Political Correctnes - mehr als ein Streit um Worte: Teil III

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Der Sieg  über Deutschland

Wie wird man in Deutschland (aus linker Sicht) zum potenziellen KZ-Betreiber? Durch den Gebrauch von politisch inkorrekten Wörtern. Ganz oben auf der deutschen No-Go-Liste stehen die Bezeichnungen für die so genannten Sekundärtugenden: Pflichtgefühl, Berechenbarkeit, Machbarkeit und Standfestigkeit. Und genau auf diese Tugenden hatte sich 1982 Bundeskanzler Helmut Schmidt politisch berufen. Diese Sekundärtugenden auszusprechen reichte, um unter schlimmsten Generalverdacht gestellt zu werden: "Pflichtgefühl, Berechenbarkeit, Machbarkeit, Standhaftigkeit....sind Sekundärtugenden. Ganz präzis gesagt: Damit kann man auch ein KZ betreiben." - Oskar Lafontaine am 15. Juli 1982 im STERN (zitiert nach BILD) über Helmut Schmidt. Niemand ist vor dem F-Verdacht sicher, wenn er es wagt die falschen Wörter zu gebrauchen.

Werbung zur Anzeige von NS-Belasteten bei den Spruchkammern. Nach 1946 (Nordbaden).

Wir sind angekommen beim Thema: Politische Korrektheit – der deutsche Weg.

Während in Amerika die politische Korrektheit sich als Abwehr eines (angeblich) drohenden Faschismus etablierte, kam in Deutschland von Anfang an erschwerend hinzu: Wir standen nach dem Krieg (bis zum Beweis des Gegenteils) zunächst mal alle unter F-Verdacht. Geschichtsunterricht wurde mit unterschiedlichen Prämissen hüben wie drüben zu Aufarbeitung – vor allem mit dem Ziel: Nie wieder. Die Folge war eine Sicht auf die Vergangenheit vor allem mit einer Fragestellung: Wie konnte es dazu kommen? Die Sieger brachten den Besiegten bei: Wer mit dem Finger auf andere zeigt, sie verdächtigt, ist automatische auf der "guten" Seite. Wie bei allen großen Denuntiations-Kampagnen nutzte mancher die Gelegenheit, schnell die "Seiten zu wechseln". Verlagslizenzen und manch anderes Geschäftsfeld tat sich auf. Das Volk machte die Erfahrung, sich aktiv zu arrangieren, würde sich auszahlen.

Anders als in Amerika stand in Deutschland nach 1945 zunächst einmal jeder unter F-Verdacht.

Wie oberflächlich und wenig erfolgreich diese Art der Vergangenheitsbewältigung war, zeigte sich erst Jahrzehnte später. Als immer mehr Institutionen und Unternehmen ihre Vergangenheit wissenschaftlich aufarbeiteten.

Aber die Spruchkammern entfalteten ihr Logik auf nahezu alle Lebensbereiche. Obwohl sie zur Manipulation einlud: Nahezu jeder Autor, dessen Bücher nicht von den Nazis verbrannt wurde, stand zunächst einmal unter Verdacht, geistiger Wegbereiter des Holocaust zu sein. Und die Vergangenheit wurde gleich mit entsorgt. Nietzsche, weil sein „Übermensch“ sofort Assoziationen weckte. Wagner als Antisemit. Erschwerend kam bei ihm dazu, dass Hitler sein Fan war. Friedrich der Große, der erste Diener seines Staates, wurde verteufelt wegen seiner schlagkräftigen Armeen. Stichwort: Preußischer Militarismus. Beim Alten Fritz kam dazu, dass Hitler versucht hatte, sich am sogenannten Tag von Potsdam, mit ihm in eine Traditions-Reihe zu stellen.

Aber am schrecklichsten, für mich persönlich war, dass alle Werte, die der Nationalsozialismus usurpiert hatte, unter Generalverdacht gestellt wurden. Grob gesagt alle Begriffe, die mit Deutsch in Verbindung gebracht werden konnten.

Vieles auf das meine Großeltern noch stolz waren, das sie mir (mit mehr oder weniger Erfolg) vermittelten, galt auf einmal als Symbol einer schlimmen Vergangenheit oder verdächtige bürgerliche Sekundärtugend.

Deutsche Frauen, deutsche Treue,

Deutscher Wein und deutscher Sang

Sollen in der Welt behalten

Ihren alten schönen Klang,

Uns zu edler Tat begeistern

Unser ganzes Leben lang –

Deutsche Frauen, deutsche Treue,

Deutscher Wein und deutscher Sang!

Wald, Heile Welt, Schönheit ("nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben ist barbarisch" - Adorno) . Gründerzeitarchitektur (früher Ausdruck dessen was kam...).

Die "Brigitte" riet noch in den frühen Sechzigern des vorigen Jahrhunderts, die "Schnörkel"alter Bauernschränke grade abzusägen und den ebenmäßigen Kasten weiß zu lackieren("aus alt mach neu"). Jede Art von Tradition war verpöhnt in dieser schönen neuen Nachkriegs-Nachnazi-Welt. Aber lange folgten nur die wenigsten Menschen  diesen Forderungen der frühen Vordenker der politischen Korrektheit. Die "alten Kräfte" bewiesen großes Beharrungsvermögen.

Auch die Anerkennung von Fleiß, Treue, Gehorsam, Disziplin, Pflichtbewusstsein, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Ordnungsliebe, Höflichkeit, Sauberkeit hielt sich lange. Trotz der theoretischen Vorgaben einer Frankfurter Schule.

Das alles sollte anders werden mit den sogenannten 68ern - zu denen als Vorhut immer auch die Bader-Meinhof-Bande mitgedacht werden muss. Wer etwas auf sich hielt, in jenen linken (meist bürgerlich situierten) Kreisen, hatte gern ein "privat" anmutendes Foto von Gudrun Ensslin auf dem Schreibtisch und konnte von Begegnungen mit Baader oder anderer Terror-Prominenz berichten.

Erst die intensiven Versuche, den links-Terrorismus aus seinen Motiven heraus zu verstehen, verschaffte den Theorien der Adorno/Markuse eine nie geahnte breite Basis.

Aus der kritischen Theorie wurde politische Praxis. Der Schlachtruf der 68ger  war "macht kaputt, was euch kaputt macht!". Alles was als "bürgerliche Werte" identifizierbar war, wurde moralisch in Frage gestellt und mit Gewalt (nicht nur gegen Sachen) und Entführungen bekämpft. Und die "Kämpfer" wurden "klammheimlich" von einer breiten Sympathisanten-Szene gefeiert. Denn tatsächlich dienten die bürgerlichen Werte nur dazu, so das Dogma, Menschen im Kapitalismus auszubeuten. Den Werten und ihren Repräsentanten galt der Widerstand und der (zum Teil) bewaffnete Kampf.

Die Fronten zwischen linker und bürgerlicher Weltsicht sind geblieben. Geblieben sind bis heute die selbstgerechte Unduldsamkeit und die Methode, die eigenen politischen Ziele als Kampf gegen Rechts unangreifbar zu machen.

Die inzwischen etablierten Straßenkämpfer ("Joschka" Fischer z.B.) Sangen nun das hohe Lied von "Menschlichkeit", "Kreativität", "Selbstverwirklichung" und "Solidarität". Schöne Wöter, aber wie waren sie gemeint? Menschlichkeit wurde als Freiheit zur Durchsetzung eigener "menschlicher" Bedürfnisse gesehen. Ohne Kantschen kategorischen Imperativ. Kreativität wurde bewiesen bei der Interpretation der Rechtsordnung: "Legal - illegal - scheißegal". Wie das in der Praxis aussah, konnte sogar erleben, wer in den frühen 70gern seine Tochter in einem antiautoritären Kinderladen anmeldete. Eltern mussten lernen: Jede Art von Erziehung sei F-verdächtig. Also: politisch unkorrekt. Also untragbar!

Es geht also nicht nur um Worte wie deutsche Eiche oder, viel schlimmer: Deutsche Autobahn. Es geht ums Ganze.

Die Methode mit politischer Korrektheit, mit dem Kampf um Wörter, den öffentlichen Diskurs zu beherrschen, wurde eine Erfolgsgeschichte. Nothing succeeds like succes.

1967 rief Rudi Dutschke seine Genossen zum Marsch durch die Institutionen auf. Die Institutionen sollten von innen zerstört werden, als Voraussetzung einer Machtergreifung der Linken.

Und sie sind angekommen. Oben im Establishment. Nicht nur Joschka Fischer und Jürgen Trittin. Auch in Redaktionen und Verbänden. Ihren Erfolg verdanken sie der Strategie, jeden politischen Gegner, jeden Konkurrenten früher oder später unter Faschismus-Verdacht (oder in milderer Form) unter Rechts-Verdacht zu stellen (die Spruchkammer-Erfahrungen lassen grüßen). Inzwischen galt bereits als allgemein akzeptiert, dass "rechts" immer auch Faschismus signalisierte. Wer einen F-Verdächtigen verteidigte, wer es wagte, Deutschland-Worte zu gebrauchen, machte sich selbstverständlich mitschuldig, mit verdächtig. Wir hatten mal einen Außenminister, der sozusagen ex cathedra, also mit der Autorität des Amtsinhabers, ein Buch mit dem Titel "Risiko Deutschland" schrieb. Berühmt wurde auch sein(?) vielzitierter Satz: Deutschland müsse von außen eingehegt, und innen durch Zustrom heterogenisiert, quasi verdünnt werden.

Aber deutsch sein ist nur ein Makel, der jedem angehängt werden kann. Dazu kommen F-Verdächtige Eigenschaften wie Islamophobie, Homophobie, Europhobie, Rassismus, Nazismus und Sexismus und das Bekenntnis zum Katalog der Sekundärtugenden.

(Wahrscheinlich müsste die Liste viel länger sein).

Erwünscht und zu fördern sind dagegen, so die allgegenwärtigen Vertreter der politischen Korrektheit:

Feminismus, Egalitarismus, Europäismus, Globalismus und mehr.

Um die Vielzahl der Kampfbegriffe und Themen, die von der Politischen Korrektheit erfasst werden, zu verstehen, muss man sich der Marx/Engelschen Revolutionstheorie erinnern. Da gibt es den Hauptwiderspruch von Arbeit und Kapital und etliche Nebenwidersprüche. Als da sind:

Der Widerspruch zwischen der verbliebenen Feudalklasse und der Bourgeoisie,

der Widerspruch zwischen nicht monopolistischer und monopolistischer Bourgeoisie,

zwischen bürgerlicher Demokratie und Faschismus,

die Widersprüche unter den kapitalistischen Ländern,oder die Widersprüche zwischen dem Imperialismus und den Kolonien.

Die Zuspitzung solcher  Widersprüche galt als Voraussetzung für die Revolution.

Aber die Weltrevolution lässt bekanntlich auf sich warten. Wir erinnern uns an den Anfang dieser Überlegungen. Da sagte Georg Lukács:

"Ich sehe die revolutionäre Zerstörung der Gesellschaft als die eine und einzige Lösung für die kulturellen Widersprüche unserer Epoche an und: Solch ein weltweiter Umsturz von gesellschaftlichen Werten kann nicht geschehen, ohne dass die alten Werte vernichtet und neue von den Revolutionären geschaffen werden."

Bis heute wurde gründliche Arbeit geleistet beim Erfinden von Widersprüchen, die statt Arbeit und Kapital ihre revolutionäre Wirkung entfalten sollen.

 

1. Widerspruch: Mann und Frau sind Feinde.

 

Am erfolgreichsten aber erwies sich das linke Programm den Feminismus zur Macht zu verhelfen. Auch hier kann man das Ziel unterstellen, einen weiteren Widerspruch in der Gesellschaft zu propagieren. Den Widerspruch von Mann und Frau. Der Mann als Feind und Unterdrücker. Die Frau: Die Gute.

2. Widerspruch: Familie und Gesellschaft.

Die Familie ist der Feind des Kollektiven Denkens und Handeln. Familie und sozialistischer Fortschritt schließen sich aus.

 

3. Widerspruch: Weiße und schwarze Menschen.

 

Daraus wurde die Maxime abgeleitet, westliche Kultur, Werte und Wirtschaft zerstörten die übrige Welt und müssten deshalb zerstört werden.

4. Widerspruch: Der Mensch ist Feind der Natur.

Dieser Widerspruch ist der aktuellste und wirkmächtigste zur Zeit. Dahinter steht die Hoffnung auf eine Ökodiktatur.

 

Mensch und Technik werden unter Verdacht gestellt, Feinde der Natur zu sein. Ein schlimmer Verdacht, denn Natur ist Leben. Und wer in diesem Konflikt Partei ergreift, muss sich inzwischen als potentieller Massenmörder verteidigen. Einer der mächtigsten Zeitungsmacher in Deutschland, der Chefredakteur der Bildzeitung Kai Diekmann, war in der ARTE-Sendung "Durch die Nacht mit…" im Gespräch mit Henrik M. Broder zu sehen. Broder fragte ihn, warum er den Quatsch mit der Klimakatastrophe in seinem Blatt mitmache, wo er es doch besser wisse. Der Chef der BILD antwortete: "Da kommst du nicht gegen an!"

Allein 200 Studien gibt es zur Bedrohung des Weltklimas durch den Regenwurm (der wohl bei seiner Verdauung CO 2 erzeugt).

Jedes Stück Fleisch, das wir essen, macht uns zur Bedrohung für den Planeten. Die Kritiker der Klima-Propheten teilen sich, aus Sicht der politisch Korrekten, inzwischen die Rolle mit potentiellen Faschisten die Rolle des schlimmsten anzunehmenden Bösen...

Screenshot: Webseite von Richard Parncutt

Der an der Universität Graz lehrende Musikprofessor Richard Parncutt forderte im Oktober 2012 auf der Internetseite der Uni die Todesstrafe für sogenannte Klimaleugner, die das Global Warming in Frage stellen. Sie seien schlimmer als Behring Breivik. Er schrieb:

 

"Klimawandel-Leugner sind eine ganz andere Kategorie als Behring Breivik. Auf sie gehen bereits heute hunderte Millionen Tode zukünftiger Menschen. Wir könnten auch von Milliarden sprechen. Aber ich mache eine konservative Schätzung. Deshalb empfehle ich die Todesstrafe für einflussreiche Klimawandel-Leugner – für GW deniers."

5. Widerspuch: Einheitsstaat Europa - Nationalstaaten

 

Scheitert der Euro scheitert Europa hatte die Kanzlerin gesagt, und damit jeden Eurokritiker zum Feind eines (wie auch immer gearteten) friedlichen Zusammenlebens in unserem alten Kontinent erklärt. Auch der Rechts-Professor Karl Albrecht Schachtschneider erkennt in der Durchsetzung der deutschen Europapolitik die Wirkmacht der politischen Korrektheit. Ich zitiere: "Die Europa und die Europolitik sind wesentlich von der Political Correctness gesteuert. Das erklärte Ziel der gesamten Europapolitik und insbesondere der Europolitik ist es, die Nationalstaaten Europas in der Europäischen Union aufgehen zu lassen. Das hat in Deutschland viel mehr als in anderen Ländern zum Europäismus geführt. Diese integrationistische Moral überlagert alle Rechtsprinzipien des Verfassungsstaates."

Aber noch ist PC nicht Gesetz. Mit einer Ausnahme allerdings. Es geht um den § 130 im StGB. Er stellt nicht nur die Leugnung der Verbrechen des Nationalsozialismus unter Strafe sondern in Satz 1 auch "Volksverhetzung". Der Gesetzestext lautet:

"Wer in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, zum Hass gegen Teile der Bevölkerung aufstachelt oder zu Gewalt oder Willkürmaßnahmen gegen sie auffordert oder 2. die Menschenwürde anderer dadurch angreift, dass er Teile der Bevölkerung beschimpft, böswillig verächtlich macht oder verleumdet, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft“. 

Eearten Sie bei einem so heiklen Paragraphen keine juristische Bewertung vob mir. Ich übernehme sie von (noch einmal) von Professor Karl Albrecht Schachtschneider.Er schreibt zum §130StGB Satz 1:

"Dieser allgemeine Tatbestand, der es allen schwer macht, offen die Meinung zu sagen, unterliegt größten verfassungsrechtlichen Bedenken, nämlich nach dem Bestimmtheitsprinzip. Gemäß dem Grundsatz „nulla poena sine lege“ muss jedes Gesetz rechtstaatlich hinreichend bestimmt sein. Man muss vor seinen Handlungen wissen können, was man darf und was nicht. Die Grenzen seiner Redefreiheit kennt aber niemand mehr und niemand kann sie noch kennen. Die werden ihm erst schmerzlich vom Strafrichter aufgezeigt. Es gibt Urteile, welche die Begriffe sehr weit auslegen. Deshalb gibt es Fragen, die ich hier nur andeuten kann: Was ist der öffentliche Friede? Wodurch wird der verletzt? Was ist Hass? („Ich hasse Dich“ hat jeder schon mal von seiner Ehefrau gehört. Aber dennoch geht die Liebe oder das Miteinander weiter, noch jahrzehntelang.) Was sind Willkürmaßnahmen? Was ist in diesem Zusammenhang die Menschenwürde? Das ist ohnehin ein sehr schwer zu bestimmender Begriff. Die Menschenwürde ist im Wesentlichen die Freiheit des Menschen, aber manches andere Prinzip gehört dazu. Daraus können Richter mancherlei Urteile zimmern, wenn sich jemand zu bestimmten politischen Fragen, etwa zur Zuwanderung, zur Religionsausübung, zum Schulwesen usw. äußert." Ende des Zitats.

Ja, ein Lieblings-Widerspruch der politisch Korrekten fehlt noch in der Aufzählung. Er ist der umfassendste überhaupt:

Der Deutsche ist Deutschlands Feind.

Kein Mensch, der auf eine Karriere in der Öffentlichkeit hofft, darf sich trauen "Ich bin stolz darauf, Deutscher zu sein". Er weiß, dass man ihm unterstellen wird, damit alle im Namen der National-Sozialisten begangenen Greul gut zu heißen. Keine Erklärung würde ihm helfen, bis er sich entschuldigt. Zu Ende gedacht, ist das ideale Deutschland ein Deutschland ohne Deutsche. Oder wie ein oft auf den Straße Berlins gehörter Schlachtruf heißt: "Nie wieder Deutschland!"

Die Gralshüter der PC, und das sind jene die Macht und Meinungshoheit in diesem Lande repräsentieren, haben es geschafft, dass selbst das Vorzeigen der deutschen Fahne als Entgleisung gilt. Hundert mal lief im TV der AfD Mann, der beim Gründungsparteitag eine schwarz-rot-goldene Fahne schwenkte. Und jeder Kommentator sah darin den Beweis eine (unstatthaften) rechten Gesinnung - übertragen auf alle Parteimitglieder. Im Wahlsiegestaumel 2013 hatte  dann auch die CDU ihr Fahnenproblem. Schnell beiseite geschafft von "Mutti".

Ganz nebenbei dient die politische Korrektheit auch dazu, gigantische Geldströme in Bewegung zu setzten. 240 Milliarden Euro wurden bisher als Hilfe für Griechenland ausgezahlt. Also 21 Tausend Euro für j e d e n Griechen. Zum Vergleich: Das Steueraufkommen pro Bundesbürger beträgt pro Jahr 7661 Euro (Schätzung Ende 2012). Wer dagegen ist, wird daran erinnert, dass der Euro ein Garant für den Frieden sei. Wieder führt die PC-Logik zu einem fundamentalen Vorwurf: Wer gegen den Euro ist, nimmt einen Krieg in Kauf. Wer will einem Friedenengel ein paar hundert Milliarden Euro verweigern? Frieden ist schließlich das höchste Gut!

"Denker-Club" Karikatur ca 1820. "Wichtige Frage, welche in heutiger Sitzung bedacht wird. Wie lange möchte uns das Denken wohl noch erlaubt bleiben?"

So ist die politische Korrektheit nicht nur ein vernichtender Kampfstoff gegen den politischen Gegner geworden. Sie dient auch als Deckmäntelchen für Gesetzesbrecher und Geschäftemacher. Sitzblockaden, Haus- und andere Besetzungen (also schwerwiegende Eingriffe ins Eigentumsrecht), Gewalt gegen "Sachen" und Polizisten werden nicht als Straftatbestand (z.B. Landfriedenbruch) verfolgt, solange sie im Mantel der politisch Korrekten, also eingekleidet, in der vom Mainstream definierten Moral, daherkommen.

Die Umverteilung von hart erarbeiteten Milliarden Euro von kleinen Stromkunden an Wind- und Solaranlagen-Investoren wird nicht in Frage gestellt, wer dagegen argumentiert, macht sich mitschuldig an der  Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen. So behindert die PC eine rationale Diskussion über Energiesparen und Naturschutz.

 

Was also ist politische Korrektheit? Karl Albrecht Schachtschneider sieht in ihr eine Bedrohung für die Demokratie: Sie sei "eine sanfte Despotie. Sie ist das Herrschaftsmittel, wenn man andere Mittel nicht einsetzen will, weil es der Rechtsstaat nicht zulässt. Es ist auch klug, nicht harte Despotie zu üben, sondern eine sanfte Despotie, weil diese viel zäher und viel langlebiger ist, wie wir das seit 1968 erleben. Eine harte Despotie stößt bald auf Widerstand. Aber wo ist der Widerstand gegen die sanfte Despotie? Der Widerspruch? Political Correctness ist das gebotene Mittel, wenn der Schein der Freiheit gewahrt werden soll. Wirkliche Freiheit haben wir in Deutschland allenfalls in kurzen Zeitabschnitten und auch nur in Teilbereichen versucht. Das wichtigste politische Freiheitsrecht außer den Wahlen ist die Redefreiheit oder Meinungsfreiheit. Deren Ausübung wird durch die Political Correctness unterdrückt. In dem Maße der Unterdrückung ist das politische System nicht freiheitlich, sondern despotisch. Despotie ist immer der Gegensatz zur Freiheit. Demgemäß ist Deutschland weder freiheitlich noch demokratisch." 

 

Was folgt für mich aus dieser Besichtigung der politischen Korrektheit? Es mag (und soll auch) versönlich klingen.  Ich wünsche mir Freundlichkeit nicht nur unter Gleichgesinnten. Angstfreies Aussprechen von Gedanken und Überlegungen. Und ich bin auch gerne bereit, zuzuhören und zu verstehen. Menschen ändern sich. Willy Brand sagte, nur wer in der Jugend Kommunist war, werde später ein anständiger Sozialdemokrat. Wer was wird und wie sich unsere Gesellschaft entwickelt, wird auch davon abhängen, dass wird Veränderungen akzeptieren. Bei uns selbst, bei anderen und in der Politik.  Deutschland, das sind wir. Und wenn wir den besten Weg für uns suchen, müssen wir endlich offen darüber reden, wie es mit unserem Deutschland weitergeht. Wir alle müssen uns entwickeln. Ohne uns vorschreiben zu lassen, was wird denken, sagen oder glauben sollen. Ohne politische Korrektheit. Ohne linke Dogmen. Am besten entspannt. Bei einem Bier, einem Wein, einem Scotch. Mit einem großen Aschenbecher. Oder so.

Beitrag erschien zuerst auf: lyrikheute.com

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: MicroHirn

Ein wesentlicher und weiterer Baustein gesinnungsethisch totalitären Denkens scheint mir im Ziel der Abschaffung eines christlichen Fundaments zu liegen. Eine massive Dekonstruktion des Christentums durch massive Zerrüttung von Glaubensprinzipien. Der Marsch in die Institutionen hat vor der Kirche nicht haltgemacht. Ehemals ordnungsstiftende Werte wurden geschliffen und Gläubige mit neuen Werten befrachtet. Selbst eine Kolonisierung des Glaubens durch virulente Propaganda blieb nicht außen vor und vergiftet den Glauben von innen.
Gebete wandeln sich und folgen einem gutmenschlichem Katechismus, der die Wahrnehmung verzerrt und Glaubensinhalte ausgehöhlt hat.
Und auch hier fragt man sich, wie konnte es soweit kommen? Kollektive Verblendung oder gar Verblödung?

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