Die Medien skandalisieren den Brexit

Der Rechenmeister Adam Ries (1492 – 1559) schaut vom Himmel auf uns hernieder und schüttelt sich angesichts der Berichterstattung der "Leitmedien" über den Brexit.

Veröffentlicht:
von

Die Lügenpresse schreibt derzeit Horrorartikel über die wirtschaftlichen Folgen des BREXIT zusammen. Hunderte Milliarden verloren! Für jeden deutschen Haushalt 12.500 € ungefähr, so ein großes deutsches Blatt.

Also ich habe das geprüft und mein Haushalt hat gar nichts verloren. Ich bin nicht gerade ein Aktienfan, aber ich habe einige Nestle- und einige Goldaktien. Die haben den Freitag sehr gut überstanden. Der Dax insgesamt hatte im September 2015 9.500 Punkte, im Februar 2016 8.800 Punkte und am 25.06.2016 wieder 9.500 Punkte. Gegen den Februar steht er gut da. Und im Februar war kein Brexit.

Wer nach sechs Jahren Finanzkrise immer noch Bankaktien hält oder Aktien von staatsnahen Konzernen, dem ist nicht zu helfen. Der hat tatsächlich Geld verloren. Auch Lebensversicherungen sollte man nicht haben, denn an denen kleben Staatsanleihen wie die Fliegen am Leim. Mit Dr. Schäuble kann man mal ein Bier trinken gehen und mit dem Kampftrinker Jean Claude Juncker ein Glasel Moselwein. Aber Geld würde ich denen nicht anvertrauen.

Es gibt nicht mehr viele englische Aktien von Bedeutung. Ich habe mir mal Vodafone angesehen. Eigentlich ein Weltkonzern, der in 26 Ländern tätig ist. Die Aktie rauschte am Freitag von 2,85 auf 2,40 runter und war am Abend wieder bei 2,72 notiert. Die Erholung ging sehr schnell. 2,72 waren über drei Jahre gesehen eine mittlere Notierung. Auch bei Vodafone keine Katstrophe!

Wenn man sich den 5-Jahres-Chart des Pfund Sterling ansieht, entdeckt man auch nichts Spektakuläres. Von 2008 bis 2014 war es noch deutlich schlechter bewertet, als heute. Im April 2016 hatte es schon mal denselben Kurs wie aktuell und kein Mensch hat hektisch ventiliert.

Meinem kleinen Dollar-Guthaben und meinen Schweizer Franken hat der Ausstieg der Briten aus dem Brüsseler Bürokratenklub auch nicht geschadet. Im Gegenteil.

Das Verhältnis zwischen $ und Euro entspricht derzeit dem Durchschnitt des letzten Jahres. Auch hier wird seitens der Presse absichtsvoll skandalisiert. Man will nur die Engländer runtermachen, das ist alles.

Die Goldfreunde brauchen auch nicht zu heulen: Über drei Jahre haben sie 4 % gewonnen, über ein Jahr 14 % und über drei Monate knapp 10 %. Am Tag nach der Abstimmung ging es fast 7 % nach oben.

Dem Ölpreis (WTI) hat der geplante Ausstieg Britanniens nicht geschadet. Er pendelt gerade zwischen 45 und 50 $. Im Februar lag der Preis noch unter 30 $.

Wo liegt das Problem? Die Journalisten haben ein Bildungsproblem und können keinen Chart mehr lesen. In einigen Bundesländern kann Mathematik beim Abitur abgewählt werden und das schlägt langsam durch. Um sich durch finanzen.net oder eine andere einschlägige Webseite zu kämpfen reichen aber eigentlich die Rechenkünste der 9. Klasse. Während des Journalistenstudiums wird offensichtlich manches mathematische Wissen unter ideologischem Kartoffelkraut verschüttet. Der Rechenmeister Adam Ries (1492 – 1559) schaut vom Himmel auf uns hernieder und schüttelt sich angesichts der Berichterstattung über den Brexit. Er bestellt am Tresen bei Petrus grad ein Glas Manna um wieder auf die Beine zu kommen.

Eine alte russische Anekdote thematisierte das Mißverhältnis zwischen Propaganda und Realität so: Anfrage an Radio Jerewan: Im Radio hört man nur Erfolgsgeschichten, aber mein Kühlschrank ist leer. Antwort: Sie müssen den Stecker vom Kühlschrank in die Radiosteckdose stecken.

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Hans von Atzigen

Unterhaltsam ist die Beobachtung des Brexittheaters, in den ,,Qualitätsmedien,, allemal.
ZB. die in einer anderen Sache,Aussage des Junker.
Zitat: Mir ist das schnurzegal.
Kennt doch jeder von seinen Sprösslingen im Trotzalter.
In Sache Medien muss man einfach ein Gespür für
Selektion entwickeln, Wesentliches von Unwesentlichem
trennen und herausfiltern. Logo nicht so einfach bei einem
Grobrasterverhältnis von 1 zu 20, Schrott im Verhältnis zu Substanz. Am interessantesten sind immer die klein
gehaltenen trokenen,,,Verstekten,, Randmeldungen.
Logo nicht so einfach,das muss man bewusst lernen und pflegen.
Diese ,,Perlen,, muss man herausfiltern und in einen
grösseren Zusammenhang einfügen.Daraus ergibt sich ein etwas gültigeres zumindest Grobrasterbild.
Eine gegenüberstellung, Bilanz, des Gebildes EU verspricht nix gutes da ist ganz erheblich mehr Negatisves denn Positives.
Hier insbesondere im Bereich Wirtschaft im Gesamt EU
Raum.
Stichworte:
Geldpolitik. Schuldenkriese.Fluchtkriese.Arbeitslosigkeit.
Soziale Verwerfungen.Verunglückte Nahost Aussenpolitik.Und der Faktoren noch sehr viel mehr.
Gurkenkrümmung,Telephongebüren und dergleichen,
Knalltüten entschuldigung Furz, sind doch letztlich nicht
massgeblich entscheidend, für Ervolg oder Misservolg einer EU oder das Schiksal der Menschheit.
Beispiel: Das mit dem Deviesentausch haben,ZB. die Griechen nicht mehr,nutzt eben auch nix mehr, wenn man nix mehr zum Tauschen hat.Teilen mit Flüchtlingen,
hört sich ja schön an,ist jedoch auch,nicht das gelbe vom
Ei wenn am Ende immer weniger zum Teilen übrig bleibt,
ergo ist auch das kein Lösungsansatz zugunsten einer positiven Gesamtbilanz.
Freundliche Grüsse

Gravatar: ropow

Na ja, Journalisten haben es heute aber auch schwer:

Einerseits sollen sie uns davon überzeugen, dass Großbritannien mit dem Brexit nun dem qualvollen Untergang, ja der Apokalypse entgegengeht - und andererseits müssen sie uns erklären, warum in einem Dominoeffekt weitere Staaten diesem so tragischen Beispiel in die Katastrophe unbedingt folgen wollen.

Gravatar: Peter Glaser

Köstlich beobachtet und genau so ist es. Es zeigt eindrucksvoll und erschreckend, wie wenig unabhängig die Medien sind und wie wenig faktenbasiert berichtet wird. Das wir diese Art von "Qualitätsjournalismus" auch noch mit unseren GEZ-Zwangsgebühren finanzieren, haut dem Faß den Boden aus.

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang