Je suis oder nicht je suis – Satire auf dem Prüfstand

Bis vor wenigen Tagen war mir Jan Böhmermann völlig unbekannt. Jetzt ist das nicht mehr so. Schuld daran hat Erdogan. Und ich nehme es Erdogan übel, daß mir Böhmermann jetzt nicht mehr unbekannt ist.

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Ein unterdurchschnittlicher Humorkünstler macht ein schlechtes Gedicht und darf das über einen öffentlich-rechtlichen Sender verbreiten. Diplomatische Verstimmungen, Strafanzeige, die Frage, ob ermittelt wird oder nicht sowie Polizeischutz für den Möchtegernkomiker sind die Folge.

Rekapitulieren wir:

Da wird auf Kosten der Gebührenzahler des öff-rechtl. Rundfunks Mist über den Sender gejagt, der auch noch heftig beleidigend ist. Nun wird auf Kosten der Steuerzahler geprüft, man spricht von vier Ministerien, die damit beschäftigt sind, ob gegen den Komiker ermittelt wird. Zu allem Überfluß erhält der selbsternannte Poet jetzt auch noch auf Kosten der Steuerzahler Personenschutz. Eine teure Komik, die wir uns da leisten. Der Bundesrechnungshof sollte da mal ein paar Fragen stellen. Ebenso der Bund der Steuerzahler.

Komisch an der Sache ist nicht nur, daß man in der Türkei solch einem Schmarrn irgendeine Bedeutung beimißt. Wie schwach muß man eigentlich sein, wenn man nicht in der Lage ist, derartigen Schrott zu ignorieren. Despoten neigen zur Schwäche, das ist keine neue Erkenntnis. Doch hier wird wirklich übertrieben. Komisch an der Sache ist auch, daß sich unsere Bundesregierung der Sache überhaupt annimmt und dem Spektakel damit Bedeutung verleiht. Es gäbe da noch ein paar andere Probleme in unserem Land. Aber ja, mit Unterschichtfernsehen und mit Aktionen, die demselben öffentliche Relevanz verleihen, läßt sich das Volk gut ablenken.

Was reitet unsere Kanzlerin, sich von einem ausländischen Staatsoberhaupt so vor sich her treiben zu lassen? Wegen einer unkomischen Komödie läßt sie sich auf diplomatische Verwicklungen ein. Das muß einen anderen Grund haben. Internationale Politik ist großes Theater. Immer! Die Türkei spielt in der Flüchtlingskrise eine Rolle, die ihr von eben jener Kanzlerin zugewiesen wurde, die sich jetzt von Erdogan unter Druck setzen läßt. Aha! Schauen wir doch mal, was in den nächsten Wochen passieren wird.

Beitrag zuerst erschienen auf katholon.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: freerob

Dieser Möchtegern Che Guevara der deutschen Comedy Szene ist die Aufregung nicht wert, wie kann man mit so einem Scheiß so viel Aufmerksamkeit erlangen. Zu verdanken hat er das dem Sultan vom Bosporus, der versucht orientalisches Ehrgefühl nach Deutschland zu exportieren.
Kritische Journalisten und aufmüpfige Kurden scheinen mir aber auch in der Ehre verletzt.
Wo ist der Ausschalt-Knopf ?

Gravatar: Kurt

Hier werden wieder mal die Prioritäten falsch sortiert.

Bevor man sich Gedanken über die Grenzen von Satire macht, sollte man sich erst mal Gedanken machen über die Grenzen eines Diktators und über hiesige Politiker, die auf den (albern) goldenen Thronen solcher Diktatoren sitzen und ihm anschliessend die Hand schütteln.

Gravatar: Diederich Heßling

Lieber Herr Winnemöller,

Ihrem Artikel ist nichts hinzuzufügen.
Den vierten Satz wie überhaupt den ersten Absatz finde ich köstlich.

Er zeigt in welch einem Zustand sich die Bananenrepublik D befindet...
Da wäre das Geld selbst in Griechenland noch besser angelegt.

Aber wie Sie auch schreiben, wir werden ja noch sehen was das alles bedeuten soll...

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