Anleger auf der ganzen Welt sind wegen des Ölpreisverfalls verunsichert. Mögliche Folgen für die Konjunktur sind dramatisch und Unklarheiten über die weitere Zinspolitik stimmen viele nervös.
Die OPEC hat vergangene Woche entschieden, dass weiterhin ungebremst Öl gefördert und verkauft wird. Der Ölpreis sackte daraufhin deutlich unter sein Krisentief des Jahres 2009 ab. Jahrelang galt, dass günstiges Öl gut für uns sei und wie ein Konjunkturprogramm anzusehen wäre. Diese Stimmung ist nun gekippt, denn der Öl-Preis wird inzwischen auch als Stimmungsbarometer gesehen. Öl löste bisher wahrscheinlich keine globale Krise aus, aber es zeigt sie über den Preis an.
Problematisch sieht es allerdings in sog. “Öl-Ländern” aus. Staaten wie Algerien, Libyen, Nigeria, Venezuela, Brasilien, Ecuador oder der Irak sind so gut wie pleite, Russland steht kurz davor. Ewig kann auch Saudi Arabien die niedrigen Preise nicht durchhalten, doch dem Königreich geht es ziemlich gut. Fällt ein Öl-Land um, dann reißt es kollaterale Wirtschaftssubjekte mit in die Pleite. Was Lehman in 2009 nicht schaffte, schafft dann vielleicht Südamerika oder ein Golfstaat.
Die Pleite eines Öl-Landes halte ich für verkraftbar. Viel schlimmer als die Auswirkungen billigen Öls ist die Ursache. Warum ist es denn so billig? Die Antwort ist klar: Es gibt mehr Öl, wie benötigt wird. Die Verbrauchereinkommen steigen durch niedrigere Kosten für Energie und Mobilität. Doch die Verbraucher verkonsumieren ihr Zusatzeinkommen nur zum Teil. Viel lieber kaufen sie überteuerte Immobilien oder legen ihr Geld auf unverzinste Konten. Der Öl-Preis ist ein “Schwarzer Schwan”; schön, elegant, friedlich, aber gefährlich. Der Schwan selbst tut nichts – er verkündet nur.
Lesetipp: Ist Öl deshalb so billig, weil es unerschöpflich ist?
Zuerst erschienen auf pinksliberal.wordpress.com
Kommentare zum Artikel
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Liebe Jenny Ger!
Immer wieder gern, lese ich Ihre Beiträge. Nur die Befürchtung, Russland könne den billigen Ölpreis nicht durchhalten, teile ich nicht mit ihnen. Russland profitiert zwar vom Gas- und Ölexport, ist aber vielseitig und wenig verschuldet. Dazu hilft das Handelsembargo, dass Russland die eigene Wirtschaft ohne westliche Konkurrenz aufbauen kann. Warten wir's ab, die brauchen uns weniger, als wir sie.
Der Islamische Staat betätigt sich seit langem im illegalen Handel mit Erdöl. Mm
Möglicherweise trägt er ebenfalls Schuld am rasanten Verfall des Erdölpreises. Die Türkei z.B.: profitiert massiv von ihrer Rolle als Transitland des illegalen Erdölschmuggels, das IS-Kalifat honoriert die Türkei für ihre Beihilfe großzügig mit billigem Öl.
Der autoritär regierende islamistische Staatspräsident Erdogan und sein Familienklan sind selbst aktiv an diesen kriminellen Aktivtäten beteiligt.