Hier gibt es noch 3% Zinsen

Es stimmt nicht, dass es für Geldanlagen keine Zinsen mehr gibt. Man muss sich nur ein wenig umschauen. In der Türkei oder Marokko erhält man noch eine Rendite von über 3 Prozent.

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Der letzte EZB-Zinsentscheid hat viele Blogs und Medien zum schreiben und berichten animiert. Von “Abschaffung der Zinsen” und “Enteignung der Sparer” ist die Rede. Es gibt aber Auswege.

Wer für einen Teil seines Vermögens keine Sachwerte möchte, sondern auf der Suche nach Zinsen ist, ist nicht verloren, denn die Zinsen sind ja nur hier bei uns so niedrig. In anderen Ländern und Regionen ist das anders. Wer Zinsen möchte, der muss sein Geld verleihen. Deshalb spielt die Schuldnerqualität eine große Rolle. Damit man etwas mehr Zinsen bekommt, macht es Sinn ein leicht erhöhtes Risiko in Kauf zu nehmen, denn risikolose Zinsen wurden schon lange abgeschafft.

Wer ein Risiko eingeht; egal ob unternehmerisch oder kreditbasiert, sollte das Risiko streuen. Faustformel: Jede Risikoposition sollte maximal 10% des Gesamtvermögens ausmachen. Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen und empfehlen, dass man die 10%-Regel auf den Zinsblock reduziert. Wer beispielsweise 500.000€ anlegen möchte, davon 400.000€ in Sachwerte investiert, der möchte ggf. 100.000€ verzinst anlegen. Nun macht es Sinn mindestens 10 verschiedene Schuldner zu selektieren. Die Anleihen sind über die Börse kaufbar. Alternativ greift man zu einem sog. Rentenfonds.

Wo gibt´s denn nun noch 3% Zinsen? Man könnte sein Geld zum Beispiel sieben Jahre lang der Türkei leihen und bekäme jährlich 3,31% Rendite. Das Währungsrisiko lässt sich umgehen, denn viele Nicht-Eurostaaten verschulden sich auch in Euro. Auch Marokko bezahlt stolze 3,02% auf sechs Jahre oder Mazedonien mit 3,36%. Auch Unternehmensanleihen können Spass machen. Fiat bezahlt für 4 Jahre 3,33% pro Jahr und Peugeot für 5 Jahre immerhin 3,14%. Die hier genannten Schuldner haben eine Qualität bis schlechtestens BBB-. Wer das Risiko streut, der minimiert es. Bei Unternehmensanleihen sollte man auch über Branchen streuen.

Die “Welt ohne Zinsen” ist Humbug. Es gibt noch Zinsen, man muss nur genau hinschauen. Wenn man noch ein bisschen mehr Mut hat und das Währungsrisiko zur Renditeoptimierung mit ins Boot nimmt, dann öffnen sich noch andere Zinswelten. In vielen Ländern Asiens, in Kanada oder auch Nordeuropa werden ganz normale Renditen bezahlt. Wichtig: Anleihen sind Kredite und die Schuldner können pleite gehen. Eine risikolose Geldanlage gibt es nicht. Wir müssen davon ausgehen, dass in der Eurozone die Zinsen eine sehr lange Zeit so niedrig bleiben werden. Zinsfans müssen sich also nach vergleichbaren Alternativen umsehen.

Zuerst erschienen auf pinksliberal.wordpress.com

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Thomas D.

Und noch was:
Nehmen wir mal an, wir teilen das Risiko auf 5 Pötte (Staaten) und einer entpuppt sich als Griechenland, Island oder Lehman Brothers - dann brauche ich mit den anderen Pötten schon enige Jahre, nur um auf +-0 zu kommen - Inflation nicht mit eingerechnet.

Hinzu kommen die Transaktionskosten, denn als Laie eben die 5 richtigen Pötte zu finden, zu kaufen und zu überwachen kostet Zeit. Legt man zudem relativ kleine Summen an, sollte man sich lieber einen Nebenverdienst zulegen und bezahlte Überstunden machen, da bekommt man wahrscheinlich mehr Geld/investierter Zeit und zwar ohne Risiko. Auch wenn ich nicht viel von Rating-Agenturen halte, ein BB-Rating bekommt man auch nicht einfach so.

Gravatar: Thomas D.

Warum in die Ferne schweifen? Kleiner Tipp: Wohnungsbaugenossenschaften! Man wird Mitglied und kriegt seine Einlagen verzinst. Hier vor Ort wurden z.B. 4% dieses Jahr ausgeschüttet und im Verhältnis zum einem BB-Staat sind derartige Wohnungsbaugenossenschaften etwas ziemlich solides. Außerdem kommt man an sein Geld meist auch relativ schnell wieder ran.

Gravatar: MAX

Wenn der Sparer dieses BBB- Risiko nicht eingehen will ,
dann wird er mit der NULL-ZINS Politik der EZB enteignet.
Nun werden die Rattenfänger wieder kommen und den Menschen
dubiose Hochzinsanleihen oder andere Derivate verkaufen , die am Ende wertlos sind.

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