Der subversive Heilige

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Nachdem unsere Familie gestern erst in einer sogenannten „Kleinkindermesse“ war, in der der Heilige Martin geehrt wurde, indem man auf die schon sprichwörtliche Mantelteilung nacherzählte, diese Messe aber selbst unserem Kleinen (im Januar 3 Jahre) zu profan war, sind wir abends noch in eine richtige Messe gegangen.Der Pastor der Gemeinde legte dort in der Predigt mit einem Hinweis auf die Bestrebungen einiger politischer Strömungen zur Abschaffung des Festes oder mindestens zur Neutralisierung als „Sonne-Mond-und-Sterne-Fest“ die Lebensgeschichte vom Heiligen Martin dar.

Und da kam mir ein – vielleicht nicht ganz neuer, für mich aber doch überraschender – Gedanke: was, wenn der Linken-Politiker Rüdiger Sagel, der mit seinem Vorpreschen zur Umbenennung des Martinsfestes so viel Gegenwind und auch Spott erntete, richtiger liegt, als ihm vielleicht selbst klar ist? Wenn selbst muslimische Verbände, selbst Atheisten darauf hinweisen, dass die von Martin vertretenen Werte doch allgemeingültig seien und er sich deshalb als Vorbild eigne – daraus kann man doch was machen?!

Natürlich, das Martinsfest ist selbst in vielen Gegenden, in denen es noch begangen wird, weitgehend – auch ohne Sprachpanscherei – neutralisiert. Die Kinder ziehen durch die Straßen, singen „Laterne, Laterne“ und viele wissen im Grunde nicht, wieso sie das tun. Die Geschichte von Martin, dem Soldaten, der seinen Mantel mit einem Bettler teilt, damit der nicht erfriert, kennen sie aber alle. Sie wird zu Hause erzählt, sie hören sie im Kindergarten, und in den theaterlichen Vorführen, die zu den Umzügen vorgeführt werden, fehlt diese Szene auch nicht. Was aber meist fehlt, ist das, was folgt: den Traum, den Martin nachts hat, in dem Jesus seinen verschenkten Mantelteil trägt – eine Christusbegegnung, die sein Leben ändern wird. Die wenigsten können heute noch von einer Christusbegegnung berichten, selbst wenn sie eine hatten, haben sie sie vielleicht nicht als solche erkannt. Martin aber hat die Botschaft verstanden und ist – schon immer affin zu dem Thema – umgekehrt, hat sich taufen lassen, wurde Priester, zog sich zunächst in eine Einsiedelei zurück, gründete später eine Abtei, die das erste Kloster des Abendlandes gewesen sein soll, sein Leben war geprägt von Askese und Wohltätigkeit, wurde dann gegen seinen Willen Bischof von Tours und starb nach einem Leben für Christus am 11.11.397. Ein wahrer Heiliger, einer der heilte – und einer, der sein ganzes Leben (jedenfalls nach seiner Christusbegegnung) in den Dienst von Jesus an den Armen und Bedürftigen stellte.

Wenn also heute jeder – auch Kritiker des christlichen Glaubens, auch Atheisten, Protestanten, Muslime, „progressive“ Katholiken – den Heiligen Martin verehren, dann verehren sie einen durch und durch katholischen Heiligen. Nicht einfach einen, der ein guter Mensch gewesen ist – machen wir uns nichts vor, davon gibt es und gab es auch damals schon noch ein paar mehr – sondern einen, der eine wirkliche Begegnung mit Christus hatte, der darauf hin umkehrte, sein Leben fortan Christus, seiner Kirche und den Armen widmete, die Priesterweihe empfing und Bischof wurde: Einen katholischeren Lebenslauf kann man sich kaum vorstellen! Und damit wird durch die „Hintertür“ der Mantelteilung ein katholischer Kirchenprotagonist durch alle gesellschaftlichen Gruppen verteidigt, dessen Leben weit entfernt war von heutigen modernen, liberalen oder säkularen Lebensvorstellungen. Der Mann hat ein solches Zeugnis gegeben, das es noch gut 1600 Jahre nach seinem Tod nachhallt! Jemanden, dem das katholische Gen unserer Gesellschaft unangenehm ist und es neutralisiert sehen möchte, der wird womöglich verstehen, dass jemand wie Martin eine Gefahr darstellt. Das im Vergleich größer gefeierte Fest des Heiligen Nikolaus ist einer weitgehenden Säkularisierung durch den „Weihnachtsmann“ zum Opfer gefallen, sehen wir zu, solange wir noch die Unterstützung in der Welt haben, dass das nicht auch mit Martin passiert – und nehmen dann aber auch den Auftrag an, den Rest der Martinsgeschichte wieder ins Bewusstsein zurück zu holen. Passiert letzteres nicht, dann ist ein Sonne-Mond-und-Sterne-Fest so gut wie ein Sankt-Martins-Fest, schaffen wir das aber, dann haben wir einen katholischen Patron, der unsere Gesellschaft weiter durch die Jahrhunderte begleiten kann und damit ein Zeugnis für den katholischen Glauben und für ein katholisches Leben gibt.

Beitrag erschien zuerst auf: papsttreuerblog.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Crono

..... Martin von Tours ist deshalb “durch und durch katholisch”. ...
~~~~~~~~~
Es ist so und wird es bleiben.
Wenn die anderen religiösen Gemeinschaften, e.t.c. (Atheisten nicht ausgeschlossen!!) den KATHOLISCHEN Heiligen Martin verehren und als Beispiel nehmen wollen, so ist mir das sehr willkommen.

Gravatar: Jochen Reimar

Herr Honekamp stellt hier seine Sicht der Dinge dar, und das ist gewiß auch legitim. Ich muß jedoch ergänzen: Martin von Tours ist deshalb "durch und durch katholisch", weil es eben im vierten Jahrhundert noch keine Protestanten und auch keine Ostkirche gab. Deshalb ist die ausschließliche Vereinnamung durch die Katholiken ungerecht, denn aus protestantischer Sicht ist Martin zwar kein Heiliger, würde aber bei jeder sich bietenden Gelegenheit als "Glaubensvorbild" hingestellt. Daher würde ich Martin eher als "durch und durch christlich" bezeichnen, denn das ist er auf jeden Fall gewesen.

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