Euro-Retter schielen auf den Schatz der Sparkassen

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„Europäische Bankenaufsicht“ klingt so vernünftig, als würde über die Zockerhochburgen endlich mit Brüsseler Argusaugen gewacht werden. Der Begriff der „Bankenaufsicht“ täuscht, soll täuschen. Dabei handelt es sich nur um den ersten von drei Teilen der „Bankenunion“. Schon der zweite Teil hat es in sich: im Gegensatz zu dem, was damals im Bundestag versprochen wurde, kann der ESM mit deutschem Geld nicht nur Länder, sondern auch marode Großbanken von Südländern retten.

 

 

Der dritte Teil, die europäische Einlagensicherung, ist erst einmal auf die Zeit nach der Bundestagswahl verschoben worden. Und auf diesen kommt es den Euro-Rettern wirklich an: auf die gewaltigen Einlagen der deutschen Sparkassen! Dass es diesen Schatz gibt, liegt vor allem daran, dass die Sparkassen sowie die Volks- und Raiffeisenbanken nicht „auf Teufel komm raus“ gezockt haben.

Bei uns gibt es einen nationalen Einlagensicherungsverein, der im Fall einer Bankenpleite solidarisch für deren Spareinlagen einsteht. Dieser soll bald für Banken anderer Länder im Pleitefall gerade stehen. Damit den deutschen Sparern diese Bedrohung ihrer Zukunftssicherung verborgen bleibt, spricht man gern von einer „Aufsicht“ – ein Wort, das der notorischen Kontrollfreude der Deutschen entgegenkommt.

Nur geht es nicht nur um Aufsicht. Die Umverteilung der Risiken ist für unsere Euroretter das eigentliche Ziel der „Bankenunion“, wie das andere Etikett für den Zugriff auf deutsche Privatreserven lautet. Wie wenn ein Kind mit wenig Taschengeld einem anderen, das davon viel besitzt, den Vorschlag macht, „alles in einen Topf“ zu tun, aber nur im Notfall darauf zurückzugreifen – wie lange wird es wohl dauern, bis dieser Notfall eintritt?

Im Juni 2012 wandten sich 160 Ökonomen und Wirtschaftsprofessoren unter Führung Hans-Werner Sinns an die deutsche Öffentlichkeit, um sie vor den Gefahren der Bankenunion zu warnen, „die unserer Wirtschaft drohen“. Die „Entscheidungen, zu denen sich die Kanzlerin auf dem Gipfeltreffen der EU-Länder gezwungen sah, waren falsch.“ Sie seien nichts als der erste Schritt „in die Bankenunion, die eine kollektive Haftung für die Schulden der Banken des Eurosystems bedeutet“ und de facto die „Sozialisierung der Schulden“. Bald darauf fuhren Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon und Uwe Fröhlich, Präsident der Volksbanken und Raiffeisenkassen, der Kanzlerin in einem in Großanzeigen veröffentlichten Brief in die Parade: Der Plan sei „absolut inakzeptabel“ und ginge „an die Grundfesten der deutschen Sparkassen und Genossenschaftsbanken.“

Zwar hat die Bundesregierung daraufhin einen Rückzieher gemacht, wollte vom Einbringen deutscher Spareinlagen in einen gemeinsamen europäischen Bankentopf plötzlich nichts mehr wissen und zog mal wieder eine „rote Linie“ in den Sand, die nicht zu überschreiten sei. Das hat weder Kommissionspräsident Barroso noch den Chef des ESM, Regling, davon abgehalten, klarzustellen, dass eine solidarische europäische Einlagensicherung unverzichtbar sei. So muss man, wie bei früher in den Sand gezogenen Linien, davon ausgehen, dass auch diese für die Eurorettung überschritten wird.

Erst nach den Bundestagswahlen wird sich dann herausstellen: wo Bankenaufsicht draufsteht, ist eine europäische gemeinschaftliche Einlagensicherung drin. Dann haftet jeder deutsche Sparer für jeden anderen Sparer in der Eurozone. Ein Wunschtraum für jeden, der auf dem Sparbuch nur Miese hat – ein Alptraum für jeden, der, wie die meisten Deutschen, über solide Einlagen verfügt.

Beitrag erschien zuerst auf: handelsblatt.de

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Hans Meier

Um dem irrationalen Treiben der Schulden-Sozialisierung wenigstens etwas entgegenzusetzen sollte die AfD ein möglichst gutes Wahlergebnis erhalten.
Die Vergemeinschaftung der Staatsschulden und die unsinnige Rettung von Pleite-Banken die an ihrer eigenen Misswirtschaft leiden sind keine sinnvolle Lösung. Das dürfte zwar jedem klar sein, aber was treibt denn nun die etablierten Politiker bloß an um die Bevölkerung zu entreichern, ihr das Ersparte und das Einkommen zu entwenden?
Welches zweite Gesicht steht denn hinter dem öffentlich gepflegten politischen Image unserer Saubermänner und -Damen, die ganz offensichtlich nicht das mehrheitliche Interesse der deutschen Bevölkerung respektieren, geschweige vertreten?
Wenn eindeutig gegen jede Vernunft und Verantwortung gehandelt wird, dann braucht es lautstarke Proteste und deutliche Abwahlen.

Gravatar: Klaus Kolbe

Eine interessante Sicht der Dinge:

http://www.saarbruecker-homepage.de/einfach-easy/item/389-in-der-gewalt-des-tyrannosaurus-rex

Wie es und ob es so katastrophal wie beschrieben enden wird, weiß wohl niemand so genau. Auf jeden Fall aber wird es ein gewaltiges Beben geben, wenn dieses Schuldgeld-System zusammenbricht. Das Ende kommt zwangsläufig immer näher – man denke an die Exponential-Funktion des Zinseszins-Systems, dem die Endlichkeit permanent innewohnt.

Gravatar: Karin Weber

Da bin ich ja voll im europäischen Trend. Sparen lohnt nicht mehr. Es gibt keine zuverlässige Sache, in die man sein Geld bis zum Bedarf sicher hinterlegen kann. Also steigen wir mit der EU wieder auf die Stufe des Tierreiches und lassen uns von der Natur, vom Hunger ... von den momentanen Bedürfnissen leiten.

Zieht man den Bogen etwas weiter, dann werden sich infolge dessen auch die gesellschaftlichen Strukturen ändern. Man wird gemeinsam auf Jagd gehen, wenn es um lohnende Beute geht. Da kommt nach dem Feminismus u. Gender-Mainstreaming die nächste Plage auf dieses Land zu.

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