Dann soll ein wenig Gras im Gezi-Park nachwachsen, die von ihm schon vorher eingeschüchterten Medien sollen seine Größe besingen, damit er präsidiale Statur für die Nachfolge von Amtsinhaber Gül entwickeln kann. Dann darf man auch mal an so lästige Veranstaltungen wie demokratische Wahlen denken. Erdogan hat mit seinem Verhalten gegenüber den Demonstranten bewiesen, daß er ziemlich genau dem Bild entspricht, das die Demonstranten von ihm zeichneten: Sultan von Istanbul, demokratischer Despot, islamistischer Tyrann.
Die Anlage, die er im Gezi-Park errichten wird, wird nun ein Symbol seiner Regierung. Manche symbolischen Orte sind Plakate der Geschichte, der Taksim-Platz und der Gezi-Park in Istanbul gehören jetzt dazu. Erdogan will dort eine Anlage mit Einkaufszentrum und Moschee im Stil einer ehemaligen osmanischen Kaserne bauen lassen. Dort stand in der Tat eine Kaserne und es war diejenige, die den reformwilligen Jungtürken um Atatürk heftigsten Widerstand bot, um die Scharia zu erhalten. Diese Kasernenform wollen Erdogan und seine Anhänger wieder errichten, quasi als Symbol für die Re-Islamisierung und Ent-Demokratisierung des Landes. Die laizistischen Gegner der Re-Islamisierung sehen in dem Platz auch ein Symbol: Für die Freiheit von der Scharia und für Freiheit überhaupt. Aber Erdogan hat den langen Arm aller Despoten: Brutale Gewalt.
Für die Europäer ist der Vorgang erhellend. Er zeigt den aktuellen Grad der demokratischen Freiheiten, mithin die Nähe zur Wertegemeinschaft der Europäischen Union an. Dazu gehören Menschenwürde, Pressefreiheit, Bereitschaft zum Dialog mit Andersdenkenden. Solange Erdogan in der Türkei tonangebend ist, so lange wird man jetzt wissen, was Europa blüht, sollte die Türkei Mitglied in einer Gemeinschaft werden, deren Werte er de facto negiert. Jetzt sollte man so ehrlich sein und die Verhandlungen mit Ankara abbrechen, statt nur Entrüstung und Empörung zu verbalisieren.
Kommentare zum Artikel
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<strong>Erdogan lacht über Europa</strong>
Europa ist vergleichbar der Titanic auf einen Eisberg (Troika) aufgelaufen und gerade dabei, langsam zu versinken in den Fluten eines anachronistischen Systems. Was also hätte Erdogan bei einem Beitritt zu gewinnen? Der Blick nach Osten erscheint da doch ungleich attraktiver.
Die Türkei ist für Brüssel wichtig, weil die EU-Staaten weiter durchmischt werden und ihre lästige Identität verlieren sollen.
SPD, FDP und nun auch die Mutti sehen die Türkei als EU - konform an und wollen einen zügigen Beitritt der Türkei zur EU.
Allein diese Tatsache und die aktuellen Bilder aus der Türkei lassen erahnen, welches Demokratieverständnis die Politikerkaste der EU hat und was ALLEN Menschen der EU-Vasallenstaaten in den nächsten Jahren blüht, wenn sie sich gegen die Diktatur der EU-Kommisare zur Wehr sezten.
Will Westerwelle die Türkei immer noch in der EU haben?