Ein Schelm, wer Böses dabei denkt

Die „taz“ vom 22. September zitiert einen Neuköllner Unternehmer.

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„Die rasiermesserscharfen Widerhaken beim Natodraht und die geringen Abstände der Klingen zueinander sprechen für eine effektive Absicherung Ihres Objektes.“ Mit Sätzen wie diesem wirbt die Berliner Firma Mutanox. Mitte Juli haben die Grenzbaumeister aus Ungarn Angebote für Natodraht eingeholt. Auftragsvolumen 500.000 Euro. Ein Fall für Mutanox? Nein, die Firma wollte kein Angebot abgeben. Die Berliner Zeitung hat Firmenchef Talat Deger nach den Gründen gefragt. Seine Antwort: „Ich kann doch nicht einen Flüchtling, der nichts weiter hat als das, was er trägt, mit einem Kind auf dem Arm durch einen Natodraht laufen lassen."

Soweit lakonisch die "taz". 

Die "Deutsch-Türkischen Nachrichten" berichten genauer: Der "türkischstämmige Unternehmer" (Name jetzt richtig geschrieben: Değer) hätte der türkischen Zeitung Sabah noch folgende weitere Begründung gegeben: "Als Migrantenkinder wollen wir auch unseren Beitrag für das Ansehen Deutschlands leisten." Kapitalistische Unternehmer entscheiden nicht nach Moral, sondern nach Profit. Dieser kann schon einmal rein ideeller Art sein, muss sich aber auch dann langfristig materiell, auf jeden Fall konkreter auszahlen. Ich weiß nicht, woran Herr Değer wirklich gedacht hat, als er entschied, den Migranten keine Hindernisse auf ihrer Reise nach Deutschland in den Weg zu stellen, will ihm seine edle Motivation aber gerne glauben.

 

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: ropow

Die Firma Multanox (multi material distribution) stellt den Nato-Draht nicht her, sie vertreibt ihn nur - und zwar normalerweise ohne lange danach zu fragen, wer dadurch verletzt werden könnte.

Da die 25.000 Euro GmbH aber ohnedies kaum in der Lage gewesen sein dürfte die benötigten Mengen liefern zu können, fand es wohl Talat Değer klüger, mit einer lauthals verkündeten Ablehnung Pluspunkte in der Gutmenschengesellschaft zu sammeln, als mit der Schlagzeile „Migrantenkinder liefern tödlichen Nato-Draht zur Abwehr von Migrantenkindern“ am Pranger zu stehen.

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