Drei Lektionen aus Zypern

Die zyprische Kritik an Kanzlerin Merkel ist hart – aber teilweise berechtigt. Der Euro ist schuld daran, dass deutsche Politiker anderen Ländern vorschreiben wollen, wie sie ihre Unternehmen zu besteuern haben.

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Die Empörung über die geplante teilweise Konfiszierung zypriotischer Bankkonten auch unter einem Volumen von 100.000 Euro beschränkte sich nicht nur auf die Mittelmeerinsel. Schnell wurde auch hier bemerkt, dass dadurch das Merkel‘sche Versprechen („Die Einlagen sind sicher!“) entwertet wurde. Danach boten unsere Euroretter ein Bild jämmerlicher Verantwortungslosigkeit.

Finanzminister Schäuble schob die Schuld der Europäischen Zentralbank (EZB) in die Schuhe. Der deutsche Vertreter in der EZB, Asmussen, reichte den Schwarzen Peter umgehend zurück. Als die zypriotische Regierung später auf die Idee kam, die Rettung ihrer Banken durch eine Beleihung der Rentenkassen zu finanzieren, reagierten deutsche Regierung und Opposition mit Empörung.

Wie immer die Krise ausgehen mag, sie lehrt uns drei Lektionen:
Erstens, die Proteste in Nikosia helfen unseren Eurorettern die Folgen ihrer Politik vor den deutschen Wählern zu verschleiern.

 

 

Wenn die Zyprioten jetzt ihre Wut vorzugsweise an der Kanzlerin auslassen, mögen die meisten Deutschen das als ungerecht empfinden, aber bei nüchterner Betrachtung muss man erkennen, dass die Kritik ihr hilft und teilweise sogar berechtigt ist.

Der Protest vermittelt den deutschen Wählern den Eindruck, die deutsche Regierung würde die Interessen der deutschen Steuerzahler kraftvoll vertreten. Das tut sie nicht. Sie hat längst sämtliche zu Zeiten der Aufgabe der D-Mark gegebenen Versprechen gebrochen und hätte mit dem Rettungspaket wieder einmal eine vorher energisch in den Sand gezogene rote Linie überschritten (Schäuble: „Zypern ist nicht systemrelevant!“). Die Bundesregierung braucht Proteste im Ausland dringend für die Beruhigung ihrer Wähler im Inland.

 

 

Zweitens zeigt „Zypern“ deutlich, warum sich der Euro immer mehr zu einem gefährlichen Spaltpilz in Europa entwickelt. Als Vertreter des potenziell größten Gläubigers sehen sich Merkel, Schäuble & Co. gezwungen, ihre Nase immer öfter in die Angelegenheiten anderer Länder zu stecken. Dass sich, wie letzte Woche der Fall, Kauder, Trittin und Gabriel in das zypriotische Rentensystem einmischen, liegt am Euro!

Dass deutsche Politiker glauben, den Zyprioten vorschreiben zu müssen, wie sie ihre Unternehmen zu besteuern haben, liegt am Euro! Schon vorher fühlten sich deutsche Euroretter berufen, von den Griechen zu verlangen, ihre Staatsbahn zu privatisieren (was hierzulande keiner mehr von der Bahn AG verlangt) und von den Spaniern zu fordern, auf Teile ihres Urlaubs zu verzichten (obwohl die Deutschen längeren Urlaub haben).

Sie mischen sich in die Regierungsbildung Italiens, das belgische Lohnfindungssystem und die Steuergesetzgebung Irlands ein. Ganz davon abgesehen, dass deutsche Politiker gewählt wurden, um sich um die Sicherung deutscher Renten, der Vereinfachung des deutschen Steuersystems und den sozialen Frieden in Deutschland zu kümmern, kann ein europäisches Währungssystem, welches voraussetzt, dass ausgerechnet Deutschland seinen Partnern dauernd Vorschriften macht, niemals friedensstiftend sein.

Drittens zeigt Zypern, was der Euro im griechischen Teil der Insel angerichtet und dem türkischen Teil der Insel erspart hat: Im türkischen Norden geht es bergauf, im griechischen Süden bergab. Kein Wunder, dass nicht mal mehr die Türken auf Zypern den Euro wollen!

Auch erschienen bei handelsblatt.com

 

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Crono

@Klaus Kolbe, 26.03.2013 10:26
Entweder Sie spielen hier den Agent provocateur, oder aber Sie sind mit großer Naivität gesegnet ..

~~
Herr Kolbe, ich würde die zwei Teisätze nicht mit ODER sondern UND verknüpfen!!

Gravatar: Horatio Nelson

Es ist zu hoffen, daß Russland in nächster Zeit anfängt, der "EU" das Leben schwer zu machen. Zum Beispiel, Energielieferungen drosseln, Bankkonten einfrieren und weitere atomare Aufrüstung mit Zielort "Europa" in Gang setzen. Diese Beispiele als Antwort auf den Größenwahn der "EU", russische Geldanlagen enteignen und sich als "Vertreter" der "Europäer" aufzuspielen zu wollen. Übrigens, die Einmischung in die Finanzangelegenheiten einer fremden Nation bis hin zur Enteignung fremder Geldeinlagen wie sie die "EU" eben auf Zypern gewagt hat, veranstaltet die Bundesregierung hierzulande schon lange. Der Unterschied jedoch zwischen dem Diebstahl auf Zypern und dem in der BRD liegt in der Intensität der durchgeführten Aktion. Auf Zypern geschah sie gewaltsam innerhalb kürzester Frist. Hier in der BRD geschah dies bei langatmigen Nacht und Nebel Feldzügen. Also sachte mittels Herabsetzen der Kontorenditen und Heraufsetzen der Gebühren.
Grüße,
Horatio Nelson.

Gravatar: Horatio Nelson

@Freigeist & @Karin Weber
Herr(?)/Frau(?)/Fräulein(?) Freigeist, Was hat das, worüber Frau Weber schrieb, mit Verzocken oder Schwarzgeld oder Dollar oder Lehmann zu tun? Wie kommen Sie dazu solche Behauptungen und Verdrehungen zu äußern? Nochmals... es handelt sich hier um einen Versuch, mit Hilfe eines trojanischen kunstlichen "Zahlungsmittels", Macht und Diktatur statt Demokratie herzustellen. Sehen Sie das nicht? Können Sie auch erklären warum Gabriel, Steinmeier, Trittin u.ä. - also Eure BRD-"Opposition" - und Seehofer - also Euer BRD-"Scharf-Beobachtender-Löwe" - lauthals "Euro-Opposition" vorgeben um dann immer weicheihaft "dafür" zu stimmen.
Grüße,
Horatio Nelson.

Gravatar: Klaus Kolbe

Damit es zu keinen Mißverständnissen kommt:
In meinem Kommentar vom 26.03.2013 10:26 beziehe ich mich auf
Freigeist, 25.03.2013 18:22

Gravatar: Klaus Kolbe

Entweder Sie spielen hier den Agent provocateur, oder aber Sie sind mit großer Naivität gesegnet, was bedeutet, daß dieses mit keinerlei realen Werten unterlegte Fiatmoney mit seinem exponentiellen Zinseszins-System ein Buch mit sieben Siegeln für Sie ist. Glücklich sind die Naiven – zumindest bis zum Zahltag, dann, wenn (wieder einmal) Game over angesagt ist. Etwas anderes fällt einem zu Ihren Kommentaren beim besten Willen nicht mehr ein.

Gravatar: Freigeist

@Karin
Es haben sich doch mal wieder die Banken verzockt.
Diesmal die in Zypern - und sogar mit Schwarzgeld. Was hat das mit dem Euro zu tun? Banken zocken auch in Dollar und verlieren Geld. Siehe Lehmann-Pleite. Wollen Sie den Dollar abschaffen?

Gravatar: Meier

Die vierte Lektion ist, es gibt eine Alternative für Deutschland, die sich von allen etablierten Parteien durch konstruktive Vorschläge unterscheidet, aufzeigt wie eine friedliche Lösung auf demokratische Weise erreicht werden kann.
Die Not und die Verwerfungen, die durch den Euro entstanden sind, hat die deutschen Parteien zusammengeschweißt und damit einer bisher außerparlamentarischen Opposition alle vernünftigen Gründe geliefert, sehr erfolgreich werden zu können. Das Vakuum gegenüber den Alternativlosen Altparteien eröffnet einer von Sachverstand und Verantwortung motivierten Bevölkerung mit dieser neue Partei eine politische Perspektive mit enormem Potenzial

Gravatar: Karin Weber

Jetzt könnte die „deutsche Vergangenheit“, die uns hier im Inland ständig und 2 Generationen danach noch, unter die Nase gerieben werden, für diese Regierung außenpolitisch zum massiven Problem werden. Viele Nachbarstaaten erinnern sich noch sehr gut an die „deutsche Herrschaft“ vor ca. 70 Jahren. Nun reden ihnen schon wieder Deutsche in ihre innenpolitischen Probleme hinein, stellen Forderungen auf, erpressen Parlamente u. Regierungen und diktieren deren Wirtschaft ihren Willen auf. Für viele Europäer ist das ein regelrechtes DejaVu und es wird letztlich nur dazu führen, dass man den Euro als „deutsches Machwerk“ zur Unterdrückung der eigenen Nation erkennen wird. Damit wird es sowohl zu einer weiteren, massiven Ablehnung dieser Unwährung, aber auch zu einem verstärkten Frust unserer Nachbarn auf uns Deutsche führen. Wir Bürger allerdings können nichts für das Verhalten der bei uns diktatorisch herrschenden politischen Klasse. Viele haben diese Leute gewählt und müssen sich nun dementsprechend mit der Haftungsfrage für ihre „Wahl“ konfrontiert sehen. Wer eben bisher treuer CDU-Wähler war, der sollte dafür auch mit einer Zwangsabgabe seine Vermögens zur freien Verwendung für Rechtsanwalt Wolfgang Schäuble haften. Vielleicht wählt man ja zur kommenden Bundestagswahl mal keine Bande, sondern eine Partei, die Ahnung von dem hat, was sie macht: www.wa2013.de !!

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