Die traurige Wirklichkeit der Qualitätsoptimierung (Zensur)

Die praktische Absurdität, bestimmte Passagen eines Gedichts / Liedes / Textes zu zensieren, verleiht Kunstwerken einen besonderen Kultstatus, den sie sonst wohl kaum erreicht hätten.

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Jan Böhmermann ist da bei weitem nicht der Erste, wenngleich einer der wohlfeilsten. Weniger Aufmerksamkeit erregte es, als 1982 die „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften“ (BPjS, jetzt BPjM) mit „Slime I“ als erste deutsche Punk-Platte überhaupt zensierte.

Die Lieder „Deutschland“ (anzuhören hier) und „Bullenschweine“ wurden mit Piepstönen verschönert, was angesichts der hilflosen Traurigkeit der Zensurrealität beim Anhören schon damals die Tränen in die Augen trieb und heute stark mit dem räsonniert, was wir als „typisch DDR-Old-School“ erinnern, obwohl es ganz BRDig war.

Was so lustig war? Nun, denn dreimal dürfen Sie raten, welches Wort im Refrain des Liedes „Deutschland“, der da lautet „ZZ muss sterben, damit wir leben können“ überpiept wurde: Richtig! Es war das Wort „Deutschland“. Heute hätte wohl das Überpiepsen der Silbe „Deut“ gereicht, um zumindest bei EM-Muffeln erwachsenentauglich zu werden.

In der direkt nachfolgenden Textzeile „Zz ist der Himmel, zz ist die Erde, zz sind die Hände der Bonzenschweine“ wurden gezielt die Farben der Deutschland-Fahne überpinselt, bevor in der nächsten Zeile „Doch der ZZZZ stürzt bald ab“ sogar präventiv das Wappentier der Republik geschreddert wurde.

Das Wort Ziegenficker war 1982 noch nicht so präsent in Punkerkreisen. Aber Bullen und Schweine gabs schon. Ändert sich also doch nicht alles. Piep piep piep, Erdi hat Euch lieb.

Beitrag zuerst erschienen auf zeitgeisterjagd.de

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