Der Grieche an sich...

...ist weder fauler noch dümmer noch generell unfähiger als der Deutsche oder der Niederländer oder der Engländer.

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Die gleichen politischen Rahmenbedingungen führen aber fast immer zu den gleichen Ergebnissen. Und diese Rahmenbedingungen sind in Griechenland offenbar problematisch. Erhellend ist in diesem Zusammenhang zum Beispiel, was Karl-Heinz Krüger schon 1983 im Spiegel über das damalige West-Berlin schrieb "Elf Milliarden Mark schießt die Bundeskasse dieses Jahr in den West-Berliner Haushalt. Etwa ebensoviel geht für Prämien, Befreiungen, Ermäßigungen, Vergünstigungen, Zulagen und Soforthilfen drauf, für Transitpauschale an die DDR, Ticketzuschuß an die Luftfahrtgesellschaften, für Kulturpolitisches und ermäßigte Postgebühren.

Eine Dauerlast für Bonn, schon - aber auch eine zunehmende Belastung West-Berlins, die nur noch schwer mit dem Text zum Geläut der Freiheitsglocke in Übereinstimmung zu bringen ist: "Ich glaube an die Würde jedes einzelnen Menschen.".

Daß West-Berlin in Verruf geraten ist, den Hautgout einer Skandalstadt angenommen (Modeschöpfer Heinz Oestergaard, Modell) hat, annehmen mußte, liegt auch an der Allgegenwart, der leichten Verfügbarkeit anonymer Gelder.

Wo der Griff nach anderer Leute Geld Anfang und Ende aller Politik sein darf, muß die Amoralität ein ganzes Gemeinwesen durchseuchen. Wo eine Stadtregierung jede Bittstellerei um Erhöhung der Subsidien mit der Phrase tabuiert, andernfalls sehe sie die Erfüllung ihrer "nationalen Aufgabe" gefährdet, ist allen ein Freibrief auf Unverfrorenheit ausgestellt: dem Topmanager, der aus Steuergeldern seine Jagd in Tirol finanziert; dem jugendlichen Hausbesetzer und Staatsverächter, der gleichwohl seine "Stütze" bezieht; dem Rentner, der sich zu Altenschwof und Dampferfahrt kutschieren läßt.

Nur folgerichtig kam es zu einer Vielzahl von Affären, ob bei der Staatlichen Porzellan-Manufaktur oder der städtischen Müllabfuhr, zur endlosen Kette der Skandale in der Baubranche - und zu einem perversen Haushalt.

Die Halbstadt unterhält ein Heer von Staatsdienern, als sei Berlin noch immer die Viereinhalbmillionen-Metropole, noch immer Regierungs- und Verwaltungskapitale eines Reiches: Mehr als 25 Prozent aller Erwerbstätigen stehen im öffentlichen Dienst - und das bei einem Schuldenberg von 26,7 Milliarden Mark."

An diesem Beispiel wird ähnlich klar wie am aktuellen Beispiel Griechenlands: Wer Misswirtschaft subventioniert, trägt zu ihrer Erhaltung bei. Welchen Effekt sollte eine derartige Subvention auch sonst haben? Es ist das Prinzip "Versuch und Irrtum", das die Marktwirtschaft der Planwirtschaft und die Wissenschaft der Ideologie überlegen macht. Aber dafür dürfen die Irrtümer nicht auf Kosten anderer erhalten bleiben.

ebenfalls erschienen auf kingofblog.de

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