Haltet den Dieb!

Wann haben schon einmal so viele Indizien auf einen Verdächtigen hingewiesen, wie die auf den Euro als Hauptschuldigen für die Misere in der Eurozone? Trotzdem wird alles getan, um den Schuldigen entkommen zu lassen.

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Statt von der „Eurokrise“ reden unsere Europolitiker, die Sprecher bei ARD und ZDF und alle anderen, die ihre Köpfe vor der immer deutlicher werdenden Eurorealität immer tiefer in den Sand stecken müssen, weiterhin gern von der „Staatsschuldenkrise“.

Dabei hätten sich die Südstaaten der Eurozone ohne die niedrigen Eurozinsen nie so hoch verschulden können. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht eine neue Nebelgranate gezündet wird, um dem Schuldigen die Gelegenheit zu geben zu entkommen. Im Bundestag wurde die Diskussion über die Zypernrettung geschickt hinter dem "Zickenkrieg" um die Frauenquote versteckt, und alle sonst so kritischen Medien fielen darauf hinein. Mit dem Fall „Höneß“ wird zur Zeit das Stück „Jagd auf Steuersünder“ aufgeführt, was dem Euro Gelegenheit gibt, sich weiterhin hinter der Kulisse zu verstecken.

Dass der Süden unter einer zu starken Währung leidet, in Rezession, Arbeitslosigkeit und Depression versinkt, liegt am Einheitseuro! Früher konnte man dort durch Abwertung der eigenen Währung die Preise für Hotelzimmer, Autos und Maschinen wettbewerbsfähig halten. Seit dem Einheitseuro ist das nicht mehr möglich.

 

Dass sich Sparer und Rentner im Norden wegen einer zu schwachen Währung zunehmend vor Inflation ängstigen müssen, liegt genauso am Einheitseuro wie die steigenden Immobilienpreise in deutschen Ballungsgebieten! Auch dass die Münzprägeanstalten über Lieferengpässe für Goldmünzen klagen müssen, liegt am Euro!

Wenn die Wirtschaftsleistung in der Eurozone schrumpft, während sie weltweit zulegt und in der Eurozone mit über 19 Millionen Arbeitslosen ein historischer Höchststand erreicht wird, liegt das an den katastrophalen Folgen der Eurorettungspolitik. Wenn die Jugendarbeitslosigkeit im Süden explodiert und die Menschen dort Frau Merkel die Schuld dafür geben, dann liegt das am Euro! Eigentlich müsste sie entgegnen: „Das liegt nicht an mir, das liegt an der Einheitswährung, die Euch die Möglichkeit nimmt, Eure Arbeitskraft zu wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten!

 

Das aber hieße, mit dem Finger auf den Schuldigen zeigen, den Euro! Anstatt ihn anzuzeigen, nimmt sie die Schuld lieber auf sich oder auf uns, denn es sind die Deutschen, die zur Lieblingszielscheibe anderer Europäer geworden sind. Ist das, was die Urheber des Euro als Friedensprojekt im Sinn hatten?

Als die Kanzlerin letzte Woche vor dem Sparkassenverband forderte, die Europäische Zentralbank (EZB) müsse die Zinsen erhöhen, um die Spareinlagen der Deutschen vor der Inflation besser zu schützen, hätte sie ehrlicherweise gleich hinzufügen müssen: „Das geht nun mal nicht mehr, denn die EZB kennt nur einen einheitlichen Zinssatz“. Warum sie es nicht tat, ist auch klar. Sie hätte mit einem Satz die Fehlerhaftigkeit der ganzen Konstruktion entlarven, den Euro als Schuldigen an den Pranger stellen und rufen müssen: "Haltet den Dieb!"

Der Beitrag erschien zuerst auf Handelsblatt.com

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Klimax

"Sogar der damalige Bundespräsident Horst Köhler, als Fachmann floh feige im Mai 2010 aufs Altenteil, nicht ohne den Anfang einer Katastrophe noch zu signieren, statt aus Verantwortung zu blockieren."

Herzlichen Glückwunsch! Der Satz des Tages. Köhler ist mitverantwortlich. Ihn exculpieren zu wollen, indem man behauptet, er sei wegen des Rechtsbruchs (no bailout) zurückgetreten, wie das auch hier stets zu lesen ist, ist unaufrichtig. Er hätte dann VOR seiner Unterschrift zurücktreten müssen.

Gravatar: Cfchen44

Man kann "Klimax" nur zustimmen! Und was heißt, der EURO ist schuld? Henkel sagt nie ein Wort über die "internationalen Geldgeber", die dieses ganze System samt den Politikern dirigieren! Das sind Menschen, oder vielleicht auch nicht.

Gravatar: Hans Meier

Darum ist die Alternative für Deutschland zur passenden Notzeit, dieses gescheiterten Projektes einer einheitlichen Währung für völlig verschiedene Wirtschaften ein richtiger und wichtiger konstruktiver, politischer Ausweg.
Einerseits ist allen Beteiligten längst klar, das der Euro als gemeinsame Zwangswährung längst gescheitert ist, nur wer will es bisher eingestehen?
Sogar der damalige Bundespräsident Horst Köhler, als Fachmann floh feige im Mai 2010 aufs Altenteil, nicht ohne den Anfang einer Katastrophe noch zu signieren, statt aus Verantwortung zu blockieren.
Jedes EU-Land was durch Wählerentscheid dem Euro nicht beitrat, hat keine Feindschaften gegen seine Nachbarn und keine extreme Arbeitslosigkeit.
Ich wünsche mir konstruktive, Probleme lösende Politik und keine Traumtänzer die in der Politik gelandet sind, wo sie nur Probleme verursachen.
Dementsprechend sollte die AfD die meisten Stimmen erhalten, denn dort treten Personen an, die nicht als „verkrachte Existenzen“ und wirren Lebensläufen ihr Auskommen in politischen Apanagen suchen, sondern ehrenwerte Bürger, die sich um ihre Kinder und die Zukunft dieses Landes einsetzen.
Also das, was den Anderen offensichtlich in ihrem Rausch, sich als Narzissten im Machtgefühl darzustellen, nur den selbstverliebten Egoismus oben und unten streichelt.

Gravatar: Klimax

Der Artikel tut so, als sei nicht auch Deutschland hoch verschuldet. Das ist aber Augenwischerei. Die Bezeichnung "Staatsschuldenkrise" ist schon völlig richtig, denn diese Krise wurde durch den Euro nur extrem verschärft. Im Kern indessen erleben wir die Krise des staatlichen Papiergeldsystems, das dieses exorbitante Schuldenmachen überhaupt erst erlaubt. Hier liegen die tieferen Ursachen. Und deswegen fischt auch die AfD nur an der Oberfläche, wenn Lucke & Co. meinen, man bräuchte nur das Euro-System rückabwickeln und schon wäre wieder alles eitel Sonnenschein. Deutschland indes war auch mit der DM stark verschuldet, und man kann solche Schuldenpolitik nicht ad calendas graecas (welch passende Bezeichnung!) weiterführen. Irgendwann ist Schluß, und die Rückkehr zu nationalen Währungen würde nur einen weiteren Aufschub gewähren.

Wir müssen also von drei sich überlagernden Krisen sprechen: 1. Krise des staatlichen Scheingeldsystems, woraus folgt: 2. Staatsschuldenkrise, welche zusätzlich mächtig an Fahrt gewinnt durch 3. den Euro (Eurokrise).

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