Nackte Tatsachen

Haben Sie es gewusst? Das Herrenmagazin Playboy verzichtet seit März dieses Jahres auf sein Kerngeschäft: die Abbildung nackter Frauen in reizvollen Posen.

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Eine massive Verbreitung von Pornografie im Internet lasse solche Aufnahmen überholt erscheinen, erklärte das Magazin. Man sei heute ganz umsonst nur einen Klick entfernt von Ansichten jeder denkbaren sexuellen Handlung. Porno-Magazine, so heißt es weiter, hätten generell an ´Schock-Wert´, an kommerziellem Wert und kultureller Relevanz verloren. Darum darf´s ab sofort keine Nackedeis mehr geben. Will sich das Blatt damit etwa eine neue Nische schaffen? Man könnte auch fragen, ob es im Blick auf die genannten Entwicklungen nicht gerade darauf ankäme, Nacktheit mit neuem Leben zu füllen, sie sozusagen neu zu ´erfinden´ oder passend wieder zu entdecken. Gemäß der eigenen Traditionen, allerdings. Wenn ein Wurstmesser der scharfen Kante entbehrt, also irgendwie stumpf geworden ist, muss man ´nachschärfen´, denn das ´Entschärfen´ hebt den Zweck des Messers endgültig auf. Womöglich soll ein neues her? Aber dann ist das eben kein Messer mehr.

Tatsächlich spielt hier einmal mehr die Kohle, der Schotter – das ganz große Geld die entscheidende Rolle. Der neue Keuschheitsgürtel kann demnach als Reaktion auf Richtlinien von Unternehmen wie Facebook und Apple gewertet werden, die als Marketing- oder Vertriebswege immer wichtiger werden und kraft konservativer Einstellungen zu Sexualität und Nacktheit ein gewisses Hausrecht für sich beanspruchen. Der Verlag wiederum gibt an, dass er dadurch seine Reichweite auf 16 Millionen Unique Monthly Users annähernd vervierfacht habe. Der Altersdurchschnitt fiel so von 47 Jahren auf 30 Jahre, womit die Nutzer für Werbetreibende eine deutlich wertvollere Zielgruppe geworden seien.

Wie dem auch sei: Die Macher des ´Urgroßmütterchens´ unter den Nacktheften nutzen die kultur-kommerzielle Flaute, um ab sofort noch etwas deutlicher nach hinten durchzustarten. Der eingeschlagene Weg führt, man höre und staune, nicht mehr in den Garten der Lüste, sondern geradewegs in das Nirwana der Rechtgläubigkeit:

Erstmals lichtet der Playboy nun eine Frau mit Hidschab ab.

Es ging beim Playboy mal darum, Männern mit Stil Frauen von Format zu präsentieren. Solche eben, die sich nackt zeigten. Vulgär auf den Punkt: Titten und Ärsche gaben die Richtung vor, was sonst, alles weitere pendelte zwischen Lifestyle und Luxus hin und her. Jetzt aber werden die Nackten erstmals hinter muffelnden Ganzkörpertalaren versteckt. Ein weiterer Rubikon, den zu überschreiten offenbar keine Mühe mehr machte.

Die Vorzeige-Muslima ist der perfekte Trojaner. Einer vermeintlich gemäßigten islamischen Internationale kommt sie gerade recht. Als wagemutige Marianne hat sie den nackten Busen nunmehr keusch verdeckt, und statt der Trikolore reckt sie die Flagge des Propheten. Als ´Hüterin der Blöße´ beruft sich das Mädel auf die üblichen Allgemeinplätze. Über noch üblichere Verrenkungen. Spiegel Online:“ Die 22jährige Noor Tagouri posiert lässig und frech. Sie will mit den Photos laut eigener Aussage gängige Klischees aus dem Weg räumen.“ (Ausgabe vom 28.09.16). Unter dem Hashtag #LetNoorShine fordert das verhüllte Bunny seitdem ihre Follower auf, „die eigene Identität nicht zu verleugnen und persönliche Träume zu verfolgen.“ (ebd). So steht es also heute mit den Träumen: Eingewickelt bis auf die letzte Haarspitze, stiften sie Identität, und wer damit noch immer ein Problem hat, dem ist echt nicht mehr zu helfen. Aber es kommt noch dicker. Die Journalistin mit libyschen Wurzeln beklagt „antimuslimische Tendenzen in unserer Gesellschaft“, und die Stichwortgeber vom Blatt – eventuell auch schon rechtgläubig unterwandert? – meinen feststellen zu können: “Tagouri bringt uns dazu, uns die Frage zu stellen, warum wir noch immer Probleme haben, uns daran zu gewöhnen, dass es junge Frauen gibt, die bewusst ihren Kopf verhüllen.“

Auf Instagram gab sich Tagouri kämpferisch: „Wir müssen für die 10.000 leben, die vor uns gekommen sind, die es einfacher gemacht haben für uns, dahin zu kommen, wo wir heute sind. Aber auch für die 10.000, die nach uns kommen, damit wir Grenzen einreißen und unsichtbare Barrieren durchbrechen können und unsere Macht beanspruchen.“

Die Absicht, uns alle noch ein wenig mehr an ´den´ Islam zu gewöhnen, ihn immer selbstverständlicher werden zu lassen, verfängt nicht bei jedem, hinterlässt aber Spuren. So haben es die Richtig-Rechtgläubigen später umso leichter: beim Ausräumen letzter Missverständnisse. Natürlich wird die Frau Tagouri den Frevel bitter bezahlen. Aber der Playboy ist dank ihrer tätigen Mithilfe halal geworden. Wie verzweifelt und heruntergekommen muss ein Magazin eigentlich sein, wenn es die Selbstleugnung so weit treibt? Der Playboy ist zu einem Witzblatt, zur TITANIC geworden. Er nutzt offenbar jede Möglichkeit, kurzfristig ins Gerede zu kommen. Und übersieht, wie alle, die langfristigen Folgen.

Nun könnte man den Treppenwitz als Niedlichkeit werten, die ohnehin nicht zähle: Wer eine noble Wichsvorlage benötigt, der wird im Netz sowieso fündig werden. Stimmt. Da ist ja bekanntlich für jeden was zu sehen, und nie zu wenig. Solches ändert aber nichts an der Tatsache, dass im Playboy – sogar dort! – die angestammten Sinnbezüge verfälscht bzw. munter ausgetauscht werden. Der Kopflappen, den die nette Tagouri um keinen Preis der Welt abzulegen bereits ist, symbolisiert auch weiterhin einen ganzen Stoß inakzeptabler Widrigkeiten: Prüderie und Spaßbremse, den notorischen Generalverdacht gegen Männer (´Playboys´), Intoleranz und Unterdrückung, Anmaßung und Integrations-Boykott, überhaupt gelebten Irrwitz und was sonst noch im kompletten Widerspruch zu unserem Selbstverständnis steht, und damit auch zum Geist eines Magazins, der nunmehr restlos ausgehaucht scheint. Oder täusche ich mich vielleicht? Ist es wirklich nur Satire, Comedy und Klamauk?

Es steht wohl ernster. Wenn demnächst Kirchen in Moscheen umgewidmet werden und das Grundgesetz mit Scharia-Light ´veredelt´ wird, dann könnte auch das an mangelnder Nachfrage liegen, um an die Argumentation des Magazins zu erinnern; dann sind die entsprechenden ´Marktanteile´, denen das Geschäft der Demokratie seine Rechtfertigung verdankt, schon aufgebraucht. Die Fassade, die lausige, bröckelt von der Kupferzinne bis zum Fußabtreter. Anders als bei einem echten Erdbeben erfolgen die Stöße in dauernder Wiederholung, leicht und unverdächtig. So, dass keiner mehr was gemerkt haben will. Steter Tropfen höhlt den Stein.

Hugh Hefner, Gründer des in Zucht und Anstand gebrachten, vor der Zeit ergrauten Magazins, wurde vor kurzem für tot erklärt. Der Neunzigjährige lebt zwar noch, aber irgendwie ähneln die kolportierten Gerüchte dem trüben Bild. Demnach wöge der Greis nur noch 40 Kilogramm – passend zur inhaltlichen Abspeckung des Playboy – und Bunny Carla Howe fand:“ Hef ist so zerbrechlich, dass er sich nur noch in Begleitung von Krankenschwestern bewegt. Er verlässt niemals sein Haus und geht um 19 Uhr ins Bett, nachdem er alte Filme geschaut hat.“ (Express-Online, 02.10).

Das alte, uralte Europa gibt seine jüngsten Errungenschaften eher beiläufig preis. Ganz ohne Not. Aber aus Kalkül. Auch so ein Verrat, aber wer merkt das schon in Zeiten des Verfalls? Die sexuelle Revolution mag ihn eingeleitet haben, aber die Lordsiegelbewahrer der Freizügigkeit scheinen keine Veranlassung mehr zu sehen, ihr Lebenswerk zu retten. Irgendwann werden wir wieder klammheimlich, verstohlen und versteckt, unseren Lastern nachgehen müssen oder dieselben gleich ganz begraben.

“ You gotta fight! For your right! To party!” Haben die Beastie Boys mal aus Spaß gegrölt.

Noch trefflicher will mir ein Zitat von Lenin scheinen. Der meinte: “Die Kapitalisten werden uns noch den Strick verkaufen, an dem wir sie aufhängen.“

Geschrieben von Shanto Trdic, 4.10.16

Zuerst erschienen auf https://numeri249.wordpress.com/2016/10/04/nackte-tatsachen/

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Duffy

Gäähn! Wer braucht den "Playboy", wenn es im Internet youporn gibt? In arabischen Ländern kam das Blatt sowieso immer zensiert heraus und die spektakuläre Privatvilla des Herausgebers (Namen vergessen, interessiert mich nicht) stand vor ca. einem Jahr zum Verkauf. Ich erinnere mich deswegen daran, weil an den Verkauf eine Bedingung geknüpft war: der nun schon etwas ältere Vorbesitzer bat sich ein Bleiberecht aus, in einem separaten Teil des Gebäudes.
Meine Lieblings-Frauenzeitschrift ist nach wie vor men's health: nirgendwo sonst bekommt man so gute praktische Tips in allen möglichen Fragen des täglichen Lebens, angefangen vom super bedienungsfreundlichen Händy über Diät-Tipps bis zum besten Bügeleisen. ("Echte" Frauenzeitschriften gehen davon aus, daß Frauen im Alltag Lust auf Streß haben bzw. daß Frauen es nicht zuzugeben wagen, wenn ihnen etwas zu kompliziert wird).

Gravatar: H.von Bugenhagen

Na iss denn das
Demnächst nur noch mit Burka...????Oder gleich in den Müll???

Gravatar: qed

Jungs, so geht das nicht.

Der nackte Reiz der Playboy-Tussen war eindeutig eine chauvinistische Fehlentwicklung, die schleunigst korrigiert werden muß- auch eine Burka kann seeehr reizvoll sein, wie jeder weiß, der mal auf den arabischen Großflughäfen umgestiegen ist: Hunderte der schwarz Verhüllten, deren Säume dicht an dicht mit Diamanten besetzt sind und die Ärmchen der meist fülligen Grazien sind so schwer mit Goldreifen bestückt, daß sie sie nicht mal den Pass zum Vorzeigen hochkriegen. Also ich finde das sehr- öhm- anziehend.
Und überhaupt- haben hier nicht die Comedian Harmonists in keuscheren Zeiten gesungen: "Ich hab Dein Knie gesehn, ja, das war wunderschön.."?

Als älteres Semester blicke ich doch auf sehr viele gesehene Damen zurück und muß leider konstatieren: Most of them- disgusting! Da bin ich ganz beim Ajatolla Chomeini, der einst auf dem Gipfel seiner Macht die italienische Kampflesbe und Feministin Oriana Fallaci zu einem Interview empfing, während dem sie sich die vorgeschriebene Kopfverhüllung provokativ herabriß: "Für Damen Ihres Alters ist die Vorschrift der Verhüllung kein Zwang, sondern eine Gnade" belehrte sie der Greis.

Nun, es ist angezeigt, bei den Mainstream-Knechten des sog."Playboy" zu vermuten, daß sie sehr wohl ihre aufgespritzen, mit Plastiktitten ausstaffierten, glatt gebügelten Tussen als Auslaufmodelle erkannt haben: Allenfalls unsere jungen Importe aus dem Orient bedienen sich solcher Kunstgeschöpfe noch als Vorlage beim ...
Indes muß dahinter ein Plan geargwöhnt werden, denn auch den Playboyerinnen [...] ist völlig klar, daß es ohne nacktes Fleisch nicht geht. Sie vetrauen drauf, daß die Kastration und Umerziehung des weißen Mannes in Zeiten der linksgrünfeministischen Deutungshoheit erfolgreich war, Alt-Tussenpublikationen wie "Brigitte" und so preisen nämlich seit Jahren welkes, trockenes Fleisch als besonders sexy an.
Wir werden deshalb spätestens 2017 einer Offenbarung gewahr werden: Die frisch gekürte Kanzlerette NACKT im Playboy!

Oh, it's Bedham- eine berühmte englische Irrenanstalt- out there, young guy! Up, up and away! Singapore Airlines, Cathay Pacific, Thai Airways...

[Gekürzt. Die Red.]

Gravatar: Dirk S

@ Max Latino

Zitat:"Jetzt ist auch noch das " Nacktblatt" der Männer"

Der Männer? Ich denk, da sind Frauen drin abgebildet. ;-)

Zitat:"politisch korrekt besetzt."

Kein Wunder, dass es Hugh Hefner schlechter geht. Was er dafür gekämpft, so ein Blatt auf den Markt zu bringen.

Zitat:"Und dann ist die Muslimin auch noch angezogen zu sehen."

Alles andere wäre ja auch lebensgefährlich.

Zitat:"Da gibts nur eins. Männer, lasst dieses Blatt für den verklemmten Pennäler in den Regalen liegen."

Soweit ich weiß, kauft doch ohnehin niemand diesen "Schmutz". Wie bei der "Bild"-Zeitung, die kauft doch auch keiner. :-)

Zitat:"Die Printmedien lernen nur durch Schmerzen."

Nicht nur die, es ist (leider) eine menschliche Eigenschaft, am besten durch Schmerz zu lernen. Da hat auch die Zivilisation nicht viel dran geändert.

Zitat:"Und gehen die Verkaufszahlen exorbitant nach unten, dann müssen die Blätter irgendwann wieder eine andere Musik schreiben bzw. in diesem Fall " nackte Tatsachen" sprechen lassen. "

Nicht in DE. Da wird eher nach der Einführung einer "Printmediensolidaritätsabgabe" gejammert, denn sich an den Kundenwünschen orientiert. Schließlich ist letzteres mit Arbeit verbunden...

Printmedienfreie Grüße,

Dirk S

Gravatar: Max Latino

Jetzt ist auch noch das " Nacktblatt" der Männer

politisch korrekt besetzt.
Und dann ist die Muslimin auch noch angezogen zu sehen. Langweilig!
Da gibts nur eins. Männer, lasst dieses Blatt für den verklemmten Pennäler in den Regalen liegen.

Die Printmedien lernen nur durch Schmerzen.
Und gehen die Verkaufszahlen exorbitant nach unten, dann müssen die Blätter irgendwann wieder eine andere Musik schreiben bzw. in diesem Fall " nackte Tatsachen" sprechen lassen.

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