Der Brexit wird völlig überbewertet

Inzwischen wird der Brexit im Journalismus, aber auch von Volkswirten, immer häufiger als geopolitisches Risiko mit hoher Einschlagkraft genannt. Dabei ist Brexitangst ebenso unlogisch wie Höhenangst: Höhe an sich ist total ungefährlich; erst das Fallen macht den Unterschied.

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Höhenangst ist irrational. Fallangst hingegen kann man logisch begründen. So ähnlich ist es auch beim Brexit. Viele Analystlinge warnen vor steigenden Schwankungen und unsicheren Zeiten. Sie führen als Begründung immer wieder den Begriff Brexit mit auf. Der ungeneigte Leser erinnert sich sofort an Grexit und bekommt es mit der Angst zu tun. Dabei sind Grexit und Brexit absolut nicht vergleichbar. Beim Grexit tritt ein Land aus dem Euro aus. Beim Brexit tritt ein Land aus der EU aus. Die Ähnlichkeit der Begriffe dient der Verunsicherung – es handelt sich um zwei paar Stiefel.

Beim Brexit kommt es nicht, wie beim Grexit, zu einer Währungsumstellung. Die britischen Schulden, Finanzmärkte und Zahlungsströme bleiben unberührt. Was beim Brexit passiert, ist dass ein Staat aus einer Vertragsgemeinschaft austritt. Als Konsequenz könnte passieren, dass ein schottischer Bauer seine Förderung künftig nicht mehr aus Brüssel, sondern aus London bekommt. Hinter der Brexit-Panikmache steckt natürlich eine ganz andere Angst. Es ist die Angst vor Machtverlust. Die radikalen Vorreiter eines zentralen EU-Reiches fürchten sich vor dem nordwestlichen Gebietsverlust.

Einen Dominoeffekt wird es im Übrigen auch nicht geben, denn jedes Land, außer Deutschland vielleicht, kann selbst entscheiden, ob es bei der Vertragsgemeinschaft EU mitmachen will. Niemand wird dies vom Brexit, sondern eher von eigenen Belangen abhängig machen. Am 23. Juni 2016, mitten in der EM, dürfen die Briten souverän darüber entscheiden, ob sie der EU angehören möchten, oder nicht.

Beitrag zuerst erschienen auf pinksliberal.wordpress.com

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Kommentare zum Artikel

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Wenn Großbritannien aus der EU austritt, ist eines der letzten vernünftigen und wirtschaftlich einigermaßen stabilen Länder weg, das noch immer den Fusionierungswahn gebremst und mit politisch-wirtschaftlichem realistischen Denken gegengehalten hat.

Eine solche Entscheidung der Briten muss fürwahr ein jeder fürchten, der die EU erhalten will oder auf absehbare Zeit dazu keine Alternative sieht; dem es aber um Maß und Mitte geht bei der Zusammenarbeit der Länder.

Großbritannien gehört auf jeden Fall in einen demokratischen Bund der europäischen Länder!

Die derzeitige deutsche Wahnsinnspolitik auf allen Ebenen ist für jeden Vertreter des "common sense" natürlich ein Grauen.

Umso mehr müssen sich alternative Kräfte hierzulande auch international bemerkbar machen, um anzuzeigen, dass auch dieses Land sich anschickt, zur Vernunft zurückzukehren.

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