Die Löwen kommen – Rezension

„Die Löwen kommen“ ist ein must read für jeden, der sich ob der rasenden Geschwindigkeit der gesellschaftlichen Veränderungen, des moralischen Verfalls und wie selbstverständlich sich ausbreitenden Agenda der Linken verwundert die Augen reibt. Einmal aufgeschlagen, will man es nicht zur Seite legen.

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Die Löwen, die da kommen, sind natürlich nur eine Metapher. Das betont der Autor immer wieder. Die moderne Christenverfolgung in Europa und Nordamerika ist unblutig. Einzuwenden bleibt: auf dem Liborifest in Paderborn vor einigen Jahren begegnete mir ein junger Mann, der ein T-Shirt mit der Aufschrift „Christians to the Lions“ trug. Wie ernst das gemeint ist, sei einmal dahin gestellt. Und so sei es auch dahin gestellt, ob die moderne Christenverfolgung unblutig bleiben wird. Es wird also ernst für uns.

Sehr ernst ist auch das Buch von Vladimír Palko, der von 2002 bis 2006 Innenminister der Slowakei war. Ausgehend von der Entstehung des Marxismus über die Spaltung in den östlichen Stalinismus und den westlichen Linksliberalismus legt der Mathematiker und Politiker in einzigartiger Weise dar, wie die Revolution funktioniert.

Wir sind mitten drin in der Revolution. Zwar leben wir nach dem Zusammenbruch des Kommunismus im Jahr 1989 europaweit in einer freien und demokratischen Gesellschaft, doch die Freiheit ist bedroht. „Warum Europa und Amerika auf eine neue Tyrannei zusteuern“ lautet der etwas düster wirkenden Untertitel des Werkes.

Palko nennt es die „anthroplogische Revolution“ und stellt an Hand der Agenda ihrer Protagonisten dar, welche Folgen sich daraus entwickeln. Abtreibung, Euthanasie, Feminismus, Gender Mainstreaming, Pädophilie, Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe und vieles andere mehr. Und eigentlich haben wir es doch schon lange gewußt. Unsere Gesellschaft hat in den vergangenen 20 Jahren Umbrüche erlebt, die vor 30 Jahren niemand hat denken können.

Die Wurzel liegt natürlich in den Theorien von Marx und Engels begründet. Besonders Engels stellt von Anfang an die Zerschlagung der Familie auf die Agenda. Der Feminismus wird dem Marxismus zur nützlichen Schwester. Die Abtreibung zu fördern steht von Anfang an auf der Agenda der Kommunisten, denn nichts zerstört Familien so zuverlässig wie eine vorgeburtliche Kindstötung. Alle kommunistischen Staaten in Osteuropa hatten extrem liberale Abtreibungsgesetze. Während nun der Stalinismus den Weg der brutalen Unterdrückung und der Gewaltherrschaft wählte, so ging der westliche Kommunismus, den Ideen des italienischen Kommunisten Gramsci folgend, den Marsch durch die Institutionen. In Deutschland wurde und wird diese Idee besonders von der „Frankfurter Schule“ voran getragen.

Konnte man nach dem Niedergang des Kommunismus in Osteuropa hoffen, nun breche die große Freiheit an, so mußte man bald feststellen, daß sich insbesondere von der 68er Revolte der von Gramsci geforderte Marsch durch die Institutionen verwirklicht hatte. Alle wesentlichen Schaltstellen für die Erlangung der „kulturellen Hegemonie“ sind längst von 68er und ihren geistigen Kindern besetzt. Presse, Film, Kunst und Kultur waren die Speerspitzen dieser Veränderung des Denkens der Menschen. Politik, Verwaltung, Gerichte und Schulen sollten bald folgen. Die Agenda der Zerstörung der „Alten Ordnung“, die diese vermeintlich sanften Revolutionäre sich auf die Fahnen geschrieben haben, ist noch längst nicht erreicht.

In sieben Kapiteln auf rund 500 Seiten analysiert Palko mit erschreckender Nüchternheit und selten so gelesener Klarheit den von westlichen Linksliberalen verursachten Niedergang der europäischen und nordamerikanischen Kultur. Dabei spielen die Themen von Abtreibung (euphemistisch heute oft als „reproduktive Gesundheit“ verklausuliert), die Euthanasie, die Auflösung der Familie und jegliche nur denkbare sexuelle Gleichstellung eine wesentliche Rolle.

Das Buch liest sich wie ein Krimi. Doch es stellt eine bittere Wahrheit vor. Christen werden in allen Ländern Europas und Nordamerikas bedrängt und verfolgt. Die Methoden sind subtil. Vernichtung beruflicher und wirtschaftlicher Existenzen gehört ebenso dazu, wie das Überziehen mit zivilen Prozessen und Anklagen auf der Basis neu erfundener Gesetze (z.B. Hate speech).

Die von Palko beschriebene „antropologische Revolution“ macht vor keiner Einrichtung halt. Selbst bis tief in die Kirche hat diese Revolution ihre Protagonisten und so ist es nicht verwunderlich, wenn sich Katholiken, die der Lehre der Kirche treu bleiben, verwundert die Augen reiben, daß ihre Bischöfe sich teilweise ganz offen gegen die Lehre der Kirche stellen und der linksliberalen Agenda direkt oder indirekt zuarbeiten. Das ist in ganz Europa und in Nordamerika der Fall. Palko geht auch hier an die Wurzeln des liberalen Katholizismus und deckt dessen Strukturen schonungslos auf.

Man könnte denken, ein solches Buch müsse eine finstere Stimmung oder gar Angst verbreiten. Doch das ist nicht Palkos Sache. Als Christ von den Kommunisten verfolgt, beruflich behindert und stetig bedroht, machen ihm auch die neuen Formen der Verfolgung keine Angst. Ganz im Gegenteil schließt das Buch mit einer Agenda in zehn Punkten, was Christen in der heutigen Gesellschaft tun sollten. Ängstlich Schweigen, das sei hier schon verraten, gehört nicht dazu.

„Die Löwen kommen“ ist ein must read für jeden, der sich ob der rasenden Geschwindigkeit der gesellschaftlichen Veränderungen, des moralischen Verfalls und wie selbstverständlich sich ausbreitenden Agenda der Linken verwundert die Augen reibt. Das Buch hat einen erstaunlichen Effekt: Man hat es eigentlich alles schon irgendwie gewußt. Es geht einem ein Kronleuchter nach dem anderen auf und es ist ein großer Verdienst von Vladimir Palko, dies alles einmal zusammen geschrieben zu haben. Man mag das Buch, hat man es erst einmal aufgeschlagen, nicht zur Seite legen. Der Autor versteht den Leser zu fesseln. Bei einem politischen Sachbuch ist das wirklich große Kunst. Das Buch sei meinen Bloglesern sehr ans Herz und noch viel mehr an den Verstand gelegt.

Informationen zum Buch

Palko, Vladimír

Die Löwen kommen

Warum Europa und Amerika auf eine neue Tyrannei zusteuern

fe-medienverlags GmbH, Kißlegg 2014

ISBN 978-3-863-57072-9

Zuerst erschienen auf katholon.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Gertraud

Sehr geehrter Herr Winnemöller,

Sie schreiben u.a.:

" Alle kommunistischen Staaten in Osteuropa hatten extrem liberale Abtreibungsgesetze"

Das ist zu ungenau.
Richtig ist zwar, dass die UDSSR im Jahre 1920 als erster Staat der Welt eine generelle Atreibungsfreiheit erliess. Sie erwähnen aber nicht, dass Stalin im Jahre 1936 die Abtreibung verboten hat.
1955, zwei Jahre nach Stalins Tod, wurde die Abtreibung wieder erlaubt, weil man zu der Einsicht kam, dass durch ein Abtreibungsverbot die Bevölkerung nicht wächst, sondern eher schrumpft, weil zum einen viele abtreibende Frauen an illegalen Abtreibungen sterben bzw. sich dabei derart verletzen, das sie für die Zukunft keine Kinder mehr gebären können.
Und Sie erwähnen nicht, dass Rumänien bis 1966 ein liberales Abtreibungsrecht hatte, bis dem Diktator Ceausescu einfiel, die Bevölkerung Rumäniens von damals 20 Millionen auf 30 Millionen zu erhöhen. Ceausescu scheiterte ebenso wie sein Idol Stalin. Ceausescu´s Fehler war noch schlimmer als der Fehler Stalins. Ceausescu hätte aus Stalins Fehlern lernen müssen, dass man durch Abtreibungsverbote die Bevölkerungszahl nicht erhöhen kann.
Herr Winnemöller, Sie sind bestimmt Anti-Stalinist, wenn ich Sie richtig einschätze?! Aber bezüglich der Abtreibungsfrage sind Sie "Stalinist", d.h., Sie befürworten auch ein (beinahe) totales Abtreibungsverbot, nicht wahr?
II.
Herr Winnemöller, Sie sprechen von "kommunistischen" Staaten?! - Sie irren, denn keiner der ehemaligen Ostblockstaaten hat behauptet, bereits "kommunistisch" zu sein, sondern man hat nur den Anspruch erhoben, den Kommunismus anzustreben.
Sicherlich haben Sie bei Karl Marx gelesen, dass vor der klassenlosen Gesellschaft, dem Kommunismus erst mal der Sozialismus kommt.
Entschuldigen Sie meine kleine Indoktrination!

Mit freundlichen Grüssen
Gertraud H.
Ehemalige Kommunistin,
aber immer noch Feministin und leidenschaftliche
Verfechterin des Rechtes auf Abtreibung

Gravatar: Äitsch-PI

Das war/ist eine der besten Buchempfehlungen für mich in letzter Zeit. Wie kann es nur sein, das solche guten und wichtigen Bücher so unbekannt sind, es war für mich ein reiner Zufallsfund, vielen Dank dafür Herr Winnemöller.

mfG HP

Gravatar: Thomas Rießler

Nach dem Sieg über Napoleon hat man den Zusammenbruch der französischen Revolution gefeiert und eine Restauration versucht, jedoch ohne Erfolg. Wieso tut man also jetzt so überrascht, wenn man sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in einer Art Vormärz befindet?
Ich habe den Eindruck, dass diese Krise gottgewollt ist, um bei den Christen die Spreu vom Weizen zu trennen. Denjenigen Weltmenschen dagegen, die auf die neue Form der kommunistischen Propaganda der westlichen „Linksliberalen“ hereingefallen sind, kann man nach menschlichem Ermessen eh nicht mehr helfen. Teilweise wird aus dieser Ecke sogar gelästert, wie dumm es doch ist, wenn man sich nicht an die geänderten gesellschaftlichen Gegebenheiten anpasst. Widerlich!

Gravatar: Gorgo

Diese Besprechung kann ich voll und ganz unterstützen und das Buch empfehlen. Herr Palko hat aufgrund seiner historischen Erfahrungen ein Gespür, was kommen wird.

Gravatar: Barbara

Danke sehr. Klingt lesenswert. Hab's eben bestellt.

Gravatar: AusBerlin

Ein Buch zum Fürchten lernen.

Sehr geehrter Herr Winnemöller,
vielen Dank, dass Sie hier Ihre Rezension veröffentlichen.
Ich habe das Buch auch schon gelesen und kann Ihren Aussagen vollumfänglich zustimmen. Spannend ist es u.a. weil es von einer Person geschrieben ist, die Entscheidungen miterlebt und - auch zum eigenen Nachteil - mit getroffen hat.
Es macht auch so sehr klar, wie sehr sich unsere Demokratie von einer repräsentativen zu einer machtversessenen Scheindemokratie gewandelt hat.
Das Buch ist fesselnd, ernüchternd und .. beängstigend, weil der Zug in die bodenlose Irrealität dramatisch an Fahrt aufgenommen hat.

Gravatar: Elmar Oberdörffer

Auch ich habe das Buch gekauft und gelesen. Ihrer Rezension, Herr Winnemöller, stimme ich zu. Das ist ein ganz wichtiges Buch für jeden Christen, und auch für jeden Nichtchristen, der die Freiheit und die europäische Kultur und Tradition liebt und bewahren will.

Gravatar: Gorgo

Kann der Besprechung des Buches nur völlig zustimmen und es ebenfalls sehr empfehlen.

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