Energiewendeopfer

Vor dem Hintergrund einer mehrstündigen Stromabschaltung Ende letzten Jahres in München wurden 526 Haushalte zu den Auswirkungen des Ausfalls auf ihre Zahlungsbereitschaft sowie die Akzeptanz der Energiewende befragt.

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Obgleich der aus der Umfrage ableitbare Wert einer verlorenen Kilowattstunde für Haushalte mit durchschnittlich gut 22 Euro/kWh beziffert wurde, erzeugte der Stromausfall offenbar keine signifikante Reduzierung der Zustimmung der Bürger zur Energiewende. Die Frage nach einer kompensationslosen Zustimmung zu einer 15-minütigen Stromabschaltung mit einstündiger Vorankündigung bejahten sogar 48 Prozent der Befragten. Offenbar sind die Bürger der relativ wohlhabenden Stadt München sogar bereit für die Versprechungen der Energiewende  Opfer zu bringen. Zeigte sich doch auch, dass ihnen ungeachtet des Geschlechts, der Haushaltseinkommen, der Wahl eines speziellen Ökostromtarifs oder nicht und der persönlichen Betroffenheit vom Stromausfall zwar die Versorgungssicherheit am wichtigsten war, doch der Klimaschutz eine höhere Priorität  als die Preiswertigkeit des Stroms einnahm.

Doch genau hier liegt das Problem solcher Umfragen und die Grenze ihrer Aussagekraft. Den Befragten wurden nicht die relevanten Alternativen vorgelegt, sondern suggeriert, dass die Energiewende einen Beitrag zum Klimaschutz leistet und dieser alternativlos ist. Beides ist jedoch nicht der Fall. Weder trägt die Realität der Energiewende mit ihrer ineffizienten Substitution von fossilen Energieträgern durch sogenannte erneuerbare Energieträger und dadurch extra nötigen Investition in neue Regel- und Reservekapazitäten sowie Netzverstärkung und -erweiterung zur Reduktion der Kohlendioxidemissionen bei, noch ist sie in ihrer instrumentellen Umsetzung alternativlos. Der parallel zur Subventionierung der erneuerbaren Energieträger eingeführte Europäische Emissionshandel neutralisiert die teuren Emissionsreduktionen der Energiewende. Allein eine technologieneutrale Förderung der erneuerbaren Energieträger durch die Anreizwirkung des Emissionshandels ohne weitere Subventionen würde echte Emissionsreduktionen nach sich ziehen, auch wenn die volkswirtschaftliche Kosten auch diese Alternative in Frage stellen. Als Alternative würde sich, das wurde auf diesem Weblog schon mehrfach betont, eine Emissionsabgabe anbieten, deren Einnahmen zur Senkung von Steuern Verwendung finden. Nur so ließe sich der volkswirtschaftliche Schaden einer Klimapolitik, die zunehmend im trüben Wasser wissenschaftlicher Unsicherheit über die Ursachen klimatischer Veränderungen fischt, in Grenzen halten.

Hätte man den Befragten allein mit der Formulierung der Fragen reinen Wein eingeschränkt und der Alternative Energiewende die wesentlich wirksamere und billigere Alternative einer Fokussierung auf effizienten Klimaschutz gegenüber gestellt, wären die Antworten sicherlich anders ausgefallen. So entsteht aber bei den verantwortlichen politischen Entscheidungsträgern der Eindruck, die Deutschen wären Angesicht unangenehmer Konsequenzen einer herrschenden politischen Doktrin sogar zu Opfern bereit, so dass politisch kaum Reformbedarf besteht. Das hat in der Vergangenheit dieses Landes eine eher zweifelhafte Tradition.

 

Beitrag zuerst erschienen auf liberalesinstitut.wordpress.com

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Jaques LeMouche

Oder zwei Schichten Produktionsausschuss und längerer Ausfall von Maschinen wegen plötzlichen Stromausfalls, etc. - die wahren Schreckensszenarios müssen erstmal ins Bewusstsein kommen. Da man sich seit 40 Jahren an stabile Netze gewöhnt hat, so dass Stromausfall so gut wie nie vorkommt. Ich stimme Ihnen damit natürlich zu. Die Naivität und die Luxusvorstellung etwas für das Klima opfern zu müssen zeugen vor allem von dieser beeindruckenden Unkenntnis über die Auswirkungen.

Gravatar: Alina Alanka

"Die Frage nach einer kompensationslosen Zustimmung zu einer 15-minütigen Stromabschaltung mit einstündiger Vorankündigung bejahten sogar 48 Prozent der Befragten".

Einfach lächerlich, diese Umfrage zwecks Volksverblödung. Wie wäre das Ergebnis dieser Umfrage zu einer vorher nicht angekündigten und mit unbekannter Dauer wirkenden Stromabschaltung wegen eines Blackout gewesen? Zum Beispiel bei Eis und Schnee im Winter? Oder in einem stecken gebliebenen Aufzug. Oder auf dem OP-Tisch. Oder bei einem Bäcker, dessen Ofen in der Frühe ausfallen würde? Oder im öffentlichen Nah- und Fernverkehr?

Gravatar: Thomas Schöller

Herr Oberdörffer hat vollkommen recht. Ich setze auf einen Beginn eines längeren Stromausfalls bei der nächsten Fußball-WM in Brasilien. Vielleicht wacht der deutsche Michel dann mal auf. Das Geschrei in den Medien dürfte in diesem Fall groß sein.

Gravatar: Elmar Oberdörffer

Der Klimaschutz ist eine Schimäre. Das Klima läßt sich nicht schützen und es braucht nicht geschützt zu werden. Wie stellen Sie sich also eine Fokussierung auf effizienten Klimaschutz vor, Herr Hentrich? Ich kann mir darunter höchstens eine effizientere Verdummung der Bürger vorstellen, als sie jetzt bereits geschieht. Auch eine Emissionsabgabe ist Teil dieses Betruges, suggeriert sie doch und wird damit begründet, daß CO2 ein Schadstoff sei, dessen Ausstoß begrenzt werden müsse. Daß der Stromausfall offenbar keine signifikante Reduzierung der Zustimmung der Bürger zur Energiewende erzeugte, kann man wohl auch damit erklären, daß ein mehrstündiger Stromausfall zwar lästig ist, aber noch keine wirklich schmerzhaften Auswirkungen hat. Ich bin mal gespannt, wie die gleichen Bürger über die Energiewende denken, wenn sie einmal einen richtigen, großräumigen und langdauernden Stromausfall erlebt haben werden, der bei weiterem Ausbau der Energiewende unvermeidlich sein wird. Wahrscheinlich brauchen sie diese Erfahrung, um wieder vernünftig und realistisch zu werden. Diese Lektion wird leider Tausende von Toten, Zehntausende von Verletzten, Hunderte Milliarden an Sach- und Vermögensschäden und wohl auch den Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung kosten.

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