Griechisches Endspiel mit Finnen und Russen, Chinesen und Amerikanern

Viele glauben, dass Deutschland der Hauptgegner Athens ist. Das ist aber ein Riesenirrtum. Denn ginge es nur um die Deutschen, hätten die Griechen wohl längst wieder gewonnen. Inzwischen aber kann jedes einzelne Land Zahlungen an Athen blockieren. Außerdem mischen jetzt auch Amerika, China und Russland mit.

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Jetzt sind es nur noch wenige Tage, bis klar wird: Gibt Euroland den griechischen Schmähs neuerlich nach und Geld her? Oder muss die links-rechts-extremistische Athener Regierung schon wenige Wochen nach der Wahl eingestehen, dass sie die Wähler im Wahlkampf voll angelogen hat? Umso explosiver wirkt da die Einmischung aller drei Supermächte, die bisher in dem scheinbar allein zwischen Griechen und Deutschen tobenden Match gar nicht involviert gewesen sind. Hinter dieser spektakulären „Verweltpolitisierung“ werden jedoch die vermutlich wichtigsten Akteure völlig übersehen – vor allem auch von den Griechen selber.

Viele glauben in- und außerhalb Griechenlands, dass Deutschland der Hauptgegner Athens ist. Das ist aber ein Riesenirrtum. Denn ginge es nur um die Deutschen, hätten die Griechen wohl längst wieder gewonnen. Waren doch die Deutschen schon ab dem Jahr 2010 entscheidend, dass die Griechen hunderte Milliarden Euro von den Bürgern der Euro-Zone bekommen haben. Die jetzt durch Schulden, neue Steuern und vor allem den Zinsenraub an den Sparern dafür zu zahlen haben.

Inzwischen aber ist die Konstruktion der Eurozone eine völlig andere geworden. Jetzt kann jedes einzelne Land Zahlungen an Athen blockieren. Daher hilft es den Griechen auch nicht mehr, dass sie die Deutschen wieder an die Schuld deren Vorfahren in der NS-Zeit erinnern. Das Nazi-Argument hat zwar europaweit 70 Jahre lang immer gut funktioniert. Jeder französische, italienische, spanische Politiker ist im Schlaf imstande, vorwurfsvoll die Deutschen an ihre „europäische Verantwortung“ zu erinnern, wenn sein Land wieder Geld braucht.

Sozialistisches Solidaritätsgewäsch wirkt nicht mehr

Dieses abgedroschene Ritual funktioniert aber nicht mehr, wenn es um die Balten, Finnen, Niederländer, Slowaken, Slowenen oder eben die romanischen Südländer geht. Stündlich steigen – Gott sei Dank – die Chancen, dass viele dieser Länder jetzt hart bleiben und sich allem sozialistischen Solidaritätsgewäsch verweigern.

Man schaue sich etwa Finnland an: Die Regierung dieses Landes hat unter dem Druck der rechtspopulistischen „Wahre Finnen“ seit längerem auf einen harten Kurs geschaltet. Finnland hat sogar durchgesetzt, dass es ein von den Griechen bestücktes Treuhandkonto als Pfand und Gegenleistung für die Kollektivhilfe an Athen bekommt. Auf diesem Konto liegen nun immerhin schon eine Milliarde Euro. Damit hat Finnland einen Teil seines Geldes (auf Kosten aller anderen) sicher. Und es macht zugleich kompromisslos klar, dass es weiteres Geld für Griechenland nur gibt, wenn dort Reformen nicht nur angekündigt, sondern auch voll und konkret umgesetzt werden. Was sich nicht einmal zeitlich ausgehen kann.

Den finnischen Parteien dürfte es damit gelungen sein, den von ihnen gefürchteten Aufstieg der „Wahren Finnen“ abzuwehren und diesen viel der einstigen Popularität zu entziehen (wenn man den Umfragen glauben darf). Letztlich haben damit beide Seiten in Finnland gesiegt: Die „Wahren Finnen“ haben effiziente Härte gegenüber Griechenland durchgesetzt; und die anderen Parteien haben den Aufstieg der Rechtspopulisten ins Gegenteil verwandelt. Freilich haben auch die diversen Parteien der großen Regenbogenkoalition keine guten Aussichten. Bei den bevorstehenden Wahlen spricht alles für einen Erfolg der liberalen Zentrumspartei, die jetzt noch in Opposition ist.

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