Die deutsche Elite versagt!

Politiker, Manager und Journalisten haben viel zu lange am Euro festgehalten. Inzwischen haben sie längst eingesehen, dass die Gemeinschaftswährung nicht funktioniert. Nur öffentlich zugeben will das niemand.

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Das Maß an Realitätsverdrängung war eindrucksvoll: Als der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) im vergangenen Sommer seine Jahrestagung abhielt, war von einer Pleite Griechenlands keine Rede. Stattdessen wurde in Anwesenheit des damaligen griechischen Premierministers Giorgos Papandreou ein Hochamt für den Euro, die industrielle Zukunft Griechenlands und weitere Rettungsmilliarden zelebriert. Bundeskanzlerin Angela Merkel attestierte dabei brav.

Und damit nicht genug: Deutsche und französische Management-Eliten setzen mit einer Anzeigenkampagne noch eines drauf – und warben offen für die Rettung des Euro.

Den Unterzeichnern der Großanzeige dürfte diese inzwischen peinlich sein. Mindestens einer von ihnen, Linde-Chef Reitzle, war so mutig, auch öffentlich von ihr abzurücken. Auch die damaligen Akteure der BDI-Veranstaltung sollten sich die Videoaufzeichnung der Inszenierung ihrer griechischen Komödie heute noch einmal ansehen. Aber es bleibt wohl dabei: einen Fehler zu wiederholen, ist nicht nur für Politiker leichter, als ihn zuzugeben.

Heute, 18 Monate später, sind sich die meisten Ökonomen, Wirtschaftsführer und Wirtschaftsredakteure in ihrer Diagnose für den Euro-Patienten einig. Sie haben eingesehen, dass der Euro selbst eine große Mitschuld an der Krise trägt, dass die niedrigen Einheitszinsen Politiker aus dem Süden zu neuen Schulden verleiteten, Spanien in eine Immobilienblase trieben und dass die „one-size-fits-all“-Währung allen Südländern die Möglichkeit genommen hat, mit Abwertungen ihrer eigenen Währung Anschluss an die deutsche Wettbewerbsfähigkeit zu halten.

Auch die Prognose für den Euro-Patienten wird von den Vertretern unserer Wirtschaftselite weitestgehend geteilt. Jeder gibt heute offen zu, was damals nur in kleinem Kreis gesagt werden durfte: Der Euro ist zu stark für die Griechen, und selbst wenn man ihnen alle Schulden erließe, hätten sie ohne Abwertung keine Chance, wieder wettbewerbsfähig zu werden. Bald kommt das dritte „Rettungspaket“, dann das vierte. Ob über das Gelddrucken in der EZB, im ESM oder einer mit falschen Etiketten versehenen Ausgabe von Euro-Bonds – kaum jemand bezweifelt noch, dass wir uns auf dem Marsch in eine Transferunion befinden.

Kommt ein Arzt zu einer anderen Diagnose und einer neuen Prognose für seinen Patienten, wird er für gewöhnlich auch die Therapie verändern.

Das gilt allerdings leider offensichtlich weder für die Retter des kranken Euro in der Politik, noch für die Eliten in Unternehmen, Wirtschaftswissenschaft und Wirtschaftsmedien. Sie versagen auf der ganzen Linie.

Wirtschaftsvertreter überbieten sich zwar bei der Darstellung der ökonomischen Folgen der „alternativlosen“ Euro-Politik, bekennen sich aber weiterhin zur Einheitswährung. Wissenschaftler melden immer neue Rekordzahlen an Bürgschaften, für die der deutsche Steuerzahler geradestehen muss, schlagen aber keine Alternative zum Einheits-Euro vor. Journalisten beschreiben die immer offensichtlicher zu Tage tretenden Auseinandersetzungen zwischen den Völkern Europas, bekunden aber weiterhin, dass der Euro für das gedeihliche Zusammenleben in Europa unverzichtbar sei.

Das Rütteln am Einheits-Euro ist in Deutschland erfolgreich zu einem Tabu erklärt worden. Dafür spricht, dass namhafte Ökonomen zur Stabilierung des Euro Rezepte empfehlen (z.B. „Bogenberger Erklärung“); von denen sie selbst wissen, dass sie nie verschrieben werden. Die Antwort auf die Frage, ob sie denn am Einheits-Euro auch festhalten würden, wenn ihre Ratschläge weiterhin in den Wind geschlagen werden, bleiben sie schuldig.
So lange die sogenannte Elite nicht den Mumm hat, über alternative Ausstiegszenarien zu reden, deren Folgen nüchtern miteinander zu vergleichen, um dann Alternativen vorzuschlagen, so lange wird Frau Merkel weiter behaupten, sie ginge mit ihrer Politik nur Risiken ein und keine Abenteuer.

Beitrag erschien zuerst auf handelsblatt.com

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Hans von Atzigen

Tja hat den nur die Deutsche Elite versagt? Wird denn da nicht Taeglich etwas von Internationaler Gemeinschaft schwadroniert.Die Eliten dieser sagenhaften Gemeinschaft haben versagt. Stichwort: Bilderberger=Witzfigurentreffen.

Gravatar: Eliana

Die Beobachtungen sind weitestgehend zferefutnd, nur haben die Deutschen sicherlich kein Kriegstrauma, das deutsche Volk hat im Kollektiv Vf6lkermord begangen, aktiv wie passiv und aus dieser Nummer kommt es solange es Deutschland geben wird, nicht mehr heraus.Schlimmer ist, dass die Generationen nach 1949, also dem Inkrafttreten des Bonner Grundgesetzes, es bis heute nicht gelernt haben, sich dessen Inhalt persf6nlich anzueignen und die Nachfolgete4ter von damals, also die aus der Zeit vor dem Inkrattreten des BGG, systematisch entmachtet sowi entrecht haben, stattdessen le4sst sich die Bevf6lkerung von der Mischpolke Tausendje4hriges Reich bis heute ausplfcndern und auf der Nase herumtanzen.Warum das so ist, hat der Massermf6rder Adolf Hitler bereits 1923 in seinem Machwerk mein Kampf schriftlich niedergelegt. Dort steht geschrieben, dass die Menschheit granitenen dumm ist. Es gibt dort weitere Passagen, die sich der Beschreibung nach noch heute auf die jetzigen Verhe4ltnisse in der 62 Jahre alten Bundesrepublik Deutschland nahtlos fcbertragen lassen. Neid, Missgunst und Hass sowie der Glaube, noch immer Herrenmensch zu sein, machts mf6glich. Anstatt sich den falschen Herrenmenschen, die sich grundgesetzwidrig und somit vefassungsfeindlich in den Reihen des Gesetzgebers, der vollziehenden Gewalt uund insbesondere in den Gerichten bis in das Bundesverfassungsgericht hinein, endlich zu entledigen, wird vor diesen zu Kreuze gekrochen und deren widerlicher Speichel geleckt. Stimmvieh hat der Massenmf6rder 1923 das deutsche Volk schlicht tituliert und mehr scheint aus ihm auch bis heute nicht geworden zu sein als Stimmvieh, das bei den Wahlen seine Stimme abgibt und zwar an diejenigen, die ihm bis dahin die absonderlichsten Versprechungen gemacht haben. So billig konnten die entideologisierten Nazis bis heute an der Macht bleiben. Motor des Ganzen ist der bundesdeutsche Fiskus, der nahewzu 1:1 aus der Ausformung organisierter Kriminalite4t des Dritten Reiches als Reichsfinanzverwaltung hervorgagen ist und bis heute auf Gesetze blickt, die das Ausfertigungsdatum 16.10.1934 !!! im Rubrum tragen. Von dort wird bis heute alles unternommen, um diesen Zustand beizubehalten, wen interessiert da der Inhalt und die Wirkweise des Bonner Grundgesetzes.

Gravatar: Inbrevi

Wenn schon mehr als 500 000 wache ESM-Gegner an der Unterschriften-Aktion der Zivilen-Koalition teilgenommen haben: warum bringen wir es nicht fertig gemeinsam vor dem Bundestag lautstark - und aktiv- zu demonstrieren?
Alle anderen Aktionen werden mit Hilfe der gekauften Medien totgeschwiegen!!

Gravatar: Crono

@.. Die deutsche Elite versagt! ..
~~
Nein, das ist keine deutsche Elite.

Ich kann mich noch an einen Spruch von E. Rommel erinnern: "Man kann den Mut nicht verlieren, wenn man keinen hat". Sic!!!!

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