Internationaler Frauentag: Schaut auf die Frauen der iranischen Opposition!

Wieder einmal ist internationaler Frauentag und an solchen Tagen sollte man besonders auf die Situationen von Frauen in aller Welt schauen, die von Rechten ausgeschlossen, unterdrückt und mißhandelt werden.

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Es gibt leider immer noch viel Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern, aber in keinem anderen Land werden sie so deutlich, wie im Iran. Doch je ungerechter ein System ist, desto starker ist auch der Widerstand der Betroffenen. Ein gutes Beispiel dafür sind die iranischen Frauen in der starken iranischen Opposition.

Das Regime im Iran ist zweifelsohne eines der frauenfeindlichsten in der Welt, wenn nicht gar das frauenfeindlichste Regime überhaupt. Seit 34 Jahren leiden die Frauen nicht nur unter einem Ausschluß von politischen Ämtern und Posten in der Wirtschaft, sie werden von den Männern in der Öffentlichkeit separiert und müssen sich an einen sogenannten „islamischen Dresscode“ halten. Wer dagegen verstößt, wird von Sittenwächtern ermahnt, eingesperrt oder es passiert schlimmeres. Frauen werden im Iran gesteinigt und die Unterdrückung der Frau ist fest in der iranischen Verfassung verankert.

Die iranischen Frauen leisten auf verschiedene Weise Widerstand. Es beginnt mit dem Widerstand hinter den Mauern, wo Frauen versuchen, ihre Identität in Mode, Kleidung und in der Würde allgemein zu behalten. Aber wer sich über Jahrzehnte nicht öffentlich so zeigen kann, wie er es möchte, wer auf Schritt und Tritt als Mensch zweiter Klasse degradiert wird, der greift auch zu den Mitteln des aktiven Widerstandes.

So ist es nicht verwunderlich, dass ein beträchtlicher Teil der Mitglieder der iranischen Hauptopposition, der Volksmojahedin Iran, (PMOI) aus Frauen besteht. Wer die Zentralen des iranischen Widerstandes in Paris oder Berlin besucht, der wird dort sehr viele Frauen antreffen und auch bei den iranischen Volksprotesten 2009 starben zahlreiche Frauen Seite an Seite mit ihren männlichen Mitstreitern.

Selbst die Anführerin des iranischen Widerstandes, die von einem Exilparlament gewählt wurde, ist eine Frau. Maryam Rajavi steht seit Jahrzehnten an der Spitze der Widerstandsbewegung und viele Iraner akzeptieren sie als ihre Anführerin im Kampf um das Ende des frauenfeindlichen Mullahregimes. Alleine bei der letzten Großkundgebung in Paris im Sommer 2012 jubelten 110.000 Menschen bei der Rede von Maryam Rajavi. Auch unter den Teilnehmern waren viele, meist junge, Frauen zu finden.

Doch die Frauen aus dem Iran leiden nicht nur im Iran selbst. Fast 1000 iranische Frauen sitzen zur Zeit in Camp Liberty im Irak. Es geht um emanzipierte Frauen. Sie sind alle Mitglieder der Volksmojahedin Iran. Sie sind seit den 80er Jahren in den Irak gegangen, um dort mit ihren männlichen Mitstreitern eine eigene Stadt aufzubauen und auch, um den Menschen im Iran ein Leben zu zeigen, wo Mann und Frau gleichberechtigt nebeneinander leben können. Camp Ashraf zählt auch deshalb bei vielen iranischen Frauen des Widerstandes als leuchtendes Beispiel eines gleichberechtigten Irans, der dennoch auf muslimischen Traditionen und Werten beruht.

Dass die Frauen heute in Camp Liberty sitzen, verdanken sie vielen Feinden. Allen voran ist natürlich das frauenfeindliche Regime im Iran zu nennen. Sie wollen kein Beispiel des gleichberechtigten Lebens zwischen Mann und Frau vor ihrer Haustür, ebenso wenig wie die neuen irakischen Herrscher unter Nuri al-Maliki. Sie haben den Zeitpunkt des Abzuges der USA aus dem Irak abgewartet und drangsalieren und ermorden nun deren Bewohner. Bei zwei Massakern 2009 und 2011 durch irakische Sicherheitskräfte und Söldnern der Mullahs starben mehrere Frauen durch Schüsse oder wurden von Militärfahrzeugen überfahren.

Die UN erweist sich im Irak als kein Verfechter der Frauen des Iran und macht damit den Frauentag zu einer Farce. UNAMI Chef Kobler sorgte mit gefälschten Berichten dafür, dass die Frauen aus Ashraf in ein völlig verwahrlostes Camp Liberty (ehemalige - nun geplünderte - US Militärbasis) ziehen mußten. Ihre neue „Heimat“ erwies sich jedoch als gefängnisartige Anlage ohne Schutz. So starb am 9. Februar, neben sechs männlichen Kollegen, auch eine Frau bei dem Raketenangriff einer von den Mullahs bezahlten irakischen Miliz. Der Verfechter der Frauenrechte, Kobler, bezeichnete die Situation als „Mörservorfall“ und seine Frau, die deutsche Botschafterin im Irak, Frau Wagener, beschuldigte gar die Iraner selbst, dass sie den Bewohnern keine Freiheiten gäben, obwohl diese völlig schutzlos unter massivster Kontrolle der irakischen Armee stehen.

So sieht die Realpolitik der UN und der deutschen Vertreter im Ausland aus bei Frauen, welche die schlimmsten Demütigungen in ihrem Heimatland erlebt haben. Viele der Frauen aus Ashraf wurden in den Mullahgefängnissen gefoltert, mißhandelt und ihre Familien wurden teilweise komplett ausgerottet. Sie haben das frauenfeindliche Regime am eigenen Leib erlebt und den höchsten Preis dafür gezahlt.

Am internationalen Frauentag sollte man auch darüber diskutieren, wie sehr Frauenfeindlichkeit unter denen herrscht, die sich als deren Verfechter ausgeben. Dem iranischen Widerstand ist seit Jahren eine Gruppe hochrangiger weiblicher Grünen-Politikerinnen bekannt, die gezielt Position gegen die iranischen Oppositionellen beziehen und die es vorziehen, sich mit denen an einen Tisch zu setzen, welche Frauen jeden Tag mit ihren Handlungen und ihren Denkweisen mehr als demütigen. Mit solchen Menschen mehr als nur „High five“ zu machen, ist für jeden Deutschen und Sympathisanten der Grünen ein Schlag ins Gesicht. Wir sollten uns nicht zu schade sein, uns an solchen Tagen auch mit denen zu unterhalten, die das gesamte Bild der Frauenfeindlichkeit in unserer Politik und Gesellschaft sehen. Es wäre daher an der Zeit, auch für die iranischen Frauen, die in der Opposition gegen das Mullahregime streiten, einen Aufschrei zu starten.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: kid smpl

Der typische Sexismus...es ist furchtbar wenn zwei Frauenopfer unter den Protstierenden zu beklagen sind. Dass überall hunderte Mal soviele Männer umgebracht werden ist ja nicht erwähnenswert.

Gravatar: kid smpl

Der typische Sexismus...es ist furchtbar wenn zwei Frauenopfer unter den Protstierenden zu beklagen sind. Dass überall hunderte Mal soviele Männer umgebracht werden ist ja nicht erwähnenswert.

Gravatar: reza

ich wollte mich bei Frau Dr.Tü llmann bedanken für ihre interessante Artikel .zeit von Verleumdung und falsche Information gegen iranischer Opposition ist vorbei .Frau Dr.Tüllmann wir haben ein Persische Sprichwort dass heißte Gießen von Wasser auf dem Ameisenhaufen.ihre Artikel war so nochmal danke.

Gravatar: nein zu Separatisten!

...nach ägypten, Libyen und Syrien sollte jeder wissen, dass die Oppositionellen meistens Terroristen sind, die nach der Scharia leben wollen. Keine Unterstützung für diese Leute! Zudem ist erkennbar, dass diese Leute nicht arbeiten und dadurch schrittweise Veränderungen wollen, sondern mit Waffengewalt den Umsturz und den Tod der etablierten Bürgerlichen im Lande wollen.

Gravatar: Jörg Fahrenhorst

Also wenn Frau Tüllmann den Iran in ihren Fadenkreuz hat, sollte sie zu unseren Freunden in Saudi-Arabien nicht schweigen. Hinzu kommen Fehlinformationen wie den völligen Ausschluß aus dem politischen Leben. Das stimmt nicht. Es gibt weibliche parlamentsabgeordnete und die Mehrzahl der Studenten ist weiblich.Wenn dann n och eine stalinistische Organisation (eine krude Mischung aus Islam und Marxismus als Ideologie) mit demokratischen Anstrich glorifiziert werden, dann setzt es bei mir aus. Soll der Teufel durch Beelzebub ausgetrieben werden? oder der Feind meines Feindes ist mein Freund?

Gravatar: liela

ich habe bei einer Rede von Frau Radjavi gehört, dass die Mullahregieme in Iran werden gerade durch eine Kraft gestürzt, die von Mullahs als Nichts bezeichnet.Die Kraft der Frauen.und ich denke, dass Frau Radjavi vollkommen recht hat.

Gravatar: Freigeist

Die Unterdrückung basiert, wie viele andere Fehlentwicklungen, auf einer Dummen-Religion.

Gravatar: Sahar Mahmudi

Umgang mit Frauen ist immer ein entscheidendes Kriterium für Festhalten an Demokratie, gerade in den Ländern wo islamischer Fundamentalismus die größte Herausforderung für die Teilhabe von Frauen am gesellschaftlichen und politischen Leben darstellt. Das merke ich auch als eine Studentin. Frauen in der Opposition müssen gestärkt werden.

Gravatar: Mehdi Shahroodi

Sehr geehrte Frau Tüllmann,
vielen Dank für Ihren interessanten Artikel. Wir haben in den letzten Jahren erlebt, dass sowohl die Europäer, als auch die Amerikaner die Volksmodjahedin aus ihrer Terrorliste gestrichen haben. Das stimmt mich hoffnungsvoll und ich bin der Meinung, früher oder später wird die Welt die wahren fortschrittlichen Werte kennen, die Volksmodjahedin vertreten. Die Tatsache, dass Frau Roth und (damals) Herr Fischer jedes Gespräch mit Volksmodjahedin ablehnen, beruht auf das opportunistische Verhalten der Grünen und ist nichts Neues.

Gravatar: Kathrin

Zitat: "Es gibt leider immer noch viel Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern, aber in keinem anderen Land werden sie so deutlich, wie im Iran."
Bezüglich der Frauen im Iran stimmt das Zitat.
Bei uns gibt es auch "viel Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern". Da sehe ich die Sache inzwischen aber umgekehrt. Da wurden Mädchen und Frauen dermaßen "gleichberechtigt", dass sie heute vielfach besser dastehen als Jungs und Männer.
Ich kann nur hoffen, dass die Benachteiligung islamischer Frauen nicht dazu dient, die Frauen bei uns noch weiter zu privilegieren.

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