Heimatfront: Renaissance eines verdrängten Begriffs

Inter pacem et bellum nihil medium. Die deutsche Regierung will "ein bißchen Krieg" führen, nennt ihn aber nicht so. Das wird nicht funktionieren.

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Nun will sich Deutschland an einem Krieg in Syrien beteiligen, der von den Betroffenen natürlich als Krieg gegen Syrer verstanden werden wird; damit sind viele der Zuwanderer faktisch zu Kombattanten geworden. Die subtilen Fragen, ob der Islamische Staat ein echter Staat ist oder nicht, und ob es sich deshalb um einen Krieg handelt oder nicht, wird außer Völkerrechtlern niemanden interessieren. Die Konsequenzen werden nicht lange auf sich warten lassen, denn Krieg hat immer welche. Die Stunde der Loyalitätsfrage ist gekommen.

Die Radikalisierung wird schneller voranschreiten als die gutgemeinten, aber überforderten ehrenamtlichen Integrationsbemühungen. Spätestens wenn erste Nachrichten von verletzten oder getöteten Familienmitgliedern hierher eingewanderter Syrer und Iraker die Runde machen, wird es mit der Dankbarkeit für die Aufnahme vorbei sein. Da viele Muslime sich durchaus nationenübergreifend als Umma sehen, werden sich muslimische Nichtsyrer und Nichtiraker solidarisch zeigen. Die angeblich integrationsfördernde dezentrale Unterbringung der Einwanderer wird zum Problem werden. Im asymmetrischen Krieg des 21. Jahrhunderts sind wir in Deutschland mit der Entscheidung für Krieg alle auch zu Kombattanten geworden und unsere Heimat zur Heimatfront.

Den Begriff der Fünften Kolonne habe ich schon Anfang des Jahres in die Debatte eingebracht. Es gibt sie mit Sicherheit, doch wer gehört ihr an? Die Frontlinie bei der Heimatfront zu ziehen wird schwer. Der Zentralrat der Muslime hat mit seiner Erklärung, die Obergrenze bei den Asylsuchenden sei erreicht, vorsorglich schon die Notbremse gezogen, weiß er doch genau um die ausgeprägten Probleme mit den neuen muslimischen Zuwanderern. Viele der deutschen Muslime sind deutscher als man denkt. Wundern wir uns nicht, wenn die Freund-Feind-Trennlinie unübersichtlich ist. Hoffen wir, dass wir uns Unübersichtlichkeit lange werden leisten können, denn der Zwang zur Eindeutigkeit wird noch schlimmer sein.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Bärbel Fischer

Endlich braucht U.v.d. Leyen nicht mehr mit den Hufen zu scharren. Nein, jetzt kann sie zeigen, was sie drauf hat. Und was sie macht, das macht sie perfekt, wie den Kita-Boom inklusive Missachtung aller Eltern, die noch Wert auf Familie legen. Taub für alle Warnungen von Experten und blind für die Erkenntnis, dass ein einziger getöteter IS-Kämpfer zehn neue rekrutiert, stellt sich die Verteidigungsministerin an die Seite Frankreichs.

Der erste Weltkrieg begann, weil hochgerüstete Bündnispartner Österreich mit HURRA zur Seite sprangen - mit bekanntem "Erfolg".

Das Ganze wird in einem Fiasko enden (s. Afghanistan). Man hörte nicht auf Scholl-Latour, man hört nicht auf Todenhöfer, man hört nicht auf den Schweizer Jean Ziegler - nein man zündelt lieber.

Aber das Grausigste ist, dass unsere Parlamentarier, außer der Opposition, ihre Zustimmung zum militärischen Einsatz geben. Anstatt die Geldquellen des IS auszutrocknen und den Rüstungsexport zu stoppen, opfert man lieber seine eigenen Soldaten und riskiert Terroranschläge im eigenen Land.

Gravatar: Gernot Radtke

"Heimatfront" ist in diesem Zusammenhang ein Unbegriff. Die Grenzen Europas stehen den Muslimen doch weit offen, und sie werden dies auch in immer größerer Zahl nutzen. Während die Europäer (die mit Imperialreflexen/-allüren) in der Fremde ihre noch halbwegs intakten Expeditionskorps kämpfen und KiTas bauen lassen, laufen sie selber völlig unkriegerisch mit Anhängern der Friedensreligion voll. Hauen und Stechen kommen erst später. Nicht in Frontverläufen, sondern flächendeckend. Von den Expeditionskorps vor Madagaskar kommt dann keinerlei Rettung mehr. Die haben anderes, die Welt nämlich, zu retten, und wenn dies geschehen ist, kommt dann auch noch das Klima mit seinem Wetterterror dran, dem Weltterror Numero 1. – Freunde, macht Euch nichts vor: Les jeux sont faits!

Gravatar: Adorján Kovács

@Klimax
Vielen Dank. Ich bin ja völlig d´accord. Aber dann muss man den Krieg auch so entschlossen führen. Und man muss in Deutschland die Folgen tragen. Die Janusköpfigkeit - hier Merkels "freundliches Gesicht" sogar beim Abschieben, dort Von der Leyens "bitterer Ernst" - wird nicht funktionieren. Oder will Von der Leyen mit "freundlichem Gesicht" Krieg führen, damit unsere neuen Einwanderer dankbar und friedlich bleiben? Ich erinnere daran, wie dankbar die Bosnier sind, dass die USA und Europa ihre Vertreibung verhindert haben - das Land ist eine Zentrale des Salafismus geworden.

Gravatar: Klimax

@ Herr Kovács - Natürlich hat jeder Krieg Konsequenzen, Kollateralschäden etc. Doch dürfen diese nicht absolut betrachtet, sondern müssen zu den Konsequenzen in Relation gesetzt werden, die es haben wird, wenn man diese Barbaren weiter gewähren läßt. Ich halte die, leider auch in liberalen Kreisen verbreitete Verschwörungstheorie, die USA (oder amerikanische Banken) habe/hätten die Schuld an allem und man müsse sich daher nur zurückziehen und schon würden aus religiösen Fanatikern wieder brave Hündchen, für völlig falsch, weil sie dem Potential, das eine menschenfeindliche und fanatische Ideologie freizusetzen vermag, nicht Rechnung trägt. Die Wortwahl geschah daher mit Bedacht: der Islamische Staat muß in der Tat vernichtet werden.

Gravatar: Klartexter

Der Kriegseinsatz der Bundeswehr in Syrien hat nicht etwa den Hintergrund den IS zu besiegen. Jedenfalls geht es nicht mit der Planlosigkeit und dem Aktionismus deutscher Politik. Nicht wenig tatsächliche Experten halten den IS für nicht besiegbar. In Wirklichkeit geht es um die Ablenkung der deutschen Öffentlichkeit, die Ablenkung der deutschen Bürger von den täglich wachsenden Problemen im eigenen Land. Die geschichtlichen Ereignisse haben gelehrt, dass jede Monarchie, jede Diktatur und jede Scheindemokratie zur Ablenkung von Problemen und zur Beschäftigung der Bürger mit der Angst im Krieg, einen Krieg geführt haben. Deutschland, den Westeuropäern generell steht, wegen der katastrophalen Zustände in Bezug auf die geordnete und gesetzestreue Übernahme der Flüchtlinge das Wasser bis Oberkannte Unterlippe.

Gravatar: Adorján Kovács

@Klimax
Die Frage meines Artikels ist nicht, ob es gerechtfertigt ist, den IS zu vernichten, sondern welche Konsequenzen ein - auch gerechtfertigter - Krieg dort in Syrien für uns hat. Die Kämpfer des IS sind ja wohl Iraker und Syrer.
Übrigens zweifle ich daran, dass eine westliche Armee (aufgrund der gesellschaftlichen Feminisierung als auch wegen der muslimischen Wählerschaft) noch den Zerstörungswillen hat, der dazu nötig ist, so etwas wie den IS zu "vernichten" (Ihre - sachlich wahrscheinlich richtige - Wortwahl). Das wird nämlich notwendigerweise Bilder und Nachrichten produzieren, sog. "Kollateralschäden", die schrecklich sind. Womit ich wieder beim Thema des Artikels bin - wie wird darauf reagiert?

Gravatar: ropow

Der Witz ist doch der: Deutsche und europäische Soldaten werden nach Syrien in den Krieg geschickt, „während Hunderttausende junge Syrer in Berlin Kaffee trinken“ (Polens Außenminister Witold Waszczykowski).

Bevor diese zur fünften Kolonne werden, sollte man den „Flüchtlingen“ aus Syrien, ohnehin zu 80% muslimisch, männlich und im wehrfähigen Alter, endlich Gelegenheit geben, persönlich ihr Land und ihre Familien an Ort und Stelle zu verteidigen. Und zwar sofort.

Gravatar: Klimax

Ein Krieg gegen Syrer? Meines Wissen geht es gegen den Islamischen Staat. Diese Unterscheidung darf man schon treffen. Der IS ist ein Welteroberungsunternehmen im Namen der islamischen Ideologie, und zwar mit allen Mitteln. Es gibt wohl keine Alternative zu seiner Vernichtung; denn verhandeln kann man mit diesen "Staat" nicht.

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