Erbärmlich: Too big to fail

Wenn von einem Risiko gefaselt wird, das nur theoretisch besteht

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Die Nachrichtenagentur Reuters meldet, dass die bekannte Ratingagentur Standard &Poor's der Ansicht ist, die Übernahme der Deutschen Postbank könnte die Deutsche Bank stärken. Weiter heisst es in der Meldung, „die zusätzlichen Einlagen der Postbank-Privatkunden könnten das Kreditprofil des Branchenprimus stärken. Weil die Deutsche Bank durch das große Filialnetz der Postbank noch systemrelevanter werden dürfte, wäre die Bundesregierung im Notfall noch eher zur Hilfe bereit,erklärte S&P am Mittwoch", also gestern. Es ist fast unglaublich, aber das Prinzip des „too big to fail“ wird auch nach der jüngsten Finanzkrise konsequent durchgezogen.

„Bisher“, fährt Reuters fort, „ist die Deutsche Bank stark vom Investmentbanking abhängig. Vorstandschef Josef Ackermann hatte betont, die Bank sei stolz, die Finanzkrise ohne den Staat überstanden zu haben.“ Ohne den deutschen Staat, muss präzisiert werden. Dass amerikanische Gelder geflossen sind, wird unterschlagen.Aber das endlose Gequatsche dieses Herrn wie auch anderer Vorstände von ihrer Verantwortung und ihrem Risiko erzeugt Übelkeit. Die Deutsche Bank spekuliert direkt auf Staatsknete im Notfall, den sie jetzt auch noch entspannter als bisher provozieren kann. Es kann ja nichts passieren.

Es gibt nicht wenige Beobachter und Kommentatoren der Wirtschaft, die in diesem Ruf nach dem Staat durch den Bankensektor und Industrieunternehmen das erbärmliche Eingeständnis des Scheiterns des Neoliberalismus wie auch des Kapitalismus erkennen. Die Sache dürfte nicht ganz so einfach sein. Aber erbärmlich ist dieser Ruf nach dem Staat allemal für Leute, die üblicher Weise auf den Staat herabsehen und ununterbrochen von der freien Wirtschaft und dem freien Unternehmertum faseln.

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