Kann Bitcoin die Griechen vor dem Euro retten?

Bitcoin eignet sich nicht dafür, die Probleme des griechischen Staates zu lösen - er ist nicht manipulierbar. Doch der normale Grieche kann einen Teil seines Geldes in Bitcoins umtauschen, um drohenden Kapitalverkehrskontrollen zu umgehen.

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Angesichts des immer näher kommenden Staatsbankrotts in Griechenland wird auch die Möglichkeit diskutiert, dass Griechenland aus dem Euro aussteigt und stattdessen den Bitcoin als offizielle Währung einführt. Selbst Griechenlands Finanzminister Yanis Varousfakis hat zu diesem Thema Stellung bezogen. Obwohl Bitcoin dem Euro meiner Ansicht nach weit überlegen ist, halte ich dies dennoch für keine gute Idee. Bitcoin eignet sich nicht dafür, die Probleme des griechischen Staates zu lösen. Der griechische Staatsapparat ist aufgebläht und ineffizient, er gibt weitaus mehr Geld aus, als er einnimmt.

Mit dem Einstieg in den Euro hat der griechische Staat seiner Zentralbank die Möglichkeit genommen, unbegrenzt viele Drachmen zu drucken. Damit würde er den Staatsbankrott zwar auch nicht verhindern können, aber immerhin herauszögern.

Mit Bitcoin ist hingegen überhaupt keine staatliche Geldpolitik mehr möglich. Bitcoin steht für die klare Trennung von Geld und Staat, für das Ende des staatlichen Geldmonopols. Mit Bitcoin als Währung kann der Staat nicht mehr die Exportindustrie fördern und die Ersparnisse seiner Bürger nicht mehr schleichend abwerten. Die absolute Menge an Bitcoins ist auf 21 Millionen begrenzt. Das Geldmengenwachstum ist durch die Bitcoin-Software streng reglementiert, keine Zentralbank und kein Staat kann das manipulieren.

Yanis Varoufakis hat aus seiner Sicht Recht, wenn er dem Bitcoin vorwirft, auf Dauer im Wert zu steigen, was zu fallenden Verbraucherpreisen führt (wenn man sie in Bitcoin ausdrückt). War ein Bitcoin im Dezember 2011 für rund zwei Euro zu haben, muss man jetzt über 200 Euro dafür bezahlen. Wer seinerzeit in Bitcoins investiert hat, kann also heute ein Vielfaches für sein Geld kaufen.

Für den Staat ist nicht manipulierbares Geld wie Gold oder Bitcoin von Nachteil. Er könnte dann die Geldmenge nicht mehr künstlich aufblähen und so vom Wertverfall der Ersparnisse seiner Bürger profitieren. Auch Staatsschulden, die im Wert steigen, würden ihm höchst ungelegen kommen. Da müsste man ja den Staatsapparat beschneiden und Ausgaben senken! Eine im Wert steigende Währung ist also eine Horrorvision für Politiker - doch ein Segen für normale Bürger. Wer würde sich nicht darüber freuen, wenn die Kaufkraft seines Geldes nicht sinken, sondern steigen würde?

Dem griechischen Staat kann man also nicht empfehlen, auf Bitcoin umzusteigen. Doch für den normalen Griechen kann es sehr wohl interessant sein, einen Teil seines Geldes in Bitcoins umzutauschen, um drohende Kapitalverkehrskontrollen zu umgehen. Bitcoins haben den großen Vorteil, dass sie von keiner Macht der Welt gesperrt oder konfisziert werden können. Ihre Aufbewahrung ist sehr viel sicherer als die von Bargeld, denn man kann von ihnen Sicherheitskopien machen und an verschiedenen Orten speichern. Auch das Überschreiten von Grenzen ist mit Bitcoins sehr viel einfacher als mit großen Mengen an Bargeld. Alles, was man sichern muss, selbst wenn man Millionenwerte bewegen will, ist ein digitaler Code, der auf einen USB-Stick oder gar ein Blatt Papier passt.

Als im März 2013 während der Bankenkrise auf Zypern für ein paar Tage die Konten der Bürger gesperrt und Sparguthaben über 100.000 Euro enteignet wurden, stiegen das Interesse am Bitcoin und damit der Kurs sprunghaft an. Es ist damit zu rechnen, dass eine ähnliche Entwicklung im Falle eines griechischen Staatsbankrotts eintreten wird. Es ist daher sinnvoll, beim jetzt noch günstigen Bitcoin-Kurs einzusteigen – nicht nur für Griechen. Der Bitcoin ist ein wirkungsvolles Gegenmittel gegen staatliche Finanztyrannei. Er nimmt dem Staat die Möglichkeit, das Eigentum der Bürger zu beschlagnahmen oder durch Inflation im Wert zu mindern. Insofern kann er nicht nur die Griechen, sondern uns alle vor der politischen Fehlkonstruktion des Euro und seinen schädlichen Folgen retten.

Das Buch „Bitcoin – Geld ohne Staat“ ist im Mai 2015 beim Finanzbuchverlag München erschienen. Es betrachtet Bitcoin aus Sicht der Wiener Schule der Volkswirtschaft

www.m-vg.de/finanzbuchverlag/shop/article/3564-bitcoin-geld-ohne-staat/

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Udo Stemmer

„Doch der normale Grieche kann einen Teil seines Geldes in Bitcoins umtauschen“

Hatt ein Grieche am 12.12.2015 z.B. 400 € in einen Bitcoin getauscht bekommt er heute (12.12.2017) 14.400 €

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