Der psychologische Krieg des Progressismus gegen die katholische Lehre

Die Progressisten oder Reformisten veröffentlichen zwar sehr viele Bücher und Artikel. Die Publikationsarbeit ist allerdings nicht ihre wichtigste Waffe. Die wichtigste psychologische Waffe der Progressisten gegen die Konservativen ist die Verschleierung der Tatsache, dass es das Böse überhaupt gibt.

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Seit fast zwei Jahren wird in der katholischen Kirche um die Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen, die Bewertung von Homosexualität und andere ähnlich gelagerte Themen gestritten.
Die Disputanten lassen sich im Wesentlichen in drei Lager aufteilen:

  1. Die Progressisten, Reformisten oder Linkskatholiken. Diese fordern eine Änderung der Pastoral mit den oben genannten Gruppen. Doch inzwischen fordern sie auch eine Änderung der katholischen Ehe- und Sexuallehre. Die wichtigsten Vertreter dieser Gruppe sind die Kardinäle Kasper, Marx, Baldisseri und eigentlich auch Kardinal Schönborn, obwohl ihn manche nicht zu dieser Gruppe zählen würden (doch seine Theologie ist noch progressistischer als die Kaspers, was wilde Ehen und sonstige Partnerschaftsformen angeht). Diese Gruppe ist eine Minderheit, vielleicht gehören 15 bis 20 Prozent des Weltepiskopats ihr an. Doch sie ist in den Medien stark präsent. Sie gibt die Diskussionsthemen vor.
  2. Die zweite und bei weitem größte Gruppe besteht aus den Moderaten. Sie wollen sich zu polemischen Themen am liebsten gar nicht äußern und tun das nur, wenn es unbedingt notwendig ist.
  3. Die dritte Gruppe besteht aus den Konservativen, die inzwischen auch Traditionalisten genannt werden. Sie verteidigen öffentlich die katholische Lehre und kämpfen gegen das Reformprogramm von Kardinal Kasper & Co. Wichtigste Vertreter sind die Kardinäle Burke, Sarah, Erzbischof Gądecki usw. Man hielt diese Gruppe für recht klein, doch in der Familiensynode wurde klar, dass sie zahlenmäßig sogar größer ist, als die der Progressisten.

Die ganze Auseinandersetzung der letzten beiden Jahre bestand daraus, welche der kleinen Gruppe mehr Anhänger der Moderaten für sich gewinnen kann.

Was ist die Strategie der Progressisten in dieser Auseinandersetzung?

Die Progressisten oder Reformisten veröffentlichen zwar sehr viele Bücher und Artikel. Die Publikationsarbeit ist allerdings nicht ihre wichtigste Waffe, denn in einer theologischen Auseinandersetzung mit den Konservativen, in der es um die richtigen Argumente geht, haben sie nur geringe Chancen. Ihre Publikationen sind in erster Linie Mitteilungen an die eigene Gefolgschaft.

Die wichtigste psychologische Waffe der Progressisten gegen die Konservativen ist die Verschleierung der Tatsache, dass es das Böse überhaupt gibt.

Wenn Personen sündigen, so tun sie es nicht unbedingt, weil sie eine Neigung zum Bösen haben, der sie nachgeben. Nein, sie sündigen, weil sie schlecht erzogen wurden, weil sie unter schwierigen Umständen leben, weil sie Not und Leiden im Leben erfahren haben usw. Aus diesen Gründen haben die Menschen falsche Entscheidungen gefällt. Sie taten das nicht so sehr aus Boshaftigkeit, sondern weil sie sich geirrt haben. Kurz: Die Sünde ist eigentlich eine falsche Entscheidung und keine willentliche Entscheidung zum Bösen.

In der Praxis wird dies mit Beispielen aus dem Alltag belegt, die geeignet sind, den Sentimentalismus bei den Menschen zu wecken. Prinzipien und Argumente der Vernunft, die typischerweise von der Fraktion der Konservativen verwendet werden, verlieren in dieser Gefühlsduselei an Kraft. Kardinal Schönborn von Wien beherrscht diese Strategie meisterhaft.

Diese Strategie der Progressisten, unterstützt durch die Medien, lässt die Konservativen in der Öffentlichkeit als hart und unbarmherzig erscheinen.

Auf diese Weise entsteht ein Paradox: Die Sünder sind eigentlich gar nicht böse und verdienen unser Mitgefühl. Die Konservativen, also diejenigen, die auf die Moral, auf die Prinzipien und auf Argumente der Vernunft pochen, das sind die wahren Bösen. Sie wollen den Menschen das Leben hart machen.

Diese Strategie wurde so weit getrieben, dass Kardinal Gerhard Müller, Präfekt der Glaubenskongregation, sich öffentlich beschwert hat, dass diejenigen, die heute die katholische Lehre verteidigen, als „Feinde des Papstes“ beschimpft werden.

Ein Höhepunkt der hier beschriebenen progressistischen Strategie ist das sogenannte Schuldbekenntnis der deutschsprachigen Gruppe auf der Synode: Diese Sprachgruppe bat um Verzeihung für die harte Sprache, die man im pastoralen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, alleinerziehenden Müttern, Homosexuellen usw. verwendet hat.

Eine solche Aussage kommt einer totalen moraltheologischen Entwaffnung gleich.

Doch das ist genau das, was der Progressismus anstrebt: Eine Kirche, in der Dogmen, Prinzipien und Argumente praktisch keine Rolle mehr spielen und in der diejenigen, die die Wahrheit verteidigen, dämonisiert werden.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: aLuckyGuy

Das größte Problem mit Religionen wie der katholischen Kirche ist das permanente Leugnen der Realität. Das heißt, man erschafft sich ein völlig eigenes Weltbild das mit der real existierenden Weltbild überhaupt nichts zu tun hat. Der Glaube von Menschen, benötigt nun einmal keinerlei Beweisführung und führt dazu, dass oft selbst die obskursten Dinge nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hinterfragt werden. Wissenschaft benötigt Beweise, der Glaube braucht dies jedoch nicht. Wenn ein Mensch daran glaubt, das der Himmel in Wirklichkeit grün ist, so wird es weitestgehend unmöglich sein ihm von etwas anderem zu überzeugen, vollkommen egal wie groß die Widersprüche auch sein mögen.

Gravatar: Jürg Rückert

"Ein Höhepunkt der hier beschriebenen progressistischen Strategie ist das sogenannte Schuldbekenntnis ..."
"Eine solche Aussage kommt einer totalen moraltheologischen Entwaffnung gleich ..."

Schuldbekenntnis = Entwaffnung - eine schwierige Situation!

In Marburg an der Lahn erzählte ein Pfarrer, dass in früheren Zeiten bei der Taufe eines unehelichen Kindes der Pfarrer das Recht hatte (so eine Ledige war kein mündiger Bürger) dem Kind einen Namen zu geben. Üblich seien dann Namen wie "Achilles" gewesen, womit der Täufling ein Leben lang als "Unehelicher" stigmatisiert war.
Gründe für Schuldbekenntnisse gäbe es immer.
Allerdings müssten es die Beichten der Täter sein!
Die sich vererbende Schuld über Generationen zu beichten ist so widersinnig, wie in einer Beichte die Sünden der anderen zu beichten (was laut Beichtvätern gar nicht so selten sein soll ...).
Hier würde außerdem der Missbrauch eines verordneten Opferstatus nicht lange auf sich warten lassen!

Gravatar: Freigeist

Ja, es gibt ziemlich böse Elemente in Regionen. Steinigung. Das Verhalten von Päpsten, Geburtenregelung zu bannen, ist ein extrem böser Akt mit Tausenden von Armen, Kranken und Toten.

Gravatar: Gernot Radtke

Das hier für innerkirchliche Strömungen herausgestellte Verhaltens- und Argumentationsmuster ist auch aus der Täter-Opfer-Diskussion bekannt. Der kriminelle Täter wird da zum 'Opfer' der Verhältnisse uminterpretiert und das Opfer, das auf der Verantwortlichkeit des Täters für seine Tat besteht, ist dann der wahre ‚Täter‘, der dank seiner Hartnäckigkeit nun daran schuldig wird, daß der eigentliche Täter seine Schurkereien auch weiterhin begeht, nun sogar im Bewußtsein bestärkt, Opfer einer Tat zu sein, die voll auf das Konto ‚der‘ Gesellschaft zu buchen ist, was immer diese auch sei. - Überall heillose Verwirrung und heilloser Werterelativismus in den Köpfen!

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