Die Diskreditierung des US-Präsidenten Trump im etablierten deutschen Politdiskurs und kein Ende

Die Verunglimpfung des aktuellen US-Präsidenten Trump durch deutsche Politiker und Journalisten ist zentrales öffentliches Thema, in der sonntäglichen Diskussionsrunde von Anne Will ebenso wie in der Plasbergschen Politshow.

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Anne Will gab am 5.2. 17 die gewohnte 4:1-Verteilung mit parteiischer Moderatorin, d.h. 1x pro Trump, 4x dagegen, eine Garantie dafür, die Diskreditierung weiterzuführen. Bei Plasberg wurde eine Art dämonische Psychologisierungs- und Pathologisierung Trumps in einem Ausmaß betrieben, das einen unvorbereiteten Beobachter sprachlos macht. In den vergangenen Jahrzehnten haben maßgebliche deutsche Politiker keine so diskreditierenden Worte gegen einen US-Präsidenten wie gegen Trump verwendet.

Aus diesem Befund ergeben sich zwei Fragen:

1. Warum agitiert das deutsche Politestablishment (einschließlich des damit zusammengeschlossenen Medienestablishments) in dieser drastischen Weise gegen Trump?

2. Warum wagen deutsche Politiker öffentlich solche Diskreditierungen gegen Trump angesichts der gegenseitigen Abhängigkeiten und der potentiellen Machtfülle des US- Präsidenten?

Zu 1. Der neue US- Präsident unterscheidet sich vor allem in einer Position von seinen Vorgängern, Obama, Bush jun., Bill Clinton, Bush senior. Es ist die Frage nach der Art der Globalisierung, deren gegenwärtige Weise von allen Vorgängern getragen wurde. Mit Trump aber sollen multilaterale Abkommen durch bilaterale ersetzt werden, entsprechend hat er die Kündigung des Transpazific-Abkommens angekündigt. Und das bedeutet, daß TTIP unter einem Präsidenten Trump keine Zukunft hat. Indem Trump davon spricht, daß amerikanische Arbeiter und Produkte zuerst kommen, kündigt er einen neuen Protektionismus an, und damit wendet er sich ausdrücklich an die von der Globalisierung Benachteiligten. Und offenbar gibt es in den USA so viele Globalisierungsverlierer, daß es zu einem Sieg von Trump bei den US-Wahlen reichte. (Das Argument, daß Clinton ja mehr Stimmen auf sich vereinte, also ihr der Sieg eigentlich zugestanden hätte, ist inkompetent und unehrlich. In den Bundesstaaten New York oder Kalifornien weiß jeder Republikanische Anhänger, daß er eigentlich nicht zur Wahl gegen muß, da diese Bundesstaaten in fast jedem Fall an die Demokraten fallen. Die Wähler in den USA sind in der Lage, auch solche Überlegungen zur Wahl einzubeziehen). Trump hat damit der US-amerikanischen Unter- und Mittelschicht eine Stimme gegeben. Und das deutsche Establishment vertritt nahezu vollständig die gegenwärtige Form der Globalisierung, CDU/CSU und FDP sowieso, die SPD auch, und selbst die Grünen gewinnen, wie deren Spitzenkandidat Özdemir gerade erst zeigte, dem Abkommen CETA immer mehr ab. Und wer die gegenwärtige Form der Globalisierung in Frage stellt, wird verteufelt. Das hat der Spiegel vorexerziert. Bei der großen Anti- TTIP- Demonstration in Berlin mit 250.000 Demonstranten schrieb Spiegel online, daß die Stichwortgeber vom rechten Rand kämen. Und dazu passt das aktuelle Spiegel- Titelbild mit einem globalisierungskritischen US-Präsidenten, der in IS-Manier der Freiheitsstatue den Kopf abschlägt.

Zu 2. Und warum wagen die Mitglieder des Deutschen Politestablishments in so drastischer Weise gegen den amtierenden US- Präsidenten zu agitieren? Meine Vermutung ist, daß es innerhalb dieses Establishments eine Einschätzung gibt, daß der US-amerikanische Widerstand gegen Trump so stark und mächtig ist, daß dieser ein machtarmer Präsident ist und bleibt, also das Agieren gegen ihn relativ gefahrlos ist. Nur so ist zu erklären, warum der ehemalige Außenminister Steinmeier den in der Türkei mächtigen Präsidenten Erdogan hofiert hat, Trump aber einen Hassprediger genannt hat und nicht zur Wahl gratulierte. Das erklärt auch, warum die deutsche Kanzlerin, die in der Vergangenheit jedem US-Präsidenten weit entgegen gekommen ist, die Zusammenarbeit mit Trump an Vorbedingungen knüpft. Beide schätzen Trump offenbar als relativ machtarm ein.

Was aber, wenn sich Steinmeier und Merkel in Bezug auf Trump zum wiederholten Male irren? Eine deutsche Politik, die einen mächtigen US- Präsidenten ein ums andere Mal brüskiert! Spätestens dann werden sich die exportorientierten deutschen Konzerne fragen müssen, ob ihre Interessen und die ihrer Mitarbeiter noch durch die gegenwärtige CDU/CSU- SPD- Koalition gewahrt werden.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Karl Brenner

"Die Verunglimpfung des aktuellen US-Präsidenten Trump.."

Laaaanngweilig!
Wer das zweimal hört, lässt diese Medien links liegen.

Gravatar: Karl Kaiser

Respekt.
Das war mal eine saubere Analyse.

Gravatar: Hans Meier

Das entscheidende Kriterium im US-Wahlkampf war immer zu sehen.

Mister Tump stand immer als „Familien-Vater auf der Bühne“!
Darum wurde er Wahlsieger!
Die Familien-Menschen haben ihn gewählt!

Wieso ist „diese Tatsache“, eigentlich in dem „Rum-Gemoser“ gegen Trump so evident?
Weil sie sehr viel über „die Persönlichkeiten der Moserer“ zu erkennen gibt.
Denn die haben offensichtlich ein anderes, vielleicht sogar gestörtes Verhältnis zur menschlichen Normalität, in der die Mehrheit der Bevölkerung „glücklich“ zu werden versucht.

Damit ist „des Pudels Kern“ der „blanken Mainstreamer geoutet“ es sind die Fuchteln, von „der Minderheiten-Fraktion“ die sich mit den „Lust-Knaben“ was entsorgen lassen „und natürlich Trump hassen“, weil er „so hetero ist“ und dann auch noch eine „bildhübsche junge Frau hat“.

Dieser alte Schlawiner mit so vielen Söhnen und einer Tochter, die ihn sogar mögen.

Gravatar: Tom

Ich weiß nicht, ob ich diese offene feindselige Haltung gegenüber dem amerikanischen Präsidenten und somit mächtigsten Mann der Welt als Kamikaze-Aktion oder als Ausgeburt von unverzeihlicher Dummheit werten kann. Diesen Politnik´s und ihren Schmierfritzen muß doch klar sein, daß ihre Äußerungen für immer und ewig im Internet kreisen und auf unzähligen Computern heruntergeladen und archiviert wurden. Da ist nix mit Akten schreddern und verbrennen ( DDR - Stasi ) oder dergleichen Mätzchen und herausreden kann sich auch keiner mehr, wenn der Wind sich dreht. Und wenn der frische Wind aus Amerika auch bei uns ankommt, dann wird die Spezies der Wendehälse einen ungeahnten Populationsaufschwung und zugleich Gedächtnisschwund aufweisen - wollen wir wetten ? Und diejenigen welche ja "eigentlich schon immer anders dachten " sind die Schlimmsten, denn DIE werden ihre Fahne immer wieder nach dem Winde drehen und sich bei ihren neuen Herren anbiedern.

Gravatar: Karl Brenner

Trump?

America is "back again". Eine erstaunliche Demokratie,
Dieser Prozeß ist nicht mehr aufzuhalten.

Gravatar: Markus Evers

@ Dragan: Finde ich sehr gut, Ihre Stellungnahme!

Gravatar: Aufbruch

Eins sollten wir wissen, die Polit-"Eliten" samt den Mainstream-Medien hierzulande sind indoktriniert und eingeschworen auf die Ziele der Strippenzieher um Soros und seinesgleichen. Man konnte sich nicht vorstellen, dass diese machtvollen Strategen gegen Trump unterlegen sein könnten. Aber es kam so. Und so kennt die Wut über diese Niederlage keine Grenzen. Man muss sich fragen, ob man es hier noch mit normalen Menschen zu tun hat. Das, was da vor sich geht, spricht dagegen. Trump ist der in freien Wahlen gewählte Präsident der USA. Wenn ihm seine eigenen Leute nicht in den Rücken fallen, wird er es auch bleiben. Natürlich tritt er vielen auf die Füße. Er ist unbequem weil er nicht nur der Präsident des Establishments, sondern der aller Amerikaner, auch der einfachen Leute ist. Natürlich möchten viele ihn wieder los werden. Aber wie? Scheidung auf italienisch? Etliche träumen davon und sagen es ganz offen. Der Herausgeber einer angeblich seriösen deutschen Zeitung zieht in einer Sendung der ARD Mord an Trump in Betracht. Ein Aufschrei? Keineswegs. Wo sind wir nur gelandet? Es wird für die deutsche Polit- und Medien-"Elite" ein böses Erwachen geben. Trump wird sich halten. Denn würde ihm was zustoßen, würden die USA im Chaos versinken. Dafür würden seine Anhänger sorgen. Ich glaube, das weiß Amerika.

Gravatar: KritischeStimme

Weil die EU-Politiker so gegen Trump sind,gehe ich davon aus das unsere Politiker nicht auf die vielen Kriege unter Obama verzichten wollen
Trump macht wenigstens etwas Positives fuer sein Land.Ich moechte die Amis gratulieren mit ihrem neuen positiven President Trump.
Trumps Aussage USA kommen zuerst
Hiervon kann Merkel noch einiges lernen.Merkel vertritt ueberhaupt nicht die Interessen von Deutschland,obwohl sie von deutschen Waehlern gewaehlt wurde

Gravatar: Lars Rosinsky

In den deutschen Mainstreammedien hat momentan das Trump-Bashing das Putin-Bashing abgelöst. Was mich dabei beunruhigt ist der Realitätsverlust des Großteils der deutschen Medien, der sich dadurch äussert. Glaubt man im Ernst, Deutschland könne gegen die USA und Russland gleichzeitig Politik machen? Das ist Deutschland 1914 - 18 und 1941 - 45 nicht gut bekommen. Der Historiker Joachim Fest hat bereits im Jahre 1973 dem Phänomen des Nationalsozialismus die Eigenschaft des Realitätsverlustes weiter Teile des deutschen Volkes attestiert.

Wiederholt sich hier die Geschichte?

Gravatar: Günter Schlag

Meiner Meinung nach geht es bei dieser Kampagne gar nicht in erster Linie gegen Trump. Bei uns jedenfalls nicht. Indem Trump als chaotischer Exzentriker oder der Brexit als Misserfolg dargestellt werden, wird eigentlich gegen diejenigen Politik gemacht, die dieses bei uns unterstützen oder die davon profitieren könnten. Und das ist in erster Linie die AfD. Es soll suggeriert werden: hört nur nicht auf diese Rechten, sonst kommen auf unser Land schlimme Verhältnisse zu. Indem vor Trump, Orban, Kazcinski, LePen usw. Angst erzeugt wird, bekommen die Leute Angst vor der AfD bei uns. Da die Nazikeule nicht mehr so recht wirkt, versucht man es auf diesem Weg. Offiziell wird davon gesprochen, die Ängste der Bürger ernst zu nehmen. In Wirklichkeit erzeugt man diese erst massiv, um die Bürger in die gewünschte Richtung zu drängen. Und als den sicheren Hafen stellt das Establishment Merkel hin.

Gravatar: Dragan

Die Position halte ich für unwahrscheinlich. Die Republikaner haben in Kongress und Senat eine Mehrheit, Trump kann durchregieren, wie lange kein US-Präsident mehr. Kompromisse mit republikanischen Senatoren/seiner Partei sind natürlich nötig aber die Demokraten kann er weitgehend ignorieren. Man sieht, mit welcher Geschwindigkeit er Obamas Hinterlassenschaft weg räumen kann, ohne das der Senat ihn blockieren würde. Trump kann nur über Skandale/sich selbst stolpern, von der Ausgangslage her ist er mächtiger als Obama, der nie in beiden Kammern die Mehrheit hatte. Ein Nein beim IWF und die Griechenland-Rettung ist endgültig gescheitert. Schäuble hat dann Trump, auf den er zeigen kann. Etwas Druck auf die Nato und ganz Osteuropa versammelt sich hinter Trump, dort weiß man noch, das militärischer Schutz weder Preiswert noch Selbstverständlich ist. Ein paar weitere Dekrete und der Export in die USA wird sich reduzieren. Das die Bundesregierung nichts von der US-Regierung hält, hat sie ja nun pausenlos laut und undiplomatisch in die Welt posaunt, Trump ist aber noch mit innenpolitischer Konsolidierung beschäftigt, widmet sich erst mal China und Mexiko, danach dann werden CDU/SPD die Konsequenzen zu spüren bekommen.

Merkel und Steinmeier konnten sich bisher mit der amerikanischen Politik arrangieren, aber beide sind zu lange in der Politik gewesen, als das sie noch Bodenhaftung hätten, sie leben in ihrer eigenen Filterblase und haben sich mit Beratern/Freunden umgeben, die sich täglich darin ergehen, sich gegenseitig in ihrer moralischen und politischen Ausrichtung zu bestätigen. Bewegt man sich zu lange in solchem Umfeld, verliert man die Fähigkeit, auf Kritik sachlich reagieren zu können. Das spiegelt sich in weiten Teilen der etablierten Parteien und Medien, die bei abweichenden Meinungen in der Bevölkerung mit Wählerbeschimpfung, moralischen Apellen und pädagogischem Anspruch reagieren, statt die Kritik auf zu greifen und zeitnah Lösungen an zu bieten.

Gleiches passiert auch gegenüber abweichenden Meinung anderer Regierungen, denn die USA/Trump sind keine Ausnahme. So wurde auch mit Polen, GBR, Ungarn, Österreich verfahren, also mit allen Staaten Europas, die nicht oder nicht mehr für die Bildung eines EU-Superstaates eintreten, sondern Kompetenzen renationalisieren wollen und konservative Politik betreiben. Die Hysterie in der Politik deutet nicht darauf hin, das man Trump für Machtlos hält, eher darauf, das man mit dem Rücken zur Wand steht, sich aber für moralisch überlegen hält.

Auch vertritt die politische Elite Deutschlands definitiv nicht die Interessen der Exportindustrie, nicht mal im Ansatz. Die SPD nur lokal, wo sie Posten einstreichen kann, die CDU seit Merkel hat alle wirtschaftsnahen Kräfte kalt gestellt und fährt einen SPD Kurs der Steuererhöhungen, Regulierung, Umverteilung - sowohl in Deutschland als auch auf EU-Ebene.

Inzwischen ist die Haltung Deutschlands aber nahezu bedeutungslos. Zur Machtpolitik fehlt der militärische Unterbau, zur Diplomatie die Intelligenz, man hat sich ideologisch verrannt. Den EU Binnenmarkt an Personenfreizügigkeit zu koppeln und dann die Deutschen Grenzen ohne Absprache zu öffnen, kann man vielleicht über die linken Mainstream Medien einem Teil der eigenen Bürger verkaufen, aber nicht dem Ausland, so hat man die Briten endgültig aus der EU vertrieben und sich sogar in der EU isoliert. Nun legt sich die Regierung auch noch mit Russland und den USA Außenpolitisch an, hofiert dabei China, das bezüglich Protektionismus und Freiheitswerte die USA in allen Punkten unterbieten und zweifelsfrei eine sehr nationalistische Politik betreibt.

Abgehoben, Realitätsverlust, Diskursunfähigkeit, das ist wohl im Kern das Problem, keine sachliche Analyse mit kohärenter Strategie. Das Schulz, der den miserablen Zustand der EU maßgeblich mit zu verantworten hat, nun Kanzlerkandidat der SPD wird, zeigt auch noch deren personelle Aufgezehrtheit. In einem ideologisch geprägten, mit sich selbst beschäftigten Zirkel lange eingespielter Parteifunktionäre, ist das politische System erstarrt und erodiert langsam mit Substanzverlust an allen Ecken und Enden. Man kann hoffen, das sich was ändert, bevor aus dem Substanzverlust ein staatlicher Kontrollverlust folgt.

Gravatar: Frank Endres

"Spätestens dann werden sich die exportorientierten deutschen Konzerne fragen müssen, ob ihre Interessen und die ihrer Mitarbeiter noch durch die gegenwärtige CDU/CSU- SPD- Koalition gewahrt werden."

Das wird garantiert nicht passieren, denn dafür gibt es in Deutschland mittlerweile zu starke diktatorische Strukturen.

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