Frauen sind auf dieser Welt einfach unersetzlich

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Mit dem leicht an ein Zitat aus einen Grönemeyer-Hit angelehnten Titel dieses Beitrags könnte man kurz zusammenfassen, was Papst Franziskus am vergangenen Samstag in einer Ansprache für die Teilnehmerinnen eines Kongresses, den das Italienische Frauenzentrum (CIF) organisiert hatte, mit auf den Weg gab. Was früher möglicherweise noch Begeisterungsstürme hervorgerufen hat, wird heute dagegen eher kritisch beäugt, versehen mit der Frage, ob der Satz in seiner Prägnanz nicht Selbstverständliches aussage und wie der Papst das denn meinen könne.

Und für diejenigen, die die Kirche in gestrigen, ungegenderten Zeiten verharren sehen ist das, was der Papst zur Rolle der Frau in der Gesellschaft sonst noch gesagt hat, auch Wasser auf die Mühlen. Denn – wiederum ein bisschen kurz und prägnant formuliert wie es auf Radio Vatikan wiedergegeben wird –:

Während im Bereich der Arbeit und der Öffentlichkeit das Einbringen des weiblichen Geistes wichtig sei, sei dies im Bereich der Familie unabdingbar, so Franziskus.

Hier regt sich vermutlich Widerspruch, spricht doch der Papst einen Aspekt an, der in den Diskussionen um Frauenquoten und häusliche Betreuung kleiner Kinder mindestens zu kurz kommt wenn nicht gar ganz unterschlagen wird.

Natürlich will niemand an eine Stelle der Geschichte zurück, in denen Frauen vollständig und – wichtig! – unfreiwillig abhängig von ihren Ehemännern oder den Männern in ihrer Familie waren. Niemand stellt in Abrede, dass es das gute Recht einer Frau ist, sich auch beruflich zu verwirklichen. Niemand wird auch bezweifeln, dass zumindest in bestimmten Themen oder Branchen, nicht zuletzt auch in der kirchlichen Arbeit, die Ergebnisse durch die Beteiligung von Frauen deutlich an Qualität gewinnen können. Selbst das auszusprechen ist heute nicht ganz ohne Risiko, verdeutlicht es doch die fundamentale Unterschiedlichkeit von Frauen und Männern, nicht nur physisch sondern auch psychisch. Da dieser Unterschied aber von allerlei Frauen- und Genderbeauftragten, die sich für eine Frauenquote einsetzen, großzügig geschlabbert wird, will ich da mal auch nicht so sein.

Kurz gesagt: Für Frauen selbst, für Arbeitgeber, für die Gesellschaft im Ganzen hat die starke, gleichberechtigte (wohlgemerkt nicht gleichartige) Beteiligung von Männern und Frauen in Beruf und Gesellschaft tatsächlich Vorteile. Bei dem Versuch, politisch und genderkorrekt nirgendwo anzuecken bleibt jedoch die andere Seite vollständig unbeleuchtet: Kann Gleichberechtigung auch Nachteile haben?

Der Papst sagt es sehr treffend:

Diese neuen Räume und Verantwortlichkeiten, die sich da geöffnet haben – und von denen ich mir lebhaft wünsche, dass sie sich auf die Präsenz und Aktivität der Frauen ausweiten möge, sowohl im kirchlichen als auch im kulturellen Bereich und bei der Arbeit – diese neuen Räume dürfen uns aber nicht die unersetzliche Rolle der Frau in der Familie vergessen lassen. Ihre Gaben der Liebenswürdigkeit, der ihr eigenen Feinfühligkeit und Zärtlichkeit – an denen der weibliche Geist reich ist – stellen nicht nur eine unverfälschte Kraft für das Leben der Familien dar, sie strahlen nicht nur ein Klima der Harmonie und Seelenruhe aus, sondern ohne sie wäre die Berufung der Menschen nicht zu realisieren.

Bumm, das sitzt! Der Papst urteilt nicht, schon gar nicht negativ, über Emanzipation. Er holt das Thema nur wieder von dem Podest herunter auf dem es steht. Es ist eben nicht der Unterschied zwischen einer selbstverwirklichten Frau im Berufsleben, gleichberechtigt in allen beruflichen, gesellschaftlichen und politischen Ebenen, einerseits und der Unterdrückung der Frau durch den Mann, die Vorenthaltung der freien Entwicklung und die Bindung an Kinder, Küche, Kirche andererseits, der diskutiert wird. Diese Diskussion ist längst entschieden und wird weder vom Papst noch von sonst jemand ernsthaft aufgewärmt.

Aber möglicherweise hat ja die Einzigartigkeit des weiblichen Geschlechts, wie sie von Befürwortern der Quote immer auch gerne zum Wohle der Unternehmen und der Wirtschaft mit ins Feld geführt wird, auch eine besondere, nicht ersetzbare Rolle in der Familie? Verzweifelt wird an dieser Stelle von linken Gesellschaftsingenieuren versucht, genau diese Rolle klein zu reden und delegierbar zu machen. Während „die Frau“ am Arbeitsplatz unabkömmlich sein soll, auch wegen ihrer besonderen Fähigkeiten in Teamarbeit und Emotionalität, sind ihre Aufgaben in der Familie, die Frauen seit Jahrtausenden bekleiden, angeblich durchaus übertragbar.

Dabei machen Entwicklungspsychologen immer wieder klar, dass es eben nicht das gleiche ist, ob ein Kind morgens in oft aller Frühe in der Kita abgegeben wird und die nächsten Stunden eine bezahlte, städtisch angestellte Ansprechpartnerin für seine Probleme hat, die es sich auch noch mit einem Dutzend anderer Kinder teilen muss, oder ob die eigene Mutter die Liebe gibt, die Harmonie ausstrahlt und die Verlässlichkeit bietet, die ein Kind für eine gesunde Entwicklung so notwendig wie die Atemluft braucht. Aus Glaubenssicht sind es solche Fähigkeiten, die auch unabdingbar sind, um – wie der Papst sagt „moralische Prinzipien und den Glauben weiterzugeben“. Die Fähigkeiten, die Unternehmen bei Frauen so sehr reizen, sie sind es auch, die ihre Rolle in der Familie so unverzichtbar macht – und die sie anders als bei vielen Arbeitgebern, nicht in Teilzeit ausüben kann.

Heißt das nun, alles wieder zurück zu drehen, Frauen wieder an den Herd? Wird damit ein Ende der Berufstätigkeit von Müttern propagiert? Natürlich nicht, nur ist die einseitig positive Darstellung der Berufstätigkeit von Müttern aktuell derzeit so präsent, dass die Nachteile gar nicht mehr diskutiert werden, entsprechende Wortmeldungen unterdrückt oder als frauenfeindlich diffamiert werden. Es gibt hier, so sieht es auch der Papst, der die gesellschaftliche und berufliche, auch kirchliche, gestärkte Rolle der Frau deutlich willkommen heißt, keine einfachen Lösungen:

An diesem Punkt fragt man sich jetzt allerdings spontan, wie es denn möglich sein soll, die tatsächliche Präsenz (der Frauen) in den vielen öffentlichen Bereichen zu verstärken, in der Arbeitswelt und dort, wo die wichtigsten Entscheidungen getroffen werden, und gleichzeitig die besondere Präsenz und spezielle Aufmerksamkeit für die Familie zu gewährleisten? Hier ist es, wo unsere Urteilsfähigkeit, jenseits der Überlegungen zur Realität der Frau in der Gesellschaft, ausdauerndes und beharrliches Gebet voraussetzen. [...]

Im Gespräch mit Gott, erhellt von Seinem Wort kann die christliche Frau immer wieder neue Antworten auf diese Frage finden.

Es ist, dieses Detail scheint mir wichtig, die Frau, die eine Antwort auf diese Frage geben muss; die einzelne Frau in ihrem familiären, gesellschaftlichen und beruflichen Umfeld. Die Beantwortung der Frage kann ihr kein Mann, nicht der Papst, kein Politiker, keine Frauen- oder Gleichstellungsbeauftragte und auch kein Vorreiter der Emanzipation abnehmen. Sie alle, und insbesondere auch die anderen Familienmitglieder, können Hinweise liefern und bei der sehr persönlichen Beantwortung der Frage nach der eigenen Rolle in der Familie behilflich sein, die Antwort geben muss sie aber eben sehr persönlich.

Dennoch dazu noch ein Wort an Sie, meine lieben männlichen Leser und Väter: Die gleichen, oder zumindest in die gleiche Richtung zielenden Fragen, muss sich auch ein Mann stellen! Denn auch der Mann hat eine Rolle in der Familie, besonders gegenüber den Kindern, die nicht delegierbar ist, die ihm kein männlicher Quoten-Kita-Betreuer und auch nicht die Mutter abnehmen kann. Wer also als Mann meint, er könne sich in einer 60-Stunden-Woche im Beruf und bei einem ausgedehnten Freizeit-, Sport- oder Gesellschaftsprogramm selbst verwirklichen, der sollte sich ebenfalls fragen, welche Nachteile seine Rollenwahrnehmung in Beruf, Gesellschaft, Politik, vielleicht Kirche, für seine Familie, besonders für seine Kinder hat.

Über die Ansprache des Papstes bin ich eher zufällig gestolpert, die Medien, die sonst gerne jedes angeblich liberale Wort des Papstes feiern, haben diese Worte entweder übersehen oder ignorieren sie bewusst. Dabei erscheinen mir diese wenigen Sätze noch als etwas vom Besten, was ich seit langem zum Thema Familienpolitik und Geschlechtergerechtigkeit gehört habe. Mag sich jeder selbst einen Reim auf die Differenz zwischen Bedeutung und medialer Wahrnehmung machen.

Beitrag erschien auch auf: papsttreuuer.blog.de

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