Mauerfall in den USA

Es kam, wie Michael Moore in seinem Film „Trumpland“ es vorausgesagt hat: „Trump’s election is going to be the biggest f— you ever recorded in human history and it will feel good.“

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Dem politischen Establishment, das sich immer mehr als eine nach Weltherrschaft strebende Kaste sah, wurde, um es mit Moore zu sagen, der Stinkefinger gezeigt. Zivilisierter ausgedrückt: Dem in-ternationalen Politiker-Netzwerk, das sich bis heute zu fest im Sattel sitzen sah, als dass es einen solchen Wahlausgang für möglich halten konnte, ist gezeigt worden, dass die Demokratie noch funktioniert. Wohl kein Präsidentschaftskandidat, nicht einmal Ronald Reagan, hat gegen eine solche Antipropaganda und falsche Umfragen die Schlacht gewonnen.

Die Überraschung des Politestablishments ist nur zu vergleichen mit der Überraschung der kommunistischen Nomenklatura, als sie 1989/90 hinweggefegt wurde.

Wie tief die Fassungslosigkeit ist, wurde am Beispiel des ARD-Korrespondenten in New York Markus Schmidt deutlich, der nach dem Wahlsieg von Trump noch erklärte, die Wahl wäre entlang der Gender- und Rassengrenzen gewonnen worden. Für Trump hätten die weißen Männer und die Arbeitslosen gestimmt, für Hillary Clinton die Schwarzen, die Hispanics, die Gebildeten und die Frauen. Das Hillary Clinton dann die Wahl mit Zweidrittelmehrheit hätte gewinnen müssen, fiel dem gestandenen Journalisten nicht auf. Solche Verheerungen können ideologische Vorurteile im Denken anrichten.

Schon in den ersten Minuten nach der Wahl hat Donald Trump gezeigt, das man nicht Teil des Poli-tikernetzwerkes sein muss, um als kluger Staatsmann aufzutreten. Er hat seine Anhänger warten lassen, bis der Anruf von Hillary Clinton kam, mit dem sie ihm zum Wahlsieg gratuliert hat.

Als er dann in der Öffentlichkeit erschien, war sein Auftritt fein, bescheiden, demütig, dankbar, fern von allem Triumphgeheul.

Er bedankte sich als erstes bei Hillary Clinton für alles, was sie in den vergangenen Jahrzehnten für das Land getan hat, und fügte hinzu, dass es sein Wunsch sei, das zerrissene Land wieder zu verei-nen. Er wolle der Präsident aller Amerikaner werden. Er bat alle, die ihn nicht gewählt haben, aus-drücklich um ihre Hilfe und Unterstützung. Sein Wahlkampf wäre kein klassischer Wahlkampf ge-wesen, sondern der Beginn einer Bewegung für eine bessere Zukunft.

Er wolle dafür sorgen, dass der Staat wieder dem Willen des Volkes dient und versichert: „serve the people it will“. Trump will den amerikanischen Traum erneuern, das „Potential der Menschen zum Erblühen“ bringen. Die vergessenen Menschen würden nicht länger vergessen sein. Amerika würde wieder aufgebaut, die marode Infrastruktur erneuert. Den Veteranen, von denen er viele in den Wahlkampfwochen persönlich kennengelernt hätte, solle endlich die Anerkennung zukommen, die sie verdient hätten.

Auch was die Außenpolitik betrifft, schlug Trump versöhnliche Töne an: „Wir wollen mit allen gut zurecht kommen, die bereit sind, mit uns zurecht zu kommen. Wir werden mit allen fair umgehen“, versprach Trump, „keine Konflikte, sondern Partnerschaft“.

Zum Schluss kam der besondere Dank für seine Unterstützer. Zuerst an seine Patchwork-Familie, denn außer seiner Frau hatten ihm alle Kinder aus seinen früheren Ehen geholfen. Politik sei häss-lich und hart, sie hätten aber zu ihm gestanden.

Dann dankte er neben Rudolph Giuliani, dem ehemaligen New Yorker Bürgermeister, auch Ben Carson, dem schwarzen Neurochirurgen Ben Carson, der sich als erster Mitbewerber in den Prima-ries für Trump ausgesprochen hatte.

Außer bei seinen Unterstützern, zu denen auch 200 Generäle und Admiräle gehört haben, bedankte sich Trump bei den Polizisten, deren Arbeit zu wenig geschätzt würde.

Nun, beendete er seine kurze Ansprache, müsse „gute Arbeit geleistet werden. Ich werde euch nicht enttäuschen!“ Nach acht Jahren sollen alle sagen können, dass etwas geschehen ist, worauf sie stolz sein können.

„Der Wahlkampf ist zu Ende, die Arbeit für die Bewegung beginnt. Ich liebe dieses Land“

Nach dieser klugen Rede, war die Nörgelei der ARD-Wahlrunde, die nur aus Clinton-Anhängern bestand, einfach ätzend und peinlich. So führen sich nur die schlechtesten aller Verlierer auf.

Was bedeutet die Wahl Trumps für Deutschland, abgesehen von der „totalen Überraschung, Fas-sungslosigkeit, Ratlosigkeit“? Wenn Clinton gewählt worden wäre, hätte das automatisch die vierte Kanzlerschaft für Merkel bedeutet. Das ist jetzt keineswegs mehr sicher. Kanzlerin Merkel und ihr Lager täten gut daran, die Signale zu hören, die von der US-Wahl ausgingen. Nicht nur die Ameri-kaner haben von einem Politiker-Establishment die Nase voll, das sich wie die Feudalabsolutisten aufführt.

Ich war, nachdem ich ihn in den Primaries selbst erlebt hatte, anfangs sehr gegen Trump. Meine Meinung habe ich revidiert, als ich vor ein paar Wochen seine außenpolitische Rede hörte. Immer wenn Beifall aufbrandete und in Trump-Trump-Rufe überging, stoppte der Kandidat seine Anhän-ger und fuhr fort.

Ich dachte, dass mir ein Präsident, der sich nicht im Beifall sonnt, lieber ist, als eine Kanzlerin, die sich einen zehnminütigen Beifall bestellen und ausführen lässt.

Kanzlerin Merkel, es ist Zeit, zu gehen.

Zuerst erschienen bei vera-lengsfeld.de/2016/11/09/mauerfall-in-den-usa/

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Clara West

Man muss nur teilweise zitieren, um den Sinn eines Satzes völlig zu verändern. Hier daher das vollständige Michael Moore statement über Trump:

"...And it will feel good—for a day, yeah, maybe a week, possibly a month. And then, like the Brits, who wanted to send a message, so they voted to leave Europe, only to find out that if you vote to leave Europe, you actually have to leave Europe. And now they regret it. All the Ohioans, Pennsylvanians, Michiganders and Wisconsinites of Middle England—right?—they all voted to leave, and now they regret it, and over 4 million of them have signed a petition to have a do-over. They want another election. It ain’t gonna happen, because you used the ballot as an anger management tool...."

F"... und es wird sich gut anfühlen - für einen Tag, ja, vielleicht eine Woche, vielleicht einen Monat und dann, wie die Briten, die eine Nachricht schicken wollten, indem sie dafür stimmten, Europa zu verlassen, nur um herauszufinden, dass wenn Sie dafür stimmen, Europa zu verlassen, müssen Sie tatsächlich Europa verlassen, und jetzt bereuen sie es, alle Ohioaner, Pennsylvanier, Michigänder und Wisconsiniten aus dem mittleren England - richtig? - sie alle stimmten ab, und jetzt bereuen sie es, und vorbei. 4 Millionen von ihnen haben eine Petition unterschrieben, um ein neues Referendum zu haben. Sie wollen eine andere Wahl. Es wird nicht passieren, weil sie die Stimme als Wut-Management-Tool verwendet haben .... "

Ist es nicht interessant, wie sehr doch der vollständige Text den Sinn verändert? Er beschreibt, dass der Wähler sich für einen Moment gut fühlen wird, einen Tag, vielleicht einen Monat. Aber dann wird die Realität ihn einholen.

Man sieht es schon jetzt, wenn man sich die Namen der Lobbyisten ansieht, die Trump in sein Kabinett holen wird. Man kann es nicht fassen, dass alle Welt geglaubt hat, man wählt Trump und nicht die Republikaner dahinter, eben jene Partei, die seit Jahrzehnten kontinuierlich für Jobbabbau, Korruption, die Bush-Family, Reagans, Nixons etc. steht. Freundlich ausgedrückt hat man den Bock zum Gärtner gemacht - ganz ähnlich wie bei Brexit.

Gravatar: K Becker

Bericht entspricht meiner Einstellung.
Gratuliere dem amerikanischen Volk und Donald Trump.
Unsere Politiker und Medien müssten für ihr dummes, schäbiges Verhalten und Manipulation der Bürger, vor Scham, im tiefsten Keller ein Versteck suchen.
Das Gegenteil ist der Fall, sie versuchen, etwas zurückhaltender, Dreck auf Trump und die Wähler zu werfen.
Beim Brexit haben sie dazu schon geübt, mit gleichem Erfolg.

Gravatar: Klaus Friedrich Bartholomay

Ich liebe euch,ich liebe euch doch alle G...... ! Das ist für A.M. als Abschiedsrede in der Bundestagsvolkskammer,
und ich schaffe das nicht,zu empfehlen.Und dann erst,könnte es sein das es noch nicht zu spät ist und das Leben sie bestraft.

Gravatar: Ich

Der Buchautor und Journalist Ernst Wolff (Weltmacht IWF Chronik eines Raubzugs) stellt eine hervorragende Analyse zur Trump Wahl und was dies für die BRD, Amerika und letztlich für die Welt bedeutet.

Gravatar: Ich

Die stärkste Kraft in den USA ist die Fed und die Mafia. Ebenfalls eine dubiose Rolle spielte der ehemalige Bürgermeister Giuliani bei der "Aufklärung" von 9/11. Der letzte Präsident der sich mit diesen Herrschaften anlegte war Kennedy.Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd.

Gravatar: Thomas Rießler

Eine Verhaltensmessung der säkularisierten Fernseh-Glotzer und Facebook-Lästerer war diese Wahl. Mehr aber auch nicht. Von einem Mauerfall in den USA zu sprechen, ist maßlos übertrieben. Was Trump zuwege bringt, muss sich erst noch zeigen. Die geistig moralische Wende Kohls entpuppte sich jedenfalls als laues Lüftchen und wenn jetzt schon angefangen wird, sich bei Clinton zu bedanken, dann lässt dies nichts Gutes erahnen. Was steht eigentlich über Clinton in den Wikileaks?

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