Putin umarmen

Was wir in der Ukraine erleben, ist nur ein kleiner Ausschnitt eines größeren Puzzles – wenn wir Europäer die Vogelperspektive wagen, erkennen wir, dass Russland gesamteuropäisch integriert werden muss.

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Auch 25 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und dem Zusammenbruch des Sowjetimperiums steht das europäische Haus auf keinem stabilen Fundament. Russland, das größte Land Europas und zugleich Scharnier und Klammer zum asiatischen Kontinent, gibt sich mit dem Verlust der seiner Westgrenze vorgelagerten ehemaligen Vasallenstaaten nicht zufrieden und keine Ruhe. Die in der Europäischen Union vereinte Staatengemeinschaft hat bislang kein griffiges Konzept für eine befriedigende Lösung und eine auch Russland befriedende Integration entwickelt. Amerika ist ein übers andere Mal von der Unfähigkeit Westeuropas enttäuscht und von der Schwäche der EU überrascht. Aber auch Washington agiert weitgehend planlos und ist zunehmend daran interessiert, vornehmlich die eigenen Interessen zu sichern.

Zugleich gärt es im einst roten Riesenreich. Die von der Idee der Menschenrechte und dem bürgerlichen Profil eines Andrej Sacharow inspirierten jungen Eliten in den urbanen Ballungszentren begehren auf und streben nach Demokratie, Pluralismus und Rechtsstaatlichkeit. Ein neuer Mittelstand entsteht, der allerdings unter dem Mehltau des Putin’schen Oligarchensystems leidet. Dringend benötigt werden ausländische Investitionen und Know-how aus aller Welt.

Zugleich erleben aber die alten Kader in Militär, Verwaltung und Justiz eine Renaissance und gehen mit den neuen Machthabern in der Großindustrie, sprich in der Gas- und Ölwirtschaft, eine willfährige Liaison ein. Wladimir Putin spielt auf Zeit; er will seinen Lebenstraum, dem russischen Weltmachtanspruch zu neuer Geltung zu verhelfen und eine Eurasische Union als Gegenstück zur EU zu etablieren, vollenden. Dafür muss er den Deckel innenpolitisch fest auf dem brodelnden Topf halten und auch die im Kaukasus, Tschetschenien und anderswo aufflammenden separatistisch-islamistischen Bewegungen niederzwingen, russische Enklaven wie in Georgien oder auch auf der Krim sichern und auf dem Klavier des Panslawismus Töne anschlagen, die eher national denn weltkommunistisch klingen.

Moskaus perfide Doppelstrategie

Um Russlands Einfluss an seinen Süd- und Westgrenzen wieder herzustellen und systematisch zu vergrößern, verfolgt Putin eine Doppelstrategie. Dabei unterscheidet er zwischen Staaten, die bereits zu den westlich geprägten Allianzen von EU und NATO gehören, und Ländern und Staatsgebilden, die sich zwar von Moskau losgesagt, aber noch keinen Anschluss an andere Bündnissysteme gefunden haben.

Die Ukraine ist ein klassisches Beispiel für die Länder, die sich im Zuge einer Öffnung nach Westen in einem demokratischen Veränderungsprozess befinden, aber noch keinen endgültigen Unterschlupf gefunden haben. Hier operiert Russland mehrstufig. Zunächst wird ein moskauhöriges Regime wie das des korrupten Ex-Präsidenten Viktor Janukowitsch bis hin zur politischen und moralischen Rückendeckung für die Anwendung brutaler Gewalt gegen das eigene Volk außenpolitisch und mit Geheimdienstoperationen unterstützt. Dazu dienen auch Drohgebärden wie der Lieferstopp von lebensnotwendiger Energie. Rabiate Preisdiktate für Gas im Verbund mit voluminösen Kreditangeboten sowie das Anfüttern durch eine etappenweise Finanzierung des kollabierenden Staatshaushalts dienen dazu, das Parlament und den Regierungsapparat vollständig gefügig zu machen.

Als aber selbst solche Maßnahmen den Durchhaltewillen der Maidan-Bewegung nicht erlahmen ließen, wurde dem vom aufbegehrenden Volk gestürzten Machthaber samt einem Großteil des auch mit Hilfe der Geheimdienste ins Ausland transferierten Staatsvermögens Zuflucht in Russland geboten. In der nächsten Phase sickern als Touristen und Geschäftsleute getarnte Agenten ins ukrainische Nachbarland. Es kommt zu geschürten Unruhen, paramilitärische Bürgerarmeen besetzen zentrale Institutionen und ein gelenktes Parlament nebst neu installierten politischen Repräsentanten ruft Moskau zu Hilfe, um die angeblich aus den Fugen geratene allgemeine Ordnung wieder herzustellen und die russischstämmige Bevölkerung vor behaupteten Übergriffen zu schützen. Das Schema ist bekannt und erprobt: Budapest 1956 und Prag 1968 lassen grüßen.

Das Ziel dieser umfassenden Destabilisierungsstrategie ist eine zumindest partielle Wiederherstellung der alten Machtverhältnisse. Wo dies nicht erreicht werden kann, geht es um eine Separation wie auf der Krim oder eine Teilung des Landes in eine westeuropäisch ausgerichtete West- und eine sich mit Russland föderierende Ost-Ukraine. Auf jeden Fall aber soll den Westen das Abenteuer einer souveränen und selbstständigen Ukraine und der russische Machtverlust in der ehemaligen Kornkammer Osteuropas so teuer wie möglich zu stehen kommen und potenzielle Nachahmer abgeschreckt werden.

Die EU in die Bredouille bringen

Der andere Teil der Putin’schen Doppelstrategie hat die Länder im Auge, die schon die Flucht aus dem ehemaligen Sowjetblock in die westlichen Bündnissysteme geschafft haben und sich dort sicher wähnten. Hier konzentriert Moskau sich vor allem auf Südosteuropa. Die ehemalige Südostflanke der NATO mit Ländern wie Griechenland befindet sich in ökonomischen Turbulenzen. Die EU ist damit beschäftigt, dort mit immensen Anstrengungen die großen finanziellen Löcher zu stopfen. Mazedonien, der Kosovo und Serbien sind Unruheherde par excellence. Kroatien und Slowenien ducken sich weg und können noch ihre Probleme mit Korruption und Misswirtschaft kaschieren. Ungarn driftet isolationistisch in eigenbrötlerische und nationalkonservative Sphären ab und in Tschechien blüht die Korruption wie noch nie. In dieser Gemengelage bieten Rumänien und Bulgarien Moskau ideale Ansatzpunkte für einen Hebel, um die EU in Südosteuropa in die Bredouille zu bringen.

Nach einer Phase der bürgerlichen Erneuerung im Zusammenhang mit dem EU-Beitritt 2007 haben besonders in Bulgarien Korruption und Vetternwirtschaft, organisierte Kriminalität und Machtfilz in allen staatlichen Institutionen wieder verstärkt Einzug gehalten und Oberwasser bekommen. Russisches Kapital spielt dabei eine entscheidende Rolle und hat die alten Kader zurück an die Hebel der Macht katapultiert. Die alte Nomenklatura beherrscht weite Teile der Energiewirtschaft, des Bankensektors, der Versicherungen sowie der Elektronik-, Genussmittel- oder auch der Tabakindustrie und des KFZ-Handels. Zu einem Medienmogul von Berlusconi’schen Ausmaßen aufgestiegen ist der Oligarch Deljan Peewski, der in Korruptionsskandale verwickelt war und der Veruntreuung von Millionenbeträgen im Rahmen der Privatisierung von Betrieben bezichtigt wurde. Seine Mutter Irena Krastewa befehligt als ehemalige Chefin der staatlichen Lotteriegesellschaft gemeinsam mit ihrem Sohn den größten Teil des Zeitungsmarktes und des Printmedienvertriebsnetzes sowie eines TV-Senders und übt so ein wahres Meinungsmonopol aus. Kaum ein Wunder, dass der damals erst 33-jährige Peewski im Juni 2013 von dem weitgehend korrumpierten Parlament auch noch zum Direktor des Inlandsgeheimdienstes DANS berufen wurde.

Eine Besonderheit in Südosteuropa ist die Verknüpfung russischer und türkischer Interessen. Die türkisch-nationalistische Partei stützt die Infiltration Bulgariens durch die mit russischem Kapital operierende Oligarchen und mischt dabei kräftig mit. Der Medienzar Peewski entstammt ihren Reihen. Während auf der Krim die muslimischen Tartaren die Wiederherstellung der russischen Dominanz und damit eine neue Unterdrückung befürchten, verhelfen türkischstämmige Bulgaren der russlandabhängigen Entourage immer mehr in die Steigbügel. Dabei bestehen zum NATO-Mitglied Türkei und dessen Präsident Recep Tayyip Erdogan kaum oder allenfalls schlechte Beziehungen. Moskau und den bulgarischen Oligarchen kann das nur recht sein.

Ohne die Russen ist Europa nicht zu machen

Die EU aber schaut weg. Für in Artikel 7 des EU-Vertrags (EUV) vorgesehene Sanktionen bei einer Verletzung der in Artikel 2 des EUVaufgeführten Werte reicht es in Bulgarien, aber auch in Rumänien noch nicht. Geschickt gibt sich die bulgarische politische Elite nach außen in legal-formalistischer Weise EU-konform und lammfromm. Der einzig verbliebene demokratische Leuchtturm im Lande, Staatspräsident Rossen Plewneliew, verfügt in dem nach dem Modell einer Kanzlerdemokratie aufgebauten bulgarischen System nur über eine geringe und vornehmlich repräsentative Macht. Das Oligarchen- und mit diesem verbündete Medienkartell nimmt ihn in die Zange, sucht ihn vor sich her zu treiben und trachtet unablässig danach, auch diesen letztverbliebenen Demokraten komplett kaltzustellen.

Vor allem aber ist den bulgarischen Oligarchen ein einzigartiger trojanischer Coup gelungen. Kapitalmonopolist und Kartellchef Sergej Stanischew ist nicht nur Vorsitzender der Bulgarischen Sozialistischen Partei (BSP). Der Mann, dem laut Wikipedia bis zu seiner Abwahl als Regierungschef 2009 eine „unzureichende Bekämpfung der Mafia“ zugeschrieben wird, ist 2011 sogar zum Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei Europas (SPE) aufgestiegen. Am vergangenen Samstag erst hat die SPE den deutschen Sozialdemokraten Martin Schulz als ihren Spitzenkandidaten für die im Mai anstehenden Europawahlen nominiert und damit für die Nachfolge von José Manuel Barroso als Präsident der EU-Kommission auf den Schild gehoben. EU-Parlamentspräsident Schulz ahnt, was sich in Rumänien und Bulgarien vollzieht und wie sehr die jungen bürgerlich-demokratischen Kräfte dort in Bedrängnis geraten sind. Doch meint er offenbar, sich vor den Europawahlen keine klärenden Debatten in der SPE leisten zu können und geht den Problemen aus dem Weg. In seinem Terminkalender kommt Südosteuropa nicht mehr vor. Moskau ist weiter in der Vorhand und diktiert dem Westen die Spielzüge.

Doch ohne die Russen ist Europa nicht zu machen. Das wissen auch die Amerikaner. Für den Westen gilt, genau hinzuschauen, das junge Bürgertum und den Mittelstand als stabilisierende Faktoren zu fördern und mit der real existierenden Nomenklatura in Moskau die Balance zu halten. Die OSZE muss aktiviert und eine internationale Kontaktgruppe eingerichtet sowie runde Tische etabliert werden. Russland muss gesamteuropäisch integriert und sein Selbstbewusstsein in einem auch für seine Nachbarn verträglichen Sinn gefördert werden, sonst wird die Welt fassungslos auf Putins am 7. März beginnende Paralympics in Sotschi und ein Gemetzel auf der benachbarten Krim schauen. So weit aber darf es nicht kommen.

Beitrag erschien zuerst auf: theeuropean.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Kalbermatten Pius

Besten Dank für Ihr Kommentar. Ich bin auch Ihrer Meinung

Gravatar: wdb

Sehr geehrte Frau Weber,

Sie sprechen aus meinem Munde. Endlich einmal jemand, der der verlogenen und einseitigen, den Interessen der westlichen Oligarchie (die angeblich immer nur in östlichen Staaten vorhanden ist) dienenden Propaganda die Meinung sagt.
Ich hätte es nicht besser sagen können. Vor allem auch, dass viele Deutsche, vor allem in den alten Bundesländern, die nie gelernt haben, selbstständig zu denken, die im Artikel vorgetragene Meinung als die einzig richtige betrachten.
Die Kommentatoren, die genauso von Leuten wie Peevski für ihre Schreibereien bezahlt werden, vertrauen auf die Uninformiertheit ihrer Leser.

Gravatar: Crono

@Richard Schütze
... Amerika ist ein übers andere Mal von der Unfähigkeit Westeuropas enttäuscht und von der Schwäche der EU überrascht..
~~~
Ach, ja? Die bisherige Leserkommentare zum Ihrem Artikel müßten Sie sehr nachdenklich machen müssen ..

Ihr Artikel "Big brother is watching …" ( ....freiewelt.net/big-brother-is-watching-10015188/ ) war nicht besser als dieser; Public Relation für die U.S.A., kein Wunder bei Ihnen.

Gravatar: Crono

@Paul Mittelsdorf,
Sie - als ein Dilettant - hatten Sowjet Union (CCCP) mit Rußland verwechselt. Kaufen Sie sich bitte ein MEHR aktuelles Geschichtsbuch.
Nota bene, wo im welchen Staat leben Sie? Wenn in der U.S.A., dann ist mir alles klar.

Gravatar: Klaus Kolbe

@ Paul Mittelsdorf

Von was für einem befreiten „Ostdeutschland“ reden Sie eigentlich? In den Anfangsjahren der BRD standen noch Schilder an den Straßenrändern mit den Umrissen des kompletten Deutschlands von 1937, das durch Trennlinien in 3 Teile geteilt war.
Darunter stand zu lesen: Deutschland dreigeteilt – niemals.

Sie reden von der Teilwiedervereinigung der BRD (Westdeutschland) mit der sogen. SBZ, also Mitteldeutschland.
Ostdeutschland ist nach wie vor völkerrechtswidrig okkupiert.
Hören Sie einmal, was Finanzminister a. D. Theo Waigel 1989 auf einem Schlesiertreffen u. a. öffentlich sagte:
„Mit der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 ist das Deutsche Reich nicht untergegangen. Es gibt keinen völkerrechtlich wirksamen Akt, durch den die östlichen Teile des Deutschen Reiches von diesem abgetrennt worden sind.

Gravatar: K. St.

Danke für Ihren mutigen Beitrag. Ich teile voll und ganz Ihre Meinung.

Gravatar: Karin Weber

@ Paul Mittelsdorf

Die Welt kann froh sein, dass es Leute wie Putin gibt. Was Sie als eiskalten Herrscher bezeichnen ist ein Mann, der in einem Vielstvölkerstaat jede Art von ethnischen Unruhen unter Kontrolle hat. Putin weiß, dass diese Region nur in Ruhe existieren kann, wenn er das unter Kontrolle hat. Schauen Sie sich das Deutschland von heute an: Hier kämpft man dagegen seit fast einem Jahrzehnt gegen Terror und dem BKA geht nur ein Kinderporno-Abgeordneter ins Netz.

Bei Putin dagegen herrscht richtiger Terror. Abchasier, Tschetschenen, Georgier, Schwarze Witwen etc. und denken Sie nur an die Geiselnahme in diesem Moskauer Kind. Mit einer Federboa wie beim Christopher-Street-Day bekämpfen Sie so etwas nicht. Also ich habe vor diesem Mann echten Respekt. Wie er dieses Land systematisch wieder aufbaut, nachdem die vor 20 Jahren diesen Zusammenbruch erlebt haben, dass ist wirklich eine Leistung. Denken Sie bitte auch daran, dass er mit ganz menschlichen Problemen wie Alkoholmissbrauch zu kämpfen hat, das er westliche Einflüssen wie die Homosexualisierung die ihm die Integrität seiner Familien als kleinste Keimzellen und auch die Geburtenrate zerstört, zu begegnen hat.

Unter Bezug auf den von Ihnen erwähnten „eiskalten Herrscher“ verweise ich auf die Auffassung von Ex-Bundeskanzler Schröder: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/schroeders-buch-klare-worte-altkanzler-steht-zum-lupenreinen-demokraten-putin/9481530.html

Wenn ich mich zwischen Russen und Amerikaner als Partner entscheiden müsste, dann würde meine Wahl ganz klar auf die Russen fallen. Die werfen keinen genmanipulierten Mais auf unseren Markt, die haben keine Besatzungstruppen in Deutschland stationiert, die benutzen unser Land nicht als Sprungbrett für ihre weltweiten Kriege und ziehen uns in ihre Feldzüge nicht mit hinein. Das vergessen Sie bitte ebenfalls nicht.

Was machen die Amerikaner dagegen? Deren Außenminister Kerry besitzt die Frechheit, mit den Finger auf Russland zu zeigen und verdrängt dabei vollkommen ignorant, dass sein Land mit einem erfundenen Kriegsgrund im Irak einmarschiert ist. In Syrien drohte ja ähnliches und bis heute hat man uns keinen Beweis dafür präsentiert, wer dort nun das Giftgas eingesetzt hat, aber eingreifen wollte Obama.

Zuletzt ein persönlicher Rat: Ich lese schon lange keine deutschen Wurstblätter mehr, sondern lese fast durchweg in deutschsprachigen Programmen ausländischer Sender. Diese Informationen sind seriöser, als das was Sie hier im Inland präsentiert bekommen. Zu DDR-Zeiten habe ich gelernt, zusammen mit einer gewissen Intuition mir aus dem Wirrwarr von unterschiedlichen Meldungen eine Meingung zu bilden, die der Realität ziemlich nahe kommt. Viele Bundesbürger haben das nie gelernt und glauben weiter dem Schwarzen Kanal.

Gravatar: Kalbermatten Pius

Danke Frau Karin Weber. Sehr informativ. Endlich mal jemand der "Klartext" schreibt. Das ist nichts als die Wahrheit. Schön das es Sie gibt!

Gravatar: zeitgeist

Amerika muß zu aller erst seine Kanonen vor der russischen Haustür abbauen. Zum Zweiten wäre es hilfreich, wenn sie jeder Nation das gleiche Selbstbestimmungsrecht zugeständen, welches Washington für sich selbst beansprucht. Zu guter letzt wäre es einfach prima, wenn sie nach Hause gingen und ihre "Constitution" läsen.
Es gibt keine "Betrohung" mehr. Ameria muß nicht mehr "beschützen".
Kompetente und erwachsene Nationen besitzen das Recht ihre Angelegenheiten selbst zu regeln.

Gravatar: Paul Mittelsdorf

Hätten die Amerikaner, die Briten und die deutschen Konservativen die vorgeschlagene Strategie (Umarmung und AUfbau des Selbstbewußtseins) des Autors befolgt, dann gäbe es heute kein befreites Ostdeutschland und auch kein befreites Osteuropa. Nicht alles ist mit "Umarmungen" zu regeln. Das klappt nicht mal mit Straßenschlägern. Warum dann mit eiskalten Herrschern wie Putin?

Gravatar: Michael Siebel

"Gesamteuropäisch integrieren" oder "umarmen" ? So etwas kann auch zum Klammergriff werden, wenn man an das genannte Beispiel der ‪‎EU‬ erinnert. "Von außen einhegen, von innen verdünnen" wollten gewisse 68er-Kreise Deutschland auch einmal, nicht vergessen! Und was wir heute machen ist nichts anderes, als ohne größere Not immer mehr Souveränität nach Brüssel abzugeben.

So gut der europäische Gedanke auch ist, genau das haben die Gründer seinerzeit wohl nicht im Sinn gehabt mit der Montanunion, den Verträgen und dem "gemeinsamen Haus Europa".

Nebenbei muß man die Geschichte betrachten. Der "Konflikt USA-Rußland" hat bereits mit dem Eintritt der USA in den Ersten (!) Weltkrieg angefangen, der vor bald 100 Jahren ausbrach. Dieser geopolitische/-strategische Konflikt hat anschließend nicht aufgehört zu existieren, sondern wurd mal so, mal anders ausgetragen, sprich: u. a. im Kalten Krieg in Form des waffenstarrenden Gegenüberstehens, in Form von "Stellvertreterkonflikten" in z. B. Südostasien, von Provokationen à la Panzer in Berlin und Nachsehen, was der andere durchgehen läßt (Kuba).

Weltmächte/Großmächte handeln in einem Zeitraum, in dem mehrere Jahrzehnte überblickt werden müssen: in Richtung Vergangenheit und in Richtung Zukunft. So muß man das Ganze einordnen. Die Provokationen haben auch nicht aufgehört, man nehme das Umgehen der NATO für einen völkerrechtswidrigen Irakkrieg (da wurde eine "Achse der Willigen" zusammengeschustert -- wechselnde Bündnisse, nebenbei, gab es auch bis 1914 in Europa, wobei man das natürlich nicht 1:1 vergleichen kann), das Stationieren von US-(nicht NATO-)"Abwehr"einheiten im polnischen (NATO-Mitglied) Teil Ostpreußens, woraufhin im Nordteil Rußland wenigstens nachlegen wollte (Kaliningrader Exklave). Man nehme die NATO-Erweiterung im Baltikum, man nehme Irak, Afghanistan, den Persisch-Arabischen Golf, den Pazifik, Usbekistan, das Eismeer. Überall US-Militär. Dann die Einmischungen in Rußlands direktem Umfeld, was die große Mittelmacht natürlicherweise als "Aasen im eigenen Haus" auffassen mußte:

Rußland fühlt sich gekränkt, in seiner Größe beschnitten, trotz Größe machtlos, umstellt, gedemütigt. Diese psychologischen Faktoren darf man nicht außer Acht lassen bei alledem, was da derzeit geschieht. Der historische Zusammenhang ist ebenfalls erklärbar, wenn man etwas Ahnung hat. Nach dem Ende der UdSSR hat Rußland versucht, seine alte Größe wenigstens irgendwie zu retten. Das ist ihm jedoch nicht gelungen.

Gravatar: Karin Weber

Man sollte sich schleunigst davon verabschieden, anderen Kulturen die hier übliche Art von Demokratie aufzudiktieren. Man lese mal dazu hier: http://www.welt.de/politik/deutschland/article125352817/Wir-wollen-nicht-in-dieses-Schwulen-Europa.html

Die GUS-Staaten wurden im Zuge ihres Zusammenbruchs vom Westen derart gedemütigt, dass saß tief. Putin hat Russland wieder stark gemacht. Darauf sind die Russen stolz. Derzeit erlebt man, dass Putin irgendwelche Drohungen gar nicht interessieren und die Bundesregierung ist gut beraten, sich da erheblich zurückzuhalten. Andernfalls dreht Putin das Gas ab und Deutschland friert. Da wir die bekloppte Energiewende an der Backe haben, ist das ein ernstzunehmendes Problem und wir haben hier schneller Unruhen, als sich das hier einige vorstellen können.

Am Beispiel von der Ukraine sehen wir, dass eine Handvoll vom Westen gesteuerter Chaoten ein Land vor die Wand fahren. Die, die dort noch Grips haben, wollen ran an Russland. In der Ukraine passiert nichts anderes, als das die USA und ihre Kalfaktoren in EU+Nato dort versuchen, wirtschaftlich die Pfoten auszustrecken. Wer das Wörterbuch dieser Leute versteht, der weiß, dass sich hinter dem Begriff (der eingeforderten) Menschenrechte nichts weiter als die Schaffung von Absatzmärkten verbirgt. Die Menschen sind denen doch egal, um den zu erschließenden Absatzmarkt geht es ausschließlich.

Putin wird ein Ausschluss aus den G7/G8 nicht zucken, denn zusammen mit China haben die einen stabileren Wirtschaftsraum als die marode USA. Unsere Medien werten zwar medial den Rubel ab, aber die sitzen sicherer im Sattel als dieser Dollar oder Euro.

Der EU und USA steht genau das bevor, was die ehemaligen GUS-Staaten schon hinter sich haben. Dazu kommt, dass Putin sich um die Interessen seines Volkes kümmert. Ein Vorgang, der von dieser Regierung nicht zu erwarten ist. Wenn bei uns ein Zugewanderter zuschlägt, dann ist die Integration fehlgeschlagen. Wehrt sich der Deutsche, dann ist es ein Ausländerfeind.

Unter dem Blickwinkel des Ukraine-Konfliktes wird die EU-Parlamentswahl zur Farce. Aus meiner Sicht ist der Laden eher zu, als wir das alle erwarten. Es gibt kein Land, wo sich gegen diesen Laden kein Widerstand oder Kritik regt. Ob es Wilder, Farage, Le Pen oder hier die AfD ist., überall wird zu Recht kritisiert. Die Nieteneliten schauen derzeit nur sprachlos zu, wie sich das Volk seine Demokratie zurückholt. Unter dem Aspekt ist auch das letzte Urteil des BVerfG zu sehen. die wollen sich die Finger nicht mehr für die Politik verbrennen. Die wissen, dass wie in der Ukraine die wütenden Bürger plötzlich vorm Büro stehen können.

Gravatar: Klaus Kolbe

Der Verfasser dieses Artikels scheint von Geo-Strategie noch nie gehört zu haben.
Auch nicht von dem englischen Geographen, besser gesagt Geo-Strategen, Halford Mackinder und seiner Heartland-Theorie:

„Who rules Eastern Europe commands the Heartland
Who rules the Heartland commands the World Island
Who rules the World Island commands the World“
in: Mackinder, Democratic Ideals and Reality, S. 106

So, wie Halford Mackinder der Geo-Stratege des britischen Empire war, ist es in Nachfolge dessen der Politikwissenschaftler und Geo-Stratege Zbigniew Brzezinski für die USA.

Ein Blick in Brzezinskis Buch: "The Grand Chessboard: American Primacy and Its Geostrategic Imperatives" (deutsche Übersetzung: "Die einzige Weltmacht - Amerikas Strategie der Vorherrschaft") würde manchem die Augen öffnen für das, was da wirklich auf dem großen Schachbrett „läuft“.

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