Die originellsten Betrachtungen dieses lesenswerten Buches erfolgen durch die Wald/Forst-Linse. Nelson analysiert fatale waldbauliche Entscheidungen vor dem Hintergrund der ostdeutschen kommunistischen Wirtschaftspolitik, und deren Auswirkungen auf das Management natürlicher Ressourcen.
Ferner erörtert er, wie sich der Rückgang der ostdeutschen Wirtschaft aus Wald- und Landschaftsbildern ausmachen ließ - lange vor dem politischen Zusammenbruch. Bestimmte Veränderungen im Wald-Ökosystem sieht er als Barometer zur Einschätzung der Stabilität eines politischen Systems. Immer wieder geht er der Frage nach, warum politische Analysten im Westen diese – aus seiner Sicht deutlichen - Entwicklungen ignorierten. Dazu ließe sich einwenden, im Nachhinein erscheinen Ableitungen dieser Art oftmals als schlüssig, eignen sich aber kaum oder nur bedingt als Prognoseinstrument. Das sollte einen nicht abschrecken: Nelson geht so detailliert auf einzelne Entwicklungen und Akteure ein und schildert so lebhaft und facettenreich, wie bankrotte politische Systeme mit teilweise unfähigen politischen Führer die Gesundheit der Wälder aufs Spiel setzen, dass die Lektüre überaus lohnenswert ist. Für jagdlich Interessierte: Auch das Thema ‚Jagd und Macht’ kommt nicht zu kurz.
Arvid Nelson, Cold War Ecology: Forests, Farms, and People … (Gebundene Ausgabe; Yale University Press; ISBN-10: 0300106602 / ISBN-13: 978-0300106602)
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