Der Schoß ist wieder fruchtbar

Der Mensch liebt die Gewohnheit. Er will nicht nur wissen, wo er morgen, übermorgen, in einer Woche, in einem Monat und in einem Jahr lebt und arbeitet, er will, dass morgen, übermorgen, in einer Woche, in einem Monat und in einem Jahr es so bleibt wie heute.

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Vorausgesetzt, es geht ihm heute gut und besser als morgen, übermorgen, in einer Woche, in einem Monat oder in einem Jahr.

Doch manchmal sind die Zeiten unsicher. Aktien stürzen, Arbeitsplätze gehen verloren, die Umgebung verändert sich und die Unsicherheit benebelt den Verstand. Dann braucht der Mensch einen Sündenbock. Dies zumindest ist sicher. Glücklicherweise existiert in der menschlichen Geschichte ein verlässlicher Sündenbock, auf dem man in der Not stets zugreifen kann. Und die Zeiten sind gerade unsicher.

Kommen wir zu den Friedensaachenern. Der Aachener Friedenspreis wird jährlich verliehen, wobei der Bepreiste kein politisch Rechtsaußen sein darf, es sei denn, er hetzt gegen Juden und insbesondere gegen Israel. Ob er jemandem nützt, beispielsweise den entrechteten Palästinensern in Syrien, Libanon oder Gaza, ist nicht relevant. Einzig wichtig ist, dass herausgearbeitet wird, dass die Juden die eigentlichen Nazis sind. So entlasten die Aachener ihr schlechtes Gewissen, deren Väter und Mütter und Großväter und Großmütter zugeschaut haben, ohne zu fragen und sich zu wundern, wie und warum alle Juden verschwunden sind. Das schlechte Familiengewissen der Aachener ist ebenfalls eine Konstante, auf die Verlass ist.

Die Zeiten sind jetzt nicht allein unsicher, sondern zudem widersprüchlich. Die Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak sollten das Heil bringen. Sie werden wie Könige im Bahnhof von München empfangen, um vergessen zu lassen, dass die Juden an der Rampe von Auschwitz, dem damaligen Auschwitzer Bahnhof, aus den Viehwaggons herausgezerrt worden sind, um selektioniert zu werden: gleich sterben oder vorher noch arbeiten. Die Goldzähne werden allen gezogen. Damals wie heute kennen die Deutschen keine Obergrenze. Alle Flüchtenden sollen heute in Deutschland glücklich werden, so wie alle Gequälten damals ermordet werden sollen. Doch unvermutet wehren sich einige undankbare Ersatzjuden und bomben und töten und vergewaltigen. In Frankreich, in Belgien, in den Niederlanden, in England. Wann kommen wir dran? Wann werden wir endlich erlöst? Wenigstens sind die Ersatzjuden auch Judenhasser. So wie manche Juden, die in Aachen den Friedenspreis empfangen.

Die unsicheren Zeiten erzwingen sichere Reaktionen. Die Aachener Zeitung veröffentlicht auf der ersten Seite am 24.02.2017 eine kleine, aber entscheidende Notiz. Die Aachener Friedenstage, ein Euregioprojekt-Frieden.org, werden bald eröffnet. Liest man dort die Veranstalter, so erfährt man, dass sich Stalin mit Luther verbündet hat. Endlich ganz unten steht das Ersehnte: Song für Gaza. Eine offene Bühne in Aachen für Judenhasser (Schwein mit Judenstern) und Israel vernichten wollenden Boykotteuren. BDS heißt es heute, bedeutet jedoch wie vor Jahrzehnten: Kauft nicht beim Juden, ruiniert sie, zerstört ihre Lebensgrundlage! Ein Link führt zum jüdischen Selbsthass, wo genüsslich der „jüdische Dschihadismus“ beschrieben wird. Aachen, du sollst es wissen! Nicht die muslimischen Ersatzjuden aus Syrien, dem Irak, Pakistan und Nordafrika morden und bomben in London, in Paris, in Brüssel und in Berlin, sondern die echten Juden! Aachen, begehe keinen Fehler! Schalte verbal den Gasofen ein! Diesmal werden sie uns nicht entrinnen! Besucht massenhaft das Euregiofriedensprojekt! Vor Jahren habt ihr folgsam den arabischen Märchen gelauscht, die aus Juden Nazis machen (und aus Nazis Unschuldige). Das hat euch und den Zeitungen gefallen. Aachen, wir verlassen uns auf euch!

Mitten in Aachen gibt es eine Jüdische Gemeinde, die zuweilen von der Polizei bewacht wird. Früher, sehr viel früher, sind die Juden geachtet gewesen, heute werden sie gerade noch toleriert. Ihr Einfluss ist nicht vorhanden. Wenn sie sich beschweren würden, würde man sie auslachen. Opfer haben jedoch nicht die Pflicht, sich zu wehren. Hierzu gäbe es eine Deutsch-Israelische Gesellschaft, die sich für lokalpolitisch einflussreich hält. Doch diese ist allzu sehr mit sich selbst beschäftigt.

Währenddessen steigen die Wohnungspreise in Israel. Man munkelt, dass solch unsichere Zeiten dem Messias vorangehen und deshalb alle Juden sich in Israel versammeln werden. Die Juden aus Deutschland bringen als Erinnerung aus der Heimat die neuesten Ausgaben des Völkischen Beobachters mit, der heute anders heißt.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: R. Avis

@ Martin Schmid: gerade sitze ich am Schreibtisch meines kürzlich verstorbenen Vaters. Im vergangenen halben Jahr war immer einer von uns bei ihm, Tag und Nacht. Ich wünsche Ihnen, daß Sie ebenfalls jeden Beistand haben, den Familie und Freunde Ihnen geben können. Freue mich jedes Mal, wenn Sie in diesem Forum kommentieren.

Gravatar: RAFAMedR Martin Schmid

Es ist - ich leide ebenfalls nahezu tödlich darunter - in keiner Weise vorhersehbar, wie sich das eigene Leben am nächsten Tag, in der nächsten Woche, in der nächsten Minuten gestalten wird. Mein Leben hat sich innerhalb von 2 Sekunden um 180 Grad gedreht - zum negativen. Das ist die blanke Tatsache und damit sollte, nein muss man rechnen.

Gravatar: R. Avis

Man muß unterscheiden zwischen Juden, die als Volk ein Recht auf einen eigenen Staat haben, und den Zionisten, die von einem Groß-Israel von Ägypten bis zum Euphrat träumen. Es gibt keine klaren Fronten mehr im globalen Machtkampf; das israelische Militär unterstützt offen den Islamischen Staat, der von Saudi-Arabien (und den USA) unterstützt wird. Wer glaubt, daß in der amerikanischen Regierung Zionisten die Strippen ziehen, sollte anfangen umzudenken. Tatsächlich sieht es so aus, als sei in Obamas Amtszeit die Muslim-Bruderschaft an die Macht gekommen, die hinter den Kulissen die Einwanderungs-Politik bestimmt. Obamas Vater war Muslim und nach islamischem Recht ist es der Sohn ebenfalls. Israel spielt ein sehr gefährliches Spiel und vertraut zu sehr auf seinen Mossad. Der Schuß kann ganz schön nach hinten losgehen, mit fürchterlichen Folgen für die jüdische Bevölkerung weltweit, denn der Islam ist wie ein ständig wachsendes Krebsgeschwür und absolut bösartig.

Gravatar: Frederik Friedrich

Ich habe festgestellt, dass die Leute den Islam und seine Gläubigen umso mehr lieben, je weniger sie von dieser Kultur wissen (und auch wissen wollen).
Im Gegenzug hassen sie die Juden umso mehr, je weniger sie vom Judentum und von der schwierigen Lage des Staates Israel, der von REALEN Feinden umgeben ist, wissen oder wissen wollen. Diese Leute hätten über das Internet jeglichen Zugriff auf mehr (oder weniger...) sachliche Informationen, wenn sie über ihr Weltbild wirklich nachdenken wollten.
Es hat sich leider in den vielen Jahren nichts geändert, außer, dass viele Juden in Israel inzwischen wohl auch ihre Liebe zum Islam und insbesondere zu den Palästinensern entdeckt haben (Tuvia Tenenboom "Allein unter Juden" und Augenzeugenberichte eines meiner guten Bekannten).
Israel, bleib wachsam und lasse es nicht zu, dass die einzige Festung der Demokratie im Nahen Osten überrannt wird!!! Westeuropa ist schon verloren, und daran sind in erster Linie die Menschen schuld, die ihre Chancen zur Wahl echter Alternativen zu ihren islamfreundlichen Regierungen nicht nutzen wollen, weil sie den Islam für "gut und friedlich" halten (so wie es "Mutti M." seit Charlie Hebdo ständig verkündet). Siehe jetzt die Niederlande und das Saarland.
Es bleibt nur zu hoffen, dass Polen, Ungarn und Tschechien standhaft bleiben und dabei Unterstützung durch Donald Trump bekommen.

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