Heimschulprojekt Zirkus

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Wie in der Schule überlegen wir uns im Privatunterricht ein Projektthema pro Halbjahr. In der Regel kann man es dem Fachbereich „Mensch und Umwelt“ zuordnen. Im vorliegenden Beispiel wurden verschiedene Fächer wie Geschichte, Geografie, Bewegung, Religion und Deutsch berührt.

Phase I: Sich informieren und vertraut machen

Alles begann mit einer Einladung der Schwiegereltern zu einer Vorführung im Zirkus Knie. Meine Frau startete mit einer Recherche im Internet. Sie machte sich in unterschiedlichen Gebieten kundig: Fachwörter aus der Zirkuswelt, Bastelideen, Handarbeit, Sport (Jonglieren), Gedichte, Tourneeorte, Ticketverkauf, Geschichte der Familie Knie, Geschichte des Zirkus, Überblick über die Branche, Tiere und Dressur, Zirkustechnik, Kostüme und Schminke. Aus dem gesamten Spektrum wurde ein Fokus ausgewählt. Die Kinder reagierten am stärksten auf das Thema „Clown“. Anlass dazu war die Verpflichtung des weltbekannten Clown Larible (Hier geht es zu Youtube-Clips sowie einem lesenswerten Artikel in der NZZ.)

Phase II: Besuche vor Ort

Der Zirkusbesuch selbst war Höhe-, jedoch nicht Schlusspunkt des Projekts. Unser Zweiter fotografierte. Direkt im Anschluss an die Vorführung gelang es meinen Jungs, ein kurzes Gespräch mit einzelnen Personen aus der Zirkusfamilie zu führen.

In zeitlichem Abstand schrieb mein Dritter dem gleich alten Zirkus-Sprössling einen Brief. An einem Morgen besuchten wir dann die Zirkusschule und erhielten so einen Einblick vor Ort.

Ein unvergesslicher dritter Ausflug war die Besichtigung des Abbaus der Zirkusanlage. Vom sicheren Standpunkt vor dem Opernhaus Zürich aus beobachteten wir den imposanten, eingespielten Abbau der gesamten Anlage. Trotz der Schwüle hielten wir es rund drei Stunden aus.

Phase III: Auswertung und Transfer

Meine Söhne erhielten im Zirkus eine längere Dokumentation, die über Tage ausgiebig gelesen und studiert wurde. Aus dem bisher Erlebten wurde eine Menge Aufträge abgeleitet: Aufsätze, Briefe, Zeichnungen, Skizzen.

Meine Rolle als Vater war das Thema „Zirkus und Weltanschauung“. Inwiefern wird im Zirkus etwas von Gottes Gaben sichtbar? Zu welcher Ehre werden die Vorstellungen durchgeführt? Inwiefern ist der Zirkus Gottesdienst-Ersatz? Was ist der Reiz eines Zirkuslebens? Was sind die Schattenseiten? Es war mir vor allem ein Anliegen, den Unterschied zwischen Natur und Gnade heraus zu arbeiten. Damit meine ich: Was Gott gut geschaffen hat; wie der Mensch es durch die Sünde verzerrt; wie es zur Ehre Gottes wiederhergestellt wird (bzw. in der Zukunft werden wird).

Phase IV: Aufführung (Output)

Aus dieser intensiven Beschäftigung entwickelte sich über Wochen ein neues Pausenprogramm: Jonglieren. Die drei Älteren lernten mühsam, drei Bälle in der Luft zu halten. So erlebten sie selbst, wie schwierig es war, nur eine Grundfertigkeit einzuüben. Jonglieren erwies sich nebenbei als ideale Unterbrechung zum Unterricht.

Zwei der Junioren waren fasziniert von der Beleuchtung. Sie schmiedeten Pläne, informierten sich im Internet und überredeten mich an einem Samstag zum Besuch in einem Fachmarkt. Dort fragten sie wohl 30 Minuten einen Verkäufer aus, um nach sorgfältigem Abwägen einen günstigen Scheinwerfer zu kaufen. Er steht nun im Kinderzimmer. Ab und zu wird der Raum verdunkelt, um mit der Beleuchtung zu experimentieren.

Eigentliches Hauptwerk war die Aufführung zweier Theaterstücke. Dafür musste ein Manuskript erstellt, passende Kleider und Schminke beschafft werden. Grosse Vorfreude bereitete der Einkauf von Stinkbomben als Teil eines Scherzes. Dann folgte die härteste Etappe: Das tägliche Üben des Stückes. Mit welcher Hartnäckigkeit und Geduld meine Frau dahinter blieb!

An einem Geburtstagsfest wurden die Stücke zur Probe aufgeführt. Die Hauptaufführung geschah an einem Familienfest vor 50 geladenen Gästen. In der Woche vor der Aufführung schauten sich die Kinder fast täglich Sequenzen aus Stücken von Larible an – zur Inspiration. Die Aufführung war ein Erfolg, so das Urteil des nicht ganz unparteiischen Vaters.

Wie es sich gehört, gab es nochmals Nachbesprechungen: Welche Effekte überzeugten? Was gelang gut? Was kam anders heraus, als man es sich vorgestellt hatte? Welcher Bub verfügt über welche Stärke?

Abschluss & Fazit

Schlusspunkt bildete ein Nachmittag mit dem Zirkus Balloni. Die Kinder durften zusammen mit dem Zirkusinhaber ein kleines Programm einüben und aufführen.

Für mich ist dieses Projekt ein Beispiel gelungener Integration von Gaben, Lebenswelt und Interessen der Kinder.

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