Die niedergeschlagene Revolution vom 17. Juni 1953 – Gedenken und Nachdenken

Vor genau 64 Jahren begannen in der Mitte Berlins die revolutionären Ereignisse um den 17. Juni 1953. Viele sehen den 17. Juni immer noch allein als „Arbeiteraufstand“ an. So begann es am 15. und 16. Juni auf den Baustellen im Krankenhaus Berlin-Friedrichshain und in der Stalin-Alle, also der heutigen Karl-Marx-Allee zwar, aber es greift zu kurz, die Ereignisse nur als Berliner Arbeiterunwillen gegen eine Normerhöhung zu sehen.

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Zweifelsohne haben die Arbeiter mit ihrer Forderung an die SED-Regierung, die zehnprozentige Normerhöhung zurückzunehmen, den Zündfunken für die erste Volksrevolution im gesamten Ostblock nach 1945 geliefert.

Wäre ein solcher Arbeitskonflikt in einem westlichen Land aber mehr als ein normaler Tarifkampf zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern geworden? Ein Grund für eine Revolution entsteht nicht so plötzlich.
Im Sozialismus ist eine Regierung aber immer beides gleichzeitig: Führung der Arbeiterklasse, also der Arbeitnehmer und höchster Arbeitgebervertreter einer Staatsindustrie.
Ein Konflikt, den übrigens auch SPD-Regierungen z.B. in der Weimarer Zeit bzw. bei uns, in der Regierungszeit von Willi Brandt, nicht unbekannt sein dürfte, wenn auch nicht so krass, wie damals unter der SED-Führung.
Die Arbeiterklasse war wegen ihrer formal führenden Rolle in der DDR wohl die einzige Klasse, die diesen Aufstand überhaupt beginnen konnte, ohne von den Machthabern sofort als Feind des „Friedens und Sozialismus“ massiv bekämpft zu werden.
Nun hatte das Regime die Normerhöhungen aber bereits am Abend des 16. Juni kurzfristig zurück nehmen lassen, doch es ging bereits nicht mehr nur um die Normerhöhungen, es ging um das Ganze, um Dinge wie Streikrecht, Meinungsfreiheit, staatliche Souveränität und natürlich um die Wiedervereinigung unseres Volkes. Es ging um eine Alternative zu diesem verlogenen, menschenverachtenden Sozialismus, es ging um Demokratie und Freiheit im ureigensten Sinne.
Wie indoktriniert muss man sein zu glauben, die Massen wünschten sich damals 8 Jahre nach Kriegsende, als Alternative zu diesem Sozialismus, seinen verfeindeten Zwillingsbruder den Nationalsozialismus zurück.


Das Thema 17. Juni mag man auf linker Seite bis heute nicht so gern und den früheren „Tag der deutschen Einheit“ mochten die „freiheitsliebenden“ 68‘er noch nie.
Dank Helmut Kohls Verlegung des Tages auf den 03. Oktober ist der 17. Juni heute geschichtlich als eine Art „DDR-Folklore“ für Stasiopferverbände entsorgt worden.
Der Faschismus bzw. Rechtsextremismus soll heute, nach einer von Rosa-Luxemburg-, Heinrich-Böll- und Otto-Brenner-Stiftung finanzierten Studie (Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Mitte-Studien ), ja genau in der Mitte des deutschen Volkes sitzen.
So etwas ist nicht minder verlogen, als damals über den Volksaufstand vom 17. Juni, der auch aus der Mitte des deutschen Volkes kam, als einem „faschistischen“ Putsch zu hetzen.

An diesen Ereignissen um den 17. Juni nahmen damals ca. 1-1,5 Million Bürger im ganzen Land teil und für kurze Zeit war das moskauhörige SED-Regime faktisch entmachtet.
Wenn das keine Revolution ist, was dann?

In der Mehrzahl der Publikationen wird inzwischen auch wesentlich richtiger, vom Volksaufstand gesprochen. Es war beides, ein Volksaufstand und eine antikommunistische Revolution, die brutal niedergeschlagen wurde.
Es gab wie bei jeder Revolution auch ungerechtfertigte Opfer auf der Seite der Regierungsanhänger und es gab sicher auch eine mediale Unterstützung durch den Westen. Doch ein Ereignis von diesem Ausmaß könnte man nicht in einem Lande inszenieren, in dem nicht längst ein Funke eine unterdrückte Bevölkerung in Aufruhr versetzen kann.
Der eigentliche Volksaufstand nahm am Morgen des 17. Juni vor allem am Strausberger Platz seinen Anfang und verbreitete sich explosionsartig über viele Orte der damaligen DDR und fast alle Schichten des Volkes schlossen sich an.
Auf der Straße Unter den Linden kam es nachweislich zu dem ersten Toten des Aufstandes, einem von sowjetischen Schützenpanzern überfahrenen namenlosen Arbeiter.
Nur durch den brutalen Einsatz der zur Hilfe gerufenen sowjetischen Besatzungsmacht konnte der Aufstand im Blut erstickt werden und durch eine anschließende Verhaftungswelle konnten die Stimmen der Wahrheit zum Schweigen gebracht werden. Tausende wurden verletzt bzw. verhaftet.

Der Verlauf dieser Geschichte ist gut dokumentiert und auch die Vorgeschichte zum 17. Juni, zu der mit Sicherheit am 5. März 1953 Stalins Tod zählte, ist inzwischen gut erforscht.
Die Verbrecherbande im Kreml war damit beschäftigt zwischen Berija, Malenkow und Chruschtschow Stalins Nachfolge auf Leben und Tod auszukämpfen und somit war auch das Marionettenregime Ulbricht verunsichert über den „richtigen Weg“ zum Sozialismus. Auch der weltfremdeste SED-Bonze merkte inzwischen für sich das es mit dem Einholen des Westens nicht funktionierte, geschweige denn mit dem Überholen.
Die Repression wurde immer weiter erhöht, aber die Mehrheit der Bürger spürte wo der eigentliche Fehler lag: Diese Regierung wurde nie gewählt, das System war auf Lügen gebaut.  Die Kommunisten vertraten vorrangig nicht die Interessen des Deutschen Volkes, sondern zuerst die Interessen der sie stützenden Besatzungsmacht bzw. ihres kommunistischen Netzwerks.
Die zentrale Lehre aus dem 17. Juni kann nur sein: Nie wieder Sozialismus!
Eine Forderung die heute leider aktueller ist, als uns lieb sein kann, auch wenn der Sozialismus heute gern als Antifaschismus getarnt daher kommt.

 

Gedenken ist zu allererst Nachdenken. Nachdenken über eine Zeit, die man selber und auch die Mehrheit des Volkes nicht mehr persönlich miterlebt hat, sondern bestenfalls aus Erzählungen oder aus der Geschichtsschreibung kennt. Dieses Nachdenken kann nur individuell sein, geprägt vom eigenem Erleben wenn dieses Gedenken lebendig bleiben soll.

Wer zumindest die DDR in den 1970er bis 1990er miterlebt hat, kennt mit Sicherheit noch das staatlich verordneten Schweigen. So blieb vielen der 17. Juni, trotz einiger Episoden, die Ältere im Bekanntenkreis mal erzählten, lange Zeit fremd.
1989 war er kaum Thema, man hatte genug eigene Probleme zu bewältigen und keine Zeit für historische Rückblicke. Viele die der DDR 1989 kritisch gegenüber standen, müssten sich heute aber eingestehen, das sie damals eher eine verbesserte DDR, einen dritten Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus wollten.
Die SED-Verlautbarungen hat zwar kaum einer geglaubt, aber viele waren damals trotzdem immer noch ein stückweit durch linke Ideologie gehirngewaschen. Im Westen scheint die Gehirnwäsche durch linke Ideologie nicht geringer gewesen zu sein. Mangels eines direkten Umbruchs bemerkt man es hier vermutlich sogar noch seltener.
Bei manchen Worten wie z.B. „Antikommunismus“ zucken viele auch heute immer noch unterbewusst zusammen und denken unwillkürlich an Thomas Mann, der von der „Grundtorheit unserer Epoche“ sprach. Aber, Thomas Mann her oder hin, was soll man denn angesichts der Millionen und aber Millionen von Kommunisten elendig ermordeten sonst sein, wenn nicht Antikommunist?
Für Opfer der einen totalitären Diktatur, des Nationalsozialismus, gibt es heute Gedenkorte ohne Zahl. Es ist zu begrüßen wenn Bürger sich mit der Geschichte ihres Landes so auseinandersetzen. Für Opfer des Kommunismus fehlt aber immer noch ein zentraler Gedenkort in Deutschland. Der mehrfach geschändete kleine Gedenkstein für die kommunistischen Opfer des Stalinismus, hier in Lichtenberg-Friedrichsfelde, auf dem Sozialistenfriedhof, kann diesen Zweck ja wohl kaum erfüllen.

Am 4. 11.1989 fand auf dem Alexanderplatz die wohl größte Demo zur friedlichen Revolution 1989 für Meinungsfreiheit und Versammlungsfreiheit statt, die für viele prägend war.
Redner, wie Stefan Heym, Christa Wolf oder Christof Hein wurden damals von vielen sehr bewundert.
Heute muss man sagen: die einfachen Teilnehmer am Volksaufstand am 17. Juni 53 waren politisch weitsichtiger gewesen, als die meisten intellektuelle Bürgerrechtler 1989.

Wo sind die prominenten Bürgerrechtler von 1989 heute eigentlich alle, wenn es darum geht Demokratieabbau und die schrittweise Abschaffung unserer wiedervereinigten Nation durch ein nichtkontrollierbares EU-Gebilde zu bekämpfen? Da gibt es leider nur wenige Vorbilder.

Roland Jahn, aktuell Stasi-Beauftragter und Nach-Nachfolger von Gauck, forderte 2013 den 17. Juni wieder vollständig wie vor 1990 als Nationalfeiertag zu begehen. Dem kann man sich gerne anschließen und es vielleicht sogar noch ergänzen: Dann schafft doch bitte dafür auch gleich den von den Nationalsozialisten eingeführten 1.Mai als Staatsfeiertag ab. Das würde eine Menge Steuergelder sparen und linke Chaoten dürften dann nicht länger einmal jährlich in geschützten Räumen „betreute“ Revolution spielen.
Feiern wir lieber die echten Revolutionen.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Dieter Fritsche

Hallo Bodo,
ein sehr zutreffender Kommentar. Ich sehe es genau so, besonders die aktuelle Situation.
Gruß Dieter

Gravatar: Bodo Jung

Ein sehr guter Artikel!
Den 17. Juni 1953 habe ich als 16. jähriger Schüler selbst in Magdeburg miterlebt. Plötzlich in den Morgenstunden waren tausende Arbeiter der Großbetriebe von Magdeburg auf den Straßen. Die Schüler verließen die Schulen und liefen mit und andere, nicht nur Arbeiter.
Es war eine regelrechte Revoution!
Die staatlichen Stellen und die kommunistischen Gewerkschatsbüros wurden gestürmt, alle "rotenPlakate" und "roten Ecken" niedergerissen. In den kleineren Betrieben der Vorstädte wuden die Arbeiter informiert und auch sie demonstrierten dann mit.
Das eine kleinere Gefängnis wurde gestürmt und die Gefangenen, es waren politische, befreit, nur das große befestigte Polizeipräsidium hielt stand.
Als die russischen Panzer aufrollten und eine mongolisch-russischeTruppe mit Sturmausrüstung aufzog war alles vorüber.
Drei Todesurteile wurden in Magdeburg vollstreckt und unzählige verhaftet.
Meine Erkenntnis:
Der sogenannte Sozialismus oder Kommunismus wird immer in eine Diktatur ausarten, deshalb nie wieder Sozialismus. Die sogenannten Geschenke, u.a. viel zu niedrige Mieten, überall Subventionen, Grundeinkommen ohne erbrachte Leistung usw. unterminieren die Wirtschaft. Zun Schluß keine Konkurenz und damit keine Inovation und Kreativität wie am Ende in den "sozialistischen Ländern". Das Land geht Pleite.
Hart ausgedrückt: Im Sozialismus wird enteignet, d.h. geraubt, um Geld für Subventionen zu haben, das Vorhandene aufgebraucht, und dann ist das Land erledigt. Grün - Rot läßt grüßen!
Ja, wo sind die Bürgerrechtler von 1989? Untergegangen in den Grünen, den eigentlichen Kommunisten.
Wie geht er weiter?

Jung

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