Hayek contra Keynes

Der Meinungsstreit zwischen Keynes und Hayek im Jahr 1932 ist in die Geschichte der Wirtschaftswissenschaften eingegangen. Viel wichtiger sind jedoch die Gegenpositionen, die Hayek später gegen Keynes populäre Konjunkturtheorie entwickelt hat.

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Dabei galt die Auseinandersetzung gar nicht Keynes Hauptwerk, der „Allgemeinen Theorie“, sondern einem relative unbekannten Werk, von dem sich Keynes später selbst distanzierte. Bis heute wird darüber diskutiert, warum Hayek auf die Allgemeine Theorie keine kritische Entgegnung verfasst habe. Der Ökonom David Sanz Bas argumentierte in einem Aufsatz, dass es diese Entgegnung durchaus gegeben habe, aber sie von der Öffentlichkeit nicht zur Kenntnis genommen worden sei. In diesem Aufsatz nimmt er den Strang wieder auf.

Keynes erarbeitete seine Theorie zur Zeit der Weltwirtschaftskrise, als viele Millionen Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen waren. Seine Grundthese lautete, dass Arbeitslosigkeit die Folge fehlender Nachfrage ist. Die Ursache fehlender Nachfrage sah zum ersten in der Neigung einen mit steigendem Einkommen einen wachsenden Anteil seines Einkommens zu sparen. Zwischen dem Sparen und Investitionen bestehe keine direkte Verbindung. So komme es im Kapitalismus zu einem permanenten Mangel an Nachfrage und somit zu einer chronischen Arbeitslosigkeit.

Zum zweiten glaube Keynes, dass Unternehmen durch die Unsicherheit in der sie operieren weniger ihrer rationalen Kalkulation als ihrem Instinkt, den „animal spirits“, folgen. Investitionen erfolgten deshalb nicht voraussehbar und kontinuierlich, sondern seien starken Schwankungen ausgesetzt. Diese strukturellen Defizite des Marktes könnten jedoch dadurch behoben werden, in dem der Staat die fehlende Nachfrage kompensiert. Zu den Maßnahmen, die der Staat ergreifen soll, gehören die Absenkung des Zinssatzes, die Umverteilung von den hohen zu den unteren Einkommen, die einen großen Anteil ihrer Einnahmen konsumieren, und die Tätigung öffentlicher Investitionen.

Sanz Bas verweist nun auf zahlreiche Äußerungen in verschiedenen Schriften Hayeks, in denen er explizit und implizit Kritik an dieser Sichtweise geäußert hatte. Obwohl diese Äußerungen sich über den Zeitraum von 1937 bis 1988 erstrecken, sei ihre innere Konsistenz bemerkenswert.

Eine zentrale Schwäche sah Hayek in Keynes Theoriegebäude darin, dass sie nicht auf einer Kapitaltheorie beruhte. Die Produktionsstruktur beruht auf einem Netzwerk von Millionen von Unternehmen, die mit und nebeneinander interagieren. Ohne eine Vorstellung davon zu haben, wie dieser Produktionsprozess abläuft, sei es nicht möglich sinnvolle Aussagen über die Wirkung wirtschaftspolitischer Entscheidungen zu treffen. Keynes habe alles als Aggregat zusammengefasst und damit in extremer Form simplifiziert.

Keyens wegen seiner fehlenden Vorstellung vom Produktionsprozess den Faktor Zeit außer Acht zu lassen. Bei Keynes verlaufen die Prozesse synchron und ohne Zeitverzögerung. Wenn die Nachfrage erhöht wird, erhöht sich in Keynes Theorie quasi automatisch und parallel dazu das Angebot. Um die zusätzlichen Waren für den Konsumenten zur Verfügung zu stellen, werde bei Keynes kaum Zeit benötigt. Nach Hayek sei Zeit aber das zentrale Element um jeden Produktionsprozess zu verstehen. Gerade die Zeit, die von der Investition zur Produktion vergeht, erfordere dass der Konsument sich bis dahin mit seinem Konsum zurückhält, da sonst die Preise steigen.

Hayek sieht eine weitere Schwäche in Keynes Modell darin, dass dieser in der Allgemeinen Theorie alles nur über die Schwankung der Geldausgaben erklärt habe. Seine Betrachtung beruhe allein auf der Betrachtung von Geldflüssen und auf der Vernachlässigen der realen Prozesse, die den Geldströmen zu Grunde liegen.

Des Weiteren kritisierte Hayek den makroökonomischen Ansatz, den Keynes verfolgte. Ökonomie müsse beim einzelnen Akteur ansetzen. Zur Erklärung wirtschaftlicher Prozesse seien relative Preise, das heißt das Verhältnis der Preise zu einander, und die Struktur der Investitionen entscheidend und nicht Aggregate und allgemeine Lohnniveaus.

Ein weiterer Punkt, den Hayek an Keynes kritisierte, war die kurzfristige Perspektive, die in dem Satz zum Ausdruck kam: „in the long run, we are all dead.“ Die befördere politische Entscheidungen, die kurzfristig zu guten Resultaten führen, aber langfristig verheerende Folgen haben können.

Für Hayek insistierte darauf, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen staatlich geförderten Konsum und Beschäftigung so nicht gibt. Da Arbeitslosigkeit in der Regel bestimmte Sektoren besonders betreffe, sei das nur möglich, wenn die Menschen Güter genau aus diesen Sektoren auch konsumieren. Besonders da diese Sektoren in der Regel deshalb in der Krise stecken, weil ihr Angebot für den Konsumenten nicht attraktiv genug ist. Die staatliche Eingriffe verändern außerdem die relativen Preise, was zu einer Veränderung der Produktionsstruktur führt, was sogar kurz- und mittelfristig Arbeitsplätze kosten kann und die gewonnenen Arbeitsplätze bestehen nur solange, solange der Staat die Nachfrage in diesem Sektor künstlich aufrecht erhält.

Dieser Beitrag erschien auf dem Blog des Liberalen Instituts

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Karin Weber

Es ist ein sehr interessanter Beitrag ..... aber die Realität in Deutschland sieht so hier aus: http://cms.arztnoe.at/cms/dokumente/1011297_241731/10b4b9ab/Ameise_consilium-0612.pdf

Ich trinke eine Legislaturperiode lang nur noch Wasser, wenn die AfD mit mehr als 35% im Bundestag einzieht und endlich Ordnung in dieses Land bringt!

Wählte www.wa2013.de ! Gestern war Prof. Lucke beim blassen Plasberg. Die politische Klasse ist wie von Sinnen und scheint die AfD regelrecht zu fürchten.

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