Die Illusion der Vielfalt

Wir leben in einer scheinbar vielfältigen Welt, doch ist das wirklich so? Egal ob in den Medien, im Supermarkt oder in der Politik: Überall spielt man uns Vielfalt vor. In Wirklichkeit zieht nur je eine Handvoll Player die Fäden.

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In Supermärkten sieht man die “Illusion der Auswahl” am besten. Es gibt scheinbar Produkte im Überfluss, doch die Konzerne, die dahinter stehen, sind immer die selben. Dies schrieb neulich auch der Focus. Die meisten Produkte im Supermarkt gehören zu internationalen Großkonzernern wie Nestle, P&G oder Unilever. Wir können zwar innerhalb des Sortiments auswählen, aber wir können nicht bestimmen, wer am Ende der Wertschöpfungskette die Profite erntet.

Bei politischen Parteien ist es ähnlich. Beauftragte Journalisten bieten uns stets nur eine handvoll Parteien zur Auswahl an. Vor Wahlen wird dann stets so getan, als gäbe es eine thematische Auswahl. Am Ende setzt sich dann regelmäßig der Einheitsbrei durch. Mit diesem Status-Quo können viele Menschen sehr gut leben, weshalb er scheinbar selten in Frage gestellt wird.

Wieviele wichtige Zentralbanken bestimmen über unser Geld? Wie viele verschiedene soziale Netzwerke nutzt man denn so im Schnitt? Facebook ist meiner Meinung nach genauso ein “Oligarch” wie Gazprom. Wieviele große Stromkonzerne haben wir in Deutschland? Es sind im Prinzip nur 4; aber die Lobbymacht ist unbeschreiblich.

Schaut euch die Medien an. Es gibt weltweit nur eine handvoll Nachrichtenagenturen. Diese wenigen Institutionen betimmen was wichtig und was unwichtig ist. Die meisten Massenmedien übernehmen die Meldungen im vorgegebenen Wortlaut. Auch sind immer nur eine handvoll Themen “aktuell”. Oder kann mir jemand spontan 10 Seite-1-Themen nennen? Es gibt immer nur 3 bis 7 Themen, über die gesprochen wird.

Der Kapitalismus hat einen Drang zur Zentralisierung. Wir werfen anderen Ländern (Ukraine, Russland, China…) oft vor, dass es sich um Oligarchien handle. Sind wir denn keine Oligarchie? In der Planwirtschaft gab es nur wenige Anbieter. Heute haben wir auch nur wenige Anbieter, aber mehr Produkte. Wo ist der grundlegende Unterschied? Kapitalismus und Sozialismus sind zwei Seiten der gleichen Medaille. Beide Systeme enden in der Tyrannei. Ein besserer Weg wäre die Freiheit, aber das wollen die Menschen immer erst dann, wenn sie frieren, hungrig sind oder bluten. Den meisten Menschen ist Freiheit lästig, denn da muss man Entscheidungen fällen und Verantwortung tragen.

Beitrag erschien auch auf: pinksliberal.wordpress.com

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Dr. Gerd Brosowski

Sehr geehrte Frau Ger,

das Heraufkommen der fürsorglichen Knechtschaft durch den Staat, die Sie in Ihrem Artikel so einprägsam skizzieren, hat Alexis de Tocqueville (1805 - 1859) schon beschrieben.
Das folgende Zitat ist entnommen seinem Werk „Über die Demokratie in Amerika“, S. 343 der Reclam-Ausgabe von 1985.

„Ich bin der Ansicht, die Art der Unterdrückung, die den demokratischen Völkern droht, wird mit nichts, was ihr in der Welt vorausging, zu vergleichen sein; ... die alten Begriffe Despotismus und Tyrannei passen nicht.....
... Über diesen Bürgern erhebt sich eine gewaltige Vormundschaftsgewalt, die es allein übernimmt, ihr Behagen sicherzustellen und über ihr Schicksal zu wachen. Sie ist absolut, ins einzelne gehend, pünktlich, vorausschauend und milde. Sie würde der väterlichen Gewalt gleichen, hätte sie - wie diese - die Vorbereitung der Menschen auf das Mannesalter zum Ziel; sie sucht aber, im Gegenteil, die Menschen unwiderruflich in der Kindheit festzuhalten...
Auf diese Weise macht sie den Gebrauch des freien Willens immer überflüssiger und seltener, beschränkt die Willensbetätigung auf ein immer kleineres Feld und entwöhnt jeden Bürger allmählich der freien Selbstbestimmung. ..
So breitet der Souverän, nachdem er jeden Einzelnen der Reihe nach in seine gewaltigen Hände genommen und nach Belieben umgestaltet hat, seine Arme über die Gesellschaft als Ganzes; er bedeckt ihre Oberfläche mit einem Netz kleiner, verwickelter, enger und einheitlicher Regeln...; er bricht den Willen nicht, sondern er schwächt, beugt und leitet ihn; er zwingt selten zum Handeln, steht vielmehr ständig dem Handeln im Wege; er zerstört nicht, er hindert die Entstehung; er tyrannisiert nicht, er belästigt, bedrängt, entkräftet, schwächt, verdummt und bringt jede Nation schließlich dahin, daß sie nur noch eine Herde furchtsamer und geschäftiger Tiere ist, deren Hirte die Regierung.
Ich bin immer der Überzeugung gewesen, daß diese Art einer geregelten, milden und friedlichen Knechtschaft, die ich eben gezeichnet habe, sich mit einigen der äußeren Formen der Freiheit besser verbinden könnte, als man denkt, und daß es ihr nicht unmöglich wäre, sich sogar im Schatten der Volkssouveränität niederzulassen."

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