Doppelter Irrtum.

1. Irrtum:
Es gibt einen Aufschwung mit der bestehenden Sozialordnung.

2. Irrtum:
Die Schulden bezahlen „unsere“ Kinder und Enkel.

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Gestern wurde uns mitgeteilt, dass die Staatsschulden jedes Bürgers auf rund 19.000€ angewachsen seien.
Macht 76.000€ für eine 4-köpfige Familie.
Viele finden, das sei ein Betrag, der nicht mehr zu stemmen wäre.
Die Medien geben sich besorgt, dass diese Schulden folgende Generationen belasten würden.
"Dann ist es ja in Ordnung" werden viele denken, "dann trifft es ja nicht mich - und Kinder habe ich keine."
Diejenigen, welche die Betroffenheitsdiskussionen im Staatsfernsehen führen, befinden sich meist in der Lebensmitte, haben vielleicht noch 40 Jahre vor sich, 20 davon als Alters-Transferempfänger.
Doch gerade jene wird es zuerst treffen, denn sie irren in doppelter Hinsicht:


1. Weit höher als die gestern veröffentlichten Staatsschulden (explizite) sind die verdeckten (implizite) Staatsschulden.
Die implizite Staatsschuld umfasst alle Zahlungszusagen aus den staatlichen, umlagefinanzierten Zwangssystemen, die in Zukunft als Ansprüche an das Bruttosozialprodukt künftiger Generationen geltend gemacht werden sollen.
Es kursieren unterschiedliche Zahlen für die Höhe der Ansprüche an die Sozialsysteme, sie reichen bis 9 Billionen Euro, 6 Billionen entfallen sicher auf die Rentenversicherung, den Rest teilen sich die umlagefinanzierte Kranken- und Pflegeversicherung und die Beamtenpensionen.
Die Gegenwartsgeneration hat das Bruttoinlandsprodukt über Schulden schon vorweg verteilt und scheint sich sicher zu sein, es auch zu erhalten - "von unseren Kindern und Kindeskindern", wie das kinderlose politisch-mediale Establishment nicht müde wird zu betonen.
Nur: Die Hälfte der Zahlungen aus den Sozialsystemen kommt bereits heute aus Steuermitteln und nicht aus Beiträgen.

Rechnen wir noch einmal:
19.000€ explizite Staatsschulden macht bei einer Erwerbsquote von z.Z. 50% 38.000€ pro Erwerbstätigen, plus ca. 225.000€ zu bedienende implizite Schulden.
Von einer halben Millionen €, die die Schuldnergeneration jeder zukünftigen Familie mit der Macht der Wählermehrheit aufzunötigen gedenkt, wird man also ausgehen müssen.
Doch die Kindergeneration ist heute gegenüber 1961 halbiert, das verdoppelt die Last pro Erwerbstätigen. Dafür vermehren sich die Rentner und Pensionäre auf wunderbare Weise, denn die kleinzahlige - weil zur Hälfte im Krieg weggeschossene - Generation stirbt gerade und die gesunde Nachkriegsgeneration strömt in die Versorgung. Das verbraucht alle Ressourcen für einen Aufschwung.

Es gibt keinen Aufschwung mit der bestehenden Sozialordnung.
 
2. Die Gesellschaft, die sich scheinheilig in den Medien Sorgen über die Schulden "unserer Kinder und Enkel" und nicht die eigenen Schulden macht, leitet diese Hoffnung aus dem Gefühl der Leichtigkeit ab, mit der diese "schwerste Wirtschaftskrise seit der großen Depression" zu schultern zu sein scheint. Das Konsumklima ist doch unverändert gut, was will man mehr?
Diese Krise ist offenbar nur wie Schweinegrippe, BSE und andere Aufreger der letzten Jahre. Kein Grund zur Sorge, Kinder, das vergeht, nächstes Jahr wird alles wieder gut, also wie vorher, 2010 kommt der Aufschwung!
Doch: Die gefühlte Leichtigkeit der Krise kommt von der Aufhebung der Gravitation, im freien Fall der sozialdemokratischen Schuldenordnung, das vorläufige Ausbleiben des Aufschlags ist der Fallhöhe geschuldet. Ist der Boden erreicht, zerplatzt die Gesellschaft in ihre Bestandteile.
Weil kein Staat unter solchen Umständen 30 Jahre fällt, erwischt es dann doch zuerst die Versorgungsabhängigen und das sind dann die in die Jahre gekommenen Vertreter der Schuldnergeneration.
Die Schulden bezahlen nicht unsere Kinder und Enkel, denn die haben dann die Waffen und sitzen in den beherrschenden Positionen.

Deshalb:

Vergessen Sie die derzeitige Rechtsprechung, die Ihren Anwartschaften an die Generationen-Umlagesysteme Eigentumsqualität und grundgesetzlichen Schutz zuweist, denn dem steht das Recht auf Freiheit und Selbstbestimmung der Folgegeneration entgegen. Unterhaltspflicht besteht nur gegenüber den eigenen Eltern – auch ohne staatliche Zwangsversorgungssysteme.

Vergessen Sie daher auch Ihre Renten und Pensionszusagen. Sie werden auf Höhe des Existenzminimums versorgt werden (wenn Sie Glück haben).

Vergessen Sie menschenwürdige Pflege, wenn Sie kinderlos sind.

Vergessen Sie das medizinisch Machbare in Ihren teuren letzten Lebensjahren.
Der Lebensstandard in Deutschland wird auf das Niveau der 60er Jahre zurückfallen.

Sie sind nicht belogen und betrogen worden.

Sie wollten alles gleichzeitig:
Den sozialistischen Fürsorgestaat, Lebensrisiken ohne Risiko und der Bauch sollte Ihnen gehören.
Sie haben alles gehabt, die Ressourcen sind nun verbraucht.

Sie haben das Demographiedesaster, welches sich nun mit der Wirtschaftskrise entfaltet, demokratisch gewählt.
Beklagen Sie sich also nicht.

Die Zukunft gehört den tüchtigen Familien mit Kindern in einem freiheitlich-subsidiären Rechtsstaat,  der nicht mit der BRD identisch sein wird.

Es gibt also viel Grund zur Hoffnung.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Roland Woldag

Genau richtig.
Das ist Kern meiner Klage zur Feststellung der Verfassungswidrigkeit der GRV - das völlige Fehlen der demokratischen Disponibilität.
Man kann Kinderlosen nicht vorwerfen, in dieses System gezwungen zu sein - doch es liegt in der perversen Logik der Umlage, dass Millionen Kinderlose gegen die Freiheits- und Lebensinteressen der kommenden Generation stimmen werden, um ihren Lebensstandard zu sichern.

Gravatar: Henrik

Das ist etwas zu einseitig. In einem völlig freien System hätten sich ja auch die Kinderlosen für das Alter absichern können und zwar durch Sparleistungen. In einem Kapital gedeckten System, würden diejenigen, die keine Kinder haben, ihren Beitrag nicht in das Umlagesystem zahlen, sondern in einen Kapitalstock. Sie würden dann im Alter von der größeren technischen Produktivität und der Arbeit der Menschen in den neuen Ökonomien in Asien und Lateinamerika profitieren. Diese wiederum hätten von den zusätzlichen Kapitalzuschüssen profitiert. Das Umlagesystem schadet letztlich sowohl den Familien als auch den Kinderlosen.

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