Lauft, Frauen, lauft!

Nein, was für eine neue Freiheit! US-Arbeitgeber bezahlen jetzt das Einfrieren der Eizellen, damit ist endlich Platz für Karriere und Arbeit bis zum Umfallen in den besten Jahren unseres Lebens. Hoch lebe die Emanzipation.

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Was haben das Thema Abtreibung und „Social Freezing“ eigentlich gemeinsam? Auf den ersten Blick – sollte man meinen – nicht viel. Bei Abtreibung wird menschliches Leben getötet, beim „Social Freezing“ menschliches Leben geschaffen. Auf den zweiten Blick sollte es einem aber eiskalt den Rücken runterlaufen.

Seit einer Weile tobt hier beim The European eine Abtreibungsdebatte, einige Kollegen haben sich des Themas bereits angenommen. Es ist viel die Rede von den Rechten der Frau. Mein Bauch gehört mir, das ist ja noch kein Leben da im Bauch, Zellhaufen. Wir reden von Selbstbestimmung der Frau, manche gar vom „Recht auf Abtreibung“. Damit sind wir mitten in der Befreiungsrhetorik der feministischen Bewegung, die uns Frauen mit diesem „Recht“ ja endlich von unseren biologischen Fesseln, dem niederen Dasein als abhängige Frau befreien wollten.

Frei wofür?

Wir sollen frei sein – ja wofür eigentlich? Genau, für den Arbeitsmarkt, die Karriere, die Selbstbestimmung, das Geldverdienen. So wie die französische Feministin Elisabeth Badinter es in ihrem Buch „Der Konflikt: Die Frau und die Mutter“ ja auch bis in die Neuzeit hin beschrieben hat. Das Kind sei der beste Kollaborateur des Mannes in der Aufrechterhaltung des Patriarchats. Der Mutterinstinkt ebenfalls eine perfide Erfindung des männlichen Systems. Muttergefühle nur geschaffen, um uns ein schlechtes Gewissen einzureden, wenn wir nicht beim Kind bleiben, geschaffen, um uns weiterhin an Haus und Herd zu fesseln. Das Kind als „Parasit“ an der Brust der Mutter. Klar, dass da Abtreibung wie eine Hinüberführung in das gelobte Land der Unabhängigkeit erscheint, dafür nehmen wir in Kauf, unsere eigenen Kinder zu töten. Freiheit kostet eben was.

Gut, manchmal geht der Schuss leicht nach hinten los mit der Befreiung und Entfesselung, denn manchmal entfesselt man Dinge, die man nicht mehr einfangen kann. So frisst der Feminismus gerade seine Töchter, denn durch das weltweite „Recht auf Abtreibung“ werden in manchen Gesellschaften nun explizit die Mädchen abgetrieben. Keine Sorge, dient aber einem höheren Ziel. Abtreibung ist längst Alltag geworden, für manche ein spätes Verhütungsmittel. Für andere ein „Recht“, das plötzlich gegen sie verwendet wird. Denn so manche Frau sieht sich einem neuen Druck ausgesetzt, diese schöne neue Möglichkeit der Emanzipation doch jetzt auch zu nutzen, wenn die Krankenkasse es doch bezahlt und damit so schnell und einfach Probleme gelöst werden können. Nutz deine Freiheit, Mädchen!

Wir erheben uns über unsere natürliche Menschlichkeit

Was hat es nun mit dem neuen Phänomen des „Social Freezing“ zu tun? Auch hier wieder soll die Frau befreit werden, von den Familienplanung, von der tickenden biologischen Uhr, man feiert es als weiteren Akt der Emanzipation, dass wir unsere Karriere nicht mehr weiter auf Eis legen müssen, um rechtzeitig zu gebären. Wir legen die Kinder auf Eis, um rechtzeitig den nächsten Karriereschritt zu vollziehen.

Arbeitgeber im Silicon Valley bezahlen ihren Mitarbeiterinnen jetzt also neben Dienstwagen und Fitnessstudio auch das Einfrieren der eigenen Eier, damit sie frei sind für die Karriere. Damit soll der Zeitdruck genommen werden, ja das klingt verlockend. Und es baut auch die Ungerechtigkeit ab, dass Männer auch im hohen Alter noch Kinder zeugen können, Frauen im gleich hohen Alter aber keine mehr gebären können, jedenfalls nicht auf natürlichem Weg. Und da kommen wir dann auch schon zu der Gemeinsamkeit, die man sogar noch ausweiten kann auf das weite Feld der Präimplantationsdiagnostik und der aktuell neu entfachten Euthanasiedebatte.

Wir erheben uns über unsere natürliche Menschlichkeit. Empfängnis, Geburt, Fruchtbarkeit, Tod. Das ist Biologie pur. Der Kreis des Lebens, der Fortbestand der Generationen. Unberechenbar, nicht planbar. Ein ständiger Affront in einer Welt, die alles planen will, alles steuern will. Wir wollen uns Erheben über die Fesseln unserer Biologie. Steuern, wann jemand geboren wird, wer geboren wird, in welcher körperlichen oder geistigen Verfassung jemand überhaupt noch geboren wird. Wir sortieren aus bei der Präimplantationsdiagnostik. Wir treiben ab, wenn das Kind nicht in die DIN-Norm passt oder sich zur falschen Zeit ankündigt. Wir frieren die Eier ein, um unsere körperliche Vergänglichkeit zu überlisten, wir befruchten künstlich mit optimalem Erbgut, wenn wir es für richtig halten und nicht dann, wenn die Natur sagt, es sei die richtige Zeit.

Und dann wollen wir auch noch den Tod überlisten, die finale Herausforderung. Weil es ja nicht sein kann, dass er einfach kommt, wann er will. Auch hier wieder reden wir von Freiheit, von selbstbestimmtem Sterben. Und wie praktisch in einer alternden Gesellschaft mit explodierenden Pflegekosten, wenn das jetzt einige einfach selbst in die Hand nehmen und wir ihnen sagen, sie seien damit frei. Empfängnis, Geburt, Fruchtbarkeit, Tod. Früher alles natürliche Prozesse, inzwischen sollen überall Ärzte mithelfen, nachhelfen, unterbinden, möglich machen. Selten war der Begriff „Götter in Weiß“ so passend und gleichzeitig so schauderhaft.

Die Fruchtbarkeit der Frau ist längst ein Geschäft

Als frauenfreundlich wird das alles verkauft, als Errungenschaft für die Frauen. Als Emanzipation und Selbstbestimmung. Und so merken sie gar nicht mehr, dass sie längst fremdbestimmt sind in einer Gesellschaft, die nicht mehr zulässt, dass Kinder einfach natürlich gezeugt werden und dann auf die Welt kommen, wenn es körperlich am einfachsten ist. Man sagt uns Frauen, man löse den Druck, es mache den Kopf frei. Die Frage ist, wofür?

Die besten Jahre unseres Lebens sollen wir unsere Energie dem Arbeitgeber schenken und nicht unseren Kindern oder der Familie. Und wir machen brav mit und sind so fleißige Arbeitsbienchen. Und dann, wenn wir durch jüngere Frauen ersetzt werden können, dann dürfen wir gebären. Da beklagen Feministinnen, dass durch Prostitution die Sexualität der Frau zur Ware degradiert wird, doch die Fruchtbarkeit der Frau ist längst ebenfalls ein finanzträchtiges Geschäft. Eine neue Stufe der Ausbeutung erreicht. Die Risiken und Nebenwirkungen bleiben allerdings bei uns Frauen. Die Risikoschwangerschaften, das Risiko dann leider auch auf künstlichem Weg kein Kind mehr zu bekommen. Ach ja, dafür gibt es doch Leihmütter, die kann man dann künstlich befruchten und bezahlen. Damit wird auch das Kind zur Ware, zum Objekt.

Lauft, Frauen, lauft! Man befreit euch nicht, man fängt euch ein.

Zuerst erschienen auf theeuropean.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Clara West

Ist es nicht interessant, wie schnell man einen Anglizismus dem deutschen Begriff vorzieht.

"Social Freezing" heisst uebersetzt "Soziales Einfrieren". Wuerde man konsequent den deutschen Begriff verwenden, muesste man wahrscheinlich mehr darueber nachdenken, was man da sagt bzw. propagiert. "Ich hab mich fuer soziales Einfrieren entschlossen."

Nimmt man den englischen Begriff, klingt das gleich viel netter - und so huebsch verpackt.

Tatsaechlich laeuft es mir eiskalt den Ruecken herunter, wenn ich an diese "Angebote" denke und ich denke, dass es nicht nur mir so geht. Das soziale Einfrieren der Gesellschaft schreitet voran. Noch sind wir nicht beim Schockgefrieren angekommen, was bedeutet, dass da noch was geht. Da ist noch Luft. Moeglich waere, dass man in naher Zukunft ein solches Egg Freezing von den Frauen verlangt. Es waere nur logisch. Natuerlich wuerde niemand offen darueber sprechen. Aber da es ja genuegend Konkurrenz gibt, wird schon eine umfallen.

Es faellt schliesslich immer jemand um.

Gravatar: Andreas Schneider

Ganz gleich, ob "social" oder "human" freezing: es ist zunächst einmal ein "moral freezing".

Angesichts einer Neutronenbombe sprach man vor 3 Jahrzehnten noch von einer "Perversion des Denkens". Heute wird scheinbar jede Perversion zum Fortschritt, sofern sie nur der "richtigen" Ideologie dient.

Gravatar: Waldgänger aus Schwaben

Dazu dann noch die Leihmutter bezahlen oder wenn es technishc möglich ist, die künstliche Gebärmutter und dann mit dem Kind ab in in die KITA ab dem ersten Lebenstag. Dann muss die Mutter keinen Tag am Arbeitsplatz fehlen, genauso wie der Vater. Volle Gleichberechtigung - schöne neue Welt.

Gravatar: Johannes Klinkmüller

Das Koordinatensystem des Lebens ist völlig aus den Fugen geraten.
Man muss sich mal vorstellen, dass Leben eingefroren wird!

Mich macht das fassungslos.
Und man nennt es auch noch SOZIAL freezing. Fehlt nur noch, dass man es HUMAN freezing nennt.
Ich finde, wir sind zu Teilen der Menschheit so abartig geworden, dass vielen ein Gefühl für die menschlichen Verwirrungen und Abartigkeiten verloren gegangen ist. Leider auch vielen Politikern.

Gravatar: Andreas Schneider

"Ehrfurcht vor dem Leben" - diese wenigen Worte bringen das ganze Elend auf den Punkt!

Eine im Grunde genommen restlos übersättigte Gesellschaft ohne wirklich existenzielle Probleme bringt ganz offenkundig Geister auf den Plan, deren Rechtfertigung ihres Wirkens letztendlich drin zu bestehend scheint, sich Gedanken darüber zu machen, worüber man sich denn nun vielleicht ansonsten noch Gedanken machen könnte.

Der schnöde Respekt vor dem Leben, eine der natürlichsten menschlichen Regungen überhaupt, gehört über diese Entwicklung wohl zu den Dingen, die geneigte Seiten als überflüssig nicht unbedingt wahrnehmen, aber so handhaben. All das wäre nicht einmal ein wirkliches Übel - hätten diese Gruppierungen nicht einen überproportional starken Einfluss in Medien und "Politik", die jedem "Normalo" den Eindruck vermitteln müssen, irgendwo zurück geblieben zu sein - worauf diese (mit Sicherheit größere) Gruppe sich lieber in Schweigen hüllt, anstatt in der veröffentlichen Darstellung als Gott weiß wie "rückständig" oder "reaktionär" diffamiert zu werden.

Gravatar: Alexander Scheiner, Israel

Wieso diese gute Idee, aber wir Mannen werden diskriminiert? Auch wir hätten Samen zum einfrieren lassen!

Gravatar: Ruedi

Aber bitte!
Ist doch cool. Zuwanderung, damit Kinder kommen. Einfrieren, damit das ersehnte Wunschkind mit 50 noch gnädigerweise kommen darf. Dann ist es aber wirklich ein Wunder-Elite-Einzel-Kind (WEEK). Dieses Kind wird so sehr genial, dass man nur noch staunen kann.
Außerdem ist die ganze Debatte rechtspopulistisch bis extrem-faschistoid, da die bunte Republik nur bunt vorangetrieben werden kann. Da 80% der Leute sich - übrigens aus purer Blödheit - ohnehin nicht für Politik interessieren, dürfte es leicht sein, die letzten Werte auszuräumen. Gebt unserer Jugend Studienabschlüsse, reichlich Alkohol und von Donnerstag bis Sonntag frei, dann wird es "kulturell" richtig gut. Ansonsten darf alles gemacht werden, "weil nämlich man dat Kind wegmachen tut..." (um das mal auf Unterschichten-Deutsch auszudrücken). Die Linke und das amerikanische Geld sind mit ihrer Ideologie harmonisch zusammengewachsen...
Patriotismus, Werte, Familie und Christlicher Glaube... wat is denn dat?

Gravatar: Klaus Kolbe

Liebe Frau Kelle, wenn ich Ihren Ausführungen ansonsten auch voll und ganz zustimme, so muß ich Ihnen doch in einem Punkt widersprechen – nämlich dem des selbstbestimmten Sterbens.
Ein Artikel in dem Heft ELAN (Evangelisch-Lutherische Ansichten und Nachrichten), der Zeitung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe, Ausgabe Herbst 2014, zu diesem Thema hat mich sehr nachdenklich gemacht.

Sie können diesen hier (auf den Seiten 23 bis 25, Titel „Die große Freiheit“):

http://www.landeskirche-schaumburg-lippe.de/fileadmin/landeskirche/Dateien/ELAN/2014_03_ELAN_web.pdf

nachlesen.

Ich setze voraus, daß das sicher nicht das ist, was Sie mit „selbstbestimmtem Sterben“ meinten. Hier sollte dann aber besser differenziert werden, um Mißverständnissen vorzubeugen.

Gravatar: Johannes Klinkmüller

Abgesehen von der Manipulation des Bewusstseins - mit Hilfe von materiellen Zuwendungen wird ja das Bewusstsein der Menschen, der Frauen geködert - finde ich schlimm, dass der Mensch Schicksal spielt und sich erhebt über das, was die Griechen „Kairos", den richtigen Augenblick nannten. Wenn ein Kind zur Welt kommen will, dann ist das ein Kairos, ein vom Schicksal bestimmtes Geschehen. Eine Seele drängt zum Leben, einerlei, wie wir selbst das als Menschen aus unserem beschränkten Bickwinkel sehen.

Kinder in eine Warteschleife einzuspeisen: Verantwortungsloser kann man mit dem, was dem Menschen auch ein Geschenk ist, nämlich, zunehmend auf naturwissenschaftlicher Ebene Einblick nehmen zu dürfen in die Gesetzmäßigkeiten des Lebens, nicht umgehen.
Leider hält der Mensch auf der ethischen Ebene mit dieser Entwicklung nicht Schritt.

Ehrfurcht vor dem Leben!
Zählen solche ethischen Grundsätze wie der Albert Schweitzers denn überhaupt nicht mehr? Eigentlich ist es zum Verzweifeln. Als ob das Geschehen auf der Erde, das momentan in vielen Bereichen abläuft, uns nicht darauf verwiese, dass wir nur Lehrlinge sind und nicht Zauberlehrling spielen sollten.
Es könnte sonst sein, dass jene Wesenheit, die Goethe in seiner Ballade „Meister“ nennt, erkennen muss: Ich kann Dir nicht helfen, Mensch, Du willst nicht erkennen!

Die Folgen könnten unabsehbar sein!

Gravatar: Shania

"Die besten Jahre unseres Lebens sollen wir unsere Energie dem Arbeitgeber schenken und nicht unseren Kindern oder der Familie. "

Das waren exakt meine Gedanken, als ich davon hörte, daß Arbeitgeber die Kosten der Einfrierung übernehmen.
Vielen Dank für diesen Artikel. Ich werde ihn weiterempfehlen!

Gravatar: Karl Letis

Keine schlechte Sache.
Aber wieder nur für Reiche oder wohlhabende.

Durch die Erziehung im reiferen Alter gibt es vorteile (in der geistigen Entwicklung) aber auch große Nachteile in der körperlichen Entwicklung.

Man wird sehen...

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