Limburg. Rom des Neids, der Habgier und der Bigotterie.

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Hinter der Kritik am Limburger Bischhof verbirgt sich nicht etwa Aufklärung, wie die Eiferer vorgeben, sondern habgierige, frömmelnde Scheinheiligkeit. Das ist übel, aber auch nichts Neues in den letzten zweitausend Jahren.

Was war geschehen?

Der Bischhof von Limburg hat sich also entschieden, einen beträchtlichen Teil der Golddukaten und Juwelen, die seine Samariter gleichen Vorgänger seit 1827 in ungeheurer Menge angehäuft hatten, an tüchtige Zimmerleute zu verteilen, auf dass diese ein Begegnungszentrum für die Gemeinde bauen, einen denkmalgeschützte Vikarie erhalten und eine neue Wohnung für den Bischhof und seine Nachfolger einrichten sollten.

Noch vor nicht allzu langer Zeit wäre man nun mit Stolz erfüllt gewesen, was für eine prächtige Gemeinde man da gemeinsam zu höheren Ehren geschaffen habe. Ganz abgesehen vom unwesentlichen Detail, dass die Gemeinde bei weitem nichteinmal jeden zehnten Silberling selbst zum Werk beigetragen hatte. (Genaugenommen sind es nichteinmal von der Gemeinde aufgebrachte Gelder sondern die Kirchensteuern aller, was freilich nicht davon abhielt, der eigenen Güte feierlich und voll weltlich-demokratischer Gnade per Haushalt zuzustimmen.) Die zwischenzeitlich deutlich höheren Mehrkosten trug selbstverständlich der Bischhöfliche Stuhl. Zu Recht! Denn beizutragen ist heute auch nicht mehr modern - allerdings das Empören. Und damit nahm das Unheil seinen Lauf.

Selbsternannte Gerechte - nicht zuletzt Nicht-Kirchenmitglieder (sic!) - geifern und zetern und rütteln nun an den Grundmauern der ganzen Kirche, denn der Bischhof von Limburg hat 30 Millionen an Handwerksleute verteilt - mit Gegenleistung! Neoliberaler Satan! An Handwerker, nicht Bettler! Man denke! Fragen eines lesenden Christen: Müssen nicht auch Zimmerleute für ihre Familien sorgen? Ist es wirklich ein Übel, dem Beschenkten die Möglichkeit nicht zu verwehren, für das Gegebene seine Kräfte und Fähigkeiten zur Verfügung zu stellen? Ach, wenn es doch so einfach wäre, denn leider geht es den Eiferern noch nichteinmal um Geld für die Armen oder Zimmermannsleute.

Die Maske fällt mit Kenntnis des im Bistum ausgegebenen Slogans: "Sparen und Erneuern". Hier liegt die Wurzel: Während der Bischhof seine Juwelen an Fremde verteilt, wird bei den Kirchenangestellten gespart. Satanas abraxas! Sollen Sankt Martin und der Bischhof doch ihre Mäntel und Dukaten mit Armen, Bedürftigen und Fremden teilen - aber bitte erst, wenn die eigenen Schäfchen nach eigenem Gusto entschieden haben, dass sie selbst zuvor bereits genug erhalten haben! Der Bischhof öffnet die Privatschatulle? Ich zuerst! Ich zuerst! Da ist sie, die häßliche Fratze des Neides, der Habgier, der Bigotterie.

Was ich als junger Christ aus Limburg gelernt habe?

Verteilen von Reichtümern ohne Gegenleistung ist gut.

Verteilen von Reichtümern mit Gegenleistung ist böse.

Verteilen von Reichtümern an die eigenen Bediensteten ist gut.

Verteilen von Reichtümern an Fremde ist böse.

Mitbestimmung über die Verteilung anderer Leute Eigentum ist gut.

Mitbestimmung über die Verteilung anderer Leute Eigentum an sich selbst ist noch besser.

Bitteres, ironisches Detail am Rande: Zwei besonders prominente der frühen Kirchengeschichte sind Zimmermannsleute gewesen.

Schöne neue Ethik.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Anonymus

So enorm sind die Geldmittel nun auch nicht, jedenfalls im relativen Vergleich. In München gibt man für den selben Zweck mehr als das Dreifache aus, In Stuttgart etwa das selbe. Wie wir nun gelesen haben, hat der Bischof aus seinem privaten Geld auch was beigesteuert. Wenn der sich ein Badezimmmer für 15 000,- € mit einer frei stehenden Badewanne leistet, weiss ich nicht, was der Aufreger dabei ist.

Was ich zwischen den Zeilen herausgelesen habe ist, dass man den konservativen TvE vor Jahren zum "Aufräumen" in das Bistum geschickt hat. Offenbar war Benedict XVI° ganz zufrieden mit den Leistungen von TvE in diesem Sinne. In so fern kann man TvE als "autoritär" beschimpfen, aber genau das war sein Auftrag, da mit dem Brecheisen konservativen Katholizismus rein zu bringen.

So hat die ganze Meute, die diesen nicht gewollten Chef vorgesetzt bekommen hat nur auf einen Grund gelauert, dem was am Zeug zu flicken. Das ist nun geschehen. Auch der amtierende Papst kann TvE nicht einfach als "Bauernopfer" den Abweichlern und Revoluzzern in Limburg darbringen, das hätte verheerende Folgen für die Weltkirche. Wer würde sich noch vom Papst irgend wohin zum "Aufräumen" entsenden lassen, wenn man den Betreffenden anschliessend wie eine heisse Kartoffel fallen lässt?

Andererseits kann man das auch als "Führungsfehler" der Päpste bezeichnen, man kennt das aus der kommerziellen Wirtschaft, ein "Sanierer" scheidet am Ende der Sanierung aus der von Ihm sanierten Firma aus und man setzt einen neuen, nicht "vorbelasteten" Geschäftsführer ein. Eine entsprechende Planung hat offenbar unter dem als "Schöngeist" bezeichneten Benedict XVI°, der angeblich für "Verwaltungsarbeit" vollkommen ungeeignet sein soll, nicht stattgefunden.

Gravatar: Coyote38

Ach, Du lieber Gott. Wie verquer kann man denn bitteschön denken und argumentieren ?

Lieber Herr Bordiehn,
es geht doch gar nicht um die Frage, OB und DASS in Limburg enorme Geldmittel für ein architektonisches Projekt aufgewendet wurden. Es geht um die Frage des WIE !

Wenn 2,5 Mio veranschlagt waren, es dann 5 Mio kosten sollte, vom Bischof schließlich 10 Mio eingeräumt wurden und ganz am Ende 31 Mio auf der Rechnung stehen, dann wird man wohl mal nachfragen dürfen. Eben genau aus dem einfachen Grunde, weil auch Kirchenmillionen gemeinhin nicht vom Himmel fallen. Und wenn dann nachweislich auch noch belegt werden kann, dass diese Kostensteigerung um das FÜNFZEHNFACHE in SO KLEINE "Portiönchen" verpackt wurde, dass Herr Bischof nur ja keine Rechenschaft in Rom darüber ablegen musste, dann stellt sich auch die Frage nach der ethisch-moralischen Integrität des Herrn Kirchenfürsten.

31 Mio in Zeiten der Euro-Finanz- und Staatsschuldenkrise: GESCHENKT. Worüber sich die Menschen ZURECHT aufregen ist die heuchlerische Bigotterie. Und das geht weder mit dem Amt, noch dem Selbstverständnis der Kirche und schon GAR NICHT mit den GELEBTEN Einstellungen des Heiligen Vaters zusammen.

Gravatar: Anonymus

Ich habe mal erdreistet bei Spiegel Online die Frage zu stellen, was der Bischof denn besser mit den 31 Mio hätte machen sollen? Vielleicht Flugzeuge chartern und damit 30 000 Asylanten von Nordafrika nach Deutschland einfliegen lassen, um die vorm Ertrinken vor Lampedusa zu "retten"?

(Aussenminister Joschka Fischer hat zu seinen Zeiten immerhin rund 1 Mio Asylanten pro Jahr einfliegen lassen und das ganz ohne die Gefahr, dass die andernfalls hätten ertrinken können)

Überflüssig zu schreiben, dass der Post gleich der Zensur unserer "Empörungspresse" zum Opfer fiel und nicht "gerettet" wurde (auch ohne die Bezugnahme auf Joschka Fischer)

Interessante Weise wird das Thema "Pädophilie" auch nur von der Presse bearbeitet und nur von der Presse, wenn es gilt, Kirchenleuten Verfehlungen nachzuweisen oder der grünen Partei, ansonsten ist das Phänomen auch heute noch stillschweigend geduldet und toleriert und man befasst sich nur höchst widerwillig damit, das heisst im aktuellen Regelfall gar nicht, wenn die Täter keiner der beiden Gruppen angehören.

Gravatar: Melanie

Und was lehrt uns dieser "Zufall"? Doch wohl nicht, dass wir ihn zum Anlass nehmen für Neid- bzw. Armutsdebatten bezügl. der "Benachteiligten" im Lande. Jesu Geburt im Stall signalisiert mir ganz etwas anderes.

Gravatar: Johannes Klinkmüller

Muss wohl ein Zufall gewesen sein, dass Gottes Sohn in einem Stall zur Welt kam.

Gravatar: Olli Schaefer

"Selbsternannte Gerechte – nicht zuletzt Nicht-Kirchenmitglieder (sic!) – geifern und zetern und rütteln nun an den Grundmauern der ganzen Kirche, denn der Bischhof von Limburg hat 30 Millionen an Handwerksleute verteilt – mit Gegenleistung! "

Tja, solange auch Nicht-Kirchenmitglieder auf Umwegen an der Finanzierung der Kirche und ihren Dienstleistungen beteiligt sind, also faktisch die Trennung von Kirche und Staat nur auf dem Papier besteht, solange wird die Kirche damit leben müssen, dass auch Nicht-Mitglieder bei passender Gelegenheit geifern, zetern und rütteln.

Gravatar: Tilda

Wunderbar geschrieben, dem kann ich nur beipflichten.

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