Nach dem Crash: Sezession und Reichsgründung

Es ist immer wieder behauptet worden, die D-Mark sei das Nationalsymbol und die Kernidentität der Deutschen nach dem Kriege gewesen. Was ist das Nationalsymbol denn nun?

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Würde ein „Nord-Euro“ die „Identität“ wieder herstellen, wie es sich Hans-Olaf Henkel vorstellt? Wer würde da seiner Meinung nach hineinpassen: Deutschland, Österreich, Holland, Flandern, Schweiz – vielleicht noch die Kronländer Österreichs: da wäre das Heilige Römische Reich Deutscher Nation (HRR) beisammen. Plus Skandinavien? Das wäre eine germanische Union. Auf der anderen Seite macht er den „Süd-Euro“ im mediterranen Olivengürtel aus: Das Römische Reich. Hier offenbart sich eine 2.500 Jahre andauernde historische Kontinuität.

Es verdichtet sich die Gewissheit, dass das Euro-Experiment durch seine Widersprüche einen nie unterbrochenen geschichtlichen Fluss wieder sichtbar macht. Diesen kann man nun mit Gewalt unterdrücken wollen – was offensichtlich zum Scheitern verurteilt ist, oder man kann sich Gedanken machen, wie man den ideologischen und pekuniären Damm bricht, der das Wasser von unseren trockenen, aber nicht toten Wurzeln deutscher Geschichte fernhält. Die Wiederaufnahme der heiligen Reichsgeschichte würde auf Sezession hinauslaufen: Sezession und Reichsgründung sind kein Widerspruch. Sezession bedeutet in diesem Zusammenhang das, was andere unter dem Europa der Vaterländer verstehen – ohne Bundes- oder europäischen „Lastenausgleich“, vulgo sozialistische Umverteilung. Die „schottische Lösung“, die 2014 eine Abstimmung über die Unabhängigkeit von London vorsieht, markiert andernorts bereits den Weg. Sezession würde den Wettbewerb der Ideen wieder in Gang setzen, welche die EUdSSR-Bürokratie bereits erstickt hat: Wieso trafen sich Wieland, Schiller, Herder, Goethe und andere Geister in Weimar? Weil man im Deutschen Reich zu Fuß emigrieren konnte.

Die religiös und kulturell verbindende Reichsidee der Deutschen ist keine Romantik, sondern der Respekt vor dem Lauf der Geschichte. Sie setzt Identitäten frei und sorgt für kulturelle Vielfalt, erfüllt eigentlich alle Ansprüche, die jene linke Multikulti-Propaganda erhebt, welche doch nur Kultur einebnen und um des sozialistischen Gleichheitswahns willen zerstören will. Die Voraussetzung für die Wiederaufnahme der deutschen Geschichte wäre die Entmachtung der politischen Parteien, jedoch nicht durch Verbot, sondern einfach durch die Einstellung der Parteienfinanzierung. Nach dem anstehenden Systemkollaps wird sich der strukturell linke Parteienstaat ohnehin soweit diskreditiert haben, dass ihm der Weg in die Restauration durch Zwangsgebühren (Parteienfinanzierung) versperrt wird. Schlanke, effiziente Staatsverwaltung funktioniert besser ohne Parteien, wie es Preußen vorgeführt hat.

Nicht einmal das geltende Parteiengesetz sieht die Herrschaft der Parteien vor, sondern nur die Herrschaft einer gewählten Regierung. Der Parteienstaat ist ein auf Kredit gekauftes und von Dilettanten beherrschtes Raubsystem, dessen Existenzbedingung der Verbrauch von Zukunftsressourcen ist. Sind diese verzehrt, fällt die Gesellschaft in das Loch des Raubbaus, welches in der demokratischen Periode ausgehöhlt, jedoch nie rekultiviert wurde. Der Nihilismus und der dadurch bedingte demographische Verfall einer Demokratie bestimmen stets zuverlässig  ihr natürliches, historisches Ende. Mit Kinderlosen, Größenwahnsinnigen, Opportunisten und Dilettanten ist auf Dauer kein Staat zu machen, denn durch sie regiert ein eitler Narzissmus, welcher sich in maßlosem Gestaltungswillen, in Inkompetenz und durch die Gier nach Bedeutung und Macht manifestiert. Die Spirale der Dekadenz treibt den Nihilismus an, jene autoaggressive Allergie einer durch das Leben nicht mehr geforderten Gesellschaft, die alle Lebensrisiken sozialisiert (Europa) oder anderen auferlegt hat (USA) und welche gezwungen ist, sich selbstzerstörerische Reize zu verschaffen, die ihr Lebendigkeit vermitteln sollen.

Parteiendemokratie im Endstadium wird den Reiz und die Erlösung im Krieg suchen. Die aktuellen Planungen für einen Raketenschutzschirm können als Kriegsvorbereitung für den anstehenden Waffengang im Nahen Osten interpretiert werden. Wenn das Angloimperium sich dort das Stalingrad geben will, dann gibt es danach ein Machtvakuum, in welches nur stoßen kann, der die Zeit davor genutzt hat, um sich vorzubereiten. Dazu braucht es aber Leute, welche sich um der Sache willen persönlich zurücknehmen, weswegen man in den „modernen“ Parteien vergebens nach ihnen sucht.

Kommunismuserfahrene haben erlebt, dass eine gewaltige, erdrückende, hochgerüstete, perfekt organisierte Macht des scheinbar Unabänderlichen aus der Perspektive des Ausgelieferten noch sehr viel Raum für couragierte Auswege lässt. Es ist der klassische Märchenstoff von den tumben Riesen und den gewitzten Zwergen, welche die Mächtigen mit ihren eigenen Mitteln manipulieren.

Doch es wird erst in der Not gehen. Not tut not und wie es aussieht, bekommen wir die demnächst. Diese Not nach dem Kollaps der Umverteilungsschuldsysteme wäre ganz ohne Zynismus ein Segen. Sie wird die Disziplin vor den Zehn Geboten befördern, welche auch ein Atheist ohne Not einhalten kann.

Für die Rückgabe der personalen Solidarität an die „Kleinen Kreise“ und die Durchsetzung des Subsidiaritätsprinzips braucht man nicht einmal eine Verfassungsänderung. Es geht nicht darum, Altes zu erneuern, sondern Neues zu „altern“, also das Neue gleich mit der Erfahrung des Alten abgeklärt zu errichten. Die Qualität des bevorstehenden Zusammenbruchs wird Zeit und Raum dafür schaffen. Man bedenke, wie lange es nach dem Zusammenbruch Roms am Ende der Antike dauerte, bis es über Chlodwig und Karl endlich zur ottonischen Ära kam. So ist es das vermutlich Einzige, was wir versuchen können, nach dem Zusammenbruch des heutigen „Rom“ gleich – weil gut vorbereitet – mit einer ottonischen Ära zu beginnen und so einige Jahrhunderte zu sparen.

Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation (962 bis 1806) ist das Ufer, von dem es nach dem Ende des demokratischen Eurojakobinertums eine Brücke in die Zukunft Deutschlands und Europas zu schlagen gilt. Man erwirbt sich nur Achtung durch kraftvolle, friedfertige Weisheit im Handeln und nicht durch die Erziehung anderer Nationen nach dem eigenen Bilde unter der Fuchtel von bolschewistischen „EU-Kommissaren“  („bolschoi“ (Russisch) bedeutet „groß“, im Sinne von Übermacht).

Der Wunsch nach einer zeitgemäßen Adaption der Geschichte, im Sinne einer  Alternative zwischen englischem Wikingerstaat und deutschem Ordensstaat (siehe auch Oswald Spengler: „Preußentum und Sozialismus“) schlummert unauslöschlich im Unterbewusstsein der Deutschen. Die Ausdrücke „Reich“ und „Empire“ sind nicht ineinander zu übersetzen, denn sie spiegeln den gegensätzlichen deutschen Ordensgeist und den englischen Wikingergeist wider. Der mittelalterliche deutsche Reichsgedanke ist nicht imperialistisch, der des englischen Empire ist es ausschließlich. Das Deutsche Reich verkörperte Heimat und Schutz der deutschen Glaubens- und Seelenlandschaft, das Empire (nach der Translatio imperii das Angloimperium) die Weltherrschaft. Demnach hat es kein Drittes Reich gegeben, denn Hitlers Staat war imperialistisch. Nicht einmal das zweite Kaiserreich verdient diese Bezeichnung, nicht zuletzt wegen der Exklusion Österreichs sowie Bismarcks „Kulturkampf“. Ein Deutsches Reich im ursprünglichen Sinne käme dem „Europa der Regionen“ sehr nahe.

Der Kaiser hatte im Reich die Aufgabe, Recht und Landfrieden zu sichern, ohne die Selbstverantwortung der Fürsten zu beschneiden – der Verantwortung wegen erhielten sie ja das Lehen. Lief ein Fürst expansiv aus dem Ruder, konnte der Kaiser Truppen ausheben und dem Friedensbrecher das Lehen entziehen. Andererseits wählten die Kurfürsten den Kaiser. Das Gottesgnadentum, das heißt die Unterwerfung des Kaisers unter das Naturrecht, also die göttliche Ordnung, wurde durch die Kaiserkrönung sichergestellt. Nur der Papst konnte diese vornehmen.

Nach den Erfahrungen nach 1918 kann die Erkenntnis gelten, dass der nicht durch das monarchische Gottesgnadentum legitimierte „Beamtenstaat“, welcher heute wieder mit dem laizistischen EU-Sozialismus erzwungen werden soll, zuverlässig in den Totalitarismus führt.

„Wahres Gottesgnadentum ist die Erkenntnis, dass alle Macht von oben kommt, dass sie daher nicht unbeschränkt sein kann, weil sie sich stets auf die obersten sittlichen Grundsätze, auf das göttliche Naturrecht beziehen muss und diesem unterworfen ist. Gottesgnadentum ist daher nicht nur die Grundlage der legitimen Macht, es ist, noch mehr als dies, der sicherste Schutz jener, die der Macht unterworfen sind. Richtig verstandenes Gottesgnadentum ist die stärkste Garantie, die ein Staatsbürger haben kann“ (Otto von Habsburg). Deshalb war das Deutsche Reich bereits 1806 auf Eis gelegt, Napoleon kein Kaiser, wie auch folgende, die sich so nannten, keine waren.

Geschichte ist Heilsgeschichte, also Gottes Heilsplan folgend, so ungeheuerlich sie sich auch darstellen kann. Die 89er-Revolution hätte auch ganz, ganz anders ausgehen können, und dass die Friedensgebete den Frieden erhalten haben, steht außer Zweifel. Die 89er-Revolution kam aus den Kirchen, der Herr ließ das kommunistische Regime ohne Blutopfer mit sanfter Hand verschwinden, wir erlebten die Gnade eines liebenden Christengottes. Die Gewalt der anstehenden Revolution kommt aus den Tempeln des papiernen Mammons und symbolisiert den Gegensatz zwischen göttlichem Frieden und mephistophelischer Verführung. So laufen wir Gefahr, die Ungnade eines durch Alttestamentarier und Mohammedaner verehrten strafenden Gottes zu erleben.

Doch die Zeit, die wir noch haben, der Wiederholung des 1945er-Traumas zu entgehen und unserem durchgeistigten, kalten, rationalen System wieder organisches Leben – eine Seele – einzuhauchen, ist nicht abgelaufen. Eine zeitgerechte Annäherung an die mittelalterliche Reichsidee würde den Faden unserer Geschichte wieder aufnehmen und zu einer Renaissance durch die Regeneration eines befriedeten, durch seine Kulturlandschaft geprägten Individuums führen.

Wenn das Selbstbestimmungsrecht der Völker für arabische Palästinenser gilt, dann gilt es auch für deutsche Preußen, Schwaben, Thüringer, Franken, Friesen, Sachsen, Bayern, Alemannen. Was den Schweizern die Eidgenossenschaft, darf den Deutschen das heilige Friedensreich sein.

Der Kreisauer Kreis hat wesentliche Vorarbeit zur Zukunft des „Heiligen Deutschlands“ geleistet, und Stauffenberg hat es bei seiner Hinrichtung (21.07.1944) bereits ausgerufen, sehr wahrscheinlich lebt es also schon. Das konstituierende Wesen dieses Sterbeaktes eines menschlichen Samenkorns hat den Pflock eingerammt. Der 21. Juli ist der harrende deutsche Nationalfeiertag. Im Beschlusspapier der zweiten Kreisauer Tagung vom Oktober 1942 (Anmerkung: Kapitulation der 6. Armee in Stalingrad am 31. Januar 1943) heißt es:

„Staatsaufbau: Das Reich ist die oberste Führungsmacht des deutschen Volkes. In seiner politischen Gestalt müssen sich echte Autorität und echte Mitarbeit und Mitverantwortung des Volkes verwirklichen. Sie steht auf der natürlichen Gliederung des Volkes: Familie, Gemeinde, Landschaft. Der Reichsaufbau folgt den Grundsätzen der Selbstverwaltung. In ihr vereinigen sich die sittlichen Werte der Freiheit und persönlichen Verantwortung mit den Erfordernissen von Ordnung und Führung. Dieser Aufbau will die Einheit und die zusammengefasste Führung des Reiches sichern und seine Eingliederung in die Lebensgemeinschaft der europäischen Völker ermöglichen. Die politische Willensbildung des Volkes vollzieht sich in Räumen, die für den Einzelnen überschaubar bleiben. Auf den natürlichen Gliederungen der Gemeinden und Kreise bauen sich landschaftlich, wirtschaftlich und kulturell zusammengehörige Länder auf. Um eine wirksame Selbstverwaltung zu ermöglichen, sollen die Länder die Zahl von drei bis fünf Millionen Einwohnern umfassen. Die Aufgabenverteilung erfolgt nach dem Grundsatz, dass jede Körperschaft für die selbständige Erledigung aller Aufgaben zuständig ist, die sie sinnvollerweise selbst durchführen kann.“

Es lebe das Heilige Deutschland!

07. Februar 2012

Beitrag erschien zuerst bei ef-magazin.de

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