Negativzinsen für Privatkunden sind unwahrscheinlich

Schon heute sind negative Zinsen keine Seltenheit. Schäuble macht es ja vor: Seit langem kann er seine Kredite teilweise mit negativen Zinsen aufnehmen. Dies funktioniert immer dann, wenn der Anleger keine andere Wahl hat. Aber für “normale” Privatanleger droht im Moment keine Gefahr.

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Unter den Betten gutbürgerlicher Sparer hausen gleich mehrere Monster: Inflation, Einlagensicherung und jetzt auch noch der Negativzins. Erste Banken verlangen bei institutionellen und sehr großen Anlegern bereits Strafzinsen. Im Bereich der klassischen Privatkunden dürfte sich eine negative Verzinsung nicht durchsetzen. Witz am Rande: Manche Banken bekommen es technisch (noch) nicht hin.

Im Individualgeschäft mit Unternehmen, Stiftungen oder auch Fonds können Banken freie Konditionen vereinbaren. Schon heute sind hier negative Zinsen keine Seltenheit. Schäuble macht es ja vor: Seit langem kann er seine Kredite teilweise mit negativen Zinsen aufnehmen. Dies funktioniert immer dann, wenn der Anleger keine andere Wahl hat. Wenn ein Unterehmen für 1-2 Wochen einige Millionen parken muss, dann ist das eben so. Es gibt keine Alternative und im aktuellen Umfeld reißt sich keine Bank um diesen Betrag.

Im standardisierten Privatkundengeschäft können viele Banken zum aktuellen Zeitpunkt keine negativen Zinsen darstellen. Selbst der Zinssatz 0,00% ist bei vielen Banken aus technischen Gründen nicht möglich. Das sieht man daran, wenn eine Bank noch 0,01% bietet. Die IT-Abteilungen arbeiten mit Hochdruck an dem Problem; bis dahin gibt es eben den symbolischen Zinssatz in Höhe von 0,01%. Auch ist nicht geklärt, wie man negative Zinsen bei Privatanlegern steuerlich behandeln soll. Bei einer positiven Zinsgutschrift, wird Abgeltungssteuer abgeführt. Bekommt man dann bei negativem Zins eine Steuergutschrift? Solche Fragen sind zum schmunzeln, sollten aber geklärt werden.

Negative Zinsen auf kurzfristige Spareinlagen werden eine kanalisierende Wirkung haben. Anleger flüchten dann über Fonds und andere Vehikel in die Kapitalmärkte, wo es noch bessere Zinsen gibt. Wenn alle mehr Rendite wollen, dann bekommen alle ein bisschen weniger, denn der Kuchen wird ja nicht größer.  Manche Anleger könnten auch ins Bargeld flüchten. “Lieber das Bargeld zu 0,00% zu Hause, als zu -0,10% auf der Bank”, könnte sich der ein oder andere denken. Die Masse wird bei leicht negativen Zinsen nicht reagieren. Schon lange Zeit sind die Zinsen nach Abzug der Inflation negativ und die deutschen Anleger haben noch immer Tagesgeldkonten und Sparbücher. Kommt der Dominostein allerdings mal ins Rollen, dann könnte es gefährlich werden. Massenhafte Barabhebungen sind in unserem Banksystem nicht vorgesehen (um es mal vorsichtig zu formulieren). Auch deshalb sehe ich negative Einlagenzinsen für “normale” Privatanleger als unwahrscheinlich an.

Zuerst erschienen auf pinksliberal.wordpress.com

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