Ja, Kopftücher sind absetzbar…

„Zunächst ‚Hut ab‘ vor der Würzburger Professorin Gisela Müller-Brandeck-Bocquet: Sie hat Größe gezeigt und sich offen vor ihre Studenten und auch die anwesende Presse gestellt. Sie hat sich dafür entschuldigt, dass sie eine Muslima aufgefordert hatte, ihr Kopftuch in der Vorlesung abzunehmen.“

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Da kann sie mal froh sein, dass sie keine Gastprofessur in Saudi-Arabien hat. Dann wäre jetzt „Rübe ab“ nach so einer Aufforderung. Ohne Entschuldigung. Eigentlich wollte ich diesen nebensächlichen „Skandal“ gar nicht weiter kommentieren, aber FOCUS und Konsorten müssen ihn natürlich bis zur Unkenntlichkeit aufblasen. Also schön, jetzt habt ihr den Salat, auf geht’s:

„Dies hatte vor zwei Wochen für einen Skandal gesorgt. Doch ihre Vorlesung danach zeigt: Die Professorin hat einfach nicht verstanden, worum es geht, und agiert nicht souverän, sondern wie ein beleidigtes Kind.“ [1]

Eigentlich reagiert sie ziemlich souverän, wie wir gleich sehen werden. Vielleicht etwas genervt angesichts des Schwachsinns, mit dem sie konfrontiert wird, aber durchaus angemessen. Das Bildnis vom beleidigten Kind, das trotzig mit dem Spinat wirft, weil die Erwachsenen nicht nach seiner Pfeife tanzen, passt allerdings ganz gut auf eine andere Klientel…

„Nach der Entschuldigung sagte sie nämlich zu ihren Studenten, als es um das eigentliche Thema der Vorlesung internationale Beziehungen ging: ‚Da Sie nicht mehr an meinungsstarken Dozenten interessiert sind, sage ich Ihnen meine Meinung nicht mehr.‘ Da möchte man die Professorin schütteln und ihr sagen: Natürlich brauchen wir Ihre Meinung und natürlich wollen auch Studenten Meinung.“

Ja, aber doch nicht so eine! Wenn sie wenigstens die selbe Meinung wie ihre Studenten hätte, dann könnte sie ihnen diese auch knallhart und schonungslos ins Gesicht sagen. Macht Sinn. Da möchte man man glatt den Focus schütteln, bis die Buchstaben wieder in der richtigen Reihenfolge erscheinen. Nicht, dass da viel Hoffnung bestünde, aber kann man ja mal versuchen.

„Gerade in einer gesellschaftspolitisch so angespannten Zeit. Aber bei diesem Skandal geht es doch nicht um die Meinung der Professorin. Es geht schlicht um Respekt vor anderen Kulturen und Religionen und um Fingerspitzengefühl.“

Nein, geht’s nicht. Dazu kommen wir gleich noch. Der Wert von Meinungsfreiheit zeigt sich erst, wenn die geäußerte Meinung „kontrovers“ ist. Mal davon abgesehen: Wer hat eigentlich diese Zeit gesellschaftspolitisch so angespannt? Das mittlerweile komplett vergiftete Klima an (nicht nur deutschen) Hochschulen ist sicher nicht von den paar verbliebenen Dozenten verschuldet worden, die noch alle Tassen im Schrank haben.

„Die Professorin kann ja die Meinung haben und diese öffentlich kundtun, dass Kopftücher, Kippas oder Baseball-Kappen keinen Platz in einer Vorlesung haben. Aber es ist doch keine Meinung, wenn man eine Studentin konkret anspricht und sie zum Ablegen des Kopftuches veranlassen will. Das ist schlicht Diskriminierung.“

Nö. Diskriminierung wäre es, wenn sie die Studentin anders behandelt hätte als alle anderen. Das exakte Gegenteil war der Fall. Sie hat sie genau so behandelt wie alle anderen. Das Ansprechen wurde erst nötig, nachdem die Studentin eine Sonderbehandlung für sich reklamieren wollte. Zur Erinnerung, der eigentliche Vorfall, geschildert von einer „Zeugin“ (studiert „Political and Social Studies“, wie überraschend):

„Lucie K.: Gleich zu Beginn der Vorlesung hat die Professorin alle aufgefordert, ihre Kopfbedeckung abzunehmen. Sie meinte damit vor allem männliche Studenten mit Baseball-Mützen, ‚Fancy Caps‘, wie sie sich ausdrückte. Sie ist durch die Reihen gelaufen und auch bei einer muslimischen Kommilitonin stehen geblieben. Sie sagte wörtlich: ‚Das gilt auch für Sie.‘ […]“ [2]

Jetzt kann man sich ja nicht ganz zu Unrecht auch über die Professorin lustig machen, die der Meinung ist, religiöse Symbole (das Kopftuch ist keins!) erschwerten das wissenschaftliche Arbeiten, mit einer Kopfbedeckung könne man nicht gut lernen oder ein Schlapphut beeinflusse die Akustik negativ. Das mag grober Unfug und unwissenschaftlicher Aberglaube sein. Aber ES IST KEINE DISKRIMINIERUNG. Weil es eben für alle gilt. Punkt.

„Lucie K.: Die Aussage der Professorin stimmt nicht. Man konnte sie nicht missverstehen. Und damit hat die Professorin vollkommen respektlos und undifferenziert gehandelt. Sie hat ja damit so getan, als sei ein Kopftuch dasselbe wie eine Mütze und könne jederzeit abgenommen werden.“

Ich sage es nur ungern, aber ein Kopftuch ist das selbe wie eine Mütze und kann jederzeit abgenommen werden. Ich habe es eben selbst getestet. Solange kein Klebstoff involviert ist, geht das Ding runter wie nix. Einfach so. Wunder der modernen Technik! Für heutige Studenten allerdings unerträglich:

„Lucie K.: Zunächst ist ein Kommilitone direkt neben ihr aufgestanden und hat gesagt, dass er das Verhalten der Professorin nicht ertragen kann, und dass er nicht will, dass eine Kommilitonin so angegriffen wird. Die Professorin hat dann mehreren Studenten das Mikro gegeben und sie sprechen lassen. Auch die Betroffene. FOCUS Online: Was hat sie gesagt? Lucie K.: Sie sagte, die Professorin wüsste doch, dass sie das Kopftuch nicht einfach ablegen kann, da es Teil ihrer Religion sei.“

Okay. Stimmt halt nur nicht. Richtig ist: Das Kopftuch (wie auch andere Verschleierungen) ist heute ein Symbol der Unterdrückung von Frauen im islamischen Kulturkreis. Es ist kein religiöses Symbol. Man kann es problemlos abnehmen, ohne dass einen dafür der Blitz beim Scheißen trifft. Allah ist das egal. Ernsthaft. Man wird dann vielleicht daheim vermöbelt, aber dafür kann der Koran ja nichts. [3] (na ja, vielleicht doch, aber egal)

Richtig ist auch, dass das Tragen einer Kopfbedeckung „drinnen“ in unserem Kulturkreis mindestes von schlechten Manieren zeugt (sofern nicht tatsächlich vorgeschrieben aus beruflichen oder religiösen Gründen, oder medizinisch erforderlich, logisch). Das Einfordern von „ein wenig Respekt“ mag altmodisch sein, aber es ist kein Diskriminierungs-Skandal. Und was macht der Focus daraus?

„Man muss der Professorin zugutehalten, dass sie in der Skandal-Vorlesung wohl auch die Meinung der Studenten eingeholt hat. Aber indem sie nun so tut, als würde Meinung von den Studenten nicht gewollt, tut sie genau das, was sie nicht will: Sie würgt eine Diskussion ab.“

Blah blah blah blah… Das ergibt nicht mal Sinn. Ihre Meinung ist offenbar nicht gewollt. Warum sollte sie sich auf so eine Diskussion einlassen, wenn sie sich hinterher öffentlich entschuldigen muss? Und warum schafft es so ein nebensächlicher Mumpitz überhaupt in ein „Leitmedium“? Haben wir keine echten Probleme?

P.S. Die heutige Studenten-Generation ist mir ein Rätsel. „Früher“ (Gott, so alt bin ich eigentlich gar nicht) haben wir das pragmatisch gelöst. Wenn da ein Professor so etwas gefordert hätte, berechtigt oder nicht, hätten in der nächsten Vorlesung ALLE eine Kopfbedeckung getragen. Einfach aus Jux. Und den Medien wäre es wurscht gewesen.

Generation Schneeflocke nervt. Mit und ohne Kopftuch. Ich ertrage diesen Stuss einfach nicht mehr…

[1] www.focus.de/politik/videos/uni-wuerzburg-professorin-hat-im-kopftuch-skandal-nichts-verstanden_id_7823979.html
[2] www.focus.de/politik/deutschland/kopftuch-skandal-in-wuerzburg-studentin-ueber-vorlesung-unsere-professorin-war-voellig-respektlos_id_7776130.html
[3] www.welt.de/debatte/kommentare/article139984819/Im-Iran-oder-Saudi-Arabien-waere-ich-laengst-tot.html

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Emmanuel Precht

Ich gehe davon aus, dass bei den Hörigen der Grünangelischen Kirche die Handlungen der Pofsex (oder so) tutiefst verabscheut worden sind und ein gemeinsames Ausschlussbeten mit Kopf betuchten und Kinn umbarteten Bestmenschen zur Aberkennung der Menschenrechte, live bei Maybritt Willberger anberaunt worden ist. Demnächst im zwangsfinanzierten Propaganda-Theater, auf der Hauptbühne.
Wohlann...

Gravatar: E. Ludwig

@Max
Zitat: Wenn aber niemand mehr ein Buch in die Hand nimmt, kann auch kein akademisches Gespräch entstehen.

So ist es!
Zitat: Lesen gefährdet die Dummheit!

E. Ludwig

Gravatar: Max

Erstmal herzlichen Dank für ihre erfrischenden Worte.
Keine ernstzunehmende Studenten, sondern geistig verwahrloste Schreier, die sich nur dadurch bemerkbar machen indem sie ihre Blödigkeit als Allgemeingut verkaufen.
Wenn alle gleich dämlich sind, ist eben allen Dummlacks geholfen.
Bloß keine Differenz.
Das würde die Hirnverwahrlosten noch tiefer in die geistige Not treiben. Auf einem "Akademiker Treff" fragte ich einmal ob Hermann Hesse ein Begriff ist. Die Antwort war 100%- unbekannt.
Wenn aber niemand mehr ein Buch in die Hand nimmt, kann auch kein akademisches Gespräch entstehen.
Dummschwätzer aller Länder sind schon vereinigt, in der globalen Verdummung.

Gravatar: Helena

Kopftuch hin oder her.
Mich stören die schwarzen Bärte der Männer noch sehr
viel mehr.
Und nicht nur auf der Straße sieht man sie.
Nein sie kommen auch per TV ungeladen in meine
Stube. Und nicht nur die Südländer tragen diese
Affenverkleidung, nein auch zahlreiche deutsche Männer
verunzieren ihre Gesichter mit Bärten.
Und noch was; viele ältere Männer färben ihre Haare
schwarz, wie Pech. Nur noch schwarze Männerköpfe.
Noch nie waren Männer so hässlich wie zur Zeit.
Ich mag blonde Männer.

Gravatar: Hand Meier

Liebe Frau Lorenz,

früher ist vorbei und ich erschrecke, wer mitlerweile eine Hochschulreife „attestiert bekommen hat“ um dann in Vorlesungen „rumzuzicken“ auf dem Level von Pubertierenden.
Es ist bezeichnend, der „Vorfall“ ereignet sich in einer „Sprachanwendungs-Wissenschaft“, wo getextet wird was das Zeugs hält, wo Lehrstühle, Professoren und -Innen samt den dazu passenden „Studierenden“ sich treffen.
Wir sind früher schonmal aus Neugier, in solche Veranstaltungen an der RWTH Aachen gegangen, und wollten eigentlich die Schilder an den Instituten durch „Lehrstuhl für Laberisitik & Lällogolie“
ersetzen, weil uns das absolut inhaltlich treffender erschien.
Denn dort blühten die ideologischen Visionen der vom damaligen Zeitgeit Angehauchten.
Also den Theoretikern, ohne jeden persönlichen realen Praxisbezug. Menschen die nie unfallfrei mit einem Hammer umgehen können, die darum jeder praktischen Berufsausbildung grundsätzlich ferngeblieben sind, denen jeder analytische und kognitive Teil menschlicher Intelligenz ein persönliches Ärgernis bleiben wird, und die dann exakt so reagieren, wie die „Autoren beim Focus“ oder „die Dame mit Hirnwindel“.
Der intellektuelle Level derer, wo der „Kopf-Schmuck“ ein „Kleinhirn“ warm hält, ist weithin sichtbar und ein Erkennungsmerkmal, kein Wunder, wenn Solche, bei der Klatschpresse texten.

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