Der Kölner Skandal und seine Folgen: Opfer und Täter

Wer in Köln die Opfer waren, ist klar: die Frauen, deren Leiden hinterher vertuscht werden sollte. Die Polizei war erst überfordert, dann wurde sie von der Politik im Stich gelassen. Mein Vertrauen in die Integrität führender deutscher Politiker hat sich aufgelöst.

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Wer die direkten Opfer der Kölner Silversternacht sind, sollte wohl einigermaßen klar sein. Mittlerweile liegen offenbar mehr als Hundert Anzeigen von Frauen vor, die sexuell belästigt, bedrängt oder beraubt wurden, offenbar entsprechen einige Taten der Defintion einer Vergewaltigung. Diese Frauen sind die ersten Opfer dieser Vorkommnisse und ich muss mir an die eigene Nase fassen, dass sie auch bei mir – wie in der überwiegenden Berichterstattung – nicht an erster Stelle meiner Kommentare dazu standen. Und es sind ja nicht nur diese Frauen: Mit den Traumatisierungen, die sie dort erfahren haben, werden in den kommenden Wochen, Monaten, vielleicht Jahren, auch Ehemänner und Freunde, Kinder und Eltern, Freundinnen und Freunde zu tun haben. Für diese Frauen und ihr Umfeld ist nach dieser Nacht erst mal nichts mehr wie es war.

Sie sind die Opfer und die Täter sind ebenfalls recht klar, auch wenn man sie nicht individuell identifizieren kann. Nach den letzten Berichten handelt es sich bei den Tätern um nordafrikanischer oder arabische Männer, manche offenbar schon länger in Deutschland lebend, manche als Flüchtlinge erst vor kurzem aus Syrien gekommen. Das sind die Täter, und das ist unbestritten.

Diese Täterschaft wurde lange vertuscht, und ich habe in anderen Beiträgen auf Facebook bereits deutlich gemacht, dass ich nicht glauben kann, dass das alleine der Kölner Polizei anzulasten gewesen wäre. Natürlich war die erste Aussage, dass es sich um eine ruhige Nacht gehandelt hatte, eine krasse Fehleinschätzung, dass dann aber anschließend nur nach und nach die Wahrheit ans Licht gekommen ist, und immer erst unter dem Druck der Berichterstattung – ja, es gibt in Deutschland auch noch eine verantwortliche Presse! – ist ein echter Skandal. Und das nicht nur wegen des Faktums an sich:

Offenbar war die Polizei in Köln extrem überfordert. Nach Medienberichten liegt das an der Personal- wie auch an der Sachausstattung, die ein konsequentes Durchgreifen nicht ermöglicht hat. Und die Polizeiberichte der Nacht, die zwischenzeitlich veröffentlicht sind, weisen darauf hin, dass dieser Zustand bereits schnell erkennbar war. Dass am nächsten Morgen dennoch eine andere Schlussfolgerung gezogen wurde, kann man nicht den einzelnen Polizeibeamten anlasten, die zu Silvester, als alle anderen feierten, ihre Köpfe für die Sicherheit der Menschen hingehalten haben. Und über ihre Köpfe hinweg wurde entschieden, dass man das wohl besser vertuschen sollte. Darum sind die beteiligten Polizisten ebenfalls Opfer der Nacht. Wie muss es um ihr Vertrauen in ihre Führung aussehen, wenn man sie in dieser Weise hängen lässt? Und glaubt jemand wirklich, die Entscheidung über diese Kommunikation habe der Kölner Polizeipräsident alleine getroffen?

Als nicht mehr geheimzuhalten war, dass die Silvesternacht chaotisch verlaufen ist, wollte man zunächst mal nichts von der Herkunft der Täter wissen. Die betroffenen Frauen hatten Aussagen gemacht, und mussten nun aus den Medien erfahren, dass diese nicht ernst genommen wurden. Sie hatten die Gesicher der Täter noch vor Augen und nun sollte nicht mehr klar sein, dass es sich um offenbar nordafrikanische und arabische junge Männer gehandelt hat. Das macht diese Frauen erneut zu Opfern – wie muss es um ihr Vertrauen in den Rechtsstaat aussehen, wenn mit ihnen so umgegangen wird?

Dann hieß es, es habe sich nicht um Flüchtlinge gehandelt – was die beteiligten Polizisten bereits besser wussten. An dieser Stelle ist einigen von denen die Geduldsschnur gerissen und sie haben sich an die Medien gewandt, die das Thema auch in der Mehrzahl aufgegriffen haben. Nachdem sich der eine oder andere bereits im Vorfeld gefragt hat, wie es sein kann, dass man die Täter zwar nicht identifizieren konnte, aber sicher war, dass es sich nicht um Flüchtlinge gehandelt habe, und bereits der Verdacht der Vertuschung in der Luft lag, hat sich diese damit bestätigt. Das tiefere Problem dahinter: Diejenigen, die in den Flüchtlingen ohnehin eine Bedrohung sehen, am liebsten niemanden rein lassen wollen, sie sehen sich umso mehr bestätigt. Hätte man zu Beginn vielleicht noch argumentieren können, dass es sich um spezielle Sonderfälle gehandelt habe, stehen jetzt die Flüchtlinge wieder in Summe am Pranger, auch die, die gerade vor Zuständen wie denen vor dem Kölner Hauptbahnhof geflohen sind. Auch sie sind Opfer, Opfer der Vertuschungen, weil sie nun noch mehr als sowieso schon unter Generalverdacht stehen und weil die Legitimität der schrägen Flüchtlingspolitik der Regierung auf ihrem Rücken gewahrt werden sollte.

Die ersten Opfer und die ersten Täter sind also klar. Aber die betroffenen Frauen sind zum zweiten mal Opfer geworden. Die Polizisten, die an dem Abend im Einsatz waren und versuchen, sich für die Sicherheit der Feiernden einzusetzen, sind ebenfalls Opfer. Und der Großteil der Flüchtlinge, von dem ich immer noch überzeugt bin, dass sie unabhängig von Fluchtgrund, Asylaussichten und Religion im Grunde friedliebende Menschen sind, sind ebenfalls Opfer dieses Skandals. Aber während die ersten Täter klar sind, wird es bei den Tätern zu diesen Opfern schwieriger. Eines ist klar, die ersten Täter tragen keine Schuld an diesem Skandal – und vermutlich liegt man nicht verkehrt, wenn man die Schuldigen neben der Polizeiverwaltung in Medien und Politik sucht. Mein Vertrauen in die Integrität führender deutscher Politiker, die sich dazu in den vergangenen Tagen zu Wort gemeldet haben, ohnehin schon nicht weit ausgeprägt, hat sich jedenfalls aufgelöst. Vermutlich erhält man auf die legitime Frage nach den Tätern die mittlerweile sprichwörtliche Antwort: Ein Teil der Antwort könnte die Bevölkerung verunsichern!

Zuerst erschienen auf papsttreuerblog.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: J. Desillusioniert

Und wie geht es jetzt weiter?! Nächstes Silvester unbeschwert in der Innenstadt feiern?! Eher nicht vorstellbar.
Ohne Pfefferspray nicht mehr raus?! Und wenn die Armlänge nicht mehr eingehalten werden kann, weil es zu viele Arme sind? Oder die Männer an den Armen hinten dran schneller zu Fuß!?
Was steckt man sich für den Fall ein, das die Dose leer wird?! Wenn man sich in so einer Situation wie in Köln erfolgreich verteidigt, aber Angreifer verletzt - zur Polizei geht man dann wohl lieber nicht. "Ein rechtsradikaler Hintergrund der Tat kann nicht ausgeschlossen werden" - das ist doch dann das Mindeste, was am nächsten Tag existenzvernichtend in der Zeitung steht - ob Verteidigung oder nicht - wen interessiert es.
Mein Vertrauen in unsere Regierung ist derzeit rund Null und ich weiß, daß es immer mehr Leuten so geht.
Daß eine Kanzlerin Gesetze einfach ignorieren kann und die andern Parlamentarier sind nicht in der Lage, das zu stoppen! Oder nicht willens - ich weiß nicht, welche der beiden Varianten die Schlimmere wäre.

Gravatar: Johannes Asch

Die Opfer hatten sich die falschen Täter ausgesucht .

Gravatar: Stephan Achner

"Mein Vertrauen in die Integrität führender deutscher Politiker hat sich aufgelöst.": Na, das hat aber lange gedauert, bis es soweit war.

Gravatar: Jochen Reimar

Hier wird es einmal deutlich ausgesprochen: Das Vertrauen der Bürger in den Staat, die Politik und die Medien ist dahin. Es handelt sich also nicht mehr nur um eine Flüchtlingskrise, sondern eine echte Staatskrise! Das Vertrauen wird nur schwer oder eher gar nicht zurückzugewinnen sein.

Gravatar: D.Eppendorfer

Erfreulich, wenn dieses Kölner Beispiel barbarischer islamischer Verbrechen samt anschließender pseudochristlicher Vertuschungsversuche nun einige Bürger zu Skepsis oder gar Vertrauensverlust gegenüber einer Regierungsbande, die geradezu absolutistisch über ganz Europa zu herrschen versucht, bewegen konnte.

Bedauerlich aber ist, dass trotz Abscheulichkleiten wie im britischen Rotherham viele Doidschmichel so verdammt lange brauchen, um ihr dämliches Tagträumertum zu überwinden. Wie viel Elend hätte vermieden werden können, wenn Zögerlinge wie Sie ihre ernüchternde Erleuchtung früher gehabt hätten, weil die Warnungen vor genau solchen Ekzessen ja schon seit Jahren bekannt sind.

Oder haben Sie irgendwo in einem Wolkenkuckucksheim für Angepasste gelebt und Muddis schöne Scheinwelten visualisiert?

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