: Sogar ein vermoderter Phallus versetzt selbst tote Lesben noch in Angst und Schrecken!

Gravatar: MicroHirn

Oh, wie gemein, Frau Kelle!
Solche verstandesmäßigen Fragen zu stellen. Schrille paradoxe Dominanz bis unter die Gras-Soden heißt das Motto.

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang